Was macht der Arzt bei einem eingeklemmten Nerv?

3. November 2020

Experte vom Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie rät zu Bewegung, Wärme, manueller Therapie und Osteopathie

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Einschränkung der Bewegungsfähigkeit, Kribbeln und Taubheitsgefühle sind typische Anzeichen dafür, dass ein Nerv eingeklemmt ist. Am häufigsten sind Hals, ­Nacken, Rücken, Schultern oder Arme betroffen. Die VdK-ZEITUNG sprach mit Dr. Arne-Björn Jäger, Experte vom Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie e. V. (BVOU) über Symptome und Möglichkeiten der Therapie.

Was versteht man unter einem eingeklemmten Nerv?

Unter einem eingeklemmten Nerv versteht man die Kompression oder Einengung von Nervengewebe. Dabei kann es sich um einen sogenannten peripheren Nerv oder um eine Nervenwurzel handeln. Periphere Nerven sind Nerven, die außerhalb von Gehirn und Rückenmark gelegen sind und das Gewebe im Körper versorgen. Nervenwurzeln gehören zum Rückenmark und sind von den Wirbeln knöchern geschützt. Es sind Ein- und Austrittstellen von Nerven, die an jedem Segment der Wirbelsäule zu beiden Seiten liegen.

Wie macht sich ein eingeklemmter Nerv bemerkbar?

Der betroffene Nerv ist in seiner Funktion eingeschränkt. In Abhängigkeit des Versorgungsgebietes des Nerven kann es zu Schmerzen, Gefühlsstörungen oder Einschränkungen der Muskelfunktion kommen. Die Veränderungen lassen sich anatomisch immer genau einem peripheren Nerv oder einer Nervenwurzel zuordnen. Wird eine Nervenwurzel akut eingeengt, ist die Schmerzausstrahlung entlang der Nervenfasern, die aus der Wurzel in den Körper ziehen. Begleitend ist die Gefühlswahrnehmung auf dem versorgten Hautareal und die versorgte Muskulatur gestört. Ein Beispiel ist der Ischiasnerv. Dabei zieht der Schmerz vom unteren Rücken über das Gesäß bis in den Fuß. Es können Gefühlsstörungen entlang der Nervenbahn bis an die Fußsohle und eine Schwäche der Fußsenkung auftreten.

Wie äußern sich die Beschwerden?

Bei einer akuten Einengung der Nervenwurzel oder eines ­peripheren Nerven kann ein heftiger Schmerz, der sich stechend, elektrisierend oder brennend anfühlen kann, wahrgenommen werden. Dazu können Missempfindungen wie Kribbeln, Ameisenlaufen oder Taubheit auftreten. Die Beschwerden können bewegungsabhängig auftreten und sich durch Pressen, Niesen oder Husten verstärken.

Was sind die Ursachen?

Die Kompression einer Nervenwurzel kann durch einen Bandscheibenvorfall ausgelöst werden. Durch Verschleißprozesse können zunehmende Gewebewucherung der Bandstrukturen und der Wirbelsäulengelenke chronische Ein­engungen des Nervenkanals und der Nervenaustrittstellen aus der Wirbelsäule bewirken.

Wie kann man den eingeklemmten Nerv lösen?

Der Betroffene nimmt unbewusst und spontan eine Schonhaltung ein, um die schmerzende Region zu entlasten. Dies bedingt wiederum eine einseitige Belastung, die zu schmerzhaften Muskelverspannungen und Einschränkungen der Bewegung führt. Am Beginn der Beschwerden muss der Schmerzreiz gelindert werden, um weiter in Bewegung zu bleiben. Wärmebehandlung, Massage und Gymnastik beeinflussen die Muskulatur und sollten so angewendet werden, dass sie die Beschwerden nicht verstärken oder auslösen. Wichtig: Immer weiter in Bewegung bleiben. Denn eingeschränkte Bewegung ist ein erster Faktor für die Ausbildung eines chronischen Schmerzsyndroms. Wenn eine Blockade der Wirbelsäule als Ursache diagnostiziert wird, helfen Maßnahmen wie manuelle Therapie oder Osteopathie. Bildet sich zusätzlich ein myofasziales Schmerzsyndrom, können manuelle Triggerpunktbehandlung oder Faszientherapie ergänzend durchgeführt werden.

Interview: Petra J. Huschke

Stechende und brennende Schmerzen sowie ein eingeschränkter Bewegungsapparat – haben Sie sich einen Nerv eingeklemmt, kann das ganz schön wehtun! Kommen dann noch Kribbeln und Taubheitsgefühle dazu, sollte man schnell handeln. Doch wie? Bei uns erfahren Sie alles, was Sie über einen eingeklemmten Nerv wissen sollten.

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Was ist ein "eingeklemmter Nerv"?

Auch wenn es sich natürlich so anhört, als hätte man seinen Nerv tatsächlich zwischen zwei Knochen eingeklemmt – der "eingeklemmte Nerv" ist dann doch eher umgangssprachlich anzusehen. Vielmehr handelt es sich hierbei um die Funktionsstörung oder Reizung eines Nervs. Diese wird durch den Druck, den das umliegende Gewebe auf den Nerv ausübt, ausgelöst. Drückt etwas auf den Nerv, ist das nicht nur schmerzhaft, sondern auch eine große Beeinträchtigung für unseren Bewegungsapparat. Schließlich sind es die Nerven, die Bewegungssignale von unseren Körperteilen aus ins Gehirn schicken.

