Warum erdbeben wenn es gott gibt

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Santiagos Untergang — Lissabons Schrecken: Heinrich von Kleists "Erdbeben in Chili" im Kontext des Katastrophendiskurses im 18. Jahrhundert

Monatshefte

Vol. 104, No. 3 (Fall 2012)

, pp. 317-336 (20 pages)

Published By: University of Wisconsin Press

https://www.jstor.org/stable/23361804

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Abstract

In his novella Das Erdbeben in Chili (1807), Heinrich von Kleist depicts the destruction of the Chilean capital Santiago in 1647 in the wake of a series of seismic shocks. Despite Kleist's situating of the disaster within a specific spatiotemporal frame, scholars have noted that its descriptive details demonstrate strong correlations with the Lisbon earthquake of 1755. Kleist's intertextual allusions to this widely publicized catastrophe can be substantiated by means of an analysis of two source texts—the eyewitness accounts of Lisbon's downfall published in the Hannoverisches Magazin (1779) and Theodor Nevermann's drama Alonzo und Elvira, oder das Erdbeben von Lissabon (1795). Contextualizing the novella within the disaster discourse of the 18th century shows Kleist's radical break with traditional modes of endowing calamities with meaning to be all the more poignant. The chaos that engulfed both royal cities testifies to a historical continuum punctuated by upheavals devoid of any transcendent meaning.

Journal Information

Founded in 1899, Monatshefte is the oldest continuing journal of German studies in the U.S. It offers scholarly articles dealing with the literatures and cultures of German-speaking countries from both most advanced and traditional theoretical and historical perspectives. Monatshefte is open to all scholarly approaches that help to improve our understanding of literature and culture. Each issue contains extensive book reviews of current scholarship in German Studies. Every Winter issue features Personalia, a listing of college and university German Department personnel from across the U.S. and Canada, and special surveys and articles dealing with professional concerns.

Publisher Information

The University of Wisconsin Press, a division of the UW-Madison Graduate School, has published more than 3000 titles, and currently has more than 1500 scholarly, regional, and general interest books in print. The Press publishes ten peer-reviewed academic and professional journals in the humanities, social sciences, and medicine. See the Journals Division Web site for more information.

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Monatshefte © 2012 University of Wisconsin Press
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Erdbeben entlockten den Menschen schon immer mythische Deutungen: Hier sah man göttlichen Willen – oder göttlichen Zorn – am Werk. In den potentiellen Erdbebengebieten in Griechenland und Vorderasien beschäftigten sich Philosophen, Denker und Geschichtsschreiber besonders intensiv mit der bedrohlichen Naturgewalt. Auch in der Bibel lässt Gott die Erde an dramatischen Stellen wackeln, zum Beispiel als Moses die Zehn Gebote empfängt oder als Jesus Christus am Kreuz stirbt. Das Erdbeben als göttliche Fügung – diese Interpretation war auch im europäischen Mittelalter wieder weit verbreitet.

Das Erdbeben in der griechischen Antike

Gerade die „alten Griechen“ hatten ausreichend Grund, sich mit dem Naturphänomen Erdbeben zu befassen. Damals wie heute lag Griechenland in einer instabilen Zone der Erde, in der kleinere Erdplatten in Bewegung sind. Im Jahr 464 v. Chr. verwüstete ein Erdbeben die Stadt Sparta. 38 Jahre später folgte das nächste schwere Beben im Golf von Euböa (einer Meerenge in Mittelgriechenland). Seinerzeit löste das Beben einen zerstörerischen Tsunami aus. 373 v.Chr. war es ebenfalls ein Erdbeben-Tsunami, der die Städte Helike und Bura dem Erdboden gleich machte.

Als einer der ersten befasste sich der Philosoph Thales von Milet (etwa 624 bis 547 v.Chr.) mit den möglichen, natürlichen Ursachen für Erdbeben und suchte die Antwort nicht bei den Göttern. Obwohl Thales Theorie aus heutiger Sicht eine wilde Spekulation ist, war sie doch eine historisch wichtige Hinwendung zur Naturwissenschaft. Er glaubte, die Erde und das gesamte Universum würden wie ein Schiff auf dem Wasser schwimmen. Und wenn das Wasser wackelte, dann bebte nach Thales Ansicht auch die Erde.

In Thales Fußstapfen folgten weitere griechische Philosophen, die über die Natur von Erdbeben spekulierten. So mutmaßte Anaximander, ein Schüler von Thales, dass von unten (!) Luft in die Erdscheibe eindringt und Explosionen auslöst. Laut Demokrit entstehen Erdbeben dagegen, wenn große Wassermassen in Höhlen umherschwappen. Sehr populär wurde die Theorie von Aristoteles (er lebte 384 bis 322 v.Chr.), der eine Art unterirdischer Höhlenstürme für die bebende Erde verantwortlich machte.

Auch die griechischen Geschichtsschreiber mühten sich um die Deutung der Katastrophen ihrer Zeit. Der berühmte Historiker Herodot (etwa 480 bis 424 v.Chr.) glaubte rund Hundert Jahre nach Thales von Milet mehr an göttliche als an natürliche Ursachen: Er führte einen Tsunami auf das Wirken des griechischen Meeresgottes Poseidon zurück. Der Geschichtsschreiber Thukydides (etwa 454 bis 399 v.Chr.) erkannte schließlich, dass ein Erdbeben für den Tsunami von Euböa verantwortlich war.

Japanische Mythologie

Ein anderes, klassisches Erdbebenland ist Japan. Daher wundert es nicht, dass auch hier vorwissenschaftliche Ideen über Erdbeben entstanden. Ein bekannter japanischer Mythos spricht von einem riesigen Drachen , der das Erdinnere bewohnt. Ist der Drache schlecht gelaunt, schüttelt er sich und erzeugt auf diese Weise Erdbeben. Außerdem speit er Feuer und setzt die Erde in Brand (was die Vulkanaktivität erklären würde).

Ein zweiter japanischer Mythos berichtet von einem gigantischen Fisch: Der Riesenwels namens „ō-namazu“ lebt im Schlamm unter der Erde und kann die Welt ins Wanken bringen. Sein Gegenspieler ist die alte Gottheit Kashima Daimyōjin, die dem Wels mit einem magischen Felsen Einhalt gebietet. Der Felsen wird in Japan noch heute mit einem Schrein (einem heiligen Ort) verehrt.

Auch in Indien waren es Tiere, die für Erdbeben verantwortlich gemacht wurden. Laut indischer Mythologie ruht die ganze Welt auf den Rücken von acht Elefanten (den so genannten Diggajas). Wenn sich einer der Elefanten einmal ausruht, wackelt die Erde…