Aufmerksamkeit film wer ist der mörder

Henry Lee Lucas (* 23. August 1936 in Blacksburg, Virginia; † 12. März 2001 in Huntsville, Texas) war ein US-amerikanischer Serienmörder. Durch seine falschen Geständnisse, die ihn berühmt machten und ihm viel Aufmerksamkeit einbrachten, zählt er in der US-amerikanischen Öffentlichkeit bis heute zu den bekanntesten Mördern.

Lucas wurde als jüngstes von neun Kindern einer armen Familie in den Bergen von Virginia geboren. Die Hütte, in der er aufwuchs, eine Log Cabin, bestand nur aus einem Raum. Seine Mutter Viola Dixon Waugh war eine Halbindianerin, die bei seiner Geburt schon über 50 Jahre alt war. Viola brannte ihren eigenen Schnaps, lief mit dem Gewehr herum und galt als äußerst jähzornig. Um ihren jüngsten Sohn zu demütigen, zog sie Lucas Mädchenkleider an und prostituierte sich vor ihm. Den Behörden nach wurde mit dem Thema Sex in seiner Ursprungsfamilie ziemlich verantwortungslos umgegangen, auch weil seine Mutter Lucas ermutigte, bei ihren sexuellen Praktiken zuzusehen.

Zu seinem Glasauge kam er, weil er beim Spielen mit seinem älteren Bruder Andrew dessen Messer wegnehmen wollte, worauf Andrew, mehr oder weniger aus Versehen, auf seinen jüngsten Bruder einstach. Die Verletzung des Auges wurde von seiner Mutter erst nach vier Tagen bemerkt, weshalb es sich entzündete und operativ entfernt werden musste.

In der sechsten Klasse wurde Lucas der Schule verwiesen, ging aber nicht nach Hause, sondern floh und zog durch Virginia. In dieser Zeit hatte Lucas Sex mit Tieren und tötete diese auch, um zu überleben. Dazu kamen auch Diebstähle, wegen derer er in diversen Besserungsanstalten landete.

Seinen ersten Mord beging Henry Lee Lucas eigenen Angaben zufolge in den 1950er Jahren.

Nach seiner Entlassung zog er 1960 zu seiner Schwester nach Michigan. Seine Mutter Viola kam zu Besuch, beide waren betrunken und gerieten in Streit. Lucas rammte Viola ein Messer in den Hals, woraufhin sie einem Herzinfarkt erlag. Er hatte seine Mutter gehasst, doch wenn er dazu befragt wurde, gab er den Mord an ihr mal zu, mal stellte er ihn als Unfall dar.

Die Anzahl der von Lucas und seinem Komplizen Ottis Toole zugegebenen Morde variiert stark. Das wahre Ausmaß ist bisher nicht ermittelt worden und wird möglicherweise im Dunkeln bleiben, da Lucas 2001 in Haft verstarb.

Da es an vielen der von Lucas gestandenen Morde Zweifel gab, veranlasste der Generalstaatsanwalt von Texas, Jim Mattox, eine genauere Untersuchung. Die im sogenannten Lucas Report veröffentlichten Ergebnisse besagen, dass Lucas neben dem Mord an seiner Mutter höchstens für zwei weitere Morde, nämlich denen an Kate Rich und Freida Powell, als Täter in Frage kommt. Nur in diesen drei Fällen offenbarte er Täterwissen, andere Beweise fehlen. Bei allen anderen Morden, so auch im Orange-Socks-Fall, für den er zum Tode verurteilt wurde, kann seine Täterschaft diesem Bericht zufolge ausgeschlossen werden.

Das ursprünglich über ihn verhängte Todesurteil wurde 1998 vom Gouverneur von Texas, George W. Bush, zu lebenslanger Haft abgemildert. Er begründete das damit, dass Henry Lee Lucas ein bestimmter, 1979 in Texas verübter Mord, nicht nachgewiesen werden konnte, da er sich in Florida befand.

Zitat von Bush:

“Henry Lee Lucas is unquestionably guilty of other despicable crimes which he has been sentenced to spend the rest of his life in prison. However, I believe there is enough doubt about this particular crime that the state of Texas should not impose its ultimate penalty by executing him.”

„Henry Lee Lucas ist fraglos anderer verabscheuungswürdiger Verbrechen schuldig, für die er dazu verurteilt wurde, den Rest seines Lebens im Gefängnis zu verbringen. Allerdings glaube ich, dass es genügend Zweifel hinsichtlich dieses speziellen Verbrechens gibt, dass der Staat Texas nicht die Höchststrafe in Form seiner Hinrichtung verhängen sollte.“

Der unwahrscheinliche Mörder (schwedisch Den osannolika mördaren) ist eine schwedische Krimi-Drama-Miniserie, die 2021 auf Netflix veröffentlicht wurde. Sie behandelt den Mord am schwedischen Ministerpräsidenten Olof Palme im Jahr 1986 und stützt sich dabei auf das gleichnamige Sachbuch des Journalisten Thomas Pettersson aus dem Jahr 2018. Dieses vertritt die Theorie eines Einzeltäters, des so genannten Skandia-Mannes Stig Engström. Für die Darstellung einer unbewiesenen Theorie als Tatsache wurde die Serie in der schwedischen Öffentlichkeit kritisiert.

