Seit Anfang der Woche ist die Bahnstrecke Kleve-Krefeld im Rahmen eines Expressausbauprogramms für 60 Millionen Euro vom technischen Stand vor dem Ersten Weltkrieg auf den technischen Stand vor dem Dritten gebracht worden, alles schön elektronisch. Eine Woche vor der Wiederinbetriebnahme der Strecke fuhr die Bahn schön Probe, damit zum Auftakt auch alles reibungslos funktioniert. Und? Nichts funktioniert. Show Es schmerzt einen überzeugten Nutzer der Bahn schon sehr, dass einmal mehr Vertrauen verspielt wird, dass nach menschlichem Ermessen ohnehin schon nur noch auf Kredit gewährt gewesen sein konnte. Wer tatsächlich von Kleve nach Düsseldorf oder Köln pendelt, für den war der RE10 nur dann eine Option, wenn er einen buddhistisch inspirierten Arbeitgeber hatte. Hier nun der Bericht von Benno, der sich auf die erste Fahrt auf renovierten Strecke sehr gefreut hatte: Tada, nach 6 Monaten Abstinenz kann ich endlich wieder mit dem RE10 fahren. Und endlich, der Zug setzt sich in Bewegung und fährt sogar zügig los. Aber die Überraschungen gehen noch weiter. Es gibt eine Langsamfahrstrecke zwischen Kevelaer und Kempen. Schade nur, dass ich diese nicht bei Tageslicht fahre, denn dann könnte ich aus dem Fenster schauen und die Landschaft genießen. Ach, die Verspätung von 10 Minuten bei der Ankunft in Düsseldorf stecken wir doch mit Freude weg. Ich erwarte schon voller Spannung die Rückreise. Und da geht das Ideenfeuerwerk weiter. Kurzum lässt man einen Zug um 16:08 Uhr ausfallen. Und der darauffolgende Zug um 16:38 Uhr fährt halt um 10 Minuten später los. Dafür habe ich Verständnis, denn ein halbes Jahr wurde kein Kuppelvorgang, sprich eine weitere Einheit an den bereitstehenden Zug aufgekuppelt. Ja, da kommt man schon aus der Übung. Aber als positiv eingestellter Mensch (so eine Eigenschaft erlernt man als Berufspendler) freue ich mich, dass ich mit fremden Leidens, nein Fahrgästen ins Gespräch komme. So erfahre ich, dass nicht nur ich die Großzügigkeit der Eröffnungsüberraschungen erfahren durfte. Und ich kann mein Leben mal wieder in vollen Zügen genießen. Und heute, am Dienstag geht es weiter. Ein Highlight war die Bahnübergangsstörung. Einfach fantastisch, wie galant wir darüber informiert wurden. Nur leider komme ich wieder nicht in den Genuss der Langsamfahrstrecke. So ein Mist aber auch. Enttäuscht lehne ich mich zurück und versuche ein wenig zu schlafen. Traurig steige ich in Düsseldorf aus. Und da trösten mich die 15 Minuten Verspätung auch nicht, dass ich die Langsamfahrstrecke wieder nicht genießen konnte. Alles in allem, die Bahn und der Bund haben sich nicht lumpen lassen. 70 Millionen € wurden investiert, um Anreize für die Nutzung des ÖPNV zu setzen. Besser geht es doch nicht, oder? Macht bitte weiter so, denn wo bekomme ich sonst apuschal für zurzeit 170,93 € im Monat so viel an Aufregung geboten? Ich hoffe, wenn das Ticket demnächst nur 49,- € kostet, dass dann nicht gewisse Highlights aufgrund von Kostendruck gestrichen werden. Das geht gar nicht! Bahnfahren, das letzte Abenteuer der Menschheit für Pauschal 170,93 € im Abo für die Preisstufe D im VRR. Geht’s noch? Nach langen Verhandlungen haben Russland und die USA sich auf den Austausch von zwei Gefangenen geeinigt. Worum es dabei ging. Die USA und Russland haben sich am Donnerstag auf den Austausch von zwei Gefangenen geeinigt und den Austausch durchgeführt. Dem sind sehr langwierige Verhandlungen vorausgegangen. Am Ende wurde die kürzlich in Russland zu neun Jahren Haft verurteilte US-Basketballerin Brittney Griner gegen den Russen Wiktor But ausgetauscht, der in den USA fast 15 Jahre hinter Gittern gesessen hat. Die USA hätten am liebsten auch Paul Whelan aus Russland herausgeholt, der 2020 wegen Spionage zu 16 Jahren Haft verurteilt wurde, aber das hat Russland abgelehnt. US-Präsident Biden erklärte dazu:
