Was passiert wenn die EZB die Zinsen erhöht?

Infolge der hohen Inflation hat die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Leitzinsen um 0,75 Prozent angehoben. Der wichtigste EZB-Leitzins liegt somit seit dem 14. September 2022 bei 1,25 Prozent. Dadurch soll die Inflation sinken. Was ist der Leitzins und was bedeutet das für Verbraucher:innen?

Das Wichtigste in Kürze:

  • Ab dem 14. September 2022 liegt der wichtigste Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB) bei 1,25 Prozent. Der Zins, zu dem Banken Geld bei der EZB anlegen können, liegt bei 0,75 Prozent.
  • Es dauert in der Regel ein paar Monate bis die Zinserhöhung wirkt.
  • Kaum eine Branche ist so vom Zinsniveau abhängig wie die Immobilienbranche.

On

Nach der ersten Leitzinserhöhung vom 21. Juli 2022, hat die Europäische Zentralbank (EZB) Anfang September 2022 entschieden, den Leitzins abermals anzuheben. Zuvor bleiben die Zinsen Jahrelang unverändert auf einem niedrigen Niveau. Derzeit liegt der Leitzins der EZB bei 1,25 Prozent. Er wird fällig, wenn sich Banken Geld von der Zentralbank beschaffen. Möchten Kreditunternehmen ihr Geld bei der EZB parken, bekommen sie seit dem 14. September 2022 0,75 Prozent Zinsen.

Was ist der Leitzins?

Auch wenn es mit dem Hauptrefinanzierungssatz, dem Spitzenrefinanzierungssatz und dem Einlagenzins eigentlich drei Leitzinssätze gibt spricht man der Einfachhalt halber nur vom Leitzins und meint damit meist den Hauptrefinanzierungssatz. Dieser  legt fest, zu welchem Zinssatz Kreditinstitute bei der Zentralbank Geld leihen können.

Die Europäische Zentralbank soll mit ihrer Zinspolitik vorrangig das Ziel der Preisniveaustabilität verfolgen. Da sich Preise in einer Marktwirtschaft jedoch auf Basis von Angebot und Nachfrage bilden und nicht von einer staatlichen Behörde festgelegt werden, kann die EZB nur indirekt durch den Zins Angebot und Nachfrage und somit die Preisentwicklung beeinflussen.

Da Geschäftsbanken aber auf der Grundlage der Leitzinsen arbeiten hat die EZB dennoch großen Einfluss auf die allgemeine Zinsentwicklung. Schon Äußerungen der EZB, dass sie in Zukunft die Zinsen weiter erhöhen wird, führen dazu, dass die Zinsen bereits steigen bevor die Erhöhung beschlossen wird.

Mit dem Zusammenschluss zum Euroraum wurde die EZB zur Zentralbank der Mitgliedsländer. Viele Kompetenzen der nationalen Zentralbanken gingen an die EZB. Dabei ist die EZB weisungsunabhängig, also nicht durch die einzelnen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union kontrolliert.

Welche Auswirkungen hat die Entscheidung der EZB auf mich?

Dieser Inhalt wurde von der Gemeinschaftsredaktion in Zusammenarbeit mit den Verbraucherzentralen Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen für das Netzwerk der Verbraucherzentralen in Deutschland erstellt.

08.09.2022

So wirkt sich die am 8. September 2022 von der Europäischen Zentralbank in Frankfurt am Main beschlossene Erhöhung des Leitzinses auf 1,25 % auf dich aus.

Die US-Zentralbank FED hat es vorgemacht und ihre Leitzinsen schon im Frühjahr erhöht. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat schrittweise nachgezogen: Nach der ersten Anhebung im Juli heben die europäischen Notenbanker den Leitzins jetzt kräftig um 0,75 Prozentpunkte auf 1,25 %.

Durch höhere Zinsen dämpft die Notenbank die Nachfrage. Das verteuert die Kredite, was sich längerfristig auch auf Investitionen auswirkt.

Mit dem am 8. September erfolgten weiteren Zinsschritt wollen die Notenbanker Entschlossenheit zeigen im Kampf gegen die Inflation. Die EZB hat bereits angekündigt, dass weitere Zinsschritte folgen werden und der Wert des Geldes vorerst weiter fallen wird.Denn das EZB-Ziel von 2 % Teuerungsrate liegt derzeit Welten entfernt. Mit 9,1 % ist die Inflationsrate in der Euro-Zone im August so hoch ausgefallen wie noch nie zuvor in ihrer Geschichte. 

Die 3 wichtigsten Auswirkungen der aktuellen Leitzins-Erhöhung sind:

Auswirkung #1: Kredite werden teurer

"Durch höhere Zinsen dämpft die Notenbank die Nachfrage. Das verteuert die Kredite, was sich längerfristig auch auf Investitionen auswirkt", sagt Claudia Huber, die Leiterin der Abteilung Wirtschaftspolitik in der WKÖ. Für Unternehmer:innen bedeutet das, dass sich betriebliche Investitionen womöglich schwieriger finanzieren lassen. Privatpersonen spüren dies wiederum, wenn es etwa um die Finanzierung eines Eigenheims geht: Wohnkredite werden teurer.

