Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort Englisch

Das Gedicht „Ich fürchte mich so…“ von Rainer Maria Rilke wurde im Jahr 1898 in der Literatur der Moderne verfasst. In diesem Gedicht schildert das lyrische Ich die Überheblichkeit der Menschen auf ihr Dasein, auf ihre Besitztümer. Ich vermute, dass der Sprecher die schädliche Wirkung der Sprache auf die Dinge verdeutlichen will. Der Sprecher fordert das Bestehen lassen der Dinge.

In dem Gedicht wird der sorglose Umgang der Menschen mit der Sprache kritisiert, was auf die Überheblichkeit der Menschen auf ihr Dasein zurück zu führen ist. Es wird die Anmaßung der Menschen kritisiert. Sie erkennen nicht den eigentlichen Wert der Wörter. Dem Dichter hingegen ist die wertvolle Bedeutung der Sprache bewusst. So will er dies durch die „Furcht vor der Menschen Wort“ zum Ausdruck bringen.

Das Gedicht besteht aus drei Quartetten, also 4-zeiligen Strophen. Es wird kein festes Reimschema verwendet. Das Endreimschema in den ersten beiden Quartetten ist nach dem Schweifreim (abba), im dritten Quartett nach dem Paarreim (aabb) aufgebaut.

In der ersten Strophe beginnt das lyrische Ich mit seiner Furcht vor dem, was die Menschen erzählen, „vor der Menschen Wort“ (I, 1). In den drei folgenden Versen beschreibt der Sprecher den sorglosen Sprachgebrauch der Menschen. „Sie sprechen alles so deutlich aus“ (I, 2), ohne die Bedeutung und den eigentlichen Wert zu kennen. Sie benennen die Dinge, wie „Hund“ oder „Haus“ (I, 3) und kategorisieren, wie den „Beginn“ und das „Ende“ (I, 4). Dadurch entzaubern die Menschen die Welt. In den letzten beiden Versen will das lyrische Ich mit der Steigerung der Worte die Steigerung der Eindringlichkeit bewirken.

In der zweiten Strophe schildert das lyrische Ich weiter seine Empfindungen. Es „bangt“ ihm vor dem „Sinn“ und dem „Spott“ der Menschen (II, 1). Sie distanzieren sich von den Dingen. In den nächsten drei Versen beschreibt der Sprecher nun die Überheblichkeit der Menschen. „Sie wissen alles“ (II, 2) und nichts ist für sie „mehr wunderbar“ (II, 3). Nichts außer ihrem Dasein und ihren Besitztümern ist mehr wunderbar, sie kennen nicht die Bedeutung anderer schöner Dinge, wie beispielsweise einem „Berg“ (II, 3). Ihr „Garten und Gut grenzt grade an Gott“ (II, 4). Diese Alliteration unterstreicht die Überheblichkeit der Menschen noch mal. Sie meinen, bereits Gott erreicht zu haben, doch diese Annäherung an Gott ist nur scheinbar.

In der dritten Strophe verdeutlicht der Sprecher sein Bewusstsein über die Sprachkrise. Er oder sie will die Menschen „warnen und wehren“ (III, 1), sie auffordern etwas gegen die Sprachkrise zu tun. Mit der Zeile: „die Dinge singen hör ich so gern“ (III, 2) drückt der Sprecher sein Bewusstsein über das Schöne der Sprache aus. Er oder sie erkennt den eigentlichen Wert der Dinge. das lyrische Ich will hören und genießen, die Dinge sein lassen wie sie sind. Die Menschen dagegen geben den Dingen keine Bedeutung, dadurch bleiben sie „starr und stumm“ (III, 3). Sie gebrauchen Wörter, doch machen sie sich keine Gedanken darüber. Die sorglose Umgangsweise mit der Sprache der Menschen „bringt alle die Dinge um“ (III, 4), sie töten. So schildert das lyrische Ich, dass durch die Selbstverständlichkeit der Dinge der Wert der Dinge verloren geht. Sie sterben, haben keine Bedeutung mehr. Es ist sehr deutlich zu erkennen, dass der Sprecher den Umgang der Menschen mit der Sprache mit einer negativen Konnotation schildert.

Aus diesem Gedicht entnehme ich, dass es wichtig ist, den Wert der Dinge zu erkennen und nicht als Selbstverständlichkeit anzunehmen. Diese besondere Bedeutung der Dinge muss auch durch die Sprache ausgedrückt werden. Zudem lässt die Literaturepoche der Moderne, in der dieses Werk gedichtet wurde, stark vermuten, dass der Dichter Rainer Maria Rilke bereits das Bewusstsein der Sprachkrise um die Jahrhundertwende besaß. In seinem Gedicht steht jedoch die Sprachkritik im Vordergrund. Es ist beeindruckend, wie viel mit nur zwölf Zeilen ausgesagt werden kann.

Mit dem Gedicht kritisiert Rilke wie viele damalige Antinaturalisten die „als barbarisch empfundene gesellschaftliche Wirklichkeit“. Durch die große Furcht vor den Menschen und die klare Abgrenzung des lyrischen Ich von diesen verdeutlicht Rilke besonders die für Antinaturalisten typische Distanz zu der Gesellschaft mit ihrer grenzenlosen Selbstüberschätzung, vermeintlichen Allwissenheit und ihrem Mangel an Einfühlungsvermögen. Zudem kritisiert Rilke die Worte der Menschen, mit denen er auch die „nichtdichterische Begriffssprache“ zu seinen Lebzeiten meint.

Er vertritt die damalige Meinung vieler Dichter, dass die Sprache nur begrenzt fähig ist, die Realität darzustellen. So stellt er die Sprache durch Metaphern als besonders mächtig und zerstörerisch dar. Besonders deutlich wird hier auch die Bedeutung, die er in Stimmungen und Eindrücken sieht, welche aus der Realität auf ihn einwirken und von den Worten der Menschen bedroht scheinen. Die Kritik an der Begriffssprache stellt Rilke durch die Furcht des lyrischen Ichs dar, was schon an der Überschrift deutlich wird.