Immer wenn eine glocke klingelt bekommt ein engel seine flügel

Lasst uns unsere Weihnachtsklassiker in Ruh’: George Bailey (James Stewart) und Mary (Donna Reed, Mitte) in „Ist das Leben nicht schön?

Quelle: ZDF

Jedes Jahr an Weihnachten weinen wir, wenn sich James Stewart in „Ist das Leben nicht schön?“ in die Fluten stürzen will. Hollywood plant eine Fortsetzung des Klassikers. Ist der Traumfabrik denn gar nichts heilig?

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Was haben wir geweint, was weinen wir alle Jahre wieder, wenn George Bailey auf der Brücke steht und springen will, weil er keinen Ausweg mehr weiß, und dann Clarence, der Engel, kommt und ihm zeigt, was wäre, wenn er nicht wäre, und wenn ihn dann die ganzen Freunde retten. Neben einem Tannenbaum, den Geschenken und dem „Kleinen Lord“ brauchen wir zur Erreichung der nötigen Weihnachtsstimmung eigentlich nichts außer „Ist das Leben nicht schön?“, Frank Capras Schwarz-Weiß-Klassiker von 1946 mit James Stewart als lebensmüdem Wohltäter der Stadt Bedford Falls.

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Capra erzählt in seinem Weihnachtswunderfilm das komplette Leben George Baileys, des wohlmöglich besten Menschen der gesamten Kinogeschichte. Von dem Moment an, wo er seinen Bruder rettet, bis zur Beinahe-Katastrophe, die ihn an den Rand des Selbstmords bringt: Der von ihm vermeintlich verschuldeten Beinahe-Pleite jener höchst modernen Bausparkasse namens „Building & Loan“, die er von seinem Vater geerbt hat.

Am Ende liegen sich (abgesehen vom bösen Profitgeier, dem Banker Mr. Potter) alle – vor allem wir natürlich – weinend in den Armen, alles ist erzählt, das Glück des Lebens ist erkannt und der Wert der Freundschaft. Die Glocken läuten und für jedes klingende Glöckchen bekommt im Himmel ein Engel seinen Flügel.

Die kleine Tochter soll reaktiviert werden

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Die brauchen wir jetzt allesamt. Sie müssen dringend von ihren Wolken herabfahren und Bob Farnsworth und Martha Bolton mit ähnlichem Nachdruck ins Gewissen zu reden, wie es Clarence, der bärbeißige Engel, erfolgreich bei George Bailey tat. Farnsworth und Bolton nämlich sind die Drehbuchschreiber von „It’s a Wonderful Life: The Rest of the Story“. Und auch wenn es eine charmante Idee ist, Karolyn Grimes zurück auf die Leinwand zu holen, die bei Capra George Baileys zuckersüße Tochter Zuzu spielt. Auch wenn die schon mehr als zwanzig Fortsetzungsentwürfe gelesen haben will und den von Barnsworth/Bolton nun wundervoll findet: Es gibt – das wissen wir, die wir sie auswendig kennen – keinen Rest dieser Geschichte.

Wenn alle Engel versagen, wird der Film Anfang 2015 anlaufen. Er ist jetzt schon ein Sakrileg. Wo ist eigentlich die Unesco, wenn man sie mal braucht?

Frank Capras Meisterwerk erzählt die Geschichte vom gutmütigen George Bailey (James Stewart), der sich nach einem finanziellen Unglück das Leben nehmen möchte. Bevor er sich von der Brücke stürzen kann, rettet ihn der Engel Clarence (Henry Travers) und zeigt ihm, wie seine kleine Heimatstadt Bedford Falls ausgesehen hätte, wenn er nie geboren worden wäre.

1. «Ist das Leben nicht schön?» war ursprünglich eine Weihnachtskarte

Der Schwarzweissklassiker geht auf die Kurzgeschichte «The Greatest Gift» von Philip Van Doren Sterns zurück. Für die knapp 4000 Wörter brauchte Stern knapp vier Jahre, und als er 1943 damit endlich fertig war, fand er keinen Verleger. Also druckte Stern 200 Exemplare aus eigener Tasche und schickte sie als Weihnachtskarte an seine Freunde. Einer davon gelangte in die Hände von Filmproduzent David Hempstead. Er kaufte die Filmrechte in 1944 auf und setzte sich daran, die Geschichte in einen Film zu adaptieren. Doch die Umsetzung wurde zu mühsam. Deshalb wurden die Rechte 1945 an Frank Capras Unternehmen, Liberty Films, verkauft. Capra taufte den Film in «It’s a wonderful life» um – der Rest ist Geschichte.

