Warum trägt man an Sankt Martin Laternen?

Der heilige Martin teilte seinen warmen Mantel mit einem frierenden Bettler. Die Geschichte des Wohltäters zum Vorlesen und unsere Bastelanleitung für eine hübsche Laterne

Von Daniela Frank, Aktualisiert am 03.11.2020

Warum trägt man an Sankt Martin Laternen?

In einem Schauspiel stellen Kinder häufig die Geschichte des heiligen Martin nach

© Getty Images/Jan Greune/Look

"Laterne, Laterne, Sonne, Mond und Sterne!", schallt es jedes Jahr im November abends durch die Straßen vieler deutscher Gemeinden. Dick eingemummt laufen kleine Kinder in Zweierreihen durch die Straßen. Etwas ungelenk, aber voller Stolz tragen sie ihre selbstgemachten Laternen vor sich her. Schon Wochen vorher haben sie im Kindergarten gebastelt und Lieder geübt. Ziel des Umzugs ist meist ein Platz, an dem ein großes Feuer brennt, das Martinsfeuer. Es gibt traditionelle Spezialitäten wie Schmalz- oder Hefegebäck, gebratene oder aus Teig gebackene Martinsgänse. Schauspieler stellen die Geschichte des heiligen Martin nach, auf den der Brauch zurückgeht: Genau wie in Österreich, der Schweiz und einigen Regionen Skandinaviens wird bei uns am 11. November das Sankt-Martinsfest gefeiert.

So entstanden die Bräuche am Martinstag

Der heilige Martin war schon zu seinen Lebzeiten sehr beliebt, er galt als wohltätig. Als er starb, trauerten viele um ihn. Der 11. November ist der Tag von Martins Beisetzung. Zu solchen Gelegenheiten veranstalteten die Gläubigen früher häufig eine Lichterprozession  – zum Beispiel von der Kirche zu dem Ort, wo er aufgebahrt war.

Aber es könnte noch einen anderen Grund geben, warum der Laternenumzug zum Sankt-Martinsfest gehört: Anfang November war früher die Feldarbeit beendet, die Ernte eingebracht und die Winterzeit begann. Der jährliche Zins wurde fällig, den viele Bauern in Form von Tieren und Nahrungsmitteln bezahlten. Deshalb hatten die Gutsherren viele Vorräte. Kinder zogen singend von Haus zu Haus und erhielten von ihnen Leckereien. Dabei benutzen sie oft Lichter oder Laternen, um in der Dunkelheit ihren Weg zu finden.

Außerdem wechselte am Martinstag das Gesinde seine Arbeitsstelle. Zum Dank bekamen viele Nahrungsmittel geschenkt – zum Beispiel Gänse, die besonders schwer durch den Winter zu bringen waren. Wahrscheinlich ist daraus die Tradition des Martinsgans-Essens entstanden. Nach dem 11. November begann zudem die vierzigtägige Fastenzeit vor Weihnachten. Ein weiterer Grund, noch einmal so richtig zu feiern – unter anderem mit viel Fleisch, das in der Fastenzeit verboten war. Weil die Fastenden außerdem weder Eier, noch Butter und Milch verspeisen durften, stellte man am Martinstag Gebäck her, bei dem diese Zutaten verbraucht wurden.

Die wichtigste Tradition ist aber, sich die Geschichte des heiligen Martins zu erzählen und an dessen Wohltätigkeit und Nächstenliebe zu erinnern. Wir haben sie aufgeschrieben – zum Nacherzählen und Vorlesen:

Die Geschichte des heiligen Martin von Tours

Martin von Tours kam im Jahr 316 auf die Welt und lebte während der Zeit des römischen Kaiserreichs. Sein Vater wollte, dass er Soldat im Heer des Kaisers wurde. Und so kam es dann auch. Eines Abends im Winter war es so bitterkalt, dass schon viele Menschen erfroren waren. Martin ritt an diesem eisigkalten Abend am Tor der Stadt Amiens vorbei. Dort begegnete er einem Bettler, der nur in Lumpen gehüllt war. Der Bettler drohte zu erfrieren und flehte die Menschen an, ihm zu helfen. Doch die Menschen gingen einfach an ihm vorüber, niemand blieb stehen. Martin sah, dass der arme Mann schrecklich fror. Aber er hatte kein Geld dabei, um es ihm zu geben. Da zerteilte er seinen warmen Mantel mit seinem Schwert und schenkte eine Hälfte davon dem Bettler.

