Was ich an meinem Kind liebe

Jeder hat mal Angst und Stress. Jeder fühlt sich mal hilflos, machtlos, überfordert. Wenn Freunde, Eltern oder Geschwister nicht weiterhelfen können, wollen oder sollen – dann melde dich bei uns . Die Psychologin Kathrin Hoffmann beantwortet in der Serie Über-Ich für bento ausgewählte Fragen, die wir anschließend veröffentlichen. Dabei ändern wir selbstverständlich alle Namen von Betroffenen.

Seit ich wusste, dass ein Baby in mir wächst, wusste ich nicht, ob ich es liebe. Dabei wurde ich selbst sehr geliebt, von meiner Mutter, die mich allein erzog – meine Eltern leben seit meinem zweiten Lebensjahr getrennt, ich habe nur wenig Kontakt zu meinem Vater, wir verstehen uns nicht gut. Aber Mama und ich haben das hinbekommen, ich habe studiert und habe heute einen festen Job. 

Doch auch, wenn beruflich alles passt, mit mir als Mutter stimmt was nicht. Ich kann mir noch so doll einreden, dass ich meine Tochter lieben muss: Da ist nichts!

Sie ist mir sehr wichtig, und sie ist süß. Aber ich habe nie das Gefühl empfunden, was meine Freundinnen beschrieben haben, als sie Mutter wurden: tiefe Verbundenheit, unendliche Zuneigung, bei niemandem anders mehr sein zu wollen.

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Fragen an Psychologin Kathrin Hoffmann

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Stattdessen hab ich mich beim Stillen vor meinen riesigen Brüsten geekelt. Wenn sie geschrieen hat, war ich immer genervt, und wenn wir uns heute mal streiten, dann nehme ich das immer extrem persönlich, anstatt einfach erwachsen darüber hinweg zu schauen, und mir zu sagen, dass sie eine Dreijährige ist.

Ich weiß, man muss sein Kind einfach lieben, das gehört sich so. Aber ich wünsche mir viel zu oft, es wäre nicht da. Ich mochte mein freies Leben, meinen Körper ohne Dehnungsstreifen und ja, auch Partynächte mit One-Night-Stands. 
 
Jetzt habe ich ein neues Leben, und für alles, was mir daran nicht gefällt, mache ich mein Kind verantwortlich. Es zermürbt mich, lässt mich verzweifeln! Aber meistens nervt meine Tochter mich. Ich kann nichts dagegen tun.

Die Psychologin Kathrin Hoffmann antwortet:

Liebe Janette,

es ist so mutig von dir, diese Zeilen zu schreiben. Ich kann mir vorstellen, wie schwer es für dich ist, offen zu sagen, wie du empfindest. Offensichtlich schämst du dich sehr dafür, dass du dein Kind nicht so lieben kannst, wie "es sich gehört".

Aber lass dir eines gesagt sein: Die Bandbreite der Gefühle, die Mütter ihren Kindern gegenüber empfinden, ist sehr hoch. Das heißt, es gibt Mütter, die ihre Kinder abgöttisch lieben, andere hassen ihre Kinder, die Mehrzahl liegt irgendwo dazwischen. Und auch die Mütter, die ihre Kinder grundsätzlich lieben, sind mal genervt und wütend oder überfordert und verzweifelt.

All diese Gefühle sind menschlich, auch wenn darüber häufig nicht gesprochen wird, da ja das Ideal gilt: "Ich liebe mein Kind und bin in meiner Rolle als Mutter immer glücklich."

Für dich war es besonders schwer, dich auf deine neue Rolle einzulassen. Es war ein Unfall – und du hast keinerlei Unterstützung von dem Vater erhalten. Du hast bewusst Ja zu deinem Kind gesagt, aber sicherlich war da auch ein Teil in dir, der gesagt hat: "Eigentlich will ich es nicht."

