Welche bedeutung hat die vorsilbe ver

Die drei kleinen Buchstaben “ent-” können den Sinn eines Verbs komplett verändern. Dabei hat es allerdings unterschiedliche Bedeutungen und kann in vielerlei Hinsicht verwendet werden.

Verwendung, um etwas rückgängig zu machen

Man setzt die Vorsilbe “ent-” vor ein Verb, um auszudrücken, dass man etwas in seinen Ausgangszustand bringen will. Man verwendet beispielsweise “entproblematisieren”, um ein Problem wieder aus der Welt zu schaffen oder “entmutigen” um jemandem den Mut zu nehmen. Hierzu ein Beispielsatz:

“Er lässt sich von seinem Lehrer nicht entmutigen und glaubt weiterhin fest an sich.”

Verwendung, um den Beginn von etwas auszudrücken

Das Präfix “ent-” kann auch das genaue Gegenteil von der vorher beschriebenen Bedeutung ausdrücken, nämlich den Anfang von etwas. Wenn ein Feuer beginnt zu brennen, dann wird es “entzündet” (entzünden) oder es “entfacht”. Wenn eine neue Sache existiert, verwendet man das Wort “entstehen”. Ein Beispielsatz hierfür ist:
“Bei der Geburt entsteht ein neues Leben.”

Verwendung, als Gegenteil von einem Verb

Es gibt zahlreiche Verben die das Präfix “ver-” oder “be-” am Anfang stehen haben. Das Gegenteil davon kann mit “ent-” gebildet werden.

Beispiele:
“Wenn ich meine Kleidung anziehe, bekleide ich mich.” – “Wenn ich meine Kleidung ausziehe, entkleide ich mich.” (entkleiden)
“Bei Überlastung kann sich ein Muskel verkrampfen.” – “Nach einiger Zeit entkrampft er sich wieder.” (entkrampfen)

Weitere Gegenteile: verzaubern – entzaubern; bewaffnen – entwaffnen

Man kann jedoch auch ein Gegenteil von etwas ausdrücken, dass weder die Vorsilbe “ver-” oder “be-” im Wort hat.

Ein Beispiel:
“Ich warne dich, hier könnte ein Wolf sein.” – “Ich kann dich entwarnen, es ist keiner hier.” (warnen – entwarnen)
“Du musst die Waffe sichern, um nicht zu schießen.” – “Möchtest du einen Schuss auslösen, musst du zuerst die Waffe entsichern.” (sichern – entsichern)

Verwendung, um ein Weggehen oder Entfernen auszudrücken

Möchte man sich von etwas distanzieren oder weggelangen, so kann man die Worte “enteilen”, “entfliehen” und “entreißen” verwenden.

Beispielhafte Sätze sind:
“Sie hat es hier nicht mehr ausgehalten und enteilte nach München.”
“Er ist nicht mehr in seinem Zimmer. Er konnte entfliehen.”
“Ich habe ihn festgehalten, doch er konnte sich mir entreißen.”

In diesem Zusammenhang kann man ebenso Dinge entfernen. Wenn du eine Melone essen willst, musst du diese zuvor “entkernen”, das heißt, alle Kerne entfernen. Wenn du den Staub vom Kamin fegen möchtest, dann “entrußt” du ihn.

Verwendung, um etwas werden zu lassen

Hier verwendet man ein Adjektiv, das einen bestimmten Zustand beschreibt und setzt die Vorsilbe “ent-” sowie die Endsilbe “-en” an das Wort. Wenn man beispielsweise sagen möchte, dass man eine Dose leer gemacht hat, bildet man das Verb “entleeren”. Möchte man ausdrücken, dass eine Person fremd geworden ist, nutzt man das Wort “entfremden”.

Das ist sehr schwer, ich würde sogar sagen, unmöglich. Als Beispiel will ich hier nur auf die Vorsilbe »ver-« eingehen.

Du hast in der Frage die Behauptung aufgestellt, dass die Silbe »ver-« am Beginn eines Verbs bedeuten würde, dass etwas falsch geschieht. Das trifft zwar in einigen Fällen tatsächlich zu, ist aber trotzdem eher die Ausnahme als die Regel.

Ein Beispiel:

verlieren

Egon wiegt zwar noch immer 180 kg, aber er hat in den letzen Wochen 15 kg abgenommen. Er will unbedingt noch mehr Gewicht verlieren.

Wenn jemand, der übergewichtig ist, Gewicht verliert, dann passiert genau das, was gewünscht ist. Da läuft nichts falsch.

Natürlich kann »verlieren« auch eine negative Bedeutung haben:

Peter hat sein Handy verloren.

Aber das ist eben nur eine mögliche Verwendung des Verbs, und ist keine »fix eingebaute« Eigenschaft des Verbs. Es hängt eben vom Kontext ab, also davon, in welchem Satz man das Verb verwendet.

Darüber hinaus ist »verlieren« eines der Verben, die ohne die Vorsilbe »ver-« gar nicht existieren können. Das Verb »lieren« gibt es nicht, ebensowenig wie »belieren, umlieren, überlieren usw.« Es gibt einzig und allein nur »verlieren«.

Dasselbe gilt für ...

vermuten

Der Ermittler vermutet, dass Walter das Geld genommen hat.

