Wie selten ist der Name Lisa?

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Erstellt: 28.05.2020Aktualisiert: 28.05.2020, 15:31 Uhr

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Wie selten ist der Name Lisa?

Der Vorname macht viel aus und Klang schafft Nähe: Kinder, deren Namen mit "Ma" beginnen, haben häufig eine sehr enge Bindung zur Mutter. © picture alliance/Waltraud Grubitzsch/ZB/dpa

Das Schicksal hat einen Namen - unseren Vornamen. Erziehungswissenschaftler Peter Struck über die Wechselwirkung von Vorname und Persönlichkeit.

Da kommt nicht mal das Thema Fußball ran: Nichts wird in Zeitungen mehr gelesen als Berichte über Vornamen; wahrscheinlich weil fast jeder Mensch einen hat. Allerdings heißt mein Fußpfleger, der aus Ägypten kommt, bloß Khalil, einen Vornamen hat er nicht, oder einen Nachnamen, wie man will.

Erwiesen ist auch, dass 85 Prozent aller Eltern zufrieden sind mit den Vornamen ihrer Kinder. Die 15 Prozent, die nicht zufrieden sind, konnten sich bei der Namensgebung für ihr Kind nicht gegenüber dem Partner durchsetzen.

Vornamen unterliegen modischen Schwankungen

Kinder bekommen einen Vornamen, sie können ihn nicht wählen. Deshalb geben viele Eltern ihren Kinder zwei oder gar drei Vornamen, damit sie späterhin wählen können. Mein Sohn heißt David Julian, David kam von seiner Mutter, Julian von mir; mit sechs Jahren entschied er, fortan David genannt werden zu wollen.

Jedes Jahr stellt die Gesellschaft für deutsche Sprache eine Liste der beliebtesten Vornamen des vorausgehenden Jahres zusammen. Zur Zeit gibt es etwa 2000 Vornamen in Deutschland, aber in den Rankings der Medien tauchen zumeist lediglich die 20 häufigsten auf. 1994 standen bei den Mädchen noch ganz oben Julia, Lisa, Katharina, Anna, Anne, Maria und Laura, 2017 waren es Marie, Mari, Sophie, Emilia und Emma.

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Bei den Jungen waren es 1994 Alexander, Daniel, Maximilian, Christian, Lukas und Tobias, 2017 Maximilian, Alexander, Paul, Elias und Ben. Mittlerweile wird dabei auch zwischen den alten und neuen Bundesländern differenziert. Im Osten stehen bei den Mädchen ganz oben Marie, Sophie, Charlotte und Emma, bei den Jungen Paul, Oskar, Carl, Karl und Emil. Bei den Mädchen ist Maria ein Dauerbrenner, bei den Jungen Christian, während beispielsweise Namen wie Sabine, Bärbel, Egon und Peter „out“ sind. Ebenfalls nicht mehr angesagt sind Dieter, Heiner, Heinrich, Stephan, Steffi und Thomas sowie Achim, Joachim, Reiner und Rainer.

Vorname: Derzeit sind alte deutsche Namen beliebt

Die vorherrschende Namensgebung unterliegt modischen Schwankungen; eine Phase dauert dabei je etwa zehn Jahre: Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten wir zunächst in den 50er Jahren – bedingt durch die erste große Reisewelle – italienische Namen wie Marina, Ramona, Pietro oder Mario, dann kam eine französische Phase in den 60er Jahren mit René, Louis und Nadine, in den 70er Jahren folgte eine Welle mit skandinavischen und friesischen Namen wie Ole, Sven, Nils, Hauke, Enno und Astrid, in den 80er Jahren kamen dann angloamerikanische Vornamen wie Kevin, Frederic, Patrick und Pamela, in den 90er Jahren biblische Namen wie Sarah, Noah, David oder Daniel, und danach bis jetzt begann eine Renaissance alter deutscher Namen wie Paul, Friedrich, Karl, Klara oder Sophie.

