TIERHALTUNG, SPRITZMITTEL, NACHHALTIGKEIT Show
Von Lina Nagel und EAT SMARTER Aktualisiert am 09. Aug. 2022
Bio-Siegel gibt es viele – was hinter Ihnen steckt, erfahren Sie hier. Nachhaltig, umweltschonend, artgerecht: In Deutschland gibt es über 100 Ökolabels und Bio-Siegel, die die Einhaltung dieser Kriterien für die Herstellung ihrer Lebensmittel versprechen. EAT SMARTER stellt die wichtigsten vor und erklärt, was dahintersteckt. Inhaltsverzeichnis
Seit 1993 gibt es die EG-Öko-Verordnung, „Bio“ und „Öko“ sind seither rechtlich geschützte Bezeichnungen. Zur Orientierung gilt: Wenn auf einer Verpackung „Bio(logisch)“ oder „Öko(logisch)“, „aus kontrolliertem ökologischem Anbau“ oder „biologisch-dynamisch“ steht, kann der Verbraucher sicher sein, dass der Inhalt nach den Vorschriften der EG-Öko-Verordnung hergestellt und kontrolliert wurde. Nicht geschützt hingegen sind Begriffe wie „natürlich“ oder „naturnah“, „unbehandelt“, „schadstoffkontrolliert“, „aus Vertragsanbau“, „aus integriertem Anbau“, „aus umweltschonender Landwirtschaft“ oder „aus Freilaufhaltung“. Die Begriffe stehen nicht für echte Bio-Lebensmittel! Um in der Masse der Bio-Siegel und Attribute wie „aus integrierter Landwirtschaft“, „aus artgerechter Haltung“ oder „aus der Region“ den Durchblick zu behalten, ist gar nicht so leicht. Daher hier ein kleiner Leitfaden, was sich hinter den Siegeln versteckt. Bio-Siegel im Überblick: EU-Bio-Siegel
Dieses EU-weit verwendete Logo dürfte sich in deutschen Supermärkten am häufigsten finden. Mehrere hunderttausend Produkte tragen das Bio-Label. Laut den Regeln des EU Bio-Labels darf ein Produkt nur dann „öko“ oder „bio“ genannt werden, wenn...
Entspricht ein Produkt zu 95 Prozent diesen Anforderungen, darf es das Bio-Logo tragen. Das Bio-Label der EU ist besser als nichts – immerhin bleiben die Chemiekeulen bei Düngung und Schädlingsbekämpfung im Schrank. Doch vor allem die Tierhaltung bietet Raum für Kritik. Denn ob es nun „artgerecht ist“, dass Tiere bis zu 24 Stunden lang zum Schlachthof transportiert werden, sei dahingestellt. Auch ist der Spaltenboden, auf dem Mastschweine oft stehen, beim Bio-Logo teilweise erlaubt. Immerhin, das in der konventionellen Tierhaltung übliche Kupieren der Schwänze, das Abkneifen der Zähne und das Einziehen von Nasenringen ist in Betrieben mit EU-Bio-Zertifizierung nicht routinemäßig erlaubt. Leider sind Produkte, die den EU-Bio-Siegel-Richtlinien entsprechen, oft nicht besonders nachhaltig. Da liegen im Winter schon mal Bio-Kartoffeln aus Ägypten im Supermarkt oder zwei Bio-Fenchelknollen liegen in einer Plastikschale und sind zusätzlich eingeschweißt. Dieser Verpackungswahnsinn soll den Kontakt oder das Risiko des Vertauschens zwischen konventioneller Ware und Bio-Ware so gering wie möglich halten. Der häufig kursierenden Meinung, Bio-Produkte würden nicht kontrolliert, entgegnete Silke Schwartau von der Verbraucherzentrale Hamburg gegenüber EAT SMARTER: „Deutschlandweit gibt es Kontrollstellen, die Bio-zertifizierte Betriebe überwachen. Dazu gehören auch unangekündigte Besuche. Auf der Verpackung des Lebensmittels ist immer ein Hinweis abgebildet, welche Kontrollstelle das jeweilige Lebensmittel kontrolliert hat. Dazu kommt, dass auch die staatlichen Kontrollstellen Bio-Lebensmittel unter die Lupe nehmen. Auch Öko Test und Stiftung Warentest beziehen regelmäßig Bio-Lebensmittel mit in ihre Lebensmitteltests ein.