Und dieser Teil ist eben immer noch da – der will das alte Leben zurück, die Freiheit, die Partys, das Gefühl, für niemanden außer sich selbst verantwortlich zu sein. Versuche, diesen Teil in dir nicht zu verurteilen. Er ist nun mal da und will gehört werden. 

Es ist so mutig von dir, mir zu schreiben

Kathrin Hoffmann

Versuche eher, dich diesem Teil zuzuwenden und zu spüren, welche Gefühle und Bedürfnisse da sind:

  • Vielleicht Trauer? Trauer will, dass du von etwas Abschied nimmst und loslässt (zum Beispiel von deinem alten Leben und dem Ideal einer intakten Familie).
  • Vielleicht Angst? Angst will beruhigt und überwunden werden (den ersten Schritt hast du schon gemacht). 
  • Oder Wut? Wut gibt dir die Kraft, für dich einzustehen.

  • Der Moment, in dem du erfährst, dass du schwanger bist: Wie fühlt sich das an? Von Tatjana Thamerus

Welche Bedürfnisse kommen momentan zu kurz? Mehr Zeit für dich? Regelmäßig einen freien Abend, um auszugehen? Was noch? Was davon kannst du wie umsetzen? Wer kann dich unterstützen? Welche Dienstleistungen kannst du nutzen? Putzfrau, Lebensmittel-Lieferdienst, Babysitter?

In jedem Fall solltest du aufhören, dir ständig innerlich Druck zu machen, dein Kind mehr lieben zu müssen. 

Welche Bedürfnisse kommen momentan zu kurz?

Kathrin Hoffmann

Du kannst es nicht erzwingen, und je mehr du es versuchst, desto weniger Raum gibst du dir, das Gefühl einfach kommen zu lassen. Geh verständnisvoll und liebevoll mit dir um, so wie du mit einer Freundin umgehen würdest. Du gibst extrem viel und darauf solltest du zumindest ein wenig stolz sein!

Ich könnte mir vorstellen, dass es hilfreich für dich wäre, dir psychologische Unterstützung zu holen und dich anderen anzuvertrauen, zum Beispiel in einer Familienberatungsstelle oder einer Selbsthilfegruppe für Alleinerziehende.

Was schätze ich an meinen Kindern?

66 aufmunternde Worte für dein Kind.
Ich bin dankbar, dass es dich gibt..
Du machst mich stolz..
Du hast tolle Ideen..
Ich liebe es, deine Mama zu sein..
Du musst nicht alles perfekt machen, um großartig zu sein..
Was du sagst, ist wichtig für mich..
Deine Meinung zählt..
Du bist wichtig..

Wie beschreibt man die Liebe zu seinem Kind?

Die Liebe der Eltern zu ihrem Kind – insbesondere die Mutterliebe – wird oft als höchste Form der Liebe stilisiert. Sie sei aufopferungsvoll, bedingungslos und unendlich. Tatsächlich ist die Liebe zum eigenen Kind ganz anders als beispielswiese zum Partner oder den eigenen Eltern und noch dazu besonders intensiv.

Was schreibe ich meinem Kind?

Mein liebes Kind, noch bist Du klein und Deine Welt ist in Ordnung, doch wenn Du größer bist, kommen viele Herausforderungen auf Dich zu. ... .
Sei respektvoll! ... .
Sei offen! ... .
Verfolge Deine Ziele! ... .
Hab Vertrauen in Dich selbst! ... .
Tue etwas für Deine Bildung! ... .
Liebe! ... .
In diesem Sinne: Ich liebe Dich, mein Kind..

Warum Liebe ich mein Kind so sehr?

Mütterliche Hormone, die teilweise durch Kontakt mit dem Baby stimuliert werden, fördern die Gefühle, die wir als Mutterliebe bezeichnen: das Gefühl, dass wir alles für den geliebten Mensch tun würden, den Wunsch, sich ihm gegenüber selbstlos zu verhalten, und das Glück und die Geborgenheit, die wir empfinden, wenn wir ...