Später in der Nacht, Martin schlief schon, da erschien ihm Jesus im Traum. Der Sohn Gottes trug die Hälfte des Mantels, die Martin dem Bettler gegeben hatte. Jesus sagte zu den Engeln, die ihn umgaben: "Martin ist noch nicht getauft und hat mich trotzdem mit diesem Mantel bekleidet." Martin war sehr beeindruckt davon, dass ihm Jesus im Traum erschienen war und ließ sich taufen. Danach sagte er seinen Vorgesetzen beim römischen Heer, dass er von nun an "nur noch Gott dienen" wolle und gab seinen Dienst als Soldat auf. Martin lebte von nun an im Kloster. Er war so beliebt bei den Menschen, dass er später sogar Bischof der Stadt Tours wurde. Und auch heute noch, viele Hundert Jahre später, gibt der Heilige Martin vielen Menschen Hoffnung. Am Sankt-Martins-Tag denken wir an ihn und an seine Wohltätigkeit und Nächstenliebe.

Am Martinstag haben einige Bräuche eine lange Tradition. Zum Beispiel Laternenumzüge – vor allem für die Kinder. Dieses Jahr 2021 wird das Fest, trotz Corona, an vielen Orten gefeiert. Unter den gängigen Hygiene-Maßnahmen erlauben viele Bundesländer sogar klassische Martins- und Laternenumzüge. Die Kinder und ihre Eltern dürfen also schon mal die Laternen auspacken und die Lieder üben.

Die Geschichte des Sankt Martin ist heutzutage immer noch von Bedeutung, denn sie lehrt seit jeher das Teilen. Die Traditionen rund um Martinsgans, Martinssingen und die Umzüge – wir beantworten alle Fragen rund um das Thema St. Martin am 11.11.2021.

Martinstag 2021: Wann ist St. Martin?

Der Martinstag 2021 oder auch Sankt Martin wird immer am 11. November gefeiert und fällt dieses Jahr auf einen Donnerstag. Dieses Datum ist fix und beruht auf dem Todestag des heiligen St. Martins.

Feiertag: Ist St. Martin am 11.11. ein Feiertag?

Leider nein. Auch wenn dieser Tag eine besondere Bedeutung hat und kirchlich gefeiert wird, ist der Martinstag kein gesetzlicher Feiertag.

St. Martin – Geschichte und Bedeutung: Der heilige Sankt Martin

Martin wurde 316 geboren und war ein römischer Soldat. An einem kalten Wintertag ritt er der Legende nach an einem frierenden Bettler vorbei. Aus Mitleid teilte er seinen Mantel mit dem Schwert und schenkte dem Bettler eine Hälfte.

In der Nacht offenbarte sich der Bettler in Martins Traum als Jesus Christus. Später wurde Martin Bischof von Tours und starb am 11. November 397. Nach seinem Tode wurde er für seine Hilfe heilig gesprochen und an seinem Todestag wird ihm gedacht. Außerdem ist Sankt Martin der Schutzpatron diverser Berufsgruppen, darunter Schneider, Weber und Winzer.

Martinstag 2021: Aktuelle Corona-Regeln zum Laternenumzug

Aufgrund von Corona musste der Martinstag letztes Jahr ausfallen. Martinsumzüge und Laternenumzüge sind in diesem Jahr in den meisten Bundesländern aber wieder möglich.

Da die Umzüge im Freien stattfinden, werden sie weitestgehend als wenig bedenklich angesehen. Trotzdem sind die allgemeinen Hygienemaßnahmen einzuhalten: Je nach Bundesland und Veranstalter sind Abstandsregeln, Maskenpflicht oder 3G-Verordnungen, wo der Abstand nicht gewährleistet werden kann, vorgesehen.
Genauere Infos zu den Regelungen in einigen Bundesländern findet ihr hier:

  • Baden-Wütttemberg
  • Bayern
  • NRW
  • Rheinland-Pfalz
  • Sachsen-Anhalt
  • Thüringen

Warum trägt man an Sankt Martin Laternen?

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Ulm

Martinsgans und Umzug: Wie wird der Martintag gefeiert?

Martinsgans

Die Legende besagt, dass der heilige Martin als er zum Bischof gewählt werden sollte, sich in einem Gänsestall versteckte. Doch die Gänse verrieten ihn mit ihrem lauten Geschnatter. So wurde er schlussendlich doch noch Bischof. Andere Versionen berichten von Gänsen, die mit ihrem Geschnatter die Predigt störten und im Anschluss gebraten wurden. Einen gesicherten historischen Ursprung gibt es nicht.

Sankt-Martins-Umzug

In Deutschland und anderen europäischen Ländern sind Umzüge Tradition. Die Kinder tragen Laternen und die Menschen singen. Meistens wird der Umzug von einem Reiter mit einem roten Umhang begleitet, der an den heiligen Martin erinnern soll. Zum Abschluss gibt es ein großes Martinsfeuer oder auch Freudenfeuer.