“ Am Beispiel von Bio-Eiern zeigen sich jedoch die Grenzen dieser Kontrolle. EAT SMARTER sprach dazu mit Markus Wolter vom WWF Deutschland. Wolter berichtete: Höfe, deren Eier das EU-Bio-Siegel tragen, werden standardmäßig einmal im Jahr kontrolliert. Diese Kontrolle geschieht nach vorheriger Anmeldung. Besonders bei Legehennenbetrieben wird jedoch oft auch ein zweites Mal geprüft, dann unangemeldet. Kontrolliert wird allerdings nur, ob die Richtlinien der EG-Öko-Verordnung, beziehungsweise zusätzlich die Einhaltung der Verbands-Richtlinien wie Bioland, Biopark oder andere eingehalten werden. Haben die Hühner im Stall oder Auslauf zerrupftes Federkleid, interessiert dies die Kontrolleure in erster Linie nicht. Außer sie gehören Verbänden wie Bioland, demeter oder Naturland an, die das Tierwohl mittlerweile als Prüfkriterium in der Kontrolle der Verbandsrichtlinien eingeführt haben. Merke! Das EU-Bio-Label gibt es seit 2010 und setzt bestimmte Kriterien voraus, denen die Lebensmittel zu 95 Prozent entsprechen müssen, um damit gekennzeichnet werden zu dürfen. Bio-Siegel im Überblick: Deutsches Bio-Siegel
Dieses Bio-Label gibt es seit 2001, derzeit verwenden es rund 5.500 Unternehmen für circa 82.000 Waren. Die Anbieter verzichten bei ihren Lebensmitteln zum Beispiel auf Geschmacksverstärker, künstliche Aromen und Farbstoffe. Tiere dürfen nur mit ökologischem Futter gefüttert werden, der Einsatz von Antibiotika ist beim deutschen Bio-Siegel stark begrenzt. Merke! Das deutsche Bio-Siegel, das es seit 2011 gibt, kennzeichnet Lebensmittel aus kontrolliert ökologischem Anbau. Die Kriterien richten sich nach den Bestimmungen der EU-Bio-Verordnung. Bio-Siegel im Überblick: Demeter
Kritiker bemängeln, dass die demeter-Richtlinien oft weiche „Soll-Vorschriften“ sind. Es gilt ein hoher ökologischer Standard bei Erzeugung und Verarbeitung der Produkte – Demeter geht mit seinen Richtlinien über die gesetzlichen Anforderungen der EG-Öko-Verordnung hinaus. Merke! Seit 1924 arbeitet Demeter nach den Kriterien der biologisch-dynamischen Landwirtschaft und geht mit den Vorschriften über die gesetzlichen Anforderungen der EG-Öko-Verordnung hinaus. Bio-Siegel im Überblick: BiolandMerke! Den Anbauverband Bioland gibt es bereits seit 1976 und das System basiert auf einem geschlossenen Betriebskreislauf. Die Kriterien für des Bio-Labels gehen überdie EG-Öko-Verordnung hinaus. Bio-Siegel im Überblick: NaturlandEin Bio-Siegel mit hohen Sta Merke! Lebensmittel, Holzprodukte und Textilien seit 1982: Die Kriterien der Naturland-Waren gehen über die EG-Öko-Verordnung hinaus. Bio-Siegel im Überblick: GÄA e.V.Dem 1989 in Dresden gegründeten Verband gehören 350 Bauern und 20 Unternehmen in 14 Bundesländern an. Dazu gehören spezialisierte Betriebe für Kräuter- und Beerenanbau, Gemüsebau, Saatgutvermehrung oder Teichwirt schaft. Die GÄA-Richtlinien orientieren sich an hohen Standards für Bio-Siegel und gehen in vielen Punkten über die EG-Öko-Verordnung hinaus. Merke! 