Warum suchen manche Menschen immer die Schuld bei anderen?

Alle gesunden Menschen werden mit der Fähigkeit geboren, Schuldgefühle zu entwickeln. Einerseits gibt es nur sehr wenige Menschen, die sich noch niemals schuldig gefühlt haben. Es sind Menschen, die keine Normen von Gut und Böse entwickelt haben, oder solche, die es ablehnen, sich wegen eines Fehlers in ihrer gesamten Person zu verurteilen. Andererseits gibt es auch Menschen, die sich täglich mit Schuldgefühlen herumplagen. Es scheint so, als ob diese Menschen die Schuld geradezu auf sich ziehen. Sie fühlen sich für alles und jedes schuldig, wachen schon morgens mit einem Gefühl der Schuld auf.

Deren Persönlichkeit ist gekennzeichnet durch die folgenden Charakteristika:

1. Streben nach Perfektionismus

Sie haben unrealistisch hohe Erwartungen an sich selbst. Sie erwarten von sich, sich immer richtig zu verhalten und immer und überall ihre hohen moralischen Wertvorstellungen zu erfüllen. Sie erwarten von sich, niemals jemandem Schaden zuzufügen oder zu verletzen. Schon beim kleinsten Fehler verurteilen sie sich. In ihrem Kopf existiert ein Alles-oder-Nichts-Denken: Entweder ich mache alles richtig oder alles falsch. Sie tun sich schwer, Neues zu riskieren und Entscheidungen zu treffen, aus der Angst, es falsch zu machen.

2. Selbstzweifel und Minderwertigkeitsgefühle

Sie sehen sich als minderwertig, halten sich von Grund auf für schlecht. Die Reaktionen der Umwelt sehen sie durch diese Brille. Ein Lachen wird als Auslachen interpretiert, eine Kritik als vernichtende Verurteilung. Sie stellen eigene Bedürfnisse zurück, weil es ihnen wichtiger ist, dass es anderen gutgeht. Sie sprechen sich das Recht ab, eigene Wünsche anzumelden oder unberechtigte Forderungen zurückzuweisen. Sie haben Angst, andere erkennen ihre „Schlechtigkeit“.

3. Hohe Sensibilität und die Übernahme der Verantwortung für Probleme und Leid anderer

Sie sind daran geübt, formulierte und unausgesprochene Wünsche und Forderungen anderer zu erkennen. In hohem Maße fühlen sie sich als „Retter der Menschheit“ und Märtyrer, ohne dessen Hilfe andere umkommen oder unter ihren Problemen zusammenbrechen. Sie neigen dazu, sich für alles und jedes verantwortlich zu sehen. Sie überschätzen ihre eigene Verantwortlichkeit und unterschätzen den Einfluss anderer, von Ihnen unabhängiger, Faktoren.

4. Die Einstellung, die Gefühle anderer durch Ihr Verhalten steuern zu können

Sie glauben, für die Gefühle anderer hundertprozentig verantwortlich zu sein. Sie glauben, einen anderen Menschen kränken, verletzen und in die Drogenabhängigkeit oder den Tod treiben zu können. Wenn andere sich schlecht fühlen, dann glauben sie, deren Unwohlsein verursacht zu haben, und verurteilen sich dafür.

Warum suchen manche Menschen immer die Schuld bei anderen?

Die Schuld anderen und den Umständen zuzuschieben ist ein einfacher Weg, keine Verantwortung für dich zu übernehmen, ein Weg, eine Ausrede dafür zu finden, was passiert. Aber es ist auch der effektivste Weg, die Kontrolle über dein Leben zu verlieren.

Viele Menschen brauchen es, anderen und/oder den Umständen die Schuld zu geben, weil sich in einer Opferrolle wiederfinden, die für sie auch eine Rechtfertigung dafür ist, was passiert. Auf diese Art müssen sie nichts tun und es ist okay, wenn sie sich einfach nur beschweren und warten, als ob das gut genug wäre.

“Menschen geben immer den Umständen die Schuld daran, was sie sind. Ich glaube nicht an Umstände. Die Menschen, die in dieser Welt vorankommen, sind Menschen, die aufstehen und nach den Umständen suchen, die sie wollen, und wenn sie sie nicht finden können, erschaffen sie sie.”

George Bernard Shaw

Wir müssen einen Grund finden

Ungewissheit ist etwas, das nicht einfach ist, zu empfinden. Wir müssen wissen wo, was und warum, wir müssen die Kontrolle bewahren und wissen, dass sich das Problem irgendwie lösen lässt. Wenn also jemand anders Schuld ist, dann ist es auch seine Verantwortung, eine Lösung zu finden.

Jemanden zu finden, dem wir die Schuld geben können, gibt uns vielleicht das Gefühl, dass wir ein Problem gelöst haben, wenn wir dessen Grund noch nicht wirklich verstanden haben. Aber wenn wir andere beschuldigen, nehmen wir uns selbst aus dem Spiel, und sind komplett dem ausgeliefert, was passieren kann, ohne jegliche Möglichkeit, es zu bewältigen.

