Ist Grundgesetz und Verfassung das gleiche?

Mit der Verwendung des Namens "Grundgesetz" sollte auf seinen provisorischen, voläufigen Charakter hingewiesen werden. Nach Absicht seiner Schöpfer sollte das Grundgesetz seine Gültigkeit verlieren, wenn später einmal eine vom gesamten deutschen Volk in freier Entscheidung beschlossene Verfassung in Kraft tritt.

Das am 23. Mai 1949 verkündete Grundgesetz besaß faktisch nur für die Bundesrepublik Deutschland Geltung, denn die DDR gab sich am 30. Mai 1949 eine eigene Verfassung. Allerdings hieß es in der damaligen Fassung der Präambel des Grundgesetzes: "Das gesamte Deutsche Volk bleibt aufgefordert, in freier Selbstbestimmung die Einheit und Freiheit Deutschlands zu vollenden." Seit der deutschen Vereinigung am 3. Oktober 1990 gilt das Grundgesetz für – wie es in der heute gültigen Präambel heißt – "das gesamte deutsche Volk".

Der erste Abschnitt des Grundgesetzes enthält die wichtigsten Artikel: die Grundrechte. Diese Rechte haben die Menschen in unserem Lande gegenüber dem Staat, gegenüber Behörden und Gerichten. Auch für den Umgang der Menschen miteinander sind sie wichtig.

In diesen Artikeln steht beispielsweise:

  • Die Würde des Menschen ist unantastbar.
  • Die Freiheit der Person ist unverletzlich.
  • Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.
  • Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich.
  • Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern.

Ist Grundgesetz und Verfassung das gleiche?

Mit den Grundrechten fängt das Grundgesetz an

Foto: picture-alliance / dpa

Das Grundgesetz bestimmt aber nicht nur die Rechte jeder Staatsbürgerin und jedes Staatsbürgers.

In seinen weiteren Abschnitten ist auch festgelegt, wer in welchen Ämtern welche Rechte und Aufgaben hat. Da sind zum Beispiel die Bundespräsidentin und der Bundespräsident, die Bundeskanzlerin und der Bundeskanzler und die Bundesministerin und der Bundesminister, der Bundestag oder der Bundesrat und auch die Bundeswehr. Im Grundgesetz steht, was sie machen sollen und was sie machen dürfen.

Was ist eine Bundesrepublik?

Bei so vielen "Bundes" im Grundgesetz ist auch schnell klar, welche Art von Staat das Land sein soll: eine Bundes-Republik.

“Republik“ heißt vor allem, dass es keinen König oder keine Königin gibt. Eine Monarchie hätte einen König oder eine Königin. Eine Republik ist schlicht eine Nicht-Monarchie.

Ist Grundgesetz und Verfassung das gleiche?

Die Wappen der 16 Bundesländer

Foto: picture-alliance / ZB

„Bundes“-Republik nennt man Deutschland, weil die verschiedenen deutschen Länder wie zum Beispiel Brandenburg, Nordrhein-Westfalen oder Bayern Deutschland bilden. In diesem Bund sollen sie zusammenarbeiten.

Auch die einzelnen Rechte und Aufgaben der Länder und die gemeinsamen Aufgaben des ganzen Bundes werden in der Verfassung festgelegt. Hier ist zu lesen, wer von ihnen die Gesetze entwirft, wer sie überwacht und wer sie durchsetzt.

Das Grundgesetz ist also ein bisschen so etwas wie eine sehr gute und gerechte "Hausordnung" für Deutschland. In vielen ausländischen Staaten wird die Hausordnung „Verfassung“ genannt. Allerdings nicht bei uns.

Warum heißt die Verfassung der Bundesrepublik "Grundgesetz"?

Als man sich dieses Gesetz ausgedacht hat, konnte keine Verfassung für ganz Deutschland beschlossen werden. Die Sowjetunion hatte 1945 nach dem Zweiten Weltkrieg den östlichen Teil Deutschlands besetzt. Die USA, Großbritannien und Frankreich besetzten die westlichen Gebiete Deutschlands.

