Sexsüchtig wenn frauen immer nur das eine wollen mediathek

„Wie soll ich das machen?“

„Lächle und baue Blickkontakt auf?“

„Was wenn es nicht funktioniert? Was wenn es eklig wird?“

„Dann denkst du einfach an die Tüte mit den Süßigkeiten...“

Mit diesem Dialog lässt sich das Mädchen Joe auf eine pikante Wette mit ihrer Freundin ein: Wer von den beiden Mädchen während der gemeinsamen Zugfahrt die meisten Männer verführt, der bekommt eine Tüte Schokolinsen. Es ist der Moment in Lars von Triers neuem Film „Nymphomaniac Vol. 1“, der die Sexsucht der jungen Frau begründet.

„Nymphomaniac“ Trailer zu Chapter One

Quelle: Concorde Film 14.02.2014

Doch kann das tatsächlich der Beginn für ein Leben als Nymphomanin sein? BILD beantwortet die drängendsten Fragen.

Fakt ist: Das Gefühl, die eigenen Probleme mit Sex lösen zu können, liegt häufig in der ersten sexuellen Erfahrung begründet. Viele Betroffene berichten von frühen sexuellen Erlebnissen, die als überwältigend intensiv erlebt wurden. In der Schilderung erinnert dies an den Kick, den Drogenabhängige bei ihren ersten Drogenerfahrungen beschreiben. Diese positive Ersterfahrung mit dem Suchtmittel wird immer wieder gesucht, um Unangenehmes zu vergessen. Die erlebte Intensität wird jedoch nicht mehr erreicht, sodass es zu fortwährender Wiederholung und Dosissteigerung kommt, also zur Sucht. Insofern ist die Darstellung der Entwicklung der Sexsucht durchaus realistisch.

Expertin sagt: „Eine Sucht wird immer erlernt“

„Man wird schließlich nicht mit der Sucht geboren, sondern es handelt sich dabei um erlerntes Verhalten. Es gibt stoffgebundene und nicht stoffgebundene Abhängigkeiten. Sucht ist immer Kompensation – also das Verdrängen unangenehmer Gefühle. Gerade nach schlimmen Erfahrungen sind Menschen gefährdet in eine Abhängigkeit zu geraten. Beim Sex ist es ja so, dass die orgiastische Erfahrung genauso 'wegbeamen' kann, wie beispielsweise Sportsucht. Das eigentliche Gefühl wird überlagert“, erklärt Sexualtherapeutin Andrea Bräu.

Auch bei dem Film „Nymphomaniac“ geht es um das rein körperliche Erleben und Erzeugen von Orgasmen. „Bei der Internet-Sexsucht beispielsweise ist genau das ein Thema. Keine Nähe, sondern nur ein Höhepunkt nach dem anderen, der dann für Sekunden etwas überspielt. Nicht umsonst sagt man zum Orgasmus auch 'der kleine Tod'“, weiß Expertin Bräu.

Übrigens: Sexsucht tritt häufig gekoppelt mit anderen psychischen Störungen auf. Am häufigsten ist die Kombination von sexuell süchtigem Verhalten mit einer Alkohol- oder Medikamentenabhängigkeit.

„Nymphomaniac“ Trailer zu Chapter Two

Quelle: Concorde Film 14.02.2014

Was ist Sexsucht überhaupt?

Sexsüchtige haben einen extrem gesteigerten Sexualtrieb. Sex bestimmt zu einem Großteil ihr Verhalten und ihre Gedanken im Alltag. Die Betroffenen sind ständig auf der Suche nach sexueller Befriedigung, erleben aber meist keinen Höhepunkt und können keine innere Bindung zu einem Partner aufbauen. Durch die frustrierenden sexuellen Erlebnisse wird die Suche nach Befriedigung ständig fortgeführt und die Dosis Sex erhöht.

Können schon Teenager eine Sexsucht entwickeln?

Andrea Bräu: „Natürlich geht das. Das gilt für die Sexsucht, wie auch für alle anderen Süchte. Es ist sogar sehr häufig der Fall, dass sich die Sexsucht in der Pubertät entwickelt.“

Wo liegt die Grenze zwischen extrem potent und süchtig?

Es gibt keine einheitlichen Kriterien für die Diagnose einer Sexsucht. Wie bei allen Süchten gilt: Unter Sucht versteht man ein bestimmtes Verhaltensmuster, das mit einem unwiderstehlichen, wachsenden Verlangen nach einem bestimmten Gefühls- und Erlebniszustand beschrieben wird. „Potent“ kann als „können“ übersetzt werden, „süchtig“ im Gegensatz dazu als „nicht ohne können“.

Was versteht man unter Nymphomanie? Ist es eine Art weibliche Sexsucht?

Laut der Hamburger Sexologin Ann-Marlene Henning wird der Begriff Nymphomanie im Volksmund gerne verwendet, um auf eine geringschätzige Art Frauen zu beschreiben, die große Lust bzw. ein gesteigertes Verlangen nach Sex haben und diesem auch nachgehen.

Historisch betrachtet kommt der Begriff aus einer Zeit, die von Männern dominiert und bestimmt wurde. Er setzt sich zusammen aus den altgriechischen Wörtern für „Braut“ und „Wahnsinn“. Selbst im aufgeklärten Europa des 19. Jahrhunderts wurden Frauen, die masturbierten und außerehelichen Sex hatten, als Nymphomaninnen bezeichnet. „Freud war der Ansicht, dass Frauen, die 'nur' klitoral kommen können, sexuell gestört oder unreif sind“, sagt Sexologin Henning. „Wenn – vor allem Männer – von Nymphomanie sprechen, dann steckt dahinter häufig eine (unbewusste) Angst vor der Sexualität und fordernden Leidenschaft der Frau“, erklärt Henning.

Der Begriff Nymphomanie hat also nichts mit einer manischen Sucht zu tun. Frauen, die ihre Sexualität offen ausleben, sind nicht süchtig oder nymphomanisch.

Wie wird Sexsucht behandelt?

Insbesondere die kognitive Verhaltenstherapie kann dabei helfen, das gesteigerte sexuelle Verlangen besser zu kontrollieren. Dabei lernen die Betroffenen schrittweise zu verstehen, wie die Sexsucht zustande kommt und wie sie ihr Verhalten ändern können. Unter Umständen kann es auch hilfreich sein, die Sexsucht mithilfe von Psychopharmaka zu behandeln.

Als generelles Ziel bei der Behandlung von Sexsucht steht im Vordergrund, wieder zu erlernen, Intimität ohne Sexualität zu erleben und negative Gefühle zuzulassen, ohne sie mit Sex zu verdrängen. Am Anfang der meisten Therapien steht ein längeres Zölibat, eine Zeitspanne, während der keine sexuellen Handlungen mit sich oder anderen erlaubt sind. Die während dieser Zeit erlebten auftretenden extremen negativen Gefühle werden in der Gruppe mit anderen Betroffenen aufgearbeitet.

Bin ich sexsüchtig? Machen Sie den Test:

Fachliche Beratung: Sexual- und Paartherapeutin Andrea Bräu aus München, Sexologin Ann-Marlene Henning aus Hamburg, Onmeda.de

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