Und hustet bis ihm der Salat

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„Und hustet, bis ihm der Salat / aus beiden Ohren fliegen tat.“ Der Satz stammt aus Wilhelm Buschs „Frommer Helene“, und gemeint ist ein gewisser Herr Schmöck, der sich bös an einer Gräte verschluckte. Diese Szene könnte gut in Hamburg spielen, das neuerdings „Stadt der Salate“ ist: 61 Prozent der städtischen Freilandflächen wurden 2014 mit Salat bebaut, sagt das Statistikamt Nord. Da sind die Hamburger froh – wenn sie sich auch sorgen, ob dieser Salat nicht arg verdreckt ist, so mitten in der Stadt gekeimt. Die Angst ist unbegründet: Hauptanbaugebiete sind die Vier- und Marschlanden. Deren Einöde ist zwar eigentlich unter der Würde der Großstädter. Aber ihren Salat kaufen sie dort schon. Die armen Schlucker.

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Sindy
Und hustet bis ihm der Salat

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Und hustet bis ihm der Salat

Und hustet bis ihm der Salat
Erstellt: 25.12.13, 20:06  Betreff: Re: Die fromme Helene  drucken  weiterempfehlen

Elftes Kapitel

GEISTLICHER RAT

Viel Freude macht, wie m�nniglich bekannt,
F�r Mann und Weib der heilige Ehestand!
Und lieblich ist es f�r den Frommen,
Der die Genehmigung dazu bekommen,
Wenn er sodann nach der �blichen Frist
Gl�cklicher Vater und Mutter ist. -
Doch manchmal �rgert man sich blo�,
Denn die Ehe bleibt kinderlos. -

Dieses erfuhr nach einiger Zeit
Helene mit gro�er Traurigkeit. -

Nun wohnte allda ein frommer Mann,
Bei Sankt Peter dicht nebenan,
Von Fraun und Jungfraun weit und breit
Hochgepriesen ob seiner Gelehrsamkeit. -
(Jetzt war er freilich schon etwas kr�nklich.)

�0 meine Tochter!� - sprach er bedenklich -
�Dieses ist ein schwierig' Kapitel;
Da helfen allein die geistlichen Mittel!
Drum, meine Beste, ist dies mein Rat:
Schreite hinauf den steilen Pfad
Und folge der seligen Pilgerspur
Gen Chosemont de bon secours,
Denn dorten, ber�hmt seit alter Zeit,
Stehet die Wiege der Fruchtbarkeit.

Und wer allda sich hinverf�gt,
Und wer allda die Wiege gewiegt,
Der sp�rete bald nach selbiger Fahrt,
Da� die Geschichte anders ward.

Solches hat noch vor etzlichen Jahren
Leider Gotts! eine fromme Jungfer erfahren,
Welche, indem sie bis dato in diesen
Dingen nicht sattsam unterwiesen,
Aus Unbedacht und kindlichem Vergn�gen
Die Wiege hat angefangen zu wiegen. -
Und ob sie schon nur ein wenig gewiegt,
Hat sie dennoch ein ganz kleines Kind gekriegt. -

Auch kam da ein frecher Pilgersmann,
Der r�hret aus Vorwitz die Wiegen an.
Darauf nach etwa etzlichen Wochen,
Nachdem er dieses ver�bt und verbrochen,

Und - - Doch, meine Liebe, genug f�r heute!
Ich h�re, da� es zur Metten l�ute.
Addio! Und - Trost sei dir beschieden!
Zeuge hin in Frieden!�

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Sindy
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Erstellt: 25.12.13, 20:07  Betreff: Re: Die fromme Helene  drucken  weiterempfehlen

Zw�lftes Kapitel

DIE WALLFAHRT

Hoch von gnadenreicher Stelle
Winkt die Schenke und Kapelle. -

Aus dem Tale zu der H�he,
In dem seligen Gedr�nge
Andachtsvoller Christenmenge
F�hlt man froh des andern N�he;
Denn hervor aus Herz und Munde,
Aus der Seele tiefstem Grunde
Haucht sich warm und innig an
Pilgerin und Pilgersmann. -

Hier vor allen, schuhbestaubt,
Warm ums Herze, warm ums Haupt,
Oft erprobt in ernster Kraft,
Schreitet die Erzgebruderschaft.

Itzo kommt die Jungferngilde,
Auf den Lippen Harmonie, -
In dem Busen Engelsmilde,
In der Hand das Parapl�. -
Oh, wie lieblich t�nt der Chor!
Bruder Jochen betet vor. -

Aber dort im Sonnenscheine
Geht Helene traurig-heiter,
Sozusagen, ganz alleine,

Denn ihr einziger Begleiter,
Stiliverkl�rt im Sonnenglanz,
Ist der gute Vetter Franz,


Den seit kurzem die Bekannten
Nur den �heil'gen� Franz benannten. -
Traulich wallen sie zu zweit
Als zwei fromme Pilgersleut.

