Wenn alte leute nicht mehr essen wollen

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Wenn alte leute nicht mehr essen wollen

Was beim Essen wichtig ist

In Zeiten einer schweren Erkrankung reduziert sich das Bedürfnis zu essen immer mehr . Wenn schwerkranke Menschen nicht mehr essen können oder nicht mehr essen wollen, löst das sehr verständliche Ängste bei den Angehörigen aus. Aber auch professionelle BetreuerInnen aus Medizin und Pflege sind dann häufig sehr besorgt, die Kranken könnten unter Hunger oder unter Mangel-Ernährung leiden.
Bei Sterbenden ist es aber natürlich, dass sie weniger bzw. nichts mehr essen möchten. Appetitlosigkeit ist ein häufiges Symptom bei fortgeschrittenen Erkrankungen. Damit schützt sich auch der Körper des schwerkranken Menschen, denn nicht nur die Nahrungsaufnahme, sondern auch die Verdauung erfordert viel Energie.
Angehörigen fällt es oft schwer, dieses Verhalten und den Wunsch nach wenig oder gar keinem Essen zu akzeptieren. In der letzten Lebensphase besteht meist eine katabole Stoffwechsellage, das bedeutet einen auf Abbau ausgerichteten Stoffwechsel, an dem selbst hochkalorische Ernährung nichts ändern kann. Ein weiterer Gewichtsverlust ist auch damit nicht zu verhindern. Normale Nahrungsmengen können nicht mehr verarbeitet werden. Selbst kleinste Mengen reichen aus, um Hunger und Durst zu stillen.
In der Folge kann es auch sein, dass die Kranken die Nahrungsaufnahme ganz einstellen und vielleicht nur mehr trinken möchten. Im Laufe des Sterbeprozesses ist es wahrscheinlich, dass sie auch das Trinken einstellen. Dann müssen wir für eine gute Befeuchtung der Mundschleimhaut sorgen, damit die Patienten und Patientinnen nicht unter Durstgefühlen leiden (siehe Kapitel über Trinken und Mundpflege).
Wenn das Ernähren nicht länger möglich ist, geht es darum, auf andere Weise zum Wohlbefinden der kranken Menschen beizutragen. Es geht um andere Formen liebevoller Zuwendung – und Liebe ist kreativ und geht nicht nur durch den Magen.

Was tun?

  • Drängen Sie den Patienten, die Patientin niemals zum Essen.
  • Bei Appetitlosigkeit kann es hilfreich sein, kleinste und winzige Mengen von Speisen appetitlich angerichtet anzubieten.
  • Oft ist eine einzelne Erdbeere das, was die Kranken mit Genuss und Freude essen können.
  • Auch ein Gläschen eines Aperitifs eine halbe Stunde vor dem Essen kann helfen.
  • Weil sich der Gusto auf bestimmte Speisen immer wieder ändert, sollte man öfter nach Lieblingsspeisen oder Lieblingsgetränken fragen.
  • Auch das Essen in Gesellschaft kann appetitfördernd wirken.
  • Viele Kranke lieben in dieser Zeit Eis, vielleicht Vanille- oder Zitroneneis.
  • Ein Problem bei der Nahrungsaufnahme können Schluckstörungen sein.  Sie  entstehen durch krankhafte Veränderungen im Bereich der Speiseröhre, durch Entzündungen oder sie sind Teil einer demenziellen Erkrankung.
  • Bei Schluckstörungen ist darauf zu achten, dass das Essen mit aufrechtem Oberkörper eigenommen wird, um Verschlucken zu vermeiden.

Was beim Trinken wichtig ist

Wenn der Sterbeprozess weiter fortschreitet und mit zunehmender Schwäche kann es auch sein, dass die Kranken nicht nur das Essen, sondern auch das Trinken weitgehend einstellen. Das ist ein natürlicher Vorgang und eine künstliche Zufuhr von Flüssigkeit durch Infusionen würde den Patienten, die Patienten jetzt eher belasten, da der Körper die zugeführte Flüssigkeit oft nicht mehr ausscheiden kann. Flüssigkeit lagert sich dann im Gewebe oder in der Lunge ab und kann die Atmung erschweren.

Durch die geringe Trinkmenge, durch Mundatmung und auch durch verschiedene Medikamente kann eine ausgeprägte Trockenheit der Mundschleimhaut und damit auch Durstgefühl entstehen. Durst kann quälend sein, deshalb ist es ganz wichtig, dass die Mundschleimhaut durch eine regelmäßige, behutsame Mundpflege (mindestens 2-3 mal/Stunde) feucht gehalten wird. Damit kann das Durstgefühl des/der Kranken wirksam gelindert werden.