Martinssingen

Nach dem Martinsumzug wird vielerorts noch das Martinssingen praktiziert. Kinder laufen dann, ähnlich wie wir es von Halloween kennen, mit ihren Laternen von Haus zu Haus und erbitten mit ihren Liedern Gaben in Form von Süßigkeiten oder Gebäck.

Laternenumzug 2021: Laternen basteln und Laternenumzug

„Ich geh mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir...“ Die Zeilen dieses Liedes sind für die meisten Kinder fest mit dem Martinstag und dem Laternenumzug verbunden. Was hat es damit auf sich?

Zum einen werden die Laternenumzüge damit begründet, dass das Licht im Tagesevangelium des Martinstags eine besonders wichtige Rolle spielt. Zum anderen geht der Brauch auf die Lichtprozessionen zurück, die am Abend vor Feiertagen abgehalten wurden. So wurden aus Fackeln schließlich Laternen. Heutzutage wird meist im Kindergarten oder der Schule fleißig gebastelt und anschließend gemeinsam am Abend des Martinstags gesungen und spaziert.

Youtube

Laternenlieder zum Singen: Lied für St. Martin mit Text

Das Singen der traditionellen Martinslieder gehört zum Martinstag dazu. Dabei erhalten Kinder für ihren Gesang mit den Martinslaternen Geschenke. Daher findet ihr hier eine Auswahl der beliebtesten Martinslieder mit Liedtexten:

  • Ich geh mit meiner Laterne
  • Sankt Martin ritt durch Schnee und Wind
  • Sankt Martin war ein guter Mann
  • Lasst uns froh und munter sein (Martinsabend)
  • Laterne, Laterne, Sonne, Mond und Sterne
  • Am Himmel stehen Stern
  • Tragt in die Welt nun ein Licht
  • Kommt wir wolln Laterne laufen
  • Es dunkelt früh der Abend schon

Unterschied Martinssingen und Martini-Singen

Viele Menschen verwechseln das Martinssingen am Martinstag mit dem Martini-Singen. Was ist der Unterschied?

In protestantischen Gegenden, wie etwa Ostfriesland, erinnert man mit dem Martini-Singen nicht an Sankt Martin sondern an Martin Luther und dessen Geburtstag. Denn Luther wurde am 10. November geboren und einen Tag später, am 11. November, getauft. Da seine Taufe auf den Namenstag des St. Martins fiel, wurde er nach ihm benannt. Wenn also vom Martinitag bzw. dem Martini-Singen die Rede ist, ist die Taufe von Martin Luther gemeint. Am Martinstag oder St. Martin gedenkt man dagegen dem Todestag des heiligen Martins.

Martinstag: Kreuzworträtsel Lösung

Im Zusammenhang mit dem Martinstag wird auch häufig die Lösung für ein Kreuzworträtsel gesucht. Auf die Frage „Martinstag“ gibt es laut verschiedener Internet-Seiten, die sich auf Antworten in Rätseln spezialisieren, eine Löung mit sieben Buchstaben – „MARTINI“.

„Sendung mit der Maus“ erklärt Sankt Martin

Wie so oft gibt es auch von der „Sendung mit der Maus“ diverse Videos, die das Thema Sankt Martin behandeln und für Kinder verständlich aufbereiten.

Warum Licht an St Martin?

Nach dem Gottesdienst gingen die Menschen hinaus und zündeten in der dunklen Jahreszeit Feuer an, die ein Licht in der Dunkelheit sein sollten: Hoffnungsschimmer, Glaubenslichter. Diese waren jedoch eine Gefahr für die umstehenden aus Holz gebauten Häuser. So wurden die Lichter “kleiner” und in eine Laterne gebannt.

Wieso geht man Laterne laufen?

Der Laternenumzug oder auch der so genannte Sankt-Martins-Umzug findet im katholischen Glauben als Gedenken an den heiligen Martin von Tours statt. Im evangelischen Glauben findet das Martins-Singen zum Namenstag des Reformators Martin Luther statt. Der Namenstag ist im Übrigen am 10. November – Luthers Geburtstag.

Warum feiert man Laternenfest?

Das Laternenfest. Die Menschen im alten China glaubten, dass man die Himmelsgeister im Licht des ersten Vollmonds des neuen Jahres umherfliegen sehen könne. Mit der Zeit entwickelte sich ihre von Fackeln erhellte Suche nach Geistern zum Laternenfest, das heute in Tempeln und Parks mit bunten Lampions gefeiert wird.

Warum gehen wir Laterne singen?

Am Martinstag gedenken Menschen dem Heiligen Martin von Tours, der einst seinen Mantel einem frierenden Bettler schenkte. Kinder ziehen durch die Straßen, tragen Laternen und singen Lieder. An der Spitze der Umzüge findet sich meist ein Schauspieler (oftmals mit Pferd), der den barmherzigen Bischof verkörpern soll.