Gott sei Dank, jetzt ist man oben!
Und mit Preisen und rnit Loben
Und mit Eifer und Bedacht
Wird das N�tige vollbracht.

Freudig eilt man nun zur Schenke,
Freudig greift man zum Getr�nke,
Welches schon seit langer Zeit
In des Klosters Einsamkeit
Ernstbesonnen, stillvertraut,
Bruder Jakob �fters braut.


Hierbei schaun sich innig an
Pilgerin und Pilgersmann.

Endlich nach des Tages Schw�le
Naht die sanfte Abendk�hle.
In dem gold'nen Mondenscheine
Geht Helene froh und heiter,
Sozusagen, ganz alleine,
Denn ihr einziger Begleiter,
Stillverkl�rt im Mondesglanz,
Ist der heil'ge Vetter Franz.
Traulich ziehn sie heim zu zweit
Als zwei gute Pilgersleut. -

Doch die Erzgebruderschaft
Nebst den Jungfern tugendhaft,
Die sich etwas sehr versp�tet,
Kommen jetzt erst angebetet.
Oh, wie lieblich t�nt der Chor!
Bruder Jochen betet vor.

Schau, da kommt von ungef�hr
Eine Droschke noch daher.


Er, der diese Droschke fuhr,
Frech und ruchlos von Natur,
Heimlich denkend: papperlapp!
Tuet seinen Hut nicht ab. -

Weh! Schon schaun ihn grollend an
Pilgerin und Pilgersmann. -
Zwar der Kutscher sucht mit Klappen
Anzuspornen seinen Rappen,

Aber Jochen schiebt die lange
Jungfernbundesfahnenstange
Durch die Hinterr�der quer -


Schrupp! - und's Fuhrwerk geht nicht mehr. -

Bei den Beinen, bei dem�Rocke
Zieht man ihn von seinem Bocke;

Jungfer Nanni mit der Kr�cke
St��t ihn h�ufig ins Genicke.
Aber Jungfer Adelheid
Treibt die Sache gar zu weit,

Denn sie sticht in Kampfeshitze
Mit des Schirmes scharfer Spitze;
Und vor Schaden sch�tzt ihn blo�
Seine warme Lederhos'. -

Drauf so schaun sich fr�hlich an
Pilgerin und Pilgersmann,

Fern verklingt der Jungfernchor,
Bruder Jochen betet vor. -


Doch der b�se Kutscher, dem
Alles dieses nicht genehm,
Meldet eilig die Geschichte
Bei dem hohen Stadtgerichte.
Dieses ladet baldigst vor
Jochen und den Jungfernchor.

Und das Urteil wird gesprochen:
Bruder Jochen kriegt drei Wochen,
Aber Jungf- und Bruderschaften
Sollen f�r die Kosetn haften. -


Ach! Da schaun sich traurig an
Pilgerin und Pilgersmann.

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Erstellt: 25.12.13, 20:09  Betreff: Re: Die fromme Helene  drucken  weiterempfehlen

Dreizehntes Kapitel

DIE ZWILLINGE

Wo kriegten wir die Kinder her,
Wenn�Meister Klapperstorch nicht w�r?

Er war's, der Schm�cks in letzter Nacht
Ein kleines�Zwillingspaar gebracht.

Der Vetter Franz, mit mildem�Blick,
Hub an und sprach: �Oh, welches Gl�ck!
Welch' kleine, freundliche Kollegen!
Das ist f�rwahr zwiefacher Segen!
Drum t�ne zwiefach Preis und Ehr!
Herr�Schm�ck, ich gratuliere sehr!�

Bald drauf um zw�lf kommt Schm�ck herunter,
So recht vergn�gt und frisch und munter.
Und emsig setzt er sich zu�Tische,
Denn heute gibt's Salat und Fische.

Autsch! - Eine Gr�te kommt verquer,
Und Schm�ck wird blau und hustet sehr;

Und hustet, bis ihm der Salat
Aus beiden Ohren fliegen tat.

Bums! Da! Er schlie�t den�Lebenslauf.
Der Jean f�ngt schnell die Flasche auf.

�Oh!� - sprach der�Jean - �es ist ein Graus!
Wie schnell ist doch das Leben aus!�

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Erstellt: 25.12.13, 20:12  Betreff: Re: Die fromme Helene  drucken  weiterempfehlen

Vierzehntes Kapitel

EIN TREULOSER FREUND

�O Franz!� - spricht Lene - und sie weint -
�O Franz! Du bist mein einz'ger Freund!�
�Ja!� - schw�rt der Franz mit mildem Hauch -
�Ich war's, ich bin's und bleib' es auch!