Es ist erwiesen, dass die Reduktion von Nahrung und Flüssigkeit im Sterben eine ganze Reihe von Vorteilen für die Patienten und Patientinnen bringt: es gibt weniger Erbrechen, Verringerung von Husten und Verschleimung, eine Verringerung von Wasseransammlungen im Gewebe, in der Lunge und im Bauch, sowie deutlich weniger Schmerzen. Als Folge einer eingeschränkten Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr wurde auch eine erhöhte Ausschüttung von Endorphinen, das sind morphinähnliche, körpereigene Substanzen, im Gehirn festgestellt. Das führt zu einer Abnahme der Schmerzen, es wirkt stimmungsaufhellend und trägt damit insgesamt zu einem höheren Wohlbefinden bei.

Was tun?

  • Solange die PatientInnen schlucken können, können verschiedene Flüssigkeiten, in kleinen Mengen, ganz nach Wunsch der Kranken, verabreicht werden, am besten mit einem Strohhalm oder mit einer Pipette.
  • Auch verschiedene Mundspülungen sind hilfreich, wenn der Patient, die Patientin nicht zu schwach dazu ist: zum Beispiel mit Bouillon, mit Coca Cola oder Zitronenlimonade.
  • Zur Mundpflege können alle Lieblingsgetränke, eventuell über eine Pipette oder über eine kleine Sprayflasche verabreicht werden. Auch Bier, Sekt oder Wein sind dafür geeignet.
  • Kleine Mengen von Joghurt, Butter, Schlagrahm, Mandel- oder Olivenöl fetten die Mundschleimhaut und damit kann der Mund länger feucht gehalten werden.
  • Manche PatientInnen lieben Creme-Eis, die kühlende und fettende Wirkung von Eis wird meist als sehr wohltuend empfunden.
  • Kleine, gefrorene Fruchtstückchen zum Lutschen oder Eisstäbchen aus verschiedenen Getränken (Ananas, Zitrone, Apfel). Vorsicht bei der Verwendung von säuerlichen Produkten. Bei offenen Stellen in der Mundschleimhaut kann das schmerzhaftes Brennen verursachen.
  • Ist das Schlucken erschwert oder nicht mehr möglich, ist ein regelmäßiges Anfeuchten der Mundschleimhaut mit Mundpflege-Stäbchen wichtig. Auch dafür können alle Getränke, ganz nach Vorliebe der PatientInnen, verwendet werden. Zu beachten ist, dass der/die PatientIn sich nicht verschluckt. Eine Seitenlagerung kann helfen.

Zu beachten ist dabei: Der Mund gilt als eine der Intimzonen des menschlichen Körpers. Die Mundpflege darf niemals gegen den Willen eines Patienten, einer  Patientin durchgeführt werden, sie soll schließlich als angenehm empfunden werden. Deshalb sind auch geschmackliche Vorlieben der/des Kranken zu berücksichtigen.

Wie der Körper sich im Sterben verändert

Der Körper eines sterbenden Menschen verändert sich sichtbar und spürbar. Der Blutdruck sinkt, der Puls verändert sich. Auch die Körpertemperatur bleibt nicht gleich: Arme und Beine können durch die geringere Durchblutung kühler werden. Häufig verändert sich der Atem: Er kann schneller werden (bis zu 40 Atemzüge in der Minute) - oder auch viel langsamer, mit langen Pausen zwischen den Atemzügen. Beim Ausatmen kann ein rasselndes Geräusch entstehen. Das tritt auf, wenn das Bewusstsein schon so weit reduziert ist, dass keine Schluck- und Hustenreflexe mehr vorhanden sind. Das rasselnde Atemgeräusch wird meist durch Sekret verursacht, das Sterbende nicht mehr abhusten können, aber durch das eingetrübte Bewusstsein werden sie dadurch nicht beeinträchtigt. Für Sie als BegleiterIn kann es jedoch ein sehr beunruhigendes Geräusch sein, weil Sie den Eindruck bekommen, die/der Sterbende drohe jeden Moment zu ersticken. Dabei empfiehlt es sich, den Gesichtsausdruck des Patienten, der Patientin dabei zu beobachten: meist wirken sie sehr entspannt und wir können darauf vertrauen, dass diese veränderte Atmung die Kranken nicht belastet. Die Veränderungen des Atems kommen und gehen und vielfach kann der Eindruck entstehen, dass jeder Atemzug der letzte sein könnte . Hilfreich kann in so einer Situation sein, den Kopf so zu lagern, dass er nicht nach hinten geneigt ist und den/die Sterbende/n in eine sanfte Seitenlage zu bringen.
Der Geruchssinn und auch der Gehörsinn nehmen im Sterben zu, so kann es sein, dass selbst zuvor schwerhörige Kranke jetzt sogar leises Flüstern hören.
Das Bewusstsein kann sich verändern. Es kann eingetrübt sein und die PatientInnen scheinen die meiste Zeit über zu schlafen. Es gibt aber auch immer wieder kürzere Phasen von relativ klarem Bewusstsein, in denen die Kranken auch wieder kommunizieren können.
Durch Veränderungen im Stoffwechsel kann es sein, dass sich jetzt auch der Geruch der/des Kranken verändert. Eine behutsame, sorgfältige Körperpflege ist dann hilfreich.

