Schleppen Sie ihn auch ständig von A nach B? Diesen gigantischen Beutel mit Pfandflaschen, die wieder zum Discounter zurück gebracht werden müssen? Wenn Sie Glück haben, erwischen Sie bei der Pfandrückgabe einen funktionsfähigen Automaten, der Ihre Flaschen nicht übellaunig immer wieder retour schickt, weil sie angeblich nicht das richtige Label tragen, um sie nach dem dritten, aber umso energischeren Wiedereinlegen dann doch zu akzeptieren. An einem besonders guten Tag ist der Pfandautomat nicht nur gnädig, sondern auch halbwegs geputzt. Dann riecht er ausnahmsweise nicht schon von weitem wie eine Schnapsleiche am Wegesrand…
Wenn Sie sich das zermalmende Geräusch in Erinnerung rufen, das auf das Durchlaufen der Pfandflasche durch den Automaten folgt, dann müsste Ihnen klar werden, dass es sich bei diesen Flaschen zwar um Pfandflaschen handelt, aber keineswegs um Mehrwegflaschen. Und wenn Sie jetzt verwirrt sind, dann geht es Ihnen wie den meisten: Die Deutsche Umwelthilfe hat darauf hingewiesen, dass ein Großteil der Verbraucher automatisch davon ausgeht, dass es sich um eine umweltfreundliche Mehrwegverpackung handelt, wenn auf ihr eine Pfandflaschen-Kennzeichnung zu finden ist. Verschiedene Umweltverbände bezeichnen die gängige Praxis der Pfandflaschen-Kennzeichnung daher als irreführend.
Früher war das Pfand ein eindeutiges Merkmal für Mehrweg-Verpackungen. Aber Mineralwasser und Erfrischungsgetränke werden zunehmend in Einweg-Kunststoffflaschen verkauft. Laut Verbraucherzentrale hat sich zum Beispiel der Anteil an Mehrweg-Flaschen bei Mineralwasser in den vergangen 20 Jahren mehr als halbiert: von ehemals 93 Prozent (1991) auf 40 Prozent (2013).
Inzwischen gibt es Glas- und Kunststoffflaschen, Getränkekartons, Aludosen und Plastikbehälter – allesamt mit oder ohne Pfand. Konnten früher nur Mehrweg-Flaschen in Kästen gekauft werden, ist dies heute auch für Einweg-Verpackungen möglich. Die Verbraucher blicken kaum noch durch. Höchste Zeit für einen Überblick:
Mehrweg-Flaschen
Mehrweg-Flaschen können aus Glas oder PET sein. Man erkennt sie am Blauer Engel- oder Mehrweg-Logo oder aber an Aufschriften wie „Leihflasche“, „Pfandflasche“, „Mehrweg“ oder „Mehrweg-Flasche“. Unabhängig vom Inhalt wird für Mehrweg-Flaschen immer Pfand gezahlt. Meistens beträgt es 15 Cent (bei speziellen Flaschen unter Umständen mehr, bei Bier nur acht Cent).
Bringt der Käufer die Flaschen wieder zurück in den Handel, so wird ihm das Pfand erstattet. Zum Glück ist es inzwischen Gang und Gäbe, dass Händler auch Flaschen zurücknehmen, die sie selbst gar nicht im Angebot haben. Verkauft ein Händler keine Kästen, sondern nur Einzelflaschen (wie zum Beispiel ein Kiosk), braucht er auch nur solche zurückzunehmen. Ansonsten müssen Händler Kästen zurücknehmen, auch wenn sie nicht komplett sind (natürlich unter Berücksichtigung des entsprechenden Pfandbetrags).
Die leeren Flaschen werden zurück zum Abfüller geschickt, um hier gespült und wieder befüllt zu werden. Dabei können Glasflaschen rund fünfzigmal wieder befüllt werden und somit bis zu sieben Jahre im Umlauf sein. Kunststoffflaschen schaffen etwa 15 Umläufe.
Einweg-Flaschen im Mehrweg-Kasten
Wenn Sie jetzt denken, dass die Flaschen, die Sie in Ihrem Mehrweg-Kasten gekauft haben, auch automatisch Mehrweg-Flaschen sind, dann ist das falsch. Denn seit einigen Jahren gibt es ein spezielles System, das auch Einweg-Flaschen in Mehrweg-Kästen vertreibt. Auf diesen Einweg-Flaschen ist oft das PET-Cycle-Logo zu finden. Das Zeichen steht für Einweg und Recycling, nicht für Mehrweg und Wiederbefüllung.
Pfandpflichtige Einweg-Flaschen
Einweg-Flaschen, für die Pfand erhoben wird, müssen deutlich als pfandpflichtig gekennzeichnet sein. Die meisten Abfüller kennzeichnen Einweg-Verpackungen mit dem DPG-Zeichen und einem EAN-Code (Strichcode). Folgende Einweg-Pfandhinweise sind möglich: Einwegpfand 0,25 €, PET-CYCLE oder das Zeichen der Deutschen Pfandsystem GmbH (DPG).
Pfandfreie Getränkeverpackungen
Pfandfrei sind alle Getränkekartons sowie Einweg-Getränkeverpackungen, in die Säfte, Milch oder Wein abgefüllt werden.
Selbstverpflichtung zur eindeutigen Kennzeichnung
Industrie und Handel wollen Einwegflaschen künftig so kennzeichnen, dass sie für Verbraucher leicht zu erkennen sind, hieß es jüngst von Seiten des Bundesumweltministeriums. Vertreter von sechs Verbänden haben Ministerin Hendricks eine entsprechende Selbstverpflichtung übergeben. Bis Ende 2017 soll sie umgesetzt sein. Bin gespannt, ob wir in Folge dessen weniger verwirrt sind. Derweil ziehe ich mit meinem Beutel weiter – immer auf der Suche nach einem wohlwollenden Pfandautomaten…
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