Werden Christen in der Türkei verfolgt

Chora-Erlöserkirche wird zur Moschee

Di, 25/08/2020 - 08:58

Auch die frühere Chora-Erlöserkirche in Istanbul wird in eine Moschee umgewandelt. Einen entsprechenden Erlass veröffentlichte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan nach einem Bericht der Nachrichtenagentur „AsiaNews“ am 21. August.

Zur Umwidmung der Hagia Sophia

Do, 23/07/2020 - 12:34

Erklärung zur Umwidmung der Hagia Sophia in eine Moschee. „Wurzeln und Identität der Christen werden verwischt“ Das weltweite katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ bedauert die vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan angekündigte Umwidmung der Hagia Sophia in eine Moschee.

„Provokation für orthodoxe Christen“

Mo, 13/07/2020 - 11:42

Die Entscheidung des Obersten Verwaltungsgerichts der Türkei, die Hagia Sophia in Istanbul wieder in eine Moschee umzuwandeln, stößt international in Kirchen und Politik auf Kritik.

Sorge um die Hagia Sophia

Mi, 08/07/2020 - 09:32

Die jüngsten Streitigkeiten zwischen orthodoxen Kirchen scheinen zumindest für einen Moment der gemeinsamen Sorge um das Schicksal der Hagia Sophie überwunden, die nach dem Willen türkischen Regierung schon bald in Mosche umgewandelt werden könnt.

Hagia Sophia soll Moschee werden

Mo, 08/06/2020 - 09:51

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan will das Statut der byzantinischen „Hagia Sophia“, die derzeit als Museum für die Öffentlichkeit zugänglich ist, ändern, damit sie wieder als islamische Kultstätte genutzt werden kann. Dies berichtet die Zeitung Hürriyet in der am Freitag, dem 5.

Mutter eines Priesters tot aufgefunden

Mi, 25/03/2020 - 12:07

Die Leiche von Şimoni Diril, der Mutter des chaldäischen Priesters Remzi Diril, wurde siebzig Tage nach der Entführung der Frau und ihres Mannes Hormuz in einem Bach im türkischen Dorf Kovankaya gefunden. Das christliche Ehepaar war am vergangenen 11.

Wegen "Terror-Mitschuld" verhaftet

Do, 13/02/2020 - 14:28

Die türkischen Behörden haben den syrisch-orthodoxen Mönch Sefer Bileçen offiziell wegen Mitschuld an terroristischen Organisationen und Aktivitäten angeklagt. Der Mönch wurde mit zwei weiteren Personen am 9.

„Christen verlieren ihr Hab und Gut“

Do, 06/02/2020 - 10:49

Die christliche Minderheit in der Türkei steht erneut unter Druck. In der ersten Januarhälfte wurden im Tur Abdin, einem Gebirgsmassiv im Südosten der Türkei, der syrisch-orthodoxe Abt Aho Bilecen zusammen mit zwei Gläubigen festgenommen.

Der Anfang vom Ende?

Mo, 14/10/2019 - 14:37

Türkei-Offensive bringt Christen und andere Minderheiten an den Rand der Auslöschung. „Es war nicht klug, den Truppenabzug einzuleiten. Es war klar, dass den Kurden niemand helfen würde.

Es droht ein Exodus der Christen

Mo, 14/10/2019 - 11:55

In Nordsyrien droht wegen der Offensive der Türkei ein Exodus der christlichen Minderheit. Davor warnte der katholisch-chaldäische Vikar, Nidal Thomas, gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Er lebt in der nordyrischen Stadt Hassaka.

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Werden Christen in der Türkei verfolgt

KIRCHE IN NOT ist ein internationales katholisches Hilfswerk päpstlichen Rechts, das der Kirche überall dort hilft, wo sie verfolgt oder bedrängt wird oder nicht genügend Mittel für die Seelsorge hat.

Das Hilfswerk wurde 1947 vom niederländischen Prämonstratenserpater gegründet. Mehr 600.000 überzeugte Christen.

Besuchen Sie uns auf:
www.kircheinnot.at

Werden Christen in der Türkei verfolgt

Berlin - "In der Türkei haben die religiösen Minderheiten mehr Rechte als in Europa. Was können sie hier nicht ausleben in ihrem Glauben? Reißen wir etwa ihre Kirchen ab?", fragte der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan in einem SPIEGEL-Interview am Montag.

100.000 bis 120.000 Christen leben in der Türkei, weniger als ein Prozent der Gesamtbevölkerung. Und anders, als Erdogan nahelegt, ist ihre Situation - unterschiedlich ausgeprägt - von Schikanen und Benachteiligungen gezeichnet.

