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Anatomische Lage der normal entwickelten Weisheitszähne Durchbrechender Weisheitszahn 38 bei eitrig entzündeter Zahnfleischkapuze (Dentitio difficilis). Weisheitszähne mit abgekrümmten Wurzeln. Teilweise ist auch die Anzahl der Wurzeln anomal. Der Weisheitszahn (Synonyma Dritter Molar, lateinisch Dens sapiens, Dens serotinus ‚spät kommend‘) ist von der Mitte aus gezählt der achte Zahn im menschlichen Gebiss. Normalerweise hat ein Mensch vier Weisheitszähne, in jedem Gebissquadranten einen. Allgemein[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Besonderheiten und Name[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Zahnwechsel endet zunächst mit dem Durchbruch der zweiten Molaren im Alter von 12 Jahren. Weisheitszähne entwickeln sich erst später. Bei manchen Menschen ist eine Mineralisation des Weisheitszahnkeimes im Röntgenbild erst mit 14 Jahren nachweisbar. Sie brechen meist erst im Erwachsenenalter, teilweise gar nicht durch. Von diesem späten Durchbruch leitet sich der Name „Weisheitszahn“ im Deutschen ab. Die Bezeichnung stammt ursprünglich vom persischen Arzt Avicenna (980–1037) aus dem Qānūn fī ṭ-Ṭibb (القانون في الطب ‚Kanon der Medizin‘), die in der Übersetzerschule von Toledo ins Lateinische als dentes intellectus übersetzt wurden. Im Griechischen wurden sie von Kleanthes Sophronisteres genannt.[1] In anderen Sprachen weist der Name ebenfalls einen Bezug zu Weisheit oder Verständigkeit auf, z. B. im Japanischen (知恵歯 chieba). Es gibt jedoch auch andere sprachliche Ableitungen, so etwa „kauernder Zahn“ im Thai, „jüngster Zahn“ im Indonesischen oder „den Eltern unbekannt“ (親知らず oyashirazu) im Japanischen, nach der Annahme, dass die Zähne erst auftreten, wenn die Kinder aus dem Elternhaus bereits ausgezogen sind. Arabisch heißen sie ضرس العقل / ḍirs al-ʿaql /‚Zahn des Geistes‘, im Französischen dent de sagesse, im Italienisch dente del giudizio. Form und Aussehen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weisheitszähne weichen häufiger als andere Zähne von ihrer charakteristischen anatomischen Form ab. So treten Weisheitszähne mit drei oder fünf Höckern auf. Auch die Anzahl der Wurzeln ist unterschiedlich. Sie können miteinander verwachsen oder hakenförmig gebogen sein, so dass eine ggf. notwendige Extraktion der Zähne erschwert ist. In seltenen Fällen wachsen hinter den Weisheitszähnen noch überzählige Weisheitszähne, so genannte Distomolaren, auch Neuner genannt.[2] Evolutionäre Entwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die erheblichen Unterschiede der Form und des Durchbruchzeitpunkts der Weisheitszähne sowie das gelegentliche völlige Fehlen der Zahnanlagen ist möglicherweise die Folge einer evolutionären Entwicklung. Weitgehend anerkannt ist heute, dass die ursprünglichen Plazentatiere in jeder Kieferhälfte drei Schneidezähne, einen Eckzahn, vier Vorbackenzähne und drei Backenzähne hatten. Ihre Zahnformel lautet demnach 3 · 1 · 4 · 3, ihre Zahnzahl betrug 44.[3] Alle heute lebenden Altweltaffen, darunter die Schimpansen und der Mensch, haben hingegen die Zahnformel 2 · 1 · 2 · 3, damit 32 Zähne. Beim heutigen Menschen können Weisheitszähne also als Rudiment betrachtet werden. Die beim Menschen noch immer anhaltende Reduzierung der Zahnzahl ging – wie das Fossil Ardi belegt – schon vor mehreren Millionen Jahren einher mit einer Verkleinerung der Schnauze und der Eckzähne. Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Raumanalyse des Weisheitszahns nach Mögliche Folgen: Weisheitszähne eines Menschen, teilweise nicht abgeschlossenes Wurzelwachstum Retinierter Weisheitszahn mit ausgebildeter Wurzel. Achsengerechte Lage Die oberen Weisheitszähne sind in distaler Richtung verlagert. Der untere linke Weisheitszahn (im Bild: rechts) ist horizontal verlagert. Die Position des dritten Molaren in Bezug zur Okklusionsebene des zweiten Molaren und zum Abstand zwischen dem Ramus mandibulae (aufsteigender Unterkieferast) und der distalen Seite des zweiten Molaren haben G. J. Pell und B. T. Gregory klassifiziert.