Nun gute Nacht! Schon t�nt es zehn!
Will's Gott! Auf baldig Wiedersehn!�

Die Stiegen steigt er sanft hinunter. -
Schau, schau! Die Kathi ist noch munter.

Das freut den�Franz. - Er hat nun mal
'n Hang f�rs K�chenpersonal.

Der Jean, der heimlich n�her schlich,
Bemerkt die Sache zorniglich.

Von gro�er Eifersucht erf�llt,
Hebt er die Flasche rasch und wild.

Und - Kracks! es dringt der scharfe Schlag
Bis tief in das Gedankenfach.

's aus! - der�Lebensfaden bricht. -
Helene naht. - Es f�llt das Licht. -

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Erstellt: 25.12.13, 20:15  Betreff: Re: Die fromme Helene  drucken  weiterempfehlen

F�nfzehntes Kapitel

DIE REUE

Ach, wie ist der�Mensch so s�ndig! -
Lene, Lene! Gehe in dich! -

Und sie eilet tiefersch�ttert
Zu dem Schranke schmerzdurchzittert.


Fort! Ihr falschgesinnten Z�pfe,
Schminke und Pomadent�pfe!

Fort! Du Apparat der L�ste,
Hochgew�lbtes Herzger�ste!

Fort vor allem mit dem �bel
Dieser�Lust- und S�ndenstiebel!

Tr�delkram der�Eitelkeit,
Fort, und sei der�Glut geweiht!

O wie lieblich sind die Schuhe
Demutsvoller Seelenruhe!

Sieh, da geht Helene hin,
Eine schlanke B��erin!

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Erstellt: 25.12.13, 20:20  Betreff: Re: Die fromme Helene  drucken  weiterempfehlen

Sechzehntes Kapitel

DIE VERSUCHUNG

Es ist ein�Brauch von alters her:
Wer Sorgen hat, hat auch Lik�r!


�Nein!� - ruft Helene - �Aber nun
Will ich's auch ganz - und ganz - und ganz -
���und ganz gewi� nicht wieder tun!�

Sie kniet von ferne fromm und frisch.
Die Flasche stehet auf dem Tisch.

Es l��t sich knien auch ohne Pult.
Die Flasche wartet mit Geduld.

Man liest nicht gerne weit vom Licht.
Die Flasche gl�nzt und r�hrt sich nicht.

Oft liest man mehr als wie genug.
Die Flasche ist kein Liederbuch.

Gef�hrlich ist des Freundes N�he.
O Lene, Lene! Wehe, wehe!

O sieh! - Im sel'gen Nachtgewande
Erscheint die j�ngstverstor'ne Tante.

Mit geisterhaftem Schmerzget�ne -
�Helene!� - ruft sie - �Oh, Helene!!!�

Umsonst! - Es f�llt die Lampe um,
Gef�llt mit dem Petroleum.

Und hilflos und mit Angstgewimmer
Verkohlt dies fromme Frauenzimmer.

Hier sieht man ihre Tr�mmer rauchen,
Der Rest ist nicht mehr zu gebrauchen.

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Erstellt: 25.12.13, 20:22  Betreff: Re: Die fromme Helene  drucken  weiterempfehlen

Siebzehntes Kapitel

TRIUMPH�DES B�SEN

Hu! Drau�en welch ein schrecklich Grausen!
Blitz, Donner,�Nacht und Sturmesbrausen! -

Schon wartet an des Hauses Schlote
Der Unterwelt geschw�nzter Bote.

Zwar Lenens guter Genius
Bek�mpft den�Geist der Finsternus.

Doch dieser kehrt sich um und packt
Ihn mit der Gabel zwiegezackt.

O weh, o weh! Der Gute f�llt!
Es siegt der Geist der Unterwelt.

Er fa�t die arme Seele schnelle

Und f�hrt mit ihr zum Schlund der H�lle.

Hinein mit ihr! Huhu! Haha!
Der heli'ge Franz ist auch schon da.

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Erstellt: 25.12.13, 20:24  Betreff: Re: Die fromme Helene  drucken  weiterempfehlen

SCHLUSS

Als Onkel Nolte dies vernommen,
War ihm sein Herze sehr beklommen.

Doch als er nun genug geklagt:
�Oh!� - sprach er - �Ich hab's gleich gesagt!

Das Gute - dieser�Satz steht fest -
Ist stets das B�se, was man l��t!

Ei, ja! -�Da bin ich wirklich froh!
Denn,�Gott sei Dank! Ich bin nicht so!!�

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Layout © Karl Tauber