Was tun?

Versuchen Sie durch Socken oder eine eingewickelte Wärmflasche die Füße des Patienten, der Patientin warm zu halten. Dabei ist darauf zu achten, dass die Wärmflasche eingewickelt ist und keinesfalls zu warm sein darf, um Verbrennungen zu vermeiden.

  • Wärmende Decken werden von den Kranken meist als zu schwer empfunden, besser sind mehrere, dünne und leichte Decken.
  • Sollte der/die Kranke stark schwitzen, sollte er/sie nur mit einem Leintuch zugedeckt werden, denn eine Überwärmung wird als unangenehm empfunden.
  • Leichtes (!) Höherlagern des Oberkörpers oder eine Halb-Seitenlage kann die Atmung erleichtern.
  • Gerüche  (z.B.  Duftlampe)  sollten  Sie  nur  sehr  zurückhaltend  einsetzen. Achten Sie darauf, welchen Geruch der/die Sterbende mag, und welchen nicht. Oft ist das Geruchsempfinden im Sterben verstärkt und selbst frühere Lieblingsdüfte werden jetzt als zu stark empfunden und können Übelkeit hervorrufen.
  • Achten Sie darauf, was am Bett der/des Sterbenden gesprochen wird, gehen Sie stets davon aus, dass er/sie alles hören kann, auch wenn er/sie nicht mehr antworten kann. Das bedeutet zugleich, dass Sie ihm/ihr noch alles sagen können, was Sie schon immer sagen wollten – Sie können davon ausgehen, dass Ihre Worte ankommen.
  • Es ist wichtig, die Haut der/des Kranken gut zu pflegen und eine bequeme Lagerung zu sichern, die alle paar Stunden verändert wird. Das ist wichtig, damit keine Druckstellen entstehen. Entsprechende Handlungsanleitungen dafür erhalten Sie von Ihrem  Hospiz-/Palliativ – oder Hauskrankenpflegedienst.

Wie Atemnot gelindert werden kann

Atemnot ist das subjektive Gefühl, wenig oder keine Luft zu bekommen. Schmerzen und Angst verstärken die Atemnot. Das Gefühl zu ersticken kann zu Panik und Todesangst führen. Die Ursache der Atemnot ist seltener ein Sauerstoff-Mangel, sondern vielmehr ein Versagen der Atemmechanik. Deshalb ist eine Sauerstoff-Gabe meist auch nicht sinnvoll.

Was tun?

  • Lassen Sie den Patienten, die Patientin in Situationen mit Atemnot nicht alleine.
  • Vermitteln Sie Ruhe und Sicherheit und vor allem: bleiben Sie bei ihrem eigenen, ruhigen Atemrhythmus. Das ist sehr wichtig, denn unregelmäßiges Atmen überträgt sich.
  • Öffnen Sie die Fenster, die Kühlung des Gesichtes wird oft als erleichternd empfunden.
  • Ventilatoren können die Atemnot reduzieren, ebenso wie ein Luftbefeuchter.
  • Achten Sie auf Nähe und Distanz – der Sichtweg der Kranken soll freigehalten werden. Beugen Sie sich also nicht über den Patienten, die Patientin, da diese Nähe die Atemnot verstärken kann.
  • Lagern Sie den Oberkörper hoch, unterstützen Sie  eventuell die Arme seitlich mit einem Kissen.
  • Eine sanfte Fußmassage kann sehr zur Entspannung und damit zur Linderung der Atemnot beitragen.
  • Einsatz von ätherischen Ölen, wie Minze, Zitrone oder Zedernöl – wenige Tropfen auf einen Wattebausch in der Nähe des Kopfkissens, wenn dies von Kranken als angenehm empfunden wird – Vorsicht jedoch bei Spastik!
  • Setzen Sie die vom Arzt/von der Ärztin verschriebenen Notfallmedikamente rechtzeitig ein (siehe Kapitel über vorausschauende Krisen- und Notfallplanung).