Am Abend des 28. Februar 1986 erschießt Stig Engström, ein Grafikdesigner bei der Versicherungsgesellschaft Skandia, nahe seinem Arbeitsplatz, dem Thulehuset, den schwedischen Ministerpräsidenten Olof Palme, der mit seiner Frau Lisbeth auf dem Heimweg von einem Kinobesuch ist. Nachdem Beschreibungen des fliehenden Täters kursieren, wendet sich dieser selbst an Polizei und Presse und stellt sich lediglich als Zeugen dar.

Von Anfang an kommt es bei den Ermittlungen der schwedischen Polizei zu Pannen und Fehlern. Während dem erfahrenen Polizisten Arne Irvell die Falschaussagen und Widersprüche des sich immer wieder in die Öffentlichkeit drängenden Engström auffallen, ist er für den leitenden Ermittler Hans Holmér uninteressant. Dieser will keinen Einzeltäter finden, sondern eine politische Verschwörung aufdecken. Als im Jahr 1989 der Kleinkriminelle Christer Pettersson für den Mord verurteilt wird, basiert dies unter anderem auf einer Falschaussage Engströms. In zweiter Instanz muss er freigesprochen werden. Nach der Scheidung von seiner Frau und ohne die öffentliche Aufmerksamkeit, die er sich durch seine Tat erhofft hat, vereinsamt Engström immer mehr. Im Jahr 2000 verübt er Suizid.

Vom Jahr 2006 an recherchiert der schwedische Journalist Thomas Pettersson zum Palme-Mord. Bald wird auch er auf Stig Engström aufmerksam. Er findet heraus, dass dieser Kontakte zu einem Palme feindlich gesinnten Kreis, Schießkenntnisse und Zugriff zu einer Pistole gehabt hat. 2018 veröffentlicht er seine Recherchen in einem Buch. Im Jahr 2020 kommt auch der schwedische Staatsanwalt Krister Petersson zum Ergebnis, dass Engström der wahrscheinlichste Täter ist, und stellt das Verfahren offiziell ein.

Die Qualität der Serie wurde in der schwedischen Presse überwiegend gelobt. So urteilte Dagens Nyheter: „Grausam gut gemacht“. Das Svenska Dagbladet sah in der von Robert Gustafsson gespielten Hauptfigur „eine Tom-Ripley-Figur – ein soziopathischer Kauz der einfach nur … zufällig tötet.“ Gustafsson hatte 1986 selbst in jener Filmvorführung im Grand Kino gesessen, die das Ehepaar Palme vor dem Mord besucht hatte, eine Tatsache, die bereits bei der Werbung für die Serie thematisiert worden war.

Allerdings kam es in der schwedischen Öffentlichkeit zu einer Debatte, ob es statthaft sei, einen Toten postum zum Mörder zu machen, ohne dass ihm die Tat je in einem Gerichtsverfahren nachgewiesen wurde. Zwar weist der Abspann darauf hin: „Es ist nicht bewiesen, dass Stig Engström der Palme-Mörder war. Er wurde aber verdächtigt.“ Doch bereits das Ergebnis der Staatsanwaltschaft im Jahr 2020 wurde von Beobachtern als „Verletzung der rechtsstaatlichen Unschuldsvermutung“ kritisiert. Gegen Netflix ging eine Anzeige wegen „Verleumdung eines Verstorbenen“ ein. Sydsvenskan fand in der Serie zahlreiche „Lügen pro Sekunde“, die das Bild des Palme-Mordes für zukünftige Generationen beeinflussen würden, und ein Leitartikel in Dagens Nyheter kam zum Schluss: „So sollte das Drehbuch für Schwedens Trauma nicht aussehen.“

Stefan Fischer in der Süddeutschen Zeitung sieht im Zentrum der Serie die „Lebenslüge der schwedischen Gesellschaft als egalitärem Gemeinwesen“, in der die Witwe des Präsidenten als „monströse Diva“ gezeichnet wird und Männer durchweg als Karrieristen. Besonders beeindruckt ihn das Spiel des Hauptdarstellers: „Gustafsson legt die Figur nicht eindeutig fest, vor allem pathologisiert er sie nicht.“ Insgesamt findet er in der Serie „erfrischend widersprüchliche Antworten“.

Für Matthias Hannemann in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ist die Serie „rein handwerklich betrachtet, ein Thriller vom Feinsten“ mit „einem sensationell aufspielenden Robert Gustafsson“. Isabella Wallnöfer spricht in der Presse von einer „Charakterstudie im Nordic-Noir-Format“. Michael Kohl vom Filmdienst kritisiert allerdings: „Auf diese Weise wird etwas als Tatsache zementiert, was tatsächlich doch nur eine (wenn auch gut begründete und spannend inszenierte) Interpretation von Fakten ist. Als True-Crime-Story ist die Serie also mit Vorsicht zu genießen.“