Wie viel Fleisch isst man im Leben?

Neues Online-Tool

Ein gutes Stück Fleisch ist für viele Menschen etwas Besonderes. Allerdings werden Tag für Tag auch Massen von Billigfleisch verzehrt. Aber wie viele Tiere isst ein durchschnittlicher Deutscher eigentlich in seinem Leben?

Unter //www.blitzrechner.de/fleisch kann berechnet werden, wie viel Futtermittel, Antibiotika und Tierleben für den eigenen Fleischkonsum notwendig sind. (Foto: Blitzrechner.de)

Pro Jahr nimmt der Durchschnittsdeutsche etwa 60 Kilogramm Fleisch zu sich. Immer wieder gibt es Aufschreibe von Tierschützern, Verbänden und Organisationen über problematische Tierhaltung, Ressourcenverbrauch und exzessive Antibiotika-Behandlungen. Ein neues Online-Tool will nun aufzeigen, wie viele Tiere für den persönlichen Fleischkonsum geschlachtet wurden und wie viel Antibiotika und Ressourcen für die Zucht eingesetzt wurden.

Der Blitzrechner soll Ergebnisse dazu liefern, wie viel Futtermittel, Antibiotika und Tierleben für den eigenen Fleischkonsum notwendig sind. Standardwerte wie der durchschnittliche Fleischkonsum sind bereits vorausgefüllt, können aber einfach auf das eigene Essverhalten angepasst werden. So erhält jeder Verbraucher sein ganz persönliches Ergebnis. Zudem kann simuliert werden wie viele Ressourcen eingespart werden, wenn ein Teil der Fleischmahlzeiten durch eine vegetarische Alternative ersetzt wird.

Argumentiation für Vegetarier
„Diskussionen zwischen Vegetariern und eingefleischten Fleischessern werden häufig sehr emotional geführt. Die Argumente sind meist stark von den eigenen Wertvorstellungen geprägt und wenn überhaupt wird mit sehr allgemeinen Zahlen argumentiert. Zwar weiß jeder, dass für die Fleischproduktion Tiere gezüchtet und geschlachtet werden. Aber dem Stück Fleisch in der Pfanne sieht man die Auswirkungen auf die Umwelt nicht an. Der Fleischrechner lässt den Ressourceneinsatz und die negativen Folgen für die Umwelt greifbar werden.“, so Tim Lilling, Projektleiter von blitzrechner.de

In Literatur, Studien und Informationsangeboten wie dem Fleischatlas finden sich häufig nur allgemeine Durchschnittswerte. Der Fleischrechner hingegen liefert jedem sein ganz persönliches Ergebnis. Ziel des Rechners ist es aber nicht, Verbraucher zu der einen oder anderen Ernährungsweise zu bekehren, sondern das eigene Handeln transparent zu machen. Verbraucher können dabei verschiedene Szenarien durchspielen: Was passiert, wenn ich mich weiter ernähre wie bisher? Wie viele Tiere können weiterleben, wenn jede zweite Mahlzeit fleischfrei ist? Wie wirkt sich das auf die Umwelt aus? (MJ)

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Die Wissenschaft ist dem Rätsel des gesunden Essens auf der Spur: Welche Ernährungsweise für den