Die verrücktesten Vornamen Deutschlands

Nichts hört ein Kind häufiger als seinen Rufnamen; mit seiner Klangfarbe verbinden die Eltern eine Botschaft, eher kalt wie bei Paul oder Karl oder eher warm wie bei Viola, Mario und Milan. Diese Klangfarbe spiegelt sich nach Jahren im Gesicht des Kindes wider, weil mit der Namenswahl durch die Eltern auch eine bestimmte Einstellung, ein Programm in die Zukunft des Kindes hinein signalisiert wird: Das Kind soll niedlich oder gefühlsbetont oder aber durchsetzungsstark und karrieregestählt oder eben mit Vornamen der Groß- oder Urgroßeltern der Familientradition verpflichtet werden.

Fast ein Drittel aller Fünfklässler mag seinen Vornamen nicht

Bei häufigen Namen können daher erfahrene Grundschullehrkräfte schließlich am Gesicht erkennen, ob das Kind vor ihnen Dennis oder Mark heißt. Bei über 17-Jährigen geht das jedoch nicht mehr so einfach, weil das Leben dann auch andere Spuren ins Gesicht gegraben hat.

In den letzten Jahren habe ich bei etwa 20.000 Elfjährigen in Deutschland, Österreich und in der Schweiz zu ermitteln versucht, wie sie selbst zu ihrem Vornamen stehen. Eltern wissen offenbar nicht, dass fast 31 Prozent aller Fünftklässler ihren Vornamen nicht sonderlich mögen, obwohl sie in der Regel dennoch irgendwie damit klar kommen!

Vorname Lukas ist so etwas wie die Höchststrafe

Aber eigentlich hätten sie lieber einen anderen. Bevorzugt werden von ihnen Vornamen mit den Vokalen „a“, „i“ und „o“ und den Konsonanten „m“, „l“, „v“ und „w“, mehrheitlich abgelehnt werden Namen mit einem „u“ in der Mitte und mit einem „k“ oder einem scharfen „s“. Lukas ist also so etwas wie Höchststrafe. Guckt man sich Bücher oder Listen mit Vornamen an, wie man sie in Standesämtern erhält, fällt auf, dass besonders viele mit einem „M“ beginnen und dann mit einem „a“ weitergeführt werden: Martin, Maximilian, Malte, Manuel, Maarten, Mark, Marek, Milan, Matthias, Marvin, Maria, Martina oder Marina; und es fällt im Laufe der Entwicklung dann auf, dass Kinder, deren Vorname mit „Ma“ beginnt, oft eine sehr enge Bindung zu ihrer Mutter haben.

Vornamen: Die beliebtesten Babynamen 2017

Wenn Eltern im Nachhinein spüren, dass der von ihnen gewählte Name nicht so gut zu ihrem Kind oder nicht zu der gerade durchlebten Altersphase passt, versuchen sie oft, ihn im Klang angenehmer zu machen, indem sie ein „i“ (Klausi), ein „le“ (Peterle, Heinerle) oder ein „chen“ (Mäxchen), anhängen. Für die Widerspiegelung der emotionalen Botschaft in den Gesichtszügen ist also nicht so entscheidend, welcher Vorname in der Geburtsurkunde steht, sondern wie das Kind durchweg gerufen wird. Eltern können dann auch variieren; hat das Kind etwas Böses getan, wird es Maximilian gerufen, hat es hingegen Gutes vollbracht, Maxi oder Mäxchen.

