Anzeichen dass muttermilch nicht mehr reicht

Zu wenig Milch

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Letzte Aktualisierung dieser Seite: 2/2021

Verbreitetes Problem oder Mythos?

Stillen ist Nahrung für Bauch und Seele und eine gelingende Stillbeziehung gibt Müttern viel Selbstvertrauen. Nicht immer klappt jedoch alles problemlos: Zu den häufigsten Ursachen für ein frühzeitiges Abstillen trotz Stillwunsch gehört die Sorge um "zu wenig Milch".

Obwohl es tatsächliche medizinische Gründe für eine unzureichende Milchproduktion geben kann, beruht das Gefühl, zu wenig Milch zu haben, in den allermeisten Fällen auf unrealistischen Vorstellungen vom normalen Stillverhalten beziehungsweise dem allgemeinen Verhalten eines Säuglings. Auch Unerfahrenheit, mangelnde Unterstützung (im Umfeld und durch Fachpersonal) sowie fehlendes Wissen über die Physiologie der Laktation sind Faktoren, die zu vorschnellen Urteilen über einen vermeintlichen "Milchmangel" führen können.

In den ersten Wochen und Monaten ist es nicht immer leicht, das normale Spektrum an Erfahrungen mit einem kleinen Baby richtig zu deuten und von beunruhigenden Anzeichen zu unterscheiden.

Subjektiv empfundener Milchmangel

Typische Zeichen, die besonders häufig für Verunsicherung sorgen:

  • Häufiges Stillen in kurzen Abständen
  • Abendliches "Dauerstillen", auch Clusterfeeding genannt
  • Unruhe/ Weinen des Babys
  • Intensiver Bedarf nach Körperkontakt, getragen und geschaukelt werden
  • Weiche Brüste
  • Keine oder nur geringe Milchmengen bei Pumpversuchen

Eltern interpretieren diese Faktoren oft als Zeichen dafür, dass die Muttermilch nicht ausreicht, sie geben jedoch keine zuverlässigen Hinweise auf die Milchmenge und das Gedeihen des Kindes.

Weit aussagekräftiger zur Beurteilung der Situation sind Faktoren, die das Gewicht, die Ausscheidungen und das allgemeine Gedeihen des Kindes berücksichtigen.

Anzeichen für eine ausreichende Milchproduktion und ein gutes Gedeihen:

  • Häufiges Stillen, mindestens 8 - 12 Mal in 24 Std.
  • Hörbares Schlucken des Babys beim Einsetzen des Milchspendereflexes
  • Ab dem 4. Tag postpartum: mind. 5 - 6 nasse Windeln pro 24 Std.
  • In den ersten 4 Lebenswochen: mind. 3 Mal Stuhlgang pro 24 Std.
  • Geburtsgewicht innerhalb von 10 Tagen postpartum wieder erreicht
  • Im 1. und 2. Monat eine wöchentl. Gewichtszunahme von ca. 170 - 330 g
  • Im 3. und 4. Monat eine wöchentl. Gewichtszunahme von ca. 110 - 330 g
  • Aufgewecktes Baby mit gutem Muskeltonus und glatter Haut

Ausführliche Leitlinien mit Auflistung der dazugehörenden Evidenzen bietet ILCA, der Internationale Dachverband der Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC. Sie finden diese auf der folgenden Seite:

Lesen Sie außerdem ausführlich weiter auf unserer Fachseite:

Tatsächlich unzureichende Milchproduktion

Natürlich gibt es auch Situationen, in denen tatsächlich eine zu geringe Milchbildung vorliegt bzw. das Kind nicht ausreichend gedeiht.

Häufige Faktoren, die zu einer tatsächlich unzureichenden Milchproduktion führen können:

  • Ungünstiges Stillmanagement, reglementierte Stillzeiten
  • Inkorrekte Anlegetechnik, fehlender Milchspendereflex
  • Ineffektive Saugtechnik des Kindes
  • Routinemäßige Gabe von Nahrungssupplementen/Tee/Wasser/Glucose o.ä.
  • Verwendung eines Schnullers oder inkorrekter Einsatz von Stillhütchen
  • Trennung von Mutter und Kind, zu spät einsetzendes/ zu seltenes Pumpen
  • Plazenta-Retention (Progesteron verhindert die Milchproduktion!)
  • Starker peripartaler Blutverlust
  • Hypophysen- oder Schilddrüsenerkrankungen der Mutter
  • Anatomische Besonderheiten/ Erkrankungen auf Seiten des Kindes
  • Anatomische Besonderheiten oder vorangegangene Operationen der Brust

Einen Überblick über mütterliche Erkrankungen, die Ursache einer unzureichenden Milchproduktion sein könnten, gibt der folgende Artikel von Gudrun von der Ohe, den wir Ihnen zum Download zur Verfügung stellen:

