Ändern sich männer wenn sie vater werden

Vater werden: Wie verändert ein Kind einen Mann?

Ändern sich männer wenn sie vater werden

Vater werden: Wie verändert ein Kind einen Mann?

3. August 2018 um 16:03 Uhr

Wenn Männer Väter werden

Dass die meisten Frauen beim Anblick von Babys weich werden, kennt man ja. Diese kleinen Füßchen, die zarte Haut, der unverwechselbare Geruch, die Hilflosigkeit – eine ziemlich unwiderstehliche Kombi. Männer, oft, diejenigen unter ihnen, die nach außen gern den harten Macker markieren, zeigen sich dagegen häufig weniger anfällig für das Kindchenschema. Oder tun die nur so?

Von Merle Wuttke

Ausnahme: Robbie Williams. Der gab schon während der Schwangerschaft von seiner Frau Ayda zu, dass er, seitdem er erfahren hatte, dass er Vater würde, näher am Wasser gebaut sei. Und bei der Geburt von der kleinen Theodora Rose sind dann auch garantiert ein paar Tränchen beim berühmten Papi geflossen. Überhaupt, scheint das Baby den wilden Robbie verändert zu haben – stolz und zärtlich präsentierte er sich auf den ersten Fotos mit Nachwuchs.

Eigentlich auch wurscht, welchen Promi-Vater oder die, die es bald werden, man nimmt: ob Bushido, Kanye West oder aktuell Sido – sie alle scheinen sich aufgrund der neuen Verantwortung zu verändern. Statt Gangsta-Rap gibt es nun Geburtsvorbereitungskurs.

Und beim Rest der Welt? Wie verändert sich der „normale Mann“, wenn er erfährt, dass er Papa wird? Wird aus dem freiheitsliebenden Abenteurer auf einmal ein sorgenvolles Vatertier? Erkundigt sich der Mann, der normalerweise nur Bier, Softdrinks und Hartwürste einkauft, plötzlich auf dem Wochenmarkt nach Bio-Gemüse und Eiern von glücklichen Hühnern? Checkt er statt der besten Flachbildschirme nun lieber, ob laut Stiftung Warentest auch keine Giftstoffe im Kinderkleiderschrank zu finden sind? Ja, und – nein. Oder anders gesagt, kommt auf den Mann an. Und darauf, ob er Vater und somit endgültig erwachsen werden will.

Vater werden - Kinder verändern Männer

Denn genau das bedeutet es, ein Baby zu haben: erwachsen zu sein, Verantwortung zu übernehmen, für andere einzustehen. Manche Männer überfordert das, auch noch mit Ende 30 oder Anfang 40. Das sind diese Typen, die meinen, wenn sie nur so lange wie möglich in WGs wohnen oder Baggy-Jeans tragen, merkt keiner, wie alt sie wirklich sind. Solche Männer freuen sich oft erst überschwänglich übers Kind, flüchten aber auch übermäßig schnell – sobald sich der Baby-Zauber der ersten Wochen verflüchtigt hat und Alltag einkehrt.

Windeln wechseln, nachts dreimal aufstehen, morgens früh raus, keine freien Wochenende – ne, das ist dann doch zu viel des Guten. Viel zu wenig Freiheit. Solche Männer wollen im Prinzip gar nichts an sich verändern, und wer sich auf sie einlässt, muss darauf gefasst sein, bald allein mit dem Baby dazu stehen.

Dann gibt es natürlich noch die anderen. Die, die sich vielleicht nie so richtig vorstellen konnten, Papa zu sein und für die es auf einmal nichts Besseres gibt. Diejenigen, die ein Kind erst zum Mann macht. Weil sie merken, dass ein Mann eben nicht seine Männlichkeit verliert, wenn er der Kinderwagen schiebt oder das Fläschchen gibt. Weil sie merken, dass es mehr Spaß macht, mit den eigenen Kindern zu bolzen, statt mit den Kumpels Fußball zu gucken.

Und weil sie feststellen, dass sie in ihrem Herzen viel mehr und ganz neue Gefühle haben, als die, die sie bislang kannten – und dass sie diese Gefühle gern zeigen dürfen – weil sie, sie erst zu einem kompletten Menschen machen. Reif, erwachsen, glücklich.

