Warum ist der Sprit so teuer trotz Tankrabatt

Steigende Benzinpreise zu Pfingsten - trotz deutlich gesenkter Spritsteuer: Am Samstagvormittag stieg der Preis für Super E10 erneut, wie der ADAC auf Anfrage mitteilte. Diesel lag in etwa auf dem Niveau des Vortages. Beide Kraftstoffe waren damit dem Verkehrsclub zufolge zu teuer. "Da kommt deutlich zu wenig beim Verbraucher an", sagte ein Sprecher. "Die Entwicklung geht in die komplett falsche Richtung."

Konkret kostete Super E10 am Samstag um 9.50 Uhr laut ADAC im bundesweiten Durchschnitt 1,960 Euro pro Liter. Das waren 1,6 Cent mehr als 24 Stunden zuvor. Diesel schlug mit 2,001 Euro pro Liter zu Buche - das entspricht dem Wert des Vortageszeitraums.

Angesichts der Entwicklung erwartete der ADAC auch für den Samstag einen im Vergleich zum Vortag weiter steigenden Tagesdurchschnittspreis bei E10. Die Tagesdurchschnittspreise sind allerdings typischerweise niedriger als die Werte um 9.50 Uhr, da Kraftstoff zum Abend hin meist billiger wird.

3 Tage Preiserhöhungen in Folge

Schon am Donnerstag und Freitag waren die Preise gestiegen. Im bundesweiten Tagesdurchschnitt des Freitags hatte E10 1,921 Euro pro Liter gekostet, Diesel 1,969 Euro. Damit war E10 um 26,1 Cent billiger als am Tag vor der Steuersenkung, Diesel um 7,5 Cent. Beides bleibt deutlich hinter der Höhe der Steuersenkung zurück, die bei E10 eine Entlastung von 35,2 Cent pro Liter bewirkt, bei Diesel von 16,7 Cent.

Benzin bleibt teuer Warum der Tankrabatt am 1. Juni nicht zu spüren sein wird

30.05.2022, 12:25 Uhr

Mit einem Tankrabatt will die Ampelkoalition Autofahrer entlasten. Doch so schnell dürfte die Steuersenkung bei den Verbrauchern nicht ankommen. Dafür gibt es mehrere Gründe.

Wer am Mittwoch tanken fährt, dürfte sich wundern. Der Tankrabatt tritt in Kraft, und die Preise für Benzin und Diesel sollen dadurch deutlich sinken - um rund 35 Cent beziehungsweise fast 17 Cent. Doch an den allermeisten Tankstellen dürfte diese Preissenkung nicht angekommen sein.

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Dafür gibt es mehrere Gründe. Der Hintergrund: Die Bundesregierung senkt ab Juni die Energiesteuer auf Kraftstoffe auf das in der EU erlaubte Mindestmaß. Die Maßnahme ist vorübergehend und gilt für drei Monate. Der Steuersatz für Benzin sinkt um fast 30 Cent, der für Diesel um gut 14 Cent. Auf diesen wegfallenden Betrag wird auch keine Mehrwertsteuer in Höhe von 19 Prozent fällig. Damit liegt die steuerliche Entlastung insgesamt bei 35,2 Cent pro Liter Benzin und 16,7 Cent pro Liter Diesel.

Diese Steuer wird allerdings nicht erst an den Zapfsäulen erhoben, sondern vorher an Raffinerien und Tanklagern. Das heißt: Benzin und Diesel, die vor Mittwoch an die Tankstellen geliefert wurden, wurden von den Betreibern noch mit dem höheren Steueranteil eingekauft. Betreiber müssen nun entscheiden, ob sie den Treibstoff dennoch billiger verkaufen, weil ihre Kunden das erwarten. Doch nur wenige von ihnen dürften bereit sein, diese Verluste in Kauf zu nehmen.

Hinzu kommt: Auch mit dem Rabatt gilt weiterhin der Mechanismus von Angebot und Nachfrage. Ab 1. Juni dürfte die Nachfrage nach Benzin und Diesel plötzlich kräftig steigen. Der ADAC warnt zwar davor, den Tank weitgehend leer zu fahren, um dann Mitte und Ende der Woche möglichst günstig nachzutanken. Der Automobilclub rechnet dann mit langen Schlangen und Wartezeiten. Die Tankstellenbranche fürchtet einen regelrechten Ansturm und hält Engpässe für möglich.