Lösungsansätze, die die Erhöhung der Milchproduktion unterstützen

  • Ausführliche Anamnese, Verbesserung des Stillmanagements: Uneingeschränktes und häufiges Stillen nach Bedarf, Anlegetechnik kontrollieren, Gebrauch von Schnullern und Hilfsmitteln überprüfen
  • Förderung von häufigem Körper- und direktem Hautkontakt
  • Überprüfung des Gewichtsverlaufs, engmaschigere Kontrollen
  • Bei Bedarf Pumpmanagement überprüfen
  • Selbstvertrauen der Mutter stärken, warmherzige Begleitung
  • Kleine Schritte planen, nicht überfordern, erreichbare Ziele setzen
  • Evtl. Einnahme von Galaktogogen - Einsatz sollte sorgfältig abgewogen werden
  • Bei notwendiger Zufütterung stillfreundliche Zufütterungstechniken anwenden, Zufütterung an der Brust bevorzugen

Zum Thema Stillfreundliche Zufütterung empfehlen wir unser 2019 aktualisiertes Statement:

Weitere Informationen zum Thema Zufütterung und der Frage, welche Nahrung dafür geeignet ist, erhalten Sie auf unserer folgenden Facheite:

Galaktogogen (Milchbildungsfördernde Wirkstoffe)

Traditionell werden zur Anregung der Milchproduktion in vielen Kulturen sogenannte Galaktogogen eingesetzt. Sie stärken meist die Zuversicht der Mütter, ausreichend Milch zu bilden und tragen in einigen Fällen zur Entspannung bei. Manchmal handelt es sich um reichhaltige Nahrungsmittel, die der jungen Mutter Energie für ihre neue Aufgabe zur Verfügung stellen. Wenn sie der Mutter gut tun, können sie weiter angewendet werden, auch wenn sie physiologisch betrachtet keine milchfördernden Eigenschaften haben.

Vermeintlich milchbildungssteigernde Substanzen werden jedoch immer wieder auch verwendet, ohne zuvor die Ursachen für die geringe Milchproduktion zu untersuchen und das Stillmanagement genau zu überprüfen. Daher sollten Galaktogogen nur als Ergänzung eingesetzt werden und können eine umfassende Analyse und Beratung der stillenden Mutter nicht ersetzen. Medikamentöse Galaktogogen sind auf Wirksamkeit und mögliche Nebenwirkungen hin kritisch zu untersuchen.

In manchen Fällen können medikamentöse Maßnahmen zur Steigerung des Prolaktinspiegels angezeigt sein, auch einige "natürliche", auf Kräutern basierende Galaktogogen scheinen in gewissem Ausmaß tatsächlich milchbildungsfördernd zu wirken (z.B. Bockshornkleesamen Phenum Grecum, die heute in Kapselform erhältlich sind).

Genauere Angaben zu Dosierungen und Indikationen finden Sie im folgenden Artikel von Gudrun von der Ohe über die Dosierungsempfehlungen beim Einsatz von Domperidon als Galaktogogum:

Manchmal ist ein Informationsblatt, das alle wichtigen Punkte noch einmal schriftlich zusammenfasst, in der Beratung von jungen Eltern hilfreich. Zwei kostenlos zum Download zur Verfügung stehende Blätter von La Leche Liga Deutschland e.V. eignen sich sehr gut dafür:

Stillen fördern

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Wie erkenne ich das mein Baby nicht mehr satt wird?

All diese Anzeichen können Hinweise darauf sein, dass Dein Baby nicht satt wird..
Langsame/ nicht ausreichende Gewichtsentwicklung..
weniger als 4-6 „volle“ Windeln am Tag (egal, ob Stuhlgang oder Urin)..
konzentrierter (sehr gelber, stark riechender) Urin, grüner Stuhl beim gestillten Kind..
Unzufriedenheit und Unruhe..

Kann man plötzlich zu wenig Milch haben?

Angst, starker Stress, Anspannung, Zeitdruck oder Leistungsdruck in der Familie oder im Berufsleben können ebenfalls zur vorübergehenden Hemmung des Milchflusses führen, weil Adrenalin die Ausschüttung von Oxytocin blockiert.

Wann reicht Stillen nicht mehr aus?

Rund um den sechsten Lebensmonat sind die Babys soweit, auch anderes bekommen zu können als Muttermilch. Bis zum Beginn des fünften Lebensmonats sollten Babys nur Muttermilch oder Pre-Nahrung bekommen, wenn nicht oder nur teilweise gestillt wird.

Kann es sein dass meine Muttermilch nicht satt macht?

Wenn Du das Gefühl hast, Dein Baby wird nicht satt oder dockt nicht richtig an, dann ziehe Deine Hebamme oder Stillberaterin hinzu, damit sie die Stillposition und das Trinkverhalten begutachten kann.