[4][5] Daneben gibt es die Klassifikation nach G. B. Winter,[6] die von W. H. Archer[7] und G. O. Kruger[8] modifiziert wurde.[9] Klassifikation nach Pell und Gregory[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Gesundheitliche Folgen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Missverhältnis zwischen Kiefergröße und Zahnanzahl führt am Kieferwinkel, dem Übergang vom horizontalen zum aufsteigenden Ast des Unterkiefers dazu, dass sie häufig keinen ausreichenden Platz mehr finden und vollständig retiniert bleiben oder nur unvollständig durchbrechen (Teilretention). Vollständig retinierte Zähne bleiben normalerweise symptomlos, teilretinierte führen hingegen oft zu Entzündungen (siehe: Dentitio difficilis), die sich zu Abszessen entwickeln können. Ursache für eine solche Entzündung ist die Bildung einer kapuzenförmigen Zahnfleischtasche, die nur schwer oder gar nicht gereinigt werden kann. Bakterien können sich in dieser Tasche mit Hilfe von sich zersetzenden Speiseresten schnell vermehren. Infolgedessen müssen die betroffenen Zähne häufig entfernt werden. Auch kann Karies begünstigt werden, wenn Weisheitszähne so an einem Nachbarzahn anliegen, dass dort nur schwer geputzt werden kann. Im extrem seltenen Fall kann die Entzündung in eine Phlegmone übergehen, die lebensbedrohlich werden kann. Brechen die Weisheitszähne nur in einem Kiefer durch, fehlt ihnen der Antagonist („Gegenspieler“). In der Folge elongieren sie über die Kauebene, bis sie schließlich auf den Gegenkiefer stoßen. Weisheitszähne können zu „Gleithindernissen“ werden, die zu Zahnschäden, nächtlichem Zähneknirschen (Bruxismus) und Kiefergelenksbeschwerden führen können. Retinierte Weisheitszähne[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als „retiniert“ (lateinisch retinere re ‚zurück‘, tenere ‚halten‘) bezeichnet man einen Weisheitszahn, der nicht altersgerecht durchgebrochen ist. Ob ein Weisheitszahn retiniert ist, hängt vom Alter, Geschlecht und Entwicklungsstand des Patienten ab. Die Beurteilung anhand eines Röntgenbildes ist nicht immer eindeutig und bedarf einer Verlaufskontrolle.[10] Die folgenden Röntgenbilder sind Ausschnitte aus Orthopantomogrammen (OPG):
Entfernung von Weisheitszähnen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Entfernung eines Zahnes erfolgt durch eine Lockerung des Zahnes in seinem Zahnfach. Hierzu wird der Zahn langsam und mit dosierter Kraft mittels eines Hebels oder einer Zange hin- und her bewegt, wodurch der Alveolarknochen gedehnt und die Alveole erweitert wird. Bei einwurzligen Zähnen kann ergänzend eine Drehbewegung durchgeführt werden, wodurch die Sharpey-Fasern, an denen der Zahn in der Alveole aufgehängt ist, reißen. [Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wunde eines frisch extrahierten Weisheitszahns 48 Viele Weisheitszähne stehen regulär in der Zahnreihe. Sie lassen sich erforderlichenfalls wie andere Zähne extrahieren. Im Unterkiefer ist in der Region des Kieferwinkels der Knochen kompakt und bukkal dicker, wodurch sich die Alveole nicht so leicht aufweiten lässt. Im Oberkiefer ist der den Weisheitszahn umgebende Knochen spongiös. Das erleichtert eine Extraktion. Operative Zahnentfernung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]3D-CT-Aufnahme eines retinierten Weisheitszahns unmittelbar neben dem Nervus alveolaris inferior Die Osteotomie (operative Entfernung) eines Weisheitszahnes erfolgt in der Regel unter örtlicher Betäubung durch einen chirurgisch versierten Zahnarzt, einen Oralchirurgen oder einen Kieferchirurgen. Bei sehr ängstlichen Patienten kann