Warum ist Ebbe und Flut an der Nordsee stärker als an der Ostsee?

Ein globales, immer wiederkehrendes Großereignis in wenigen Worten verständlich zu erklären, ist schwierig, zumal auch der Mond eine gewichtige Rolle spielt (übrigens: auch die Sonne hat eine starre Nebenrolle).

Aber wir versuchen es mal:

Die Schwerkraft bewirkt, dass sich Mond und Erde gegenseitig anziehen. Das wirkt sich vor allem auf das Wasser der Ozeane aus. Der Mond zieht das Meer auf der ihm zugewandten Seite an, eine erste Flutwelle baut sich auf. Auf der anderen, dem Mond abgewandte Seite der Erde, ist die Anziehung des Mondes am schwächsten. Hier entsteht eine zweite Flutwelle, weil der Mond nicht so stark daran zieht. Unlogisch ? Nein, ein wichtiger Akteur bei diesem Geschehen ist die Zentrifugalkraft, sie spielt auch mit. Da die Zentrifugalkraft auf der mondabgewandten Seite stärker ist als die Anziehungskraft des Mondes, steigt der Wasserspiegel hier auch an.

Die Erde hat also täglich mit zwei gigantischen Flutwellen zu kämpfen. Da sich die Erde im Laufe eines Tages einmal um sich selbst dreht, bekommt jede Küste alle 6 Stunden die Flutwelle in unterschiedlicher Intensität ab. Dementsprechend ist auch zweimal Ebbe. Ebenso beeinflussen geologische Besonderheiten an den jeweiligen Küsten die Heftigkeit von Ebbe und Flut und auch die Tatsache, dass Mutter Erde keine ebenmäßige Kugel ist, wirkt mit.

Wer schon sowohl an der Nord- wie auch an der Ostsee war, kann diese Frage leicht beantworten. Während man an der Nordsee täglich den Wechsel der Gezeiten beobachten kann, scheint der Wasserstand an der Ostsee immer gleich zu bleiben.

Tatsächlich sind die Gezeiten an den verschiedenen Ozeanen und Küsten sehr unterschiedlich. Das hängt mit der Kugelform der Erde und der Erddrehung zusammen sowie auch mit der Wassertiefe und Hindernissen wie z.B. Inseln.

Die Nord- und die Ostsee besitzen keine nennenswerten eigenen Gezeiten. Dazu sind sie zu klein. In solchen Neben- oder Randmeeren können aber trotzdem Gezeiten auftreten, wenn diese von außen angeregt werden.

Die Nordsee hat zwei Zugänge zum Atlantik: den schmalen Ärmelkanal im Südwesten und einen sehr weiten Zugang im Norden. Die Gezeiten der Nordsee werden von diesen beiden Zugängen zum Atlantik kräftig angeregt. Deshalb kann man an der Nordseeküste Ebbe & Flut gut beobachten.

Der Zugang zur Ostsee ist dagegen nur flach und schmal. Ebbe und Flut sind deshalb in der Ostsee nur sehr schwach. Der Unterschied zwischen Hochwasser und Niedrigwasser beträgt weniger als 20 cm.

Auf der linken Karte kannst du sehen, wie sich die Gezeitenwellen in der Nordsee ausbreiten und wie lange es z.B. dauert, bis die Flutwelle vom Atlantik die deutsche Nordseeküste erreicht hat. Die Zahlen geben die Zeit in Stunden an, um die die Tide am jeweiligen Ort versetzt ist.

Auf der rechten Karte kannst du den Gezeitenhub (Unterschied zwischen Hoch- und Niedrigwasser) bei Springtide ablesen. Du kannst sehen, dass die Flut in Buchten besonders hoch aufläuft.

Warum ist Ebbe und Flut an der Nordsee stärker als an der Ostsee?
Warum ist Ebbe und Flut an der Nordsee stärker als an der Ostsee?

In dieser Tabelle ist der Gezeitenhub an verschiedenen Orten und Küstenabschnitten aufgeführt. Zwischen manchen Orten kann man hier beachtliche Unterschiede erkennen.

Ort / Küste

Gezeitenhub

Holländische Küste

1,5-2,0 m

Helgoland

2,5-3,0 m

Ostfriesische Küste

3,0-3,5 m

Bucht der Jade bei Wilhelmshaven

3,5-4,5 m

Sylt

2,0-3,0 m

Nordspitze Dänemarks (Skagen)

0,5 m

St. Malo (franz. Kanalküste) / Liverpool

10-14 m

Den höchsten Gezeitenhub der Erde hat die Fundy Bay (an der kanadischen Atlantikküste zwischen der Halbinsel Nova Scotia und dem Festland). Bei Nipptide beträgt der Gezeitenhub dort 14 m und bei Springtide sogar 21 m!

