Warum kann Sansibar Ein letzter Grund sein?

In seinem 1957 erschienenen Roman »Sansibar oder der letzte Grund« schildert Alfred Andersch das Zusammentreffen von fünf Menschen in Rerik, einer Kleinstadt an der Ostsee. Im Jahre 1937, zur Zeit des Nationalsozialismus, kann der kommunistische Funktionär Gregor seinen Parteigenossen, den Fischer Knudsen, zu einer illegalen Fahrt über die Ostsee nach Schweden bewegen: Eine Holzskulptur und eine jüdische Frau werden so in Sicherheit gebracht.


Gregor ist Mitglied des ZK der Kommunistischen Partei und Verbindungsmann im Untergrund. Im Oktober 1937 kommt er von Berlin nach Rerik, um Fischer Knudsen, dem letzten dort aktiven Genossen, Instruktionen übermitteln. Gregor selbst hat sich von der Partei distanziert und plant seine Flucht ins Ausland. Unterdessen bittet der kriegsversehrte und regimekritische Pfarrer Helander, der sich von Gott und der Kirche verlassen fühlt, Knudsen um Unterstützung. Die als »entartete Kunst« diffamierte Holzskulptur »Lesender Klosterschüler« soll konfisziert werden. Pfarrer Helander verlangt von Knudsen, sie in das schwedische Killinge in Sicherheit zu bringen. Knudsen lehnt dies ab.

Knudsens fünfzehnjähriger Lehrling, der nur »der Junge« genannt wird, sehnt sich danach, das enge und langweilige Rerik zu verlassen und in die Welt hinauszugehen. Er träumt von Sansibar und fernen Abenteuern. In seiner Sehnsucht fühlt er sich seinem Vater nahe, den es stets auf die offene See hinausgezogen hat. Er ist dort draußen – vermutlich unter Alkoholeinfluss – ums Leben gekommen.

Knudsen überlegt, eine Verabredung mit Gregor nicht einzuhalten. Er fühlt sich von den Nazis beobachtet und will weder sich noch seine Frau Bertha gefährden. Bertha ist geisteskrank und ihr droht die Einweisung in eine Anstalt. Knudsen und Gregor treffen sich schließlich doch, und zwar in Helanders Kirche. Gregors Eingeständnis, sich nach Schweden absetzen zu wollen, macht Knudsen wütend: Hilfe könne Gregor von ihm nicht erwarten. Gregor ist fasziniert von der gefährdeten Skulptur und der inneren Freiheit des dargestellten Mannes. Er verspricht Helander, die Figur zu retten. Knudsen verhält sich weiterhin ablehnend.

Unterdessen erscheint die Hamburger Jüdin Judith Levin in Rerik. Sie ist auf der Flucht vor den Nazis. Auch sie hofft, über die Ostsee nach Schweden zu entkommen. Ihr Versuch, den Steuermann des einzigen schwedischen Dampfers für ihr Anliegen zu gewinnen, scheitert. Gregor wird auf Judith aufmerksam und fühlt sich beflügelt von der Idee, die Holzskulptur und das Mädchen zu retten. Um der Erstarrung zu entgehen, die ihn erfasst hat, ist Knudsen inzwischen bereit, die Figur außer Landes zu bringen. Er unterbreitet Gregor einen Plan. Gregor verschweigt ihm, dass außer der Skulptur auch ein jüdisches Mädchen nach Schweden gebracht werden soll.

Wenn »der Junge« davon träumt, Rerik zu verlassen, dann nennt er drei Gründe dafür: das eintönige Leben in der Stadt, den Hass auf die Menschen dort, die nicht erkennen, dass Langeweile und nicht der Alkohol seinen Vater in den Tod getrieben hat, und – Sansibar. Die Tatsache, dass es einen solchen Ort gibt, ist der dritte und letzte Grund. Als Knudsen ihm jetzt den Auftrag erteilt, in der Nacht einen Passagier im Beiboot zum Kutter zu bringen, spürt »der Junge«, dass das ersehnte Abenteuer beginnt. Er bewundert Knudsens Bereitschaft zum Risiko.

Gregor spricht Judith an und verspricht ihr, sie außer Landes zu bringen. Zögernd vertraut sie sich ihm an. Gregor erscheint mit der Holzfigur und dem Mädchen am vereinbarten Treffpunkt, wo »der Junge« ihn erwartet. Unbemerkt von der Polizeipatrouille rudern sie zum Kutter hinüber. Knudsen weigert sich, neben der Figur auch Judith an Bord zu nehmen. Es kommt zu einer Schlägerei zwischen Knudsen und Gregor, bei der Gregor die Oberhand gewinnt. Als Knudsen ihm schließlich anbietet, auch ihn nach Schweden mitzunehmen, lehnt Gregor ab. Der Kutter sticht mit Judith und der Skulptur in See; am nächsten Morgen erreicht er die schwedische Küste.

Unterdessen sind Männer in die Kirche von Rerik gekommen, um die Statue zu holen. Pfarrer Helander erschießt einen von ihnen. Er selbst kommt daraufhin in einem Kugelhagel ums Leben. In diesem Moment erkennt er ein Zeichen Gottes, auf das er jahrelang gewartet hatte.

Einige Stunden lang genießt »der Junge« in Schweden das Leben in Freiheit. Dann kehrt er auf Knudsens Kutter zurück.


Die Holzskulptur, das Bindeglied zwischen den fünf Protagonisten des Romans, lässt sich dem Künstler Ernst Barlach zuschreiben. Die herrschenden Nationalsozialisten werden im Text nur »die Anderen« genannt. In klarer, nüchterner Sprache schildert Alfred Andersch die politischen Verhältnisse sowie die sich daraus ergebenden Gefühlslagen sehr unterschiedlicher Menschen. Gleichzeitig werden in dem modernen Klassiker Lebensfragen aufgeworfen, die unabhängig vom geschichtlichen Kontext sind. Während »der Junge« die äußere Freiheit, die sich ihm plötzlich bietet, nicht annehmen kann, bestätigt die Begegnung mit Barlachs Kunst Gregor in seiner Suche nach Unabhängigkeit und innerer Freiheit.

Für was steht Sansibar?

Sansibar [ˈzanzibaːɐ̯] (englisch Zanzibar; arabisch زنجبار , DMG Zanǧi-bār; Bedeutung wahrscheinlich „Küste der Schwarzen“, vgl. Zandsch) ist ein halbautonomer Teilstaat des Unionsstaates Tansania in Ostafrika.

Wo spielt Sansibar oder der letzte Grund?

Die Handlung des Romans „Sansibar oder der letzte Grund" spielt im Jahre 1937 im Dritten Reich in der Hafenstadt Rerik und beschreibt das Zusammentreffen der Figuren der Junge, Gregor, Pfarrer Helander, Knudsen und der Jüdin Judith.

Wer schrieb das Buch Sansibar oder der letzte Grund?

Alfred AnderschSansibar oder der letzte Grund / Autornull