Show Es ist nicht zu übersehen: Riesengroß und mit ausgebreiteten Schwingen ziert ein gewaltiges Federvieh die Wand hinter dem Rednerpult im Plenarsaal des Bundestages. Das ist, na klar, der Bundesadler. Der Vogel im Bundestag geht auf einen Entwurf des Künstlers Ludwig Gies zurück. Schon 1953 zierte der Gies-Vogel den Bundestag, damals in Bonn, was seinerzeit Hauptstadt war. Weil er etwas füllig geraten war, hatte der König der Lüfte schon bald einen wenig majestätischen Spitznamen: Fette Henne. Wo er herkommt, lässt sich gar nicht so genau sagen. Auf jeden Fall marschierten schon die Legionen der alten Römer unter dem Zeichen des Adlers. Die deutschen Kaiser im späten Mittelalter übernahmen dann den Adler, schließlich hieß ihr Staatsgebilde "Heiliges Römisches Reich deutscher Nation". Ab dem 15. Jahrhundert hatte der Adler des Kaisers zwei Köpfe. Als Deutschland ab 1871 dann erstmals ein Staat war, wurde der Adler einen Kopf kürzer gemacht: Der offizielle Reichsvogel orientierte sich stark am preußischen Adler, der unserem heutigen Bundesadler schon ähnlich sah. Auch in der Weimarer Republik war der einköpfige Adler unumstrittenes Staatssymbol. Reichspräsident Friedrich Ebert gab am 11. November 1919 bekannt, dass "auf Grund eines Beschlusses der Reichsregierung [...] das Reichswappen auf goldgelbem Grunde den einköpfigen schwarzen Adler zeigt, den Kopf nach rechts gewendet, die Flügel offen, aber mit geschlossenem Gefieder, Schnabel und Zunge und Fänge von roter Farbe. [...] Die künstlerische Ausgestaltung bleibt für jeden besonderen Zweck vorbehalten." Der heutige Bundesadler orientiert sich ebenfalls an diesen Vorschriften. Wie schon zur Weimarer Zeit ist die Gestaltung des Adlers also nicht besonders streng geregelt. Nach wie vor muss er auf jeden Fall nach rechts schauen, darf nur einen Kopf haben und keine Krone tragen. Deshalb sieht der Adler im Bundestag auch etwas anders aus, als der Vogel auf dem deutschen Reisepass – der ist deutlich schlanker.
Warum guckt der deutsche Adler nach rechts?Der vom Betrachter aus gesehen nach links blickende Adler war der Reichsadler (Staatsadler) bzw. das Staatswappen. Der vom Betrachter aus gesehen nach rechts blickende Adler war der Parteiadler bzw. das Parteiabzeichen.
Ist der Reichsadler rechts?Eine stilisierte Darstellung des Wappentieres aus der Zeit des Nationalsozialismus, die auch heute noch in der rechtsextremen Szene Verwendung findet.
Warum streckt der Bundesadler die Zunge raus?Auf manchen Schildern oder Fahnen mit Bundesadler blitzt die Zunge hervor. Die Lösung: Dahinter steckt eine sehr alte Tradition. „Tiere werden in Wappen immer wehrhaft dargestellt“, sagt ein Fachmann. Sie sollten also so wirken, als könnten sie sich gut verteidigen.
Was hat der Bundesadler für eine Bedeutung?Und deshalb ist der Adler auch riesengroß im deutschen Parlament zu sehen, und zwar im Plenarsaal unter der Kuppel. Jedes Land hat solche Symbole. Oft sind das zum Beispiel Kronen, Löwen oder eben Adler. Denn der Adler steht für Mut und Stärke.
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