Wenn ein Reisender in einer Winternacht zusammenfassung

Wenn ein Reisender in einer Winternacht zusammenfassung
Im Grunde geht es um dich, Leser – man wird tatsächlich so angesprochen -, der du ein Buch liest, das nicht ist, was es zu sein vorgibt. Du wirst verwickelt in ein Mysterium um das Lesen selbst, in dem wenig ist, wie es scheint und deine Verwirrtheit eher stetig zu- als abnimmt. Nach einer Einleitung über das Lesen, in welcher der Leser wie gesagt direkt angesprochen wird, beginnt der Roman – so glaubt man zumindest – mit dem ersten Kapitel von Wenn ein Reisender in einer Winternacht.

Die Szene: Ein Reisender, Bahnhof, Winternacht, ein mysteriöser Koffer soll jemandem übergeben werden, die Zusammenhänge sind undurchsichtig, deutlich wird aber die Dringlichkeit dieser Nacht; ist etwas schiefgegangen? Wem soll der Koffer übergeben werden, wurde der Reisende verraten und ist die Unternehmung aufgeflogen? Nun, man wird all dies (leider) nicht erfahren, wie man vieles in diesem Buch nicht erfahren wird, dessen eigentliche (also fortlaufende) Handlung damit beginnt, dass der Leser sich darüber empört, was da gerade mit ihm geschehen ist: Er hat ein Buch begonnen, dass nach dem ersten Kapitel abreißt, einfach aufhört. Ein Fehler in der Druckerei? Ein Scherz?

‚Du‘ wird (oder wirst) aktiv: Im Buchladen muss eine Antwort gefunden werden. Gut, zunächst wird keine Antwort gefunden, aber – eine Leserin. Zusammen erkundet ‚ihr‘ das Rätsel dieses Romans (oder besser: dieser Romane, denn bald schon stellt sich heraus, dass es sich bei Wenn ein Reisender in einer Winternacht sowie den folgenden ‚Kapiteln‘ um Romananfänge handelt, unvollendet und meist ohne Zusammenhang… Eine internationale Verschwörung…?)

Sollte das kompliziert oder unverständlich klingen: Es ist tatsächlich ein kompliziertes – wenn auch nicht unverständliches – Buch und wer es gelesen hat, wird mir (hoffentlich) darin zustimmen, dass der Inhalt nicht gut greifbar ist. Und dass das Besondere dieses Buches nicht eigentlich die Handlung, sondern vielmehr die Idee und Konzeption sind. Der Autor versteht sein Handwerk und der Roman ist an keiner Stelle gedankenlos. Nie kommt das Gefühl auf, Calvino könnte sich bei dieser zugegebener Maßen anspruchsvollen Geschichte übernehmen. Von der ersten Seite an ist man von einer beinahe mühelosen Bildhaftigkeit eingenommen. Sprachlich oft poetisch wirkt Calvino auch in den philosophischen Passagen nie prätentiös, gerade weil nicht alles ernst ist, sondern zuweilen durchaus verspielt.

Ich habe noch nie ein vergleichbares Buch gelesen und ich meine nicht allein die Geschichte, sondern die Art des Schreibens. Der Leser hat fast das Gefühl, es stecke eine Art Wahrheit darin, als ob es dem jeweiligen Leser persönlich gewidmet sein müsste (was nicht zuletzt auch dadurch entsteht, dass man direkt angesprochen wird). Sicherlich wird Wenn ein Reisender in einer Winternacht nicht allen Leserinnen und Lesern gefallen. Aber ich kann mir vorstellen, dass es denen, die es um des Lesens Willen lesen, durchaus eine Art literarische Offenbarung sein könnte und wenn nicht, so ist es doch in jedem Fall eine Erfahrung, die man so schnell wohl nicht wieder machen wird.

„Das Buch, das ich jetzt gerne lesen möchte, ist ein Roman, in dem man die Geschichte herannahen hört wie ein fernes Grollen, die Weltgeschichte zusammen mit dem Geschick der Personen, ein Roman, der mir das Gefühl gibt eine noch namenlose, noch formlose Umwälzung zu erleben…“

Dieses Buch ist im Onlineshop und in unseren Läden bestellbar. Mit deiner Bestellung bei uns förderst du unsere Arbeit als soziales und integratives Unternehmen und unterstützt uns bei der aktiven Leseförderung durch Projekte wie den Berliner Lesetroll.

Titel: Wenn ein Reisender in einer Winternacht
Autor: Italo Calvino
Übersetzer:
Burkhart Kroeber
Verlag: Fischer Taschenbuch
Genre: Belletristik
ISBN: 9783596904426
Preis: 9,99 Euro

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