Symptome für einen eingeklemmten Nerv

Wenn Sie sich einen Nerv eingeklemmt haben, lassen die meist stechenden und brennenden Schmerzen nicht lange auf sich warten. Ursache dafür ist das um den Nerv befindliche Muskelgewebe, das sich verhärtet und verkrampft. In den meisten Fällen schränkt sich Bewegungsfähigkeit stark ein und es entsteht ein Taubheitsgefühl und ein Kribbeln

In besonders schwerwiegenden Fällen kann es auch zu Erbrechen, Übelkeit oder Schwindelgefühlen kommen – je nachdem, an welcher Stelle der Nerv eingeklemmt ist. Tatsächlich betrifft ein eingeklemmter Nerv am häufigsten den Rücken. Aber auch in den Schultern, den Armen oder der Hüfte kann man sich einen Nerv einklemmen.

Welche Ursachen hat ein eingeklemmter Nerv?

Die Ursachen für einen eingeklemmten Nerv können unterschiedlicher Natur sein. Meist ist eine Muskelverhärtung der Grund. Diese kann durch eine falsche Schlafposition, Fehlhaltungen oder auch falsche Bewegungen beim Sport entstehen. Aber auch schwerwiegendere Ursachen wie ein Bandscheibenvorfall können die Schmerzen auslösen.

Nerv eingeklemmt: Diese Hausmittel und Tipps versprechen Linderung

  • Lockern Sie Ihre Muskeln durch Massagen und gezieltes Kneten.
  • Leichte gymnastische Übungen oder sanfte Yoga-Einheiten dehnen die betroffene Muskulatur und helfen so dabei, die Beschwerden zu lindern. Atmen Sie dabei tief ein und aus.
  • Ist eine Muskelverhärtung der Grund für den eingeklemmten Nerv, wirkt Wärme wahre Wunder. Auch sie lockert die Muskeln und beruhigt den Nerv. Ein heißes Bad oder ein Kirschkernkissen können daher helfen.
  • Schonen Sie die betroffene Körperpartie nicht komplett, um Fehlhaltungen zu vermeiden. Jede Bewegung, die keine Schmerzen verursacht, ist erlaubt.
  • Versuchen Sie ruckartige Bewegungen zu vermeiden und bewegen Sie sich stets vorsichtig.
  • Bei starken Schmerzen können Sie auch schmerzstillende Medikamente einnehmen. 

Eingeklemmter Nerv: Wann muss ich zum Arzt?

Ein eingeklemmter Nerv heilt in der Regel innerhalb von sieben Tagen von alleine aus. Sind die Schmerzen sehr ausgeprägt oder tritt auch nach einigen Tagen keine erste Linderung ein, sollten Sie einen Orthopäden aufsuchen. Mithilfe einer Röntgenaufnahme oder eines MRT kann festgestellt werden, ob hinter Ihren Beschwerden andere Ursachen, zum Beispiel ein Bandscheibenvorfall, stecken. Bei einem eingeklemmtem Nerv kann Ihr Arzt Massagen und andere physiotherapeutische Maßnahmen verordnen. Auch Akupunktur kann helfen, die Beschwerden zu lindern.

Eingeklemmter Nerv: Wie kann ich vorbeugen?

In vielen Fällen lässt sich vorbeugen, damit bei Ihnen erst gar kein eingeklemmter Nerv auftritt. Diese 4 Tipps helfen:

  1. Vermeiden Sie Übergewicht, da dieses die Muskeln belastet und die Entstehung eines eingeklemmten Nervs begünstigt.
  2. Sportliche Aktivitäten, Yoga und Meditation helfen Ihnen, um Stress und Verspannungen abzubauen und stärken unseren gesamten Muskelapparat.
  3. Vorbeugen können Sie auch mit einer gesunden Körperhaltung. Die Grundlage dafür ist eine starke Rücken- und Bauchmuskulatur, welche Sie mit Übungen gezielt trainieren können.
  4. Achten Sie besonders im Homeoffice darauf, dass Sie rückenschonend arbeiten.

Video: Das hilft gegen einen steifen Hals

Wie erkennt der Arzt einen eingeklemmten Nerv?

Wenn nötig, untersucht man die Stelle noch mit Ultraschall. Wichtig zu beachten – Die Symptome eines eingeklemmten Nervs lassen sich in der Regel leicht erkennen. Wenn sie nicht von selbst aufhören und länger als einige Stunden anhalten, sollte ein Neurologe sie untersuchen.

Wie löst man einen eingeklemmten Nerv?

Haben Sie sich einen Nerv im Nacken eingeklemmt, können Sie ein Kirschkernkissen oder etwas Ähnliches auflegen. Schmerzstillende oder entzündungshemmende Medikamente können darüber hinaus helfen, wenn Sie sich einen Nerv im Rücken geklemmt haben. Auch in Schulter und Nacken kann sich dies positiv auswirken.

Welche Untersuchung bei eingeklemmten Nerv?

Die Elektroneurografie ist eine ungefährliche und schonende Untersuchungsmethode, die sich bei komplexen Fragestellungen in Bezug auf Nervenschäden bewährt hat. Dabei ist der Ablauf der Untersuchung immer ähnlich: Befestigung der Klebeelektroden.

Wie lange braucht ein eingeklemmter Nerv um sich zu erholen?

Bis der Nerv sich aber wieder vollständig von der Quetschung erholt hat, kann es einige Wochen dauern. In weit fortgeschrittenen Fällen bilden sich die schon vor dem Eingriff bestehenden Taubheitsgefühle (Sensibilitätsstörungen) oder der Muskelschwund nicht mehr zurück.

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