Wenn ein Ermittler etwas vermutet, dann macht er genau das, wofür er bezahlt wird. Genau das ist sein Job. Da macht weder der Ermittler, noch sonst jemand etwas falsch. Und auch »vermuten« kann ohne »ver-« oder mit einer anderen Vorsilbe nicht existieren.

Anderes Beispiel, das in den Kommentaren zu deiner Frage erwähnt wurde:

verlieben

Norbert hat sich in Helmut verliebt.

Das Verb »verlieben« ist mit starken positiven Gefühlen besetzt. Es drückt aufflammende Zuneigung und Verlangen nach einer anderen Person aus. Das passiert zwar manchmal ungeplant, ist aber nichts, das grundsätzlich falsch laufen würde.

»Verlieben« kann übrigens im Deutschen immer nur zusammen mit einem Reflexivpronomen verwendet werden (z.B. »sich« im obigen Satz). Es ist also ein echtes reflexives Verb (so wie auch freuen, wundern oder kümmern). Wenn in einem Satz »verlieben« vorkommt, dann hat dieser Satz immer diese Eigenschaften:

  • Der Satz ist ein Aktivsatz und kann nicht in einen Passivsatz umgewandelt werden.
  • Der Satz enthält ein Reflexivpronomen das im Akkusativ steht (mich, dich, sich, uns, euch)

Das trifft nicht nur auf »verlieben«, sondern auf alle echten reflexiven Verben zu, mit der Einschränkung, dass einige Verben das Reflexivpronomen nicht im Akkusativ, sondern im Dativ verlangen (z.B. »merken«: »Ich merke mir deine Telefonnummer«).

verkaufen

(freudestrahlender Verkäufer zu seinem Chef):
Wir haben heute so viele Fahrräder wie noch nie verkauft.

Auch hier läuft nichts falsch. Der Job eines Verkäufers ist es Waren zu verkaufen. Wenn er das macht, macht er alles genau richtig.

Es gibt unzählige Verben, die mit »ver-« beginnen, aber keineswegs ausdrücken, dass etwas falsch läuft:

Lisa hat sich heute mit Helga verabredet.
Der Arzt hat mir ein neues Medikament verabreicht.
Die Politiker verabschieden ein neues Gesetz.
Heinz muss die Einstellungen verändern.
Der General hat die Verlegung der Truppen zu verantworten.
Der Computer verarbeitet die Daten.
Je weiter man von der Wurzel weg ist, desto stärker verästeln sich die Zweige.

Das waren jetzt nur Beispiele, bei denen auf die Vorsilbe »ver-« ein Verb folgt, das mit a oder ä beginnt. Das Alphabet hat noch mehr als zwei Dutzend andere Buchstaben, da lassen sich noch hunderte andere Gegenbeispiele zu deiner These finden.

Die Beispiele, die du genannt hast um deine These zu belegen, möchte ich aber trotzdem auch noch hervorheben:

verlaufen

Das kann natürlich bedeuten, dass man in die falsche Richtung gelaufen ist (nämlich dann, wenn es reflexiv, also mit »sich« verwendet wird):

Hänsel und Gretel haben sich im Wald verlaufen.

Aber in der nicht-reflexiven Verwendung, bedeutet das Verb etwas anderes:

Wie ist dein heutiger Tag verlaufen?
Mein Tag ist hervorragend verlaufen, ich habe eine Gehaltserhöhung bekommen.

Auch in diesem Beispiel lief nichts falsch.

verschreiben

Du hast wahrscheinlich an so etwas gedacht:

Anna hat beim Diktat einen Fehler gemacht. Sie hat sich verschrieben.

Aber man kann dieses Verb auch anders verwenden, und auch da läuft nichts falsch:

Der Doktor hat mir ein neues Medikament verschrieben.

verschlafen

Auch dieses Verb muss keineswegs bedeuten, dass irgend etwas falsch läuft:

Endlich hat Susi Ferien, aber heute regnet es in Strömen. Aber wenn sie will, kann Susi ruhig den ganzen Vormittag verschlafen. Sie wird nichts versäumen und kann sich endlich mal vom Stress der letzten Tage erholen.

Falls Susi wirklich den ganzen Vormittag verschläft, macht sie nichts falsch. An einem verregneten Ferientag ist das völlig in Ordnung.

Woher kommt das Wort ver?

mittelhochdeutsch ver-, althochdeutsch fir-, far-, mittelniederdeutsch vör-, vor-; entstanden aus mehreren Präfixen mit etwa den Bedeutungen „heraus-“, „vor-, vorbei-“ und „weg-“ (zu einem Substantiv mit der Bedeutung „das Hinausführen über …“)

Welche Wörter gibt es mit der Vorsilbe ver?

"ver-": z.B. der Verkehr, versprechen, versuchen, der Verrat, der Verbrecher, .. "vor-": z.B. der Vortrag, vorfahren, vorzeitig, die Vorfahrt, vorzeitig, das Vorkommen,... "viel-": z.B. vielleicht, vielversprechend, die Vielzahl, der Vielfraß, die Vielfalt, das Vielfache, ...

Wie heißt die Ver?

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (kurz Verdi, Eigenschreibweise: ver.

Wann ver?

Die Vormorpheme / Vorsilben ver- und vor- schreibt man mit einem <v>, wenn ein Wortstamm folgt, z.B. verlaufen, vorlesen, etc. Wenn danach kein Wortstamm folgt, schreibt man fer- oder for-, z.B. Ferien, Form, etc.

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