Ist Grundgesetz und Verfassung das gleiche?

Zwischen Ost und West: das Brandenburger Tor in Berlin

Foto: Bundesregierung/Perlia

Aufgrund ihrer Geschichte hatte die Sowjetunion ganz andere Vorstellungen von einem Staat und seiner Verfassung. Frankreich, die USA und Großbritannien konnten eher Gemeinsamkeiten in ihrer Geschichte finden.

1948 einigte man sich in der amerikanischen, britischen und französischen Zone. Die Besatzer erlaubten den Deutschen, eine neue Verfassung zu entwerfen. Dazu wurde eine Versammlung einberufen. In dieser Versammlung einigte man sich auf ein vorläufiges "Grundgesetz". Denn die Gründung eines geteilten Deutschlands war zunächst nicht geplant.

Dieses Grundgesetz hatte zum Ziel, irgendwann Teil einer Verfassung für ganz Deutschland zu werden - für Ost und West.

Parlamentarischer Rat und Deutscher Volksrat: Was hat es damit auf sich?

Das Grundgesetz wurde am 8. Mai 1949 vom Parlamentarischen Rat beschlossen. Der Parlamentarische Rat war so eine Art westdeutsche Ersatzregierung, weil es noch keine gewählte Regierung gab. In ihm saßen 65 Abgeordnete verschiedener Parteien, darunter nur vier Frauen.

Ist Grundgesetz und Verfassung das gleiche?

Das Grundgesetz wird verkündet

Foto: Bundesregierung/Munker

Die Abgeordneten waren von den damals elf Landtagen der westlichen Besatzungszonen gewählt worden. Sie stimmten darüber ab, ob zukünftig das Grundgesetz als Verfassung gelten sollte. Es gab 53 Ja-Stimmen, zehn Nein-Stimmen und zwei Enthaltungen.

Im Gegensatz zum Parlamentarischen Rat gab es in der sowjetischen Besatzungszone den Deutschen Volksrat. Der Volksrat hatte schon im März 1949 einen eigenen Verfassungsentwurf gebilligt. Er begründete die Deutsche Demokratische Republik (kurz DDR) mit ihrer SED-Diktatur.

Es dauerte mehr als 40 Jahre, bis sich der ostdeutsche und der westdeutsche Teil Deutschlands wieder vereinigten. Damit gilt das Grundgesetz jetzt für das gesamte deutsche Volk.

Ist Verfassung das gleiche wie Grundgesetz?

Mit dem Vollzug der staatlichen Einheit Deutschlands am 3. Oktober 1990 ist das Grundgesetz zur gesamtdeutschen Verfassung geworden.

Warum heißt es Grundgesetz nicht Verfassung?

Als das Grundgesetz geschaffen wurde, wurde der Begriff „Verfassung“ bewusst vermieden. Denn das Grundgesetz war in der Form, in der es 1949 verabschiedet wurde, als Provisorium gedacht. Deutschland war damals ein geteiltes Land und sollte es bis zum 3. Oktober 1990 auch bleiben.

Was ist der Unterschied zwischen Grundgesetz und Gesetz?

Das Grundgesetz ist die Verfassung der Bundesrepublik Deutschland. Darin stehen die wichtigsten Regeln für das Zusammenleben in Deutschland. Kein Gesetz darf gegen das Grundgesetz verstoßen. Zum Beispiel darf das Asylgesetz oder das Strafgesetz keine Gesetze beinhalten, die im Widerspruch zum Grundgesetz stehen.

Was steht in der Verfassung?

In der Verfassung steht, dass alle Organe des Staates nur auf der Basis von Gesetzen tätig werden dürfen. Hier ist geregelt, welche staatlichen Einrichtungen es gibt, wie die Regierung gebildet wird, welche Verantwortung sie hat und wie die Verwaltung aufgebaut werden soll.