Laut der laizistischen Verfassung der Türkei haben Christen zwar faktisch Religionsfreiheit - in der Realität nutzt ihnen diese allerdings oft wenig: Christliche Kirchen sind nicht rechtlich anerkannt, dürfen keinen Bankkonten führen, keine Immobilien besitzen, Kirchen dürfen ihre Priester nicht ausbilden. "Das ist ein ungelöstes Problem. Auf dem Weg nach Europa muss die Türkei auch Kirchen als öffentliche Körperschaft anerkennen", sagt Rainer Korten, katholischer Pfarrer einer deutschsprachigen Gemeinde in Antalya zu SPIEGEL ONLINE.

Der katholische Bischof von Anatolien klagte kürzlich, das Klima für Christen in der Türkei sei "bedrückend". "Der Grundwasserspiegel antichristlicher Stimmung ist gestiegen", sagte der deutsche Jesuit Felix Körner dem SPIEGEL. Der Vatikan hatte Körner für den christlich-islamischen Dialog nach Ankara entsandt. Dass die Türkei Aufnahme in die EU sucht, rufe nationalistische Gegenreaktionen hervor, sagt Körner. "Selbst in gebildeten Kreisen heißt es, die Einheit der Türkei und die nationale Souveränität seien in Gefahr."

Widerstand gegen "moderne Kreuzzüge"

Tatsächlich kommen Angriffe gegen Christen vor allem aus nationalistischen oder islamistischen Kreisen. Nationalisten fürchten westliche Einflüsse, weil christliche Gemeinden bisweilen aus dem Ausland finanziell unterstützt werden. Othmar Oehring, Menschenrechtsbeauftragter und Berater der türkischen Bischofskonferenz, sagte in einem Zeitungsinterview, für türkische Nationalisten gelte jeder, "der kein sunnitischer, türkischsprechender Muslim ist, als Fremder. Dementsprechend werden auch die einheimischen Christen als Ausländer behandelt." Im Südosten der Türkei würden syrisch-orthodoxe Christen bedrängt. "Ihre Weinberge und Felder werden angezündet", sagte Oehring. Man müsse von Verfolgung sprechen.

Islamisten entwerfen Verschwörungstheorien: Der Papst, der griechisch-orthodoxe Patriarch und George W. Bush stünden in einem Verband des Bösen. Priestern wird in der Türkei mitunter nachgesagt, sie verführten in ihren Kirchen Frauen oder verleiteten Jugendliche zu sündigem Tun. Unterfüttert wird das Ganze nicht selten von staatlichen Stellen: Die staatliche Religionsbehörde verteilte im vergangenen Jahr eine Predigt gegen Missionare, in der gegen "moderne Kreuzzüge" gewettert wird, die das Ziel hätten, "unseren jungen Leuten den islamischen Glauben zu stehlen". Der türkische Staatsminister für Religionsfragen warnte im Jahr 2006 vor subversiven Umtrieben christlicher Missionare, die unter dem Deckmantel Lehrer, Ärzte, Krankenschwester ihrem zersetzenden Werk nachgingen.

Verleumdungen und Benachteiligungen, die Papst Benedikt XVI bei seinem Türkei-Besuch im November offen ansprach. Der "kleinen Herde" der Christen in der Türkei wolle er Mut machen, so der Papst, denn sie hätten mit Schwierigkeiten und Herausforderungen zu kämpfen. "Die zivilen Behörden sind verpflichtet, die tatsächliche Freiheit aller Gläubigen zu garantieren und ihnen zu erlauben, sich in Freiheit zu organisieren."

Serie von Übergriffen

Vor allem sind es bürokratische Hürden, die den Christen in den Weg gelegt werden - immer häufiger scheint Christen von islamistischer oder nationalistischer Seite aber auch offener Hass entgegenzuschlagen: Die Ermordung der Bibel-Verlag-Mitarbeiter im Südosten der Türkei steht in einer ganzen Reihe von Übergriffen.

Im letzten Jahr wurden gleich drei katholische Geistliche in der Türkei Opfer von körperlichen Angriffen - einer von ihnen starb. Im Februar 2006 wurde ein katholischer Priester am Schwarzen Meer in der Stadt Trabzon von einem jugendlichen Nationalisten hinterrücks erschossen. Der Attentäter schrie nach Zeugenberichten dabei "Allah ist groß!". Kurze Zeit später wurde einem anderen katholischen Geistlichen nach dem Leben getrachtet: Pater Brunissen aus Samsun wurde mit dem Messer angegriffen. Und in Izmir überfielen Jugendliche einen Franziskanerpater.

Die meisten Christen in der Türkei gehören der orthodoxen Glaubensrichtung an. Durch Vertreibung und Völkermord der Türken an den Armeniern verlor das Osmanische Reich Anfang des 20. Jahrhunderts nahezu eine Millionen Christen. Nur noch 30.000 Katholiken leben heute nach Schätzungen in der Türkei, die zahlenmäßig stärkste christliche Gruppe sind etwa 70.000 armenisch-orthodoxe Gläubige.