Auswirkung #2: Zinsen für klassisches Sparen steigen

Personen, die ihr Kapital fest verzinst lagern (zum Beispiel am Sparbuch), dürfen sich in weiterer Folge auf höhere Zinsen freuen. Trotzdem stellt das Sparbuch nicht die einzige Möglichkeit dar, zukunftssicher anzulegen. Falls du nach einer Alternative suchst, findest du hier fünf Tipps für krisenfeste Investments.

Auswirkung #3: Importe werden günstiger, (Auslands-)Urlaube billiger

Eine Leitzinserhöhung der EZB soll stabilisierend auf den Euro wirken. Für Privatpersonen bedeutet ein starker Euro, dass Urlaube in Nicht-Euro-Ländern billiger und Güter im und aus dem Euro-Raum günstiger werden. Für Unternehmen werden sich die Auswirkungen höchstwahrscheinlich die Waage halten: Importierte Energieträger werden günstiger, während Exporte ins Euro-Ausland teurer werden.

Wieso sich die EZB für eine derart kräftige Zinserhöhung entschieden hat

Die zunehmenden Preis-Risiken haben die europäischen Notenbanker dazu gebracht, stärker als erwartet an der Zinsschraube zu drehen. Der aktuell schwache Euro verstärkt den Druck, da Rohstoffe wie Öl in Dollar abgerechnet werden. Nach der ersten Anhebung seit Juli 2011 vor zwei Monaten beschloss der EZB-Rat nun erstmals in der Geschichte der Notenbank eine Zinsanhebung um 0,75 Prozentpunkte.

Warum dich der Leitzins interessieren sollte

Der von der Zentralbank festgelegte Leitzinsbestimmt, zu welchen Konditionen Banken und Kreditinstitute Geschäfte miteinander machen. Steigt der Leitzins, dämpft dies das Wirtschaftswachstum, da die Geschäftsbanken Kredite zu einem höheren Zinssatz ausgeben.

In den USA wirkte vor allem eine starke Nachfrage treibend auf die Inflation, deswegen drehte die FED an der Zinsschraube. In der Eurozone ist es etwas komplizierter. Drängende Probleme sind

  • Lieferkettenprobleme
  • hohe Energiepreiseund der
  • russische Angriffskrieg auf die Ukraine.

Was passiert wenn die EZB die Zinsen erhöht?
i

WKÖ/DMC

Noch mehr Entlastung nötig

Die Erhöhung der Leitzinsen allein kann diese Probleme natürlich nicht lösen. So hat die EZB auf die Energiemärkte keinen Einfluss. Schon jetzt gibt es teilweise Unternehmen, die wegen hoher Energiepreise aber auch wegen fehlender Komponenten Teile ihre Produktion zurückfahren. Im Vordergrund steht jetzt, dass preisdämpfende Maßnahmen für Haushalte und Unternehmen kommen - und dass keine Lohn-Preis-Spirale entsteht, die die Preise noch weiter antreiben würde. 

Warum sollte die EZB die Zinsen erhöhen?

Folgen: Die Erhöhung der Leitzinsen sorgt dafür, dass die Konditionen teuer werden, zu denen sich Geschäftsbanken bei der EZB Geld leihen können, was an private Kreditnehmende weitergegeben wird. Im Gegenzug können Sparende von höheren Zinsen auf Tages- oder Festgeld profitieren.

Was bedeutet eine Erhöhung des Leitzins?

Die Europäische Zentralbank (EZB) will den Leitzins zum 27. Juli 2022 auf 0,5 Prozent erhöhen. Sie reagiert damit auf die zuletzt stark gestiegenen Preise. Kurzfristig ist vor allem ein weiterer Anstieg von Kreditzinsen zu erwarten. Dagegen sollten Negativzinsen auf Geldeinlagen vorläufig vom Tisch sein.

Was bringt es wenn man den Leitzins erhöht?

Die Zentralbank versucht durch die Anpassung des Leitzinses indirekt Einfluss auf die Preise zu nehmen. Ein Anstieg des Leitzinses soll auch dazu führen, dass die Güternachfrage sinkt. Denn: Erhöht sich die Nachfrage bei gleichem oder abnehmendem Güterangebot, steigen die Preise.

Was bedeutet es wenn die EZB die Zinsen erhöht?

Das heißt, Banken müssen der EZB jetzt keine Strafzinsen mehr zahlen, wenn sie ihr überschüssiges Geld auf ihrem Zentralbankkonto liegen lassen. Mit der Zinserhöhung vom 14. September wurde der Einlagezins auf 0,75 % angehoben. Banken erhalten somit Zinsen, wenn sie ihr überschüssiges Geld bei der Zentralbank lagern.