Vornamen für besonders elitäre Lebenskarriere

Schwebt Eltern eher eine asketisch-soldatische oder besonders elitäre Lebenskarriere vor, greifen sie gern zu Namen wie Katharina, Elisabeth, Wilhelm, Alexander, Ludwig, Johann, Maximilian, Maria-Theresia oder Friedrich. Sehen Eltern hingegen ihr Kind in seiner schutzbedürftigen Kleinheit, dann neigen sie zu Namen mit Wohlklang und hängen noch ein „i“ dran; dann wird aus Sebastian Basti, aus Manfred Manni, aus Christian sowie Christoph und Krysztoph Krischi, aus Ulrich Uli, aus Ulrike Ulla oder Ulli, aus Oliver Olli, aus Katharina Kati oder Nina und aus Alexander Sascha oder Saschi.

Vornamen mit schöner Bedeutung

Namen mit dunklem Klang wie Gudrun, Guntram, Randolf, Rudolf, Kurt, Brunhilde, Ruth oder Knut werden von Elfjährigen so gut wie immer abgelehnt, bei anderen assoziieren sie eher Missliches wie bei Adolf, Elvis oder Boris. So klagte ein 14-jähriges Mädchen namens Sieglinde, dass man bei diesem Namen „doch direkt die alte Germanin mit dicken Muskeln und stämmigen Oberschenkeln“ sehe, wenn man nicht gleich an die Kartoffelsorte denke.

Sollen Kinder ihren Vornamen ab dem zehnten Lebensjahr selbst wählen?

Radikale Verfechter der Namensfreiheit für Kinder schlagen übrigens vor, dass sich Kinder zwischen dem zehnten und zwölften Lebensjahr ihren Vornamen selbst auswählen sollten, so wie das ja später auch viele Künstler und Sportler unter dem Motto „nomen est omen“ handhaben, wenn sie sich Heino, Pele, Prince oder Nicole nennen. Gar nicht mögen Kinder Vornamen, die nicht so einfach einem Geschlecht zuzuordnen sind wie René, Eike oder Dietmut oder Schöpfungen wie Pumuckel, Pepsi-Carola, Chanel, Woody, Dakota, Georgia oder Chelsea, wie die Tochter der Clintons heißt.

Interview mit einem Namensforscher: „Eltern mögen jetzt kürzere Namen“

Als ideal werden von Elfjährigen Namen empfunden, die eine positive Klangfarbe besitzen, die über dem aktuellen Zeitgeist schweben und nicht historisch vorbelastet sind wie Fabian, Florian, Julian, Leif, Leon, Malte, Jana, Kati oder Vanessa. Gute Starthilfen ins Leben sind Namen, die mit weichen Konsonanten beginnen und in denen „a“, „i“ oder „o“ vorkommen wie Armin, Bastian, Benjamin, Jan, Milan, Valentin, Jennifer, Lisa, Laura, Maren, Martina, Miriam, Nana, Natascha, Sarah, Verena, Viola, Vivienne oder Leon.

Eine zu hohe elterliche Erwartung verraten Namen wie Adam, Christopher, Johannes, Josef, Wilhelm, Zacharias, Beatrix, Elisabeth, Gloria, Magdalena und Viktoria. Belastend sind Vornamen wie Boris, Elvis, Winnetou, Cassiopeia, Marilyn oder auch Margherita. Namen, die allzu lange beliebt waren und deshalb als abgenutzt gelten, sind Jürgen, Joachim, Dirk, Frank, Holger, Horst, Jörg, Klaus, Hans, Peter, Rainer, Rüdiger, Volker, Wolfgang, Anke, Bärbel, Barbara, Gaby, Heidi, Helga, Karin, Monika, Sabine, Susanne und Ute. Gewiss werden auch sie wieder irgendwann eine Renaissance erleben so wie im Moment Paul.