Geburt

Rap

Kinder verändern einen Mann

Väterbrief Nr. 5 meint: Im Alltag mit Kindern stellen sich neue Herausforderungen. Um diese zu bewältigen, ist eine Absprache von Vater und Mutter wichtig, oftmals sind aber auch unmittelbare Entscheidungen gefragt. Einschreiten oder abwarten – trösten oder aufmuntern – erlauben oder verbieten?

Ändern sich männer wenn sie vater werden

Ein Vater muss seine Kinder immer wieder trösten und aufmuntern. Foto: iStock, Denis Raev, Thinkstock

Ein ganz normaler Tag mit Kindern kann anstrengend sein. Die Erfahrungen, die man dabei als Vater macht, sind nicht nur für die Beziehung zum Kind von Bedeutung. Plötzlich entdeckt man ungeahnte Fähigkeiten und Stärken, bewältigt Situationen, vor denen man früher kapituliert hätte.

Das Mitwirken am Familienalltag fördert auch Verständnis, Toleranz und Kommunikation in der Partnerschaft, denn man teilt die praktischen Erfahrungen im Haushalt und in der Erziehung.

Ich kann heute unterschiedliche Bedürfnisse besser nachvollziehen und tolerieren.
Marco, 29

Um sich auf das Experiment Familie einlassen zu können, sind Väter auf Partnerinnen angewiesen, die loslassen können. Solange die Frau nämlich stets ein wachsames Auge auf den Mann hat, wird er sich nicht frei fühlen, die Sachen so zu machen, wie er es für richtig hält. Eine «mutterfreie» Zeit ist deshalb für beide Elternteile wertvoll: Der Vater kann sich im Umgang mit dem Kind üben und wichtige Momente mit ihm teilen. Die Mutter kann Vertrauen gewinnen, dass ihr Partner zwar anders vorgeht als sie, dass es aber so auch funktioniert. Das schafft nicht nur Entlastung, sondern auch Energie spendende Auszeiten.

Den Puls der Familie spüren

Nach wie vor gibt es nur wenige Männer, die mit der Geburt des Kindes für eine bestimmte Zeit ihr Arbeitspensum verringern oder sogar vollzeitlich die Verantwortung als Familienmann übernehmen. Meist bleiben die Mütter zu Hause oder sie reduzieren die Erwerbsarbeit. Für die Familienorganisation gibt es kein Patentrezept – diese muss auf die persönlichen Möglichkeiten und Vorstellungen abgestimmt werden.

Freiräume lassen sich auch bei einem Vollzeitjob schaffen, und bereits mit einem um einen Tag reduzierten Arbeitspensum spürt man den Puls der Familie mehr.


Text: pro juventute Elternbriefe in Zusammenarbeit mit www.avanti-papi.ch.
 

Die 6 Väterbriefe

«Gefühlswelten. Väter leben intensiver»
«Ein Kind. Das beste Fitnessprogramm für Männer»
«Im Netz. Kinder erweitern den Fokus ihrer Väter»
«Wenn der Nachwuchs die Väter zum Nachdenken bringt»
«Experiment Familie. Wenn Väter entscheiden müssen»
«Beruf und Familie. Väter sehen die Vorteile»

Warum verändern sich Väter nach der Geburt des Kindes?

Man weiß noch wenig über die möglichen Ursachen. Sicher ist aber, dass Stress, Versagensängste, übertriebene und unerfüllte Erwartungen an sich selbst und die Partnerin zum „Baby Blues“ eines Vaters beitragen können.

Wie verändert sich der Mann in der Schwangerschaft?

Dies können einerseits körperliche Symptome wie z.B. Übelkeit, Erbrechen, Sodbrennen, Appetitveränderungen, Zahnschmerzen, Atemprobleme oder Rückenschmerzen sein; andererseits klagen betroffene Männer auch über psychische Veränderungen wie z.B. Schlaflosigkeit, Stimmungsschwankungen, Ängste oder Depressionen.

Wie fühlt sich ein werdender Vater?

Fühlt man sich stark genug? Vom werdenden Vater wird meist erwartet, dass er nun Stärke und Zuversicht ausstrahlt. Einerseits möchte er das selbst, andererseits signalisiert auch die Partnerin oft ein gesteigertes Schutzbedürfnis.

Wann ist das beste Alter Vater zu werden?

Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) und das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) auf Basis einer neuen Studie zu Vaterschaften mitteilen, stieg seit 1991 das durchschnittliche Alter der Väter bei der Geburt eines Kindes um 3,6 Jahre auf 34,6 Jahre.