Wo wurde der Film Go Trabi Go 2 gedreht?

Fast 30 Jahre nach dem Mauerfall und den Film-Dreharbeiten zieht Wolfgang Stumph eine sehr persönliche Bilanz.

Von Oliver Reinhard

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Wo wurde der Film Go Trabi Go 2 gedreht?

In "Go Trabi Go" reiste Wolfgang Stumph 1991 als Deutschlehrer Udo Struutz mit seiner Familie im Trabi nach Italien und musste dabei manches Abenteuer überstehen. © Marko Förster/dpa

Am kommenden Donnerstag, dem 27. Juni, beginnt die Saison der Dresdner Filmnächte am Elbufer. Im diesjährigen Programm sind mehrere Veranstaltungen zum Thema „30 Jahre Mauerfall“. Gleich zum Start geht es los mit dem Kultfilm „Go Trabi Go“, der im letzten Sommer der DDR entstanden ist. Präsentiert wird der Abend von Hauptdarsteller Wolfgang Stumph. Im SZ-Gespräch erinnert sich der Schauspieler und Satiriker an die Dreharbeiten und erzählt, warum man einen Film wie diesen, der einen solch leichten, humorvollen Blick auf deutsch-deutsche Unterschiedlichkeiten und Gemeinsamkeiten bietet, schon zwei Jahre später nicht mehr hätte drehen können – und heute erst recht nicht.

Herr Stumph, ich würde unser Gespräch gerne mit einer kleinen Beichte beginnen: Wenn ich mir 30 Jahre später noch einmal „Go Trabi Go“ ansehe, werde ich auch ein bisschen wehmütig. Können Sie das nachvollziehen?

Aber natürlich. Der Film ist ja 1990 gedreht worden, noch vor der Wiedervereinigung. Er war der erste Film, der sie thematisiert hat. Und man spürt in ihm noch die Euphorie und die Hoffnungen, die die meisten Deutschen damals mit der gemeinsamen Zukunft verknüpft haben. Wenn die Menschen den Film heute sehen, fast 30 Jahre später, dann erinnert sie das an ihre damaligen Empfindungen. Und wenn man diese vergleicht mit den Erfahrungen, die man seither gemacht hat, und sich fragt, „Wo stehe ich heute, wie sehe ich das alles jetzt?“, dann kann ich verstehen, wenn der eine oder andere dabei auch etwas wehmütig wird. Die Zeit hat ja nicht allen gleich gut mitgespielt.

Glauben Sie, dass ein solcher Film mit diesem zwar skeptischen, aber eben auch liebe- und humorvollen Blick der Deutschen aus Ost und West aufeinander heute noch so gedreht werden und funktionieren könnte?

Ich hatte ja bereits anderthalb Jahre später das Angebot, den zweiten Teil zu drehen. Und damals schon habe ich gesagt: Noch einmal so eine leichte, humor- und verständnisvolle Sicht durch die Brille des kabarettistischen und satirischen Schlitzohrs – das geht jetzt nicht mehr. Tatsächlich hat „Go Trabi Go 2“ ja schon angedeutet, dass es inzwischen erkennbare Probleme bei der Wiedervereinigung gab. Da war das Problem des Leihbeamtentums, des Rechtsradikalismus, des Wegzugs vieler Ostdeutscher, der "Treuhände", der Wendehälse, der eben nicht wie versprochen blühenden Landschaften. Vielleicht hatte er deshalb nur 600.000 Zuschauer? Teil 1 haben schließlich eine Million mehr gesehen.

Ernüchtert es Sie im Rückblick, wenn Sie feststellen, wie kurz die Phase des nahezu kollektiven Optimismus und der Hoffnung gewesen ist?

Ach nein, eigentlich nicht. Ich finde diese Entwicklung beinahe logisch, wenn man den Blick weitet und nicht nur aufs Innerdeutsche schaut, sondern auf die Entwicklungen der letzten 30 Jahre insgesamt. Blicken wir auf die rasanten technologischen, ökonomischen und ökologischen Veränderungen, dann sehen wir: Alles geschieht immer schneller, immer herausfordernder und für viele auch überfordernder.

Auch das Verhältnis von Ost- und Westdeutschen hat sich gewandelt. Einer jüngsten Umfrage zufolge bewegen wir uns wieder mehr aus- statt zueinander. Schmerzt Sie das?

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Diesmal klappt es mit den guten Vorsätzen

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Natürlich! Wir leben uns im Miteinander wieder ein bisschen auseinander. Ich merke da einen gewissen Verfall der sozialen Empfindsamkeit füreinander. Und ich versuche ja immer schon in meinen Filmen wie etwa „Go Trabi Go“ und „Stilles Tal“, aber auch in der Serie „Salto Postale“, das Gegenteil vorzuleben. Nämlich wie wichtig es ist, die Menschen zueinanderzubringen. Dazu, dass sie neugierig aufeinander sind, sich zuhören und offen und verständnisvoll füreinander sind. Ich möchte gerne, dass wir das Modewort Empathie stärker in die Praxis umsetzen.