Vornamen: Klangvoll, selten, Zeitgeist

Vom Klang her ungünstig sind aus der Sicht von Elfjährigen Alfred, Artur, August, Burkhard, Eckert, Edmund, Knut, Dietlind, Kurt, Ernst, Gottfried, Ludger, Lutz, Rudolf, Rupert, Xaver, Agnes, Elfriede, Kunigunde, Gertrud, Hiltrud, Ingrid, Rebecca, Ulrike und Waltraud. Namen, die nicht so klangvoll sind, aber wegen ihrer Seltenheit dennoch als „edel“ gelten, sind Birger, Björn, Götz, Kirk, Helge, Rickmer, Tillman, Urs, Utz, Bente, Berit, Temke, Hauke, Kira und Pia. Zeitgeist-Namen, die im Moment als originell gelten, und zwar durchaus auch bei Elfjährigen, sind Carlo, Henry, Kirk, Jacob, Luca, Moritz, Victor, Annika, Esther, Rachel, Thea, Theo oder auch Cooper. Karl-Heinz und Detlev sind übrigens im Augenblick nicht so angesagt, weil sie als schwul gelten. Der weltweit häufigste Vorname ist Mohammed, allerdings mit verschiedensten Variationen; in Deutschland erscheint er erst auf Platz 34, allerdings mit deutlicher Tendenz nach oben.

Im Moment sind im deutschsprachigen Raum zwei Tendenzen zu beobachten, und zwar erstens zu weicheren und zweitens zu kürzeren Vornamen wie Nick, Pam, Nils, Urs, Lars, Utz, Sven oder Paul. Während Jungen Namen, die zu lang sind (Maximilian), und Doppelnamen (Klaus-Dieter, Franz-Xaver) meist ablehnen, mögen Mädchen sie (Lisa-Marie, Anna-Lena, Marie-Luise), offenbar weil Frauen auch bei Nachnamen Doppellösungen wie Leutheusser-Schnarrenberger bevorzugen. Doppellösungen sowohl bei Vor- als auch bei Nachnamen wie beim Mannschaftsarzt von Bayer München, Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, nimmt man in seinem Alter von 75 Jahren durchaus hin, aber für elfjährige Jungen ist so etwas unvorstellbar, und zwar auch dann, wenn sie Anhänger des FC Bayern sind.

Ungeliebte Vornamen loswerden: Hitlerine durfte ihren Vornamen wechseln

Es ist nicht leicht, einen ungeliebten Vornamen wieder loszuwerden. Bei 1000 Anträgen wird das nur etwa 40mal genehmigt. Man muss dann ein psychologisches Gutachten vorlegen, das einen hohen Leidensdruck bescheinigt, und bis zu 1000 Euro berappen. Einfach war es nur bei der Lübeckerin, die im Dritten Reich den Vornamen Hitlerine bekam. Sie durfte ohne Gutachten und ohne Gebühr zum Vornamen Manuela wechseln. Das Problem ist, dass die Standesämter immer noch viel zu viele blöde Vornamen zulassen, so zum Beispiel Krabat, Sturmhard, Pepsi-Carola, Findus oder Atreja.

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Was heißt Lisa auf Deutsch?

Was bedeutet der Name Lisa? Lisa (früher Liesa) ist die Kurzform des biblischen namens Elisabeth. Dieser bedeutet so viel wie „von Gott verehrt“. Der Name selbst hat jedoch keine biblisch-hebräischen Wurzeln, sondern hat sich im deutschen Kulturkreis als Modename romanischen Ursprungs entwickelt.

Wie alt ist der Name Lisa?

Der Name Lisa ist eine zunächst im Italienischen entstandene Kurzform des biblisch-hebräischen Namens Elisabeth, die sich dann im deutschsprachigen Raum verbreitete. Der Name entstand aus einer Tendenz, die seit dem 18. Jahrhundert auftritt.

Welche Sprache ist Lisa?

Der Name Lisa kommt aus dem Deutschen, hat aber einen hebräischen Ursprung. Lisa ist die Kurzform des Namens Elisabeth und geht daher auf die hebräischen Wörter „el“, was „Gott“ bedeutet und auf „saba“, was „der Schwur“ heißt, zurück.

Welcher Geschwistername passt zu Lisa?

Lars, Claas, Ben, Eric, Jan, Nico find ich zu Lisa auch gut.