Einige berichten von Schikanen, andere fühlen sich als Christen in der Türkei wohl. So berichtet Rainer Korten, Pfarrer aus Antalya, dass er sich sehr sicher fühle und sich keinerlei Einschränkungen gegenüber sehe - bis auf die fehlende rechtliche Anerkennung. Er habe deshalb einen Verein gegründet. Korten vermutet aber, dass die Situation für Christen im Osten der Türkei schwieriger sei. "Es kann schon sein, dass es hier eine gewisse Vorzugstellung gibt, hier sind viele Touristen und damit verdient die Türkei auch Geld", sagt der Priester zu SPIEGEL ONLINE.

Toleranz und höhere Steuern

Eine deutsche christliche Frau aus Antakia sagte: "Wir haben alle Möglichkeiten, hier Gottesdienst abzuhalten. Der Mord heute wird unsere Arbeit nicht beeinflussen. Pilger werden weiter kommen."

Die komplizierte Situation von Christen in der Türkei reicht weit zurück: Oft wird die Toleranz der Herrscher des Osmanischen Reiches gegenüber anderen Religionen gepriesen, vor allem gegenüber denen der "Familie des Buches", also der Juden und Christen. Und in der Tat nahmen die osmanischen Kalifen etwa spanische Juden auf, die nach der Reconquista Ende des 15. Jahrhunderts vor den Katholiken fliehen mussten. Aber gleichberechtigt waren Christen und Juden lange nicht - hohe Staatsämter etwa wurden ihnen faktisch zumeist vorenthalten.

Die verschiedenen Konfessionen wurden dafür im Wesentlichen sich selbst überlassen. Sie waren in sogenannten "millets" organisiert, ein Begriff, der alles zwischen Nation und Religionsgemeinschaft bedeuten kann. Für die Orthodoxen und später die Katholiken und Protestanten hieß das, dass sie der Gerichtsbarkeit ihrer eigenen Gemeinden oder Patriarchate unterstellt waren - ein System, dass mit dem islamischen Rechtskonzept kompatibel ist, demzufolge die Christen und Juden als "Schutzbefohlene" ihre Religion im Gegenzug für höhere Besteuerung beibehalten und selbst organisieren können.

Als im 19. Jahrhundert der Niedergang des Osmanischen Reiches einsetzte, hatten die Machthaber den nach Einfluss drängenden europäischen Mächten immer weniger entgegen zu setzen. 1856 wurden die nichtmuslimischen Gruppen nominell gleichberechtigt. Die europäischen Staaten ernannten sich zu Schutzmächten der christlichen Kirchen - die Russen etwa beanspruchten die Vertretung der Orthodoxen bei der "Hohen Pforte", die Briten jene der Protestanten und die Franzosen verhandelten im Namen der Katholiken mit den Vertretern des Osmanischen Reiches in Istanbul, aber auch in den Provinzen, zum Beispiel in Syrien oder Palästina.

Die europäischen Großmächte erzwangen zudem die Errichtung von Konsulaten auf osmanischem Boden und betrieben von dort aus die Unterstützung "ihrer" Schutzbefohlenen weiter. Anfang des 20. Jahrhunderts war der Einfluss der europäischen Konsuln teilweise gigantisch - wohl in dieser Erfahrung liegt begründet, warum türkische Nationalisten so allergisch auf von außen unterstützte christliche Gemeinden reagieren.

In welchen Ländern werden heute Christen verfolgt?

Laut Weltverfolgungsindex 2012 befinden sich unter den zehn Staaten, in denen Christen den größten Verfolgungen ausgesetzt sind, neun islamisch geprägte Länder (Afghanistan, Saudi-Arabien, Somalia, Iran, Malediven, Usbekistan, Jemen, Irak und Pakistan).

Wann wurde die letzte Kirche in der Türkei gebaut?

Die Hagia Sophia (vom griechischen Ἁγία Σοφία „heilige Weisheit“; türkisch Ayasofya) oder Sophienkirche ist eine von 532 bis 537 n. Chr. erbaute ehemalige byzantinische Kirche. Diese wurde von 1453 bis 1935 – und wird wieder seit 2020 – als Moschee genutzt.

Werden in Afghanistan Christen verfolgt?

Allein in den 50 Ländern der Rangliste leiden mehr als 312 Millionen der dort lebenden 737 Millionen Christen unter sehr hoher bis extremer Verfolgung. Die Machtübernahme der Taliban in Afghanistan hat Islamisten in aller Welt Auftrieb für ihre Umsturzpläne verliehen.

Werden Christen in Japan verfolgt?

Heute sind rund ein Prozent der Japaner Christen Schon ab 1614 hatte die eigentliche Verfolgung der Christen begonnen, deren Zahl auf rund 500 000 gestiegen war. Kirchen wurden zerstört, Hinrichtungen vollzogen.