Ginge das auch in einem neuen Film „Go Trabi Go 3“?

Ich glaube nicht. Nicht vor dem Hintergrund, wie wir immer mehr miteinander und vor allem mit Andersdenkenden im Großen wie im Kleinen umgehen. Ich überlege manchmal, was aus den Figuren von „Go Trabi Go“ wohl geworden wäre. Udo wäre heute natürlich in Rente, als früherer Lehrer ginge es ihm, wenn er Glück hat, ganz gut. Wählen würde er manchmal aus Überzeugung, manchmal aber auch aus Protest. Seine Frau Rita wäre im Dresdner Sachsenbad angestellt gewesen und schon lange arbeitslos, Tochter Jaqueline wohl schon ein- oder zweimal geschieden, aber sie wäre eine starke selbstbewusste Frau, die wie viele ihr Leben meistert.

... und Trabi Schorsch verschrottet?

Ich glaube nicht, es gibt ja noch über 20.000 Trabis in Deutschland und noch mehr Fans. Auch für sie läuft der Film zur Eröffnung der Filmnächte noch einmal. Aber all das, was ich gerade erwähnt habe, könnte man nicht mit dieser Leichtigkeit erzählen, die „Go Trabi Go“ ausgezeichnet hat. Das wäre einfach der falsche Film dafür. Das Hier und Heute erzähle ich lieber in anderen Filmen. Zum Beispiel in der recht satirischen und politischen Verwechslungskomödie „Der Job seines Lebens“, wo ein Langzeitarbeitsloser und ein Ministerpräsident unfreiwillig ihre Rollen tauschen.

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Stört es Sie, dass Sie mehr auf „Go Trabi Go“ angesprochen werden als auf Ihre anderen Filme?

I wo! Das ist doch wunderbar. Es gibt immer noch viele Leute, die sagen: Wenn man verstehen will, wie die Mentalität damals im Jahr 1990 war, dann muss man diesen Film sehen. Diese Eulenspiegelei, die den Deutschen aus Ost und West gleichermaßen den Spiegel vorhält. Und ich kriege bis heute Postkarten von Rom-Urlaubern mit der Spanischen Treppe drauf, die mir schreiben: „Wir waren heute genau da, wo du damals auch gewesen bist.“ Auch Menschen aus anderen Ländern kennen den Film und sprechen mich darauf an. Als ich in Hanoi war, kam sogar ein Vietnamese auf mich zu und fragte: „Hast du Schorsch noch?“ Ja was will ich denn mehr?

Nun wird der Film bei den Filmnächten am Dresdner Elbufer aufgeführt. Was reizt Sie so an dem Ort?

Ich finde, man kann dort ganz wunderbar einem gemeinsamen Lebensgefühl nachspüren, und zwar im Geist des Miteinander, nicht des Gegeneinander. Claudia Schmutzler, die damals die Jacqueline gespielt hat, wird auch kommen. Wir haben extra 100 DVDs besorgt mit den beiden „Go Trabi Go“-Filmen und der Doku „Go Trabi Go forever“, für die ich 25 Jahre nach den Dreharbeiten die Strecke noch einmal gefahren bin und mit den Beteiligten noch einmal gesprochen habe. Diese DVDs werden bei den Filmnächten verkauft, und ein Teil des Abenderlöses geht an das Kinderhilfswerk Unicef.

Wenn Sie sich als Zusammenbringer verstehen; fühlen Sie sich in der Gegenwart des Auseinanderdriftens nicht manchmal wie Don Quijote, der gegen Windmühlenflügel kämpft?

Wo wurde der Film Go Trabi Go gedreht?

Die Dreharbeiten begannen am 14. August 1990 und fanden bis Oktober 1990 in den Bavaria Filmstudios sowie an Originalschauplätzen in Bitterfeld, München, im Golf von Salerno, am Gardasee und in Rom statt.

Was wurde aus Jacqueline von Go Trabi Go?

Aktuell steht die Wahlberlinerin nicht vor der TV-Kamera, sondern unter anderem mit szenischen Lesungen auf der Bühne und kehrt damit zu ihrer eigentlichen Leidenschaft zurück: das Theater. Nebenher arbeitet sie als Schauspiel- und Lifecoach.

Wann kommt das nächste Mal Go Trabi Go?

Auch Trabi Schorsch lernt auf dieser Reise, dass man sich nur treu bleiben kann, wenn man den Mut hat, sich zu ändern. "Go Trabi go 2- Das war der wilde Osten" sendet das MDR-Fernsehen am Montag, den 12.12.2022 um 20:15 Uhr.

Wie heisst das Auto von Go Trabi Go?

In der Komödie „Go Trabi Go“ von 1991 spielt „Schorsch“, ein himmelblauer Trabant 601, die Hauptrolle und avanciert zum waschechten Filmstar. Schorsch ist das Auto von Udo Struutz, einem beflissenen Deutschlehrer aus Bitterfeld.