Kartellamt droht mit "unangenehmen Fragen"

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Außerdem dürften viele Tankstellenbetreiber in letzter Zeit ihre Lagerbestände heruntergefahren haben, um nach Mittwoch möglichst wenig teureren Sprit weiterverkaufen zu müssen. Zugleich sieht es so aus, als ob Autofahrer massenhaft zur Tankstelle fahren. Und wenn eine hohe Nachfrage auf ein geringes Angebot trifft, steigen die Preise.

"Dann haben wir den Preis gesenkt, aber in Wahrheit geht er nach oben", sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck im Interview mit ntv. Dies läge dann am Marktgeschehen und würde sich "dann auch wieder beruhigen." Das sieht der Hauptgeschäftsführer des Mineralölverbands "Fuels und Energie", Christian Küchen, ähnlich. "Wir gehen davon aus, dass die Energiesteuersenkung wegen des intensiven Wettbewerbs der Tankstellen weitergegeben wird", sagte er der "Rheinischen Post". Allerdings gebe es für eine Steuersenkung in dieser Größenordnung keine Erfahrungswerte.

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Und dann sind da noch die Mineralölkonzerne. Der Verdacht ist, dass sie die Preise vor dem Start des Tankrabatts in die Höhe getrieben haben. Der Präsident des Bundeskartellamts, Andreas Mundt, hat bereits angekündigt, dass seine Behörde die Preisentwicklung nach dem Start des Tankrabatts genau im Blick behalten werde. Das Kartellamt schaue "intensiv auf den 1. Juni", sagte er im ntv-Interview. Würden Preissenkungen nicht an die Verbraucher weitergegeben, werde das Kartellamt den Mineralölkonzernen "unangenehme Fragen" stellen.

Angriffskrieg und Sanktionen prägen den Preis

Die Energiesteuer ist nur ein Faktor, die den Benzinpreis bestimmt. Illegale Preisabsprachen sind also nicht die einzige Erklärung für steigende Kraftstoffpreise.

Netto-Einnahmen an den Tankstellen minus Rohölpreis können außerdem nicht mit der Gewinnmarge der Raffinerien gleichgesetzt werden. Denn ihre Kosten sind kräftig gestiegen, beispielsweise für Energie und für chemische Produkte, die beim Herstellungsprozess gebraucht werden.

Berücksichtigt werden muss auch, dass es für Treibstoffe einen internationalen Markt gibt, auf dem Preise aufgrund von Angebot und Nachfrage gebildet werden. Der ist durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und den vom Westen verhängten Sanktionen durcheinandergewirbelt worden. Ein Großteil des in Deutschland und im Rest Europas verkauften Diesels wurde in russischen Raffinieren produziert. Diese Lieferungen fehlen nun teilweise und sind nicht schnell zu ersetzen. Das trägt zu steigenden Preisen auf dem Weltmarkt bei - eine Entwicklung, die auch an den deutschen Tankstellen zu sehen ist.

Warum ist Benzin immer noch so teuer trotz Tankrabatt?

Direkt nach Auslaufen des Tankrabatts – also zur Rückerhöhung der Energiesteuer – ergab sich rein rechnerisch eine Differenz von gut 35 Cent pro Liter Superbenzin und knapp 17 Cent pro Liter Diesel. Teilweise stiegen die Preise für Benzin und Diesel nach Ende des Tankrabatts über Nacht um mehr als 50 Cent pro Liter.

Warum bringt der Tankrabatt nichts?

Die Zahlen legen demnach nahe, dass der Tankrabatt zu einem großen Teil, aber doch nicht vollständig weitergegeben wurde. Pro Liter sind das zwar kleine Beträge. Da in Deutschland täglich viele Millionen Liter Kraftstoff getankt werden, summiert sich das allerdings zu einem großen Betrag auf.

Wie teuer Sprit nach Tankrabatt?

Durch den Tankrabatt wurde die Energiesteuer wie folgt gesenkt: Bei Benzin rund 35 Cent je Liter (30 Cent Senkung der Energiesteuer plus 5 Cent Ersparnis bei der Mehrwertsteuer) Bei Diesel rund 17 Cent je Liter (14 Cent Senkung der Energiesteuer plus 3 Cent Ersparnis bei der Mehrwertsteuer)

Wann wird der Sprit wieder billiger?

Tanken Sie abends! Grundsätzlich schwanken die Kraftstoffpreise im Laufe des Tages im Durchschnitt zwischen zehn und zwölf Cent. Diese Preisdifferenz kann bei einer Tankfüllung schnell bis zu zehn Euro ausmachen. Das niedrigste Niveau an den Tankstellen ist zwischen 18 und 22 Uhr erreicht.