auf deren Wunsch in entsprechend ausgerüsteten Arztpraxen eine Analgosedierung durchgeführt werden, die den Patienten beruhigt und dessen Wahrnehmung reduziert. Ist eine besonders schwierige Zahnentfernung zu erwarten oder kann durch eine Leitungs- oder Infiltrationsanästhesie ein schmerzloser Eingriff nicht gewährleistet werden, kann auch eine Vollnarkose in Betracht gezogen werden. In Fällen, in denen alle vier Weisheitszähne in einer Sitzung entfernt werden sollen, wird eine Vollnarkose erwogen. Eine operative Entfernung erfolgt durch eine Schnittführung auf dem Kieferkamm, gegebenenfalls mit einem sogenannten Entlastungsschnitt nach bukkal. Nachdem der Knochen beziehungsweise der Zahn ganz oder teilweise durch ein Wegklappen des Zahnfleisches freigelegt worden ist, wird erforderlichenfalls der den Zahn bedeckende Knochen mittels einer Knochenfräse (Lindemannfräse) unter Kühlung mit einer isotonischen Kochsalzlösung weggefräst. Die Öffnung muss so groß sein, dass der Zahn hindurch passt. Wenn der Zahn sehr fest im Kiefer verankert ist, der Zahn im Kiefer verlagert ist oder die Extraktionsöffnung zu klein ist, kann es erforderlich sein, den Zahn vor seiner Entfernung im Kiefer durchzutrennen. Wird der Weisheitszahn als Zahnkeim schon vor seinem Durchbruch operativ entfernt, so spricht man von einer Germektomie. Die entstandene Wunde wird durch chirurgische Nähte verschlossen. Mögliche Komplikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ödem und Hämatom nach der Extraktion eines Weisheitszahns (zeitlicher Verlauf über elf Tage) Trockene Alveole (Alveoläre Ostitis), Nähte nach Weisheitszahnoperation sichtbar Blick auf den Oberkiefer in kranialer Richtung
Seltener treten die folgenden Komplikationen auf:
Verhalten nach der Operation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vorsorglich soll ein Schmerzmedikament verordnet werden.[11] Das Schmerzmittel soll keine Acetylsalicylsäure (etwa Aspirin) enthalten, da diese die Blutgerinnung negativ beeinflusst. Patienten mit gerinnungshemmender Behandlung (Phenprocoumon, Marcumar), können vorübergehend auf niedermolekulare Heparinpräparate umgestellt werden, die aktuelle S3-Leitlinie "Zahnärztliche Chirurgie unter oraler Antikoagulation/ Thrombozytenaggregationshemmung" sieht hier allerdings keinen Vorteil und votiert für ein Belassen der originären gerinnungshemmenden Medikation.[12] Die Wunde schließt sich normalerweise im Laufe der ersten Wochen nach der Behandlung. Bei besonders komplizierten Eingriffen oder bei einer vorangegangenen Infektion kann von dem behandelnden Arzt ein Antibiotikum verschrieben werden. In der ersten Zeit nach der Operation ist das richtige Verhalten für eine gute Wundheilung und die Minderung der unvermeidbaren OP-Folgeerscheinungen wichtig:
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt. Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten! Warum habe ich 28 Zähne?Die Ursachen von Über- oder Unterzahlen der Zähne sind verschieden und oft erblich bedingt. Teilweise treten weitere Erkrankungen gleichzeitig auf, so ist das Downsyndrom typisch bei einer Fehlbildung der Zähne.
Ist Zahn 28 ein Weisheitszahn?Der Weisheitszahn ist von der Mitte aus gesehen der jeweils achte Zahn, im Zahnschema also die Zähne 18, 28, 38 und 48.
Wie viele Zähne hat ein Mensch Plus Weisheitszähne?Erwachsene haben mehr Zähne als Kinder; die meisten Erwachsenen haben 32 Zähne. Dazu gehören 8 Schneidezähne, 4 Eckzähne, 8 Prämolaren und 12 Molaren (die 4 Weisheitszähne eingeschlossen).
Wie viele Weisheitszähne hat ein Mensch normalerweise?In jedem Kiefer sind normalerweise vier Weisheitszähne angelegt. Sie brechen aber nicht immer in die Mundhöhle durch: Bei etwa 80 von 100 jungen Erwachsenen bleibt mindestens ein Weisheitszahn im Kiefer.
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