Probier doch mal, ob du das folgende Quiz schon lösen kannst. Wenn du das Quiz gelöst hast, kannst du das Fenster einfach wieder schließen.

Ist an der Nordsee Ebbe, dann spielen viele Kinder im Watt. Sie schmieren sich mit Matsch ein. Doch an der Ostsee ist das anders. Warum?

Bei Ebbe und Flut sprechen die Menschen von den Gezeiten. Verantwortlich dafür sind vor allem der Mond und die Sonne. Beide Himmelskörper haben eine gewisse Anziehungskraft auf die Erde. Die wirkt auf unseren Planeten und auch auf das Wasser in den Ozeanen ein. Dadurch steigt das Wasser an einigen Stellen und bildet einen sogenannten Flutberg. Das Wasser türmt sich auf. An anderen Orten dagegen entsteht eine Senke, das Wasser fließt ab. Weil sich die Erde in 24 Stunden einmal um sich selbst dreht, verschiebt sich auch die Lage von Senke und Flutberg im Laufe der Zeit. Die Meere beziehungsweise die Wasserhöhe verändern sich.

Abstand Sonne und Mond
Experten sagen, wie stark Ebbe und Flut an einzelnen Orten sind, hängt von verschiedenen Dingen ab. Es kommt zum Beispiel darauf an, wie weit Sonne und Mond von unserem Planeten weg sind. Zudem spielt es eine große Rolle, in welchem Winkel Sonne und Mond zueinander und zur Erde stehen. Liegen Sonne, Erde und Mond auf einer Linie, etwa bei Vollmond, dann kommt es zu den sogenannten Springtiden. Dabei steigt die Flut besonders hoch an, und die Ebbe fällt besonders niedrig aus. Stehen Sonne und Mond dagegen 90 Grad zueinander versetzt, dann passiert genau das Gegenteil: Es kommt zu sogenannten Nipptiden. Flut und Ebbe sind dann weniger stark. Die Fachleute wissen, dass das allein aber noch nicht erklärt, warum an einigen Küsten der Welt immer meterhohe Fluten anlaufen, an anderen dagegen nie.

Nur einige Zentimeter
An der Ostsee sind die Gezeiten wenig wahrnehmbar. Das Wasser verändert sich nur um einige Zentimeter Höhe. Das Wasser wird nicht überall gleich von Sonne und Mond beeinflusst. Das liegt unter anderem an der Größe der Meere. Ist ein Meer sehr groß, dann bewegen sich die Wassermassen leichter als in kleineren Meeren. Daher fallen die Gezeiten an der Ostsee nicht so stark aus. Auch die Nordsee ist nicht so groß. Dass Ebbe und Flut hier trotzdem ziemlich ausgeprägt sind, liegt an der breiten Verbindung der Nordsee zum Atlantik. Die Gezeitenwellen aus dem großen Meer laufen in die kleinere Nordsee ein und verstärken Flut und Ebbe dort. Die Ostsee hingegen hat nur eine schmale Verbindung zur Nordsee. Das reicht nicht, um für eine ausgeprägte Ebbe und Flut zu sorgen.

Warum ist Ebbe und Flut an der Nordsee stärker als an der Ostsee?

Warum ist Ebbe und Flut an der Nordsee stärker als an der Ostsee?

Warum sind Gezeiten an der Nordsee so stark?

Dass die Gezeiten an der Nordseeküste trotzdem ziemlich ausgeprägt sind, liegt an ihrer breiten Verbindung zum Atlantik: Die Gezeitenwellen aus dem großen Meer laufen in die kleinere Nordsee ein und verstärken so deren eigene Reaktion auf die Gezeitenkräfte.

Wo ist Ebbe und Flut am stärksten?

In der Bay of Fundy in Kanada treten die weltweit stärksten Gezeiten mit einem Höhenunterschied von bis zu 21 Metern auf.

Warum gibt es an der Nordsee Ebbe und Flut aber nicht an der Ostsee?

Ostsee ist durch Meerenge geschützt der Fliehkraft auf der Erde. Und in diesen 6 Stunden gibt es keine Chance, dass diese Kräfte so viel Wasser durch die relativ schmale Meerenge zwischen Dänemark und Skandinavien in die Ostsee "ziehen", dass es für eine ordentliche Flut ausreicht.

Wie hoch ist der Unterschied zwischen Ebbe und Flut an der Ostsee?

Da die Ostsee beinahe ringsum von Land umschlossen ist, macht sich der Unterschied zwischen Ebbe und Flut hier für gewöhnlich kaum bemerkbar. Der Wasserspiegel steigt und fällt nur etwa um 30 Zentimeter.