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drei Leberzysten (eine große, zwei sehr kleine) in der FDG PET/CT-Darstellung (mit CT-Kontrastmittel, venöse Phase) Als Leberzyste bezeichnet man einen im Lebergewebe eingebetteten oder ihm aufsitzenden flüssigkeitsgefüllten Hohlraum (Zyste).[1] Leberzysten werden zu den gutartigen (benignen) Tumoren gezählt. Ähnlich wie bei der Unterscheidung zwischen Nierenzyste (ein harmloser Zufallsbefund mit einer Zyste) und Zystenniere (eine lebensbedrohliche Erkrankung mit einer Vielzahl von Zysten), wird auch bei der Leber zwischen Leberzyste und Zystenleber unterschieden. Leberzysten weisen eine rundliche Form auf, die sich scharf vom restlichen Gewebe abgrenzt und eine zarte Wand aufweist. Leberzysten wachsen im Allgemeinen sehr langsam. In der angelsächsischen Fachliteratur sind die Begriffe liver cyst oder hepatic cyst oder non-parasitic hepatic cyst (NPHC) für eine Leberzyste gebräuchlich. Differenzierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Teilweise wird auch die parasitäre, durch den dreigliedrigen Hundebandwurm (Echinococcus granulosus) bedingte, zystische Echinokokkose zu den Leberzysten gerechnet. Der folgende Artikel beschreibt jedoch ausschließlich die nichtparasitären Leberzysten. Für die parasitär bedingte Leberzyste siehe den entsprechenden Hauptartikel. Die durch den Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis) hervorgerufene alveoläre Echinokokkose erzeugt keine Zysten, sondern mikroskopisch kleine, von Bindegewebe umschlossene Bläschen (Alveolen). Pathogenese[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die nichtparasitären Zysten können vererbt (kongenital), traumatisch (durch äußere Einwirkung) oder neoplastisch (Neubildung) bedingt sein. Am häufigsten sind Leberzysten erblich bedingt. Sie können sich auch als Folge einer intrahepatischen Gallengangsobstruktion bilden. Äußerst selten bilden sich Leberzysten als degenerative Begleiterscheinung einer Leberzirrhose.[2] Ätiologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Oberflächliche Leberzyste des rechten Leberlappens Leberzysten treten ein- oder mehrkammrig auf. Weniger häufig stellen sie eine Variante einer angeborenen Zystenleber dar. Prävalenz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Leberzysten kommen sehr häufig vor und werden meist nur zufällig im Rahmen einer Ultraschall-, MRT oder CT-Untersuchung entdeckt.[3] Bei etwa 2,5[4] bis 18 %[5] aller Patienten, die einer allgemeinen sonographischen oder computertomographischen Untersuchung unterzogen werden, werden Leberzysten – meist als Nebendiagnose – festgestellt. Ab einem Alter von über 40 Jahren ist die Inzidenz besonders hoch.[6] Diagnose[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kleine Zyste des linken Leberlappens Da eine Leberzyste in den meisten Fällen symptomlos ist, ist sie meist ein Zufallsbefund bei einer Ultraschalluntersuchung. Bei vorhandenen Symptomen oder Komplikationen erfolgt die Diagnose mittels bildgebender Verfahren, meist mittels Ultraschall oder Computertomographie. Dabei können nichtparasitäre von parasitären Leberzysten unterschieden werden. Differentialdiagnose[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Folgende pathologische Diagnosen müssen unterschieden werden:
Komplikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Komplikationen werden meist durch große Zysten hervorgerufen, wenn diese die umgebenden Organe verdrängen. Dies ist häufig erst bei einem Zysten-Durchmesser von über 10 cm der Fall. Meist führt dies zu Schmerzen im Oberbauch. Eine Ruptur oder Einblutung der Zyste kann akute starke Schmerzen im Bauchraum hervorrufen. Eine Infektion der Zyste kann zu Fieber führen. Gewichtsverlust, Übelkeit und Erbrechen sind seltenere Komplikationen. Wird das intra- oder extrahepatische Gallengangsystem durch den Platzbedarf der Zyste zu stark komprimiert, so kann eine Gelbsucht entstehen.[3] Statistisch betrachtet treten diese Komplikationen meist ab dem 50. Lebensjahr und gehäuft bei Frauen auf.[10] Therapie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nur wenn der betroffene Patient durch die Leberzyste bedingte Beschwerden hat, ist eine Operation notwendig. Die Beschwerden werden fast ausschließlich von großen Zysten hervorgerufen, die die umgebenden Organe verdrängen.[3] Zwei operative Verfahren kommen zur Therapie zum Einsatz. Am einfachsten ist dabei die CT-gestützte Absaugung (Aspiration) der Zystenflüssigkeit. Eine anschließende Injektion des Sklerosierungsmittels Ethoxysklerol oder Alkohol dient der Verödung der Zyste. Bei der Einfachheit des Verfahrens ist die hohe Rückfallrate von bis zu 50 % nachteilig.[3] Deutlich effektiver ist eine operative Zystenentdeckelung mittels laparoskopischer Chirurgie, einem minimalinvasiven Eingriff. Die Methode wurde erstmals 1991 durchgeführt. Dabei wird nach der Aspiration der Zystenflüssigkeit das Dach der Zyste vollständig entfernt und der verbleibende Hohlraum mit dem körpereigenen großen Netz (Omentum majus) ausgefüllt, das dabei an den Zystenrand genäht wird. Dies unterdrückt die Zystenneubildung. Die Rezidivrate liegt bei etwa 11 %.[3] Prognose[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine abgetragene solitäre Leberzyste bedeutet für den betroffenen Patienten eine vollständige Heilung. Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Fachbücher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Fachartikel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Dissertationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt. Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten! Können Leberzysten wieder verschwinden?„Leider nicht“, sagt der Chirurg, Professor Johann Pratschke von der Charité: „Weil leider Zysten die Tendenz haben, wenn sie einmal entstanden sind, immer wiederzukommen. Natürlich kommen sie dann aber mit einer kleinen Größe wieder, und es dauert sehr lange, bis sie die ursprüngliche Größe erreicht haben.
Wie gefährlich sind Zysten auf der Leber?Die meisten Leberzysten sind harmlos und erfordern keine Therapie, krebsartige Leberzysten sind extrem selten. Da aber eine Unterscheidung nicht immer auf Anhieb möglich ist, empfiehlt sich im Zweifelsfall eine regelmässige Ultraschalluntersuchung.
Woher kommt eine Zyste an der Leber?Meist entstehen Leberzysten jedoch durch eine fehlerhafte Entwicklung bestimmter Gewebe im Mutterleib (dysontogenetische Zysten). Diese können einzeln oder gehäuft auftreten. Des Weiteren können Leberzysten durch Parasiten entstehen. Dies ist in Deutschland allerdings eine eher seltene Ursache.
Was passiert wenn eine Zyste in der Leber platzt?Meist führt dies zu Schmerzen im Oberbauch. Eine Ruptur oder Einblutung der Zyste kann akute starke Schmerzen im Bauchraum hervorrufen. Eine Infektion der Zyste kann zu Fieber führen. Gewichtsverlust, Übelkeit und Erbrechen sind seltenere Komplikationen.
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