Die Sprecherin des Weißen Hauses ergänzte:
Da über die Hintergründe und die Inhalte solcher Gefangenenaustausche in der Regel nichts bekannt wird, will ich darüber auch nicht spekulieren. Hier will ich kurz aufzeigen, wer die beiden ausgetauschten Gefangenen sind. Viktor ButViktor But ist laut den USA und den westlichen Medien ein Waffenhändler, der Terroristen bewaffnet hat. Hollywood hat 2005 den Film „Lord of War – Händler des Todes“ über ihn gedreht, wobei darin allerdings eine Menge Fantasie stecken dürfte. But wurde aufgrund eines Haftbefehls der USA 2008 in Bangkok verhaftet. Die USA haben ihm vorgeworfen, Raketen an die kolumbianische Rebellengruppe FARC verkaufen zu wollen. Er saß zunächst zwei Jahre in einem thailändischen Gefängnis, während Russland und die USA über sein Schicksal gestritten haben. 2010 wurde But an die USA ausgeliefert. Russlands Außenminister Sergei Lawrow sagte damals, das sei „ein Beispiel für eklatante gerichtliche Ungerechtigkeit“, Moskau betrachtete die Auslieferung als Ergebnis eines noch nie dagewesenen politischen Drucks der USA auf die thailändische Regierung und Justiz. Vor Gericht plädierte But in allen Anklagepunkten auf nicht schuldig. Er sagte, er habe von 1992 bis 2001 ein legales internationales Luftfahrtunternehmen betrieben. But dementierte alle Vorwürfe. Er behauptete, nie mit Terrororganisationen in Kontakt gestanden zu haben. But zufolge hätten die USA ihm die Verantwortung für die Bewaffnung von Terroristen zugeschoben. 2012 wurde er zu 25 Jahren Haft und einer Geldstrafe in Höhe von 15 Millionen US-Dollar verurteilt. Im US-Gefängnis verschlechterte sich sein Gesundheitszustand und die russische Regierung hat immer wieder gefordert, ihm adäquate medizinische Behandlung zukommen zu lassen. Buts Anwalt erklärte im Sommer, dass sich sein Gesundheitszustand aufgrund einer bakteriellen Infektion „merklich verschlechtert“ habe und dass die US-Behörden wenig getan hätten, um zu helfen. In russischen Medien war seine Freilassung am Donnerstag eines der beherrschenden Themen. Brittney GrinerDie US-Basketballerin Brittney Griner wurde am 17. Februar 2022 bei der Einreise nach Russland am Flughafen festgenommen. Ihr wurde illegaler Drogenbesitz und -schmuggel vorgeworfen, weil sie Vape-Kartuschen für E-Zigaretten mit 0,5 Gramm Haschischöl in ihrem Gepäck hatte. Sie wurde wegen Drogenschmuggel zu neun Jahren Haft verurteilt. In Russland ist es, wie in Deutschland auch, nicht strafbar, kleine Mengen an Drogen für den Eigenbedarf zu besitzen. Allerdings ist es nach russischem Recht streng verboten, Drogen ins Land zu bringen, egal in welcher Menge. Die westlichen Medien haben darauf konstruiert, Russland hätte Griner als Geisel genommen, um ein Druckmittel gegen die USA zu bekommen. Aber die Sache ist wesentlich banaler: Man sollte eben eine Drogen in ein Land bringen, in dem das gesetzlich verboten ist. Der AustauschDer Austausch wurde in den Vereinigten Arabischen Emiraten durchgeführt und offenbar in kurzer Zeit ausgehandelt. Das Weiße Haus meldete, dass die entscheidenden Verhandlungen in den letzten 48 Stunden stattgefunden hätten. Der Austausch zeigt, dass es offensichtlich immer noch geheime Gesprächskanäle zwischen Moskau und Washington gibt. Das ist angesichts der angespannten Weltlage, in der es so wenig gute Nachrichten gibt, wenigstens eine gute Nachricht. Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft. |