Wer hat herausgefunden dass die welt rund ist

Dass die Erde eine Kugel ist, war in der Frühzeit noch nicht so klar wie heute. Wer das beweisen will, muss allerdings kein Wissenschaftler sein.

Viele Kulturen im Altertum glaubten daran, dass die Welt eine Scheibe sei. Sie stellten sich das Land als schwimmende Insel auf einem Ozean vor. Das Firmament befinde sich innerhalb einer Glaskuppel, die in Form einer Halbkugel über die Scheibe gespannt sei. Der Mond und die Sonne befänden sich ebenfalls am Himmelsgewölbe und würden über der Scheibe kreisen. Diese Ansicht wird in der Bibel erwähnt, fand sich aber auch in der griechischen Mythologie und bei einigen frühen griechischen Philosophen wie Homer, Anaximander und Hekataios von Milet.

 

Wer hat herausgefunden dass die welt rund ist

Die altertümliche Vorstellung eines halbkugelförmigen Firmaments. (Quelle: Camille Flammarion, L'Atmosphere: Météorologie Populaire (Paris, 1888), pp. 163 – Wikimedia Commons)

 

Von der Scheibe zur Kugel

Griechische Gelehrte wandten sich jedoch früh ab vom Erdscheiben-Modell. Sie fanden bereits viele Beweise, die auf eine Kugelgestalt unseres Planeten hindeuteten:

Schon Pythagoras, der um 500 v.Chr. lebte, unterstützte das Kugelmodell, genauso die Philosophen Platon und Aristoteles. Letzterer führte in einem Werk „Über den Himmel“ Argumente auf, die für die Kugelform der Erde sprachen.  Die antiken Gelehrten beobachteten, dass der Sternenhimmel auf der Nordhalbkugel anders aussieht als auf der Südhalbkugel. Sie vertraten damals noch die Ansicht, dass sich die Erde im Zentrum des Universums befindet. Alle Himmelskörper müssten deshalb gleichmässig um sie rotieren – sie sei deshalb kugelförmig. Es fiel ausserdem auf, dass jeweils bei einer Mondfinsternis ein kreisrunder Schatten auf den Mond fällt.

Der Grieche Eratosthenes berechnete im 3. Jh. v. Chr. erstmals den Erdumfang mithilfe des unterschiedlichen Sonneneinfallswinkels in den Städten Alexandria und Syene (heute Assuan, Ägypten) erstaunlich genau.

Plinius dem Älteren, der im ersten Jahrhundert lebte, fiel auf, dass der Rumpf vor dem Masten am Horizont verschwindet, wenn Schiffe wegfahren.

Ptolemäus erstellte im 2. Jh. n. Chr. den ersten Globus und führte Längen- und Breitengrade ein.

Fortan war – zumindest in gebildeten Kreisen – klar, dass die Erde eine Kugel ist. Entgegen der weitverbreiteten Meinung, im Mittelalter habe man sich wieder auf das Erdscheibenmodell gestützt, glaubte man auch dann noch an das Kugelmodell.

Auch Christoph Kolumbus vertraute bei seiner berühmten Entdeckungsreise im Jahr 1492 darauf, dass die Erde rund ist und er demnach nach Westen statt nach Osten segeln konnte, um nach Indien  zu gelangen.

Die Weltumsegelungen von Ferdinand Magellan von 1519-1522 und fünfzig Jahre später von Francis Drake bestätigten die Kugelform der Erde zusätzlich.

Moderne Beweise für die Kugelgestalt

Spätestens das berühmte Foto der NASA, das bei der ersten Mondlandung 1969 von der Erde geschossen wurde, lässt keine Zweifel offen. Die Wissenschaft kann sich die Kugelform aller grösseren Himmelskörper heute durch die Gravitationskraft erklären: Es ist eine radiale Kraft, die jeweils vom Zentrum eines Körpers ausgeht. Dadurch neigt ein schwerer Himmelskörper zur Kugelgestalt.

Die Kugelform im Alltag erkennen

Wir selbst sehen tagtäglich Beweise, dass die Erde rund ist:

  • Wenn man an einem grossen See, zum Beispiel am Bodensee, immer näher zur Wasseroberfläche hinuntersteigt, kann man irgendwann das Ufer nicht mehr erkennen – ein Beweis für die leicht gekrümmte Erdoberfläche.
  • Je höher man aufsteigt, desto grösser ist die Sicht. Wäre die Erde eine Scheibe, würde man immer gleich weit sehen (vorausgesetzt, es gibt keine Hindernisse wie Berge oder Siedlungen).
  • Wir können die Erde von zwei Seiten umfliegen. Regelmässig werden ausserdem Flugrouten über die Pole genutzt.
  • Wer im Flugzeug aus dem Fenster schaut, ist meistens genug hoch in der Atmosphäre, um die Erdkrümmung mit eigenen Augen zu sehen.
  • Nicht nur die Mondfinsternis lässt auf die Kugelform der Erde schliessen: Die Mondsichel entsteht durch den runden Schatten, den unser Planet auf den Mond wirft.

 

Entgegen all diesen Indizien gibt es einige Menschen, die der Ansicht sind, dass die Erde flach ist – die sogenannten „Flacherdler“. Sie behaupten, all das sei eine Verschwörung der Wissenschaft und der Regierung – sogar NASA-Aufnahmen aus dem All halten sie für unecht. Wem man glaubt oder nicht, muss man selbst entscheiden. Es gibt aber genügend Beweise, die bezeugen, dass wir nicht auf einer Scheibe leben.

Der populäre Mythos, das Mittelalter sei von einer Erdscheibe ausgegangen und erst um 1500 habe man „entdeckt“, dass die Erde eine Kugel sei, findet sich noch in Geschichtsschulbüchern des 21. Jahrhunderts.

Erzählungen in Schulbüchern über Entdeckung, Eroberung und Kolonisierung Lateinamerikas beruhen massiv auf populären Geschichtsmythen. Dies zeigt eine Studie, in der die am weitesten verbreiteten Geschichtsschulbücher Österreichs sowie häufig verwendete Schulbücher aus verschiedenen deutschen Bundesländern aus dem ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts untersucht wurden (Stichjahr 2009). Ideen etwa, dass 500 Spanier sich aufgrund Ihrer „Überlegenheit“ gegen Millionen von Azteken durchsetzen konnten oder dass die Spanier von den Indigenen für Götter gehalten wurden und sich Letztere deshalb nicht wehrten, werden heute in der Forschung äußerst kritisch gesehen. Auch das in vielen Schulbüchern vermittelte eurozentrische Bild, Indigene hätten nichts zur Entstehung der lateinamerikanischen Kultur beigetragen, wird allerorts berichtigt (vgl. DAMALS 10-2013, Seite 45).

Insbesondere aber um Kolumbus und seine vermeintlich neue „wissenschaftliche Vision“ von der Kugelgestalt der Erde ranken sich zahlreiche populäre Mythen. Menschen im Mittelalter hielten – so noch vielfach die gängige Meinung heute – die Erde für eine flache Scheibe. Wer sich zu weit von der Küste weg bewege, laufe Gefahr, in einen tiefen Abgrund zu fallen. Doch dann habe 1492 endlich der wagemutige Christoph Kolumbus die Angst vor dem Hinunterfallen von der Erdscheibe überwunden und sei – seiner wissenschaftlichen Vision einer runden Erde folgend – gegen Westen gesegelt. Zum Erstaunen seiner Zeitgenossen habe er damit bewiesen, dass die Erde eine Kugel sei. …