Ratgeber Atemnot – Umgang mit Atemnot bei chronischer Erkrankung 
Autor*innen: Claudia Bausewein | Steffen Simon | Sara Booth | Sabine Weise

Wenn Fieber auftritt

Verschiedene Infektionen und andere Komplikationen im Sterbeprozess können Fieber auslösen. Das ist kein Grund zur Panik. Leichtes Fieber beeinträchtigt den Patienten, die Patientin kaum. Steigt die Körpertemperatur aber über 38,5 Grad, kann das zu deutlichem Unbehagen bei den Kranken und auch zu einem erhöhten Atembedarf führen.

Eine rasche Absenkung der Körpertemperatur durch fiebersenkende Medikamente kann den Patienten, die Patientin sehr belasten, deshalb sollte das Fieber eher durch sanfte Maßnahmen gesenkt werden.

Was tun?

  • Kühle, nicht kalte, Umschläge an der Stirn, an den Leisten und an den Waden für etwa 20 Minuten werden als wohltuend empfunden.
  • Decken Sie die/den Kranken nur mit einem Leintuch zu.
  • Machen Sie Ganzkörperwaschungen mit kühlem Pfefferminztee, wenn es für die Kranke/den Kranken nicht zu anstrengend ist.
  • Verabreichen Sie kühle Getränke, auch Mundpflege mit Eis trägt zum Wohlbefinden bei.

Spirituelle Unterstützung thematisieren

Viele Menschen wünschen angesichts des nahenden Sterbens seelsorglichen Beistand. Dies gilt oft auch für Menschen, die seit langem ohne engere Bindung zu ihrer Kirche oder Glaubensgemeinschaft leben.

Die Frage nach dem Sinn des Lebens, einem Leben nach dem Tod und andere existenzielle und religiöse Fragen treten nun in den Vordergrund und stellen sich drängender. Deshalb kann das Angebot eines Gesprächs mit einem Seelsorger, einer Seelsorgerin der eigenen Kirche bzw. einem/r beauftragten VertreterIn der eigenen Glaubensgemeinschaft für die Sterbenden, aber ebenso für deren An- und Zugehörige unterstützend, entlastend und wichtig sein.

Was tun?

  • Die Autonomie des Menschen ist ein hohes Gut. Respektieren sie daher diesbezüglich klar geäußerte Wünsche des jetzt sterbenden Menschen. Jede missionarische Einflussnahme und jeder Druck, religiös etwas „erledigen“ zu müssen, sind fehl am Platz.
  • Seien sie hellhörig für alle ausgesprochenen und unausgesprochenen Signale des Wunsches nach einer seelsorglichen Begleitung, durch Gespräch, gefeierte Riten/Sakramente und Rituale.
  • Überwinden  Sie  die  Scheu,  dieses  Thema  verantwortungsvoll  anzusprechen, d.h. den betroffenen Menschen rechtzeitig zu fragen, ob er/sie den Wunsch hat, von einem Seelsorger, einer Seelsorgerin, einem/r beauftragten VertreterIn der eigenen Glaubensgemeinschaft besucht und begleitet zu werden.
  • Informieren Sie sich zeitgerecht über die Möglichkeiten, an Ihrem Wohnort mit SeelsorgerInnen bzw. VertreterInnen der Glaubensgemeinschaft in Kontakt zu kommen.
  • Scheuen Sie sich nicht, diesen die Fragen zu stellen, die Sie jetzt bedrängen.
  • Nützen Sie auch frühzeitig das Angebot der spirituellen Begleitung durch MitarbeiterInnen von Hospiz- und Palliativteams.

Was passiert wenn alte Menschen nicht mehr Essen wollen?

Wenn ein Mensch nicht mehr isst, nicht mehr trinkt, dann ist der Tod meist nur noch wenige Tage entfernt. Der Körper verliert an Kraft, mehr und mehr wendet sich der Blick nach innen. Die bewussten Momente werden seltener.

Warum hört ein Alter Mensch auf zu Essen?

Angehörigen fällt es oft schwer, dieses Verhalten und den Wunsch nach wenig oder gar keinem Essen zu akzeptieren. In der letzten Lebensphase besteht meist eine katabole Stoffwechsellage, das bedeutet einen auf Abbau ausgerichteten Stoffwechsel, an dem selbst hochkalorische Ernährung nichts ändern kann.

Soll man alte Menschen zum Essen zwingen?

Es ist normal, dass Hochbetagte aufhören zu essen und zu trinken. Auch Demente sollte man nicht zwingen. Es ist normal, dass Hochbetagte aufhören zu essen und zu trinken. Auch Demente sollte man nicht zwingen.

Was regt den Appetit bei alten Menschen an?

Antidepressiva und Blutdrucksenker vermindern zudem den Speichelfluss, was die Essensaufnahme zusätzlich negativ beeinflusst. So schlagen Sie dem Appetitmangel ein Schnippchen: Bewegung ist wichtig und die natürlichste Art, den Appetit anzuregen.