Übernimm die Kontrolle über dein Leben, indem du andere weniger beschuldigst

Manche Leute erfahren emotionale Genugtuung, wenn sie darüber reden, wie schlecht andere sind. Allerdings haben Wissenschaftler herausgefunden, dass, wenn du schlecht über jemand anderen redest, der Zuhörer die negativen Dinge eher mit dir als mit der anderen Person assoziiert. Wissenschaftler nennen das die “spontane Merkmalsübertragung”.

Man muss eine reife Person sein, um Verantwortung für seine Taten zu übernehmen. Es geht nicht darum, alle Schuld auf sich zu nehmen, wenn es andere Menschen gibt, die verantwortlich sind, sondern darum, fähig zu sein, Verantwortung zu akzeptieren, wenn du es wirklich musst.

Wenn alles die Schuld von anderen ist, welche Rolle spiele ich dann in meinem eigenen Leben? Bleiben all meine Taten ohne Konsequenzen? Bin ich hilflos? Zu wissen, dass wir Verantwortung auf uns nehmen, wenn Dinge nicht gut verlaufen, heißt auch, dass wir dafür verantwortlich sind, wenn Dinge gut laufen.

Wir müssen uns selbst gegenüber objektiv sein. Wir können nicht davon ausgehen, dass wir selbst noch nie Probleme geschaffen haben. Wir müssen auch zwischen Verantwortung akzeptieren, Schuld auf sich nehmen, und, Schuld verteilen unterscheiden.

Suche nach dem Grund, aber nicht nach irgendeinem Grund

Wenn etwas nicht funktioniert, ist es einfach, kreativ zu sein, und einen Grund dafür zu finden, jemand anderem die Schuld zu geben. Wir müssen lernen, uns zu entspannen und über das Bedürfnis, Schuldzuweisungen beim ersten Anblick eines Problems vorzunehmen, hinwegzukommen. Die vorübergehende Ungewissheit darüber, nicht zu wissen, wie man einen weiteren Blick auf die Dinge bekommt, braucht Zeit. Jemanden zu finden, den wir beschuldigen können, löst nichts.

“Wenn du jung bist, ist es einfach, bestürzt zu sein, und sich über viele Dinge zu beschweren, aber dann wird dir klar, dass man weniger Probleme bekommt, wenn man es schafft, zu lernen, Kontrolle über sich selbst zu übernehmen.”

Natsume Soseki

Du kannst nur wachsen, wenn du dir das korrekte Feedback gibst

Objektiv zu sein, wenn es darauf ankommt, sich einen Fehler einzugestehen, ist eine Möglichkeit, uns zu verbessern und zu entwickeln. Wir kommen als Mensch nicht voran, wenn wir nur darauf achten, zu überleben und uns gegen die Welt zu bewaffnen. Wir müssen die Fähigkeit entwickeln, dem Leben zu antworten und uns selbst Rückmeldung zu geben, und die Folgen von geringem Selbstbewusstsein oder Selbstgefälligkeit zu vermeiden.

Es ist keine Schande, einen Fehler zu begehen oder an einer Sache zu scheitern. Nur richtige Rückmeldung über die Gründe erlaubt es uns, uns zu verbessern. Wir wachsen nicht dadurch, dass wir Fehler vermeiden, sondern indem wir ihre Gründe analysieren und Schwächen und Grenzen erkennen.

Vergiss die Schuld und konzentriere dich darauf, Dinge besser zu machen

Für manche Menschen geht es nur darum, zu beschuldigen. Aber was bleibt dann? Kann man irgendetwas auf diese Art und Weise lösen? Vergiss die Schuld und konzentriere dich auf dein Ziel, auf das, was du reparieren und ändern kannst, was auch immer notwendig ist, um zu verbessern und Sachen richtig zu machen.

“Deinen Fehlern die Schuld an deiner Art zu geben, ändert nicht die Art deiner Fehler.”

Thomas Harris

Wie nennt man Menschen die immer die Schuld bei anderen suchen?

Die histrionische Persönlichkeitsstörung tritt mit einer Häufigkeit von etwa 2% in der Allgemeinbevölkerung auf. Betroffene Menschen sind stark auf äußere Zuwendung und Aufmerksamkeit angewiesen und suchen ständig die Anerkennung von anderen.

Wie nennt man Menschen die sich immer als Opfer sehen?

Der Begriff Viktimisierung wird in den Sozialwissenschaften unterschiedlich verwendet, sowohl transitiv (jemand macht jemand anderen zum Opfer oder bezeichnet jemand anderen als Opfer) als auch reflexiv (jemand hält sich für ein Opfer bzw. bekennt sich dazu, ein Opfer zu sein).

Warum suchen Menschen Fehler bei anderen?

Wenn die Kritik konstant und gemein wird, dann macht sich die Person wahrscheinlich kein gesundes Bild von deinen Fehlern. Wahrscheinlich ist es dann eher ein Verteidigungsmechanismus, den wir “Projektion” nennen. Sie sehen dich wie einen Spiegel; sie kritisieren die Dinge an dir, die sie an sich selbst nicht mögen.

Wie nennt man Menschen die keine Fehler zugeben können?

Kennzeichnend für das Verhalten eines Narzissten ist seine Sturheit, sich niemals einen Fehler einzugestehen und zu seinen Schwächen stehen zu können.