1989 in Dresden gegründet, kennzeichnet das GÄA-Siegel spezialisierte Betriebe und orientiert sich dabei an hohen Standards für Bio-Label. Bio-Siegel im Überblick: BioparkWie bei an Merke! Verzicht auf Gentechnik, Chemie oder synthetische Stickstoffdünger: 1991 wurde der Biopark-Verband gegründet und kennzeichnet seither viele Waren von Landwirten. Bio-Siegel im Überblick: EcovinEcovin, der Bundesverband Ökologischer Weinbau e.V.., wurde 1985 von 35 ÖkowinzerInnen aus Rheinhessen, der Pfalz, von der Mosel und aus Baden gegründet. Für Weinfreunde: 245 deutsche Ökowinzer garantieren mit diesem Label auf ihren Flaschen kontrolliert ökologischen Anbau nach EG-Öko-Verordnung und versprechen, dass sie besonders schonend mit Wasser und Boden umgehen. Dabei bewirtschaften die Winzer derzeit eine Rebfläche von rund 2.606 ha Hektar. Merke! Ein Bio-Label für Winzer: Der Bundesverband Ökologischer Weinbau e.V. gründete 1985 Ecovin und kennzeichnet seither Weine aus kontrolliert ökologischem Anbau. Lesen Sie außerdem bei EAT SMARTER: BIO ist nicht immer besser! Weitere Siegel: MSC – Marine Stewardship CouncilAuf der Website des MSC können Sie in einer Online-Suche alle vom MSC zertifizierten Fische und Meeresfrüchte anzeigen lassen. In Deutschland sind das mehr als 6.000 Produkte – weltweit mehr als 41.000 Erzeugnissen mit dem blauen MSC-Logo. Gesucht werden kann dabei nach Fischart, nach Marke und Händler oder auch nach Produktform (z. B. tiefgekühlt, in Dosen). Durch den Griff zu Produkten mit MSC-Siegel können Verbraucher eine nachhaltige Fischerei unterstützen. Der MSC (Marine Stewardship Council) vergibt als unabhängige Organisation sein Siegel unter strengen Auflagen an Fischreibetriebe, die nachweislich umweltverträglich fischen. Der Grundgedanke: Nur durch einen verantwortungsvollen Umgang mit den Fischbeständen weltweit können diese auch dauerhaft erhalten werden. Rund 400 Fischereien in 36 Ländern sind aktuell nach dem MSC-Standard zertifiziert. Zusammen fangen diese Fischereien über 10 Millionen Tonnen Fisch und Meerestiere – das sind ca. 15 Prozent der weltweiten Fangmenge. Mehr unter www.msc.org/wo-kaufen/produktsuche. Merke! Das MSC-Siegel kennzeichnet Fischprodukte aus nachhaltiger Fischerei und unterstützt damit Fischereibetriebe, die nachweislich umweltverträglich fischen. Weitere Siegel: V-LabelWas beudetet das V-Label? Das Siegel soll Vegetariern und Veganern das Einkaufen erleichtern. Denn viele Produkte enthalten versteckt Fleisch und tierische Bestandteile. So bestehen oft sogenannte Gemüse-Frikadellen aus Hähnchenfleisch. Für Vegetarier ist es nicht immer einfach, da den Überblick zu behalten. Außerdem müssen Hersteller nicht angeben, wenn sie tierische Lebensmittel nutzen, um ihr Produkte zu verarbeiten. Bevor ein Produkt das Gütesiegel tragen darf, muss der Hersteller also alle Zutaten und Verarbeitungshilfsstoffe offenlegen. Anschließend wird es einer der folgenden vier Kategorien zugeteilt:
Sobald nur ein Inhaltsstoff verändert wird, muss das Produkt noch einmal überprüft werden, um das V-Label behalten zu dürfen. Das Label wurde 1985 von der Europäischen Vegetarier-Union (EVU) entwickelt. Daher können nicht nur deutsche Unternehmen ihre Produkte auszeichnen lassen, sondern auch Hersteller aus den Niederlanden, Belgien, Luxemburg, Dänemark, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Schweden, Schweiz, Slowakei und Spanien. In Deutschland übernimmt der Vegetarierbund Deutschland (VEBU) die Kontrolle über das V-Label. Das V-Label in der GastronomieDas V-Label gibt es auch für Restaurants. Diese müssen täglich ein wechselndes vegetarisches Gericht und daneben noch mindestens zwei weitere fleischlose Speisen anbieten, um das Gütesiegel verwenden zu können. Das V-Label auf dem VormarschNeben Aldi Süd druckt auch Tiefkühlkost-Riese Frosta das V-Label auf seine vegetarischen und veganen Produkte. Hoffentlich folgen bald mehrere Großunternehmen dem Beispiel der beiden Vorreiter – mich würde es freuen. Merke! Das V-Label bietet Vegetariern und Veganern beim Einkaufen von Lebensmittel und in der Gastronomie eine bessere Orientierung und kennzeichnet Lebensmittel als ovo-lakto, ovo- oder lakto-vegetarisch sowie vegan. Wissen zum MitnehmenViele Slogans auf Verpackungen sind nichts weiter als eine reine Werbemasche. Doch hinter vielen Bio-Labels steckt mehr. So können sich Verbraucher beispielsweise bei Produkten mit deinem Demeter-Logo sicher sein, dass ein hoher ökologischer Standard bei Erzeugung und Verarbeitung der Produkte gilt. Des Weiteren gibt es verschiedene Bio-Siegel, zum Beispiel das EU-Bio-Logo, Bioland und Co., die jeweils für bestimmte Ansprüche stehen. Das V-Label wiederum bietet eine gute Orientierung für Vegetarier und Veganer, da es Lebensmittel in in ovo-lakto, ovo-, lakto-vegetarisch und vegan kategoriesiert. Das MSC-Label kennzeichnet hingegen Fischprodukte aus nachhaltigem Fischfang. Auch interessant: Die Verbraucherinitiative e.V. (Bundesverband kritischer Verbraucher und Verbraucherinnen) bewertet auf ihrer Website Gütesiegel mit Nachhaltigkeitsbezug. Was ist besser Demeter oder Bioland?Das staatliche Bio-Siegel setzt nur das Mindestmaß fürs Öko-Essen. Demeter-Bauern und -Hersteller leisten mit der Biodynamischen Wirtschaftsweise erheblich mehr als die EU-Bio-Verordnung vorschreibt. Das kommt der Qualität der Lebensmittel ebenso zu Gute wie der Umwelt. “
Welches ist das strengste BioDer Demeter-Verband ist der älteste Anbauverband in Deutschland, er wurde 1924 gegründet. Die Demeter-Richtlinien gehen deutlich über die EU-Öko-Verordnung hinaus, sie gelten als die strengsten Bio-Vorgaben.
Welche 3 BioDemeter. Demeter ist mit rund 1.500 Mitglieds-Betrieben in Deutschland der kleinste der drei wichtigen Anbauverbände (Bioland, Naturland und Demeter). Doch international wirtschaften rund 5.000 Betriebe nach den Demeter-Richtlinien.
Welche Siegel sind gut?Ist denen zu trauen? Naturland, Bioland oder Demeter sind bekannte Marken, die für gesunde Lebensmittel stehen. Sie haben sich selbst verpflichtet, die Richtlinien der EG-Öko-Verordnung zu erfüllen und werden ebenfalls regelmäßig kontrolliert.
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