2. Der Weihnachtsklassiker war gar nie als Weihnachtsfilm gedacht

Auch wenn «Ist das Leben nicht schön?» an Weihnachten spielt, ging es Capra eher um die Message dahinter, nämlich, dass man selbst durch die kleinsten Handlungen, einen enormen positiven Einfluss auf das Leben von Mitmenschen haben kann. In einem Interview mit dem «Wall Street Journal» in 1984 meinte der Regisseur: «Ich habe es zuerst gar nicht als Weihnachtsgeschichte aufgefasst. Mir gefiel einfach die Botschaft dahinter».

3. Für den Film wurde eigens eine neue Art von Kunstschnee erfunden

Einer der schönsten Weihnachtsfilme wurde während einer Hitzewelle im Hochsommer gefilmt. Um eine weihnachtliche Stimmung vorzutäuschen, musste man auf künstlichen Schnee zugreifen. Früher hat man dafür einfach Cornflakes weiss bemalt. Capra fand das Knirschen des Kunstschnees zu laut und so wurde eigens für den Film eine Spezialmischung aus Löschschaum, Wasser und Zucker hergestellt. Schliesslich verwandelten 22’700 Liter dieser Schneemischung das heisse Kalifornien in ein Winterwunderland.

4. Das Filmset für Bedford Falls war eines der teuersten seiner Zeit

«Ist das Leben nicht schön?» hatte für seine Zeit ein riesiges Filmbudget von 3.7 Millionen US Dollars. Dementsprechend wurde viel Zeit in die Konstruktion der fiktiven Stadt Bedford Falls gesteckt - über 75 Häuser wurden eigens auf einer Fläche von 16.2 Quadratkilometern in Kalifornien gebaut.

5. Der Film war zuerst ein riesiger Flop

Trotz glänzender Kritik blieb im Erscheinungsjahr 1946 der grosse Kinoerfolg zunächst aus. Nur mittelmässige Kritiken und die hohen Produktionskosten führten zu einem Verlust von 525'000 US-Dollar. Zwar wurde der Film 1947 für die Oscar Kategorien Bester Film, Bester Regisseur, Bester Schauspieler (Stewart), Bester Schnitt und Bester Ton nominiert - ging aber insgesamt leer aus.

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6. Erst in den 70ern wurde der Film zum Fernseh-Klassiker

Der Film war dermassen ein Flop, dass das Studio die Rechte für den Film nicht mehr erneuerte – ein gefundenes Fressen für Fernsender in den 70ern: Ein festlicher Frank Capra Film, den man kostenlos ausstrahlen konnte. Der Filmhistoriker Leonard Maltin (67) erinnert sich: «An einem Heiligabend haben meine Frau und ich Fernseh-Roulette damit gespielt. Wir haben die ganze Zeit den Sender gewechselt und trafen ständig auf den Film.»

7. Die Schauspielerin der kleinen ZuZu hat den Film erst 34 Jahre später gesehen

Viele kennen Karolyn Grimes in ihrer erster Rolle mit sechs Jahren als ZuZu, der kleinsten Bailey-Tochter mit den Zöpfen. Ihr berühmtestes Filmzitat «Und jedes Mal, wenn ein Glöckchen klingelt, bekommt ein Engel seine Flügel» hörte die Schauspielerin aber erst 34 Jahre nach Erstveröffentlichung.

Denn in ihrem Leben voller Schicksalsschlägen blieb für festliche Stimmung keine Zeit: Ihre Eltern wollten nicht, dass der Ruhm ihr zu Kopf steigt, wenn sie sich selbst auf der Leinwand sehe. Als ihre kranke Mutter, und ein Jahr darauf ihr Vater bei einem Autounfall starben, verging ihr gänzlich die Lust den Film zu sehen. Im Alter von 15 Jahren verwaist, wurde sie von ihrer streng religiösen Tante aufgezogen. Später heiratete sie, liess sich scheiden und wurde alleinerziehend, nachdem ihr zweiter Ehemann bei einem Jagdunfall verstarb. Ihr Sohn nahm sich mit 18 das Leben und kurz darauf starb auch ihr dritter Ehemann an Krebs.

Grimes verspürte erstmals den Erfolg des Films in den 70ern, als der Film überall im Fernsehen zu sehen war. Plötzlich tauchten Journalisten aus dem Nichts vor ihrer Haustüre auf und tonnenweise Fanbriefe füllten ihren Briefkasten. Die Wiederentdeckung des Filmes führte zu einer steilen Wende in der Karriere der Schauspielerin, die laut ihren Angaben 1979 den «Ist das Leben nicht schön?» zum ersten Mal gesehen hatte.

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8. Donna Reed war die beste Kuhmelkerin am Set

Der Charme des Bailey Pärchens ist nicht ohne: Sowohl Donna Reed als auch James Stewart wuchsen in einer ländlichen Kleinstadt auf. Reed, die älteste von fünf Kindern, wohnte auf einer Farm in Iowa. Lionel Barrymore, der den reichen Bösewicht Mr. Potter spielte, wollte Reed nicht glauben, dass sie eine Kuh melken konnte. Barrymore wettete um 50 Dollar (heute etwa 675 US Dollar), dass sie das nicht schaffe würde. Im Nachhinein bereute Barrymore diesen Wetteinsatz, für Reed indes war es «das einfachste Geld, dass ich jemals verdient habe.»

9. Frank Capra brach den Moralkodex von Hollywood

Zur Zeit der Produktion von «Ist das Leben nicht schön?»unterlagen amerikanische Filme einem strengen Produktionscode, auch Hays Code genannt. Bis 1967 setzt dieser strikte Regeln für die Darstellung von Kriminalität, sexuellen und politischen Inhalten in amerikanischen Spielfilmen auf. Dies mit dem Ziel, ein moralischen Beispiel für die Gesellschaft zu sein. In «Ist das Leben nicht schön?» bereichert sich der ohnehin schon reiche Mr. Potter am armen Georg Bailey um 8000 US Dollar. Laut dem Codex, mussten kriminelle Machenschaften aber immer bestraft werden – da im Film Mr. Potter ohne Strafe davon kommt, erhielt Regiesseur Frank Capra später Drohbriefe von Moralaposteln.

10. Der Film wurde vom FBI als kommunistisch abgestempelt

Die Darstellung von Mr. Potter kam auch beim FBI nicht besonders gut an. Angeblich sei die negative Darstellung eines reichen Bankers kommunistische Propaganda. Weil der Film solche subversive Tendenzen zeigte, kam das FBI zum Schluss, dass der Film partout anti-amerikanisch sei. (chj)

Wann kann man diesen Film sehen?

Termine 2020

24. Dezember, 21:50 Uhr bei Servus
29. Dezember, 20:15 Uhr bei Arte
31. Dezember, 15:10 Uhr bei Arte


Termine 2020

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29. Dezember, 20:15 Uhr bei Arte
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Ist das Leben nicht schön Remake?

So soll für Frank Capras Schwarz-Weiß-Klassiker "Ist das Leben nicht schön?" von 1946 nun ein Nachfolger produziert werden, in dem teilweise sogar die ursprüngliche Besetzung zu sehen sein wird. Der Film soll im Original den Titel "It's a Wonderful Life: The Rest of the Story" tragen.

Ist das Leben nicht schön FBI?

Die Tragikomödie "Ist das Leben nicht schön?" von 1946 gilt heute als einer der besten Filme aller Zeiten. Ein Lob, das Zeitzeugen nicht unbedingt teilten. Das FBI sah in dem Weihnachtsfilm sogar einen Angriff auf den Kapitalismus.

Ist das Leben nicht schön Drehort?

Der Film ist besonders in den USA seit vielen Jahren zum Kult geworden. Besonders verehren sie das Werk von Frank Capra in der Kleinstadt Seneca Falls im Bundesstaat New York. Laut der Filmemacher von „Ist das Leben nicht schön? “ diente dieser Ort als Vorlage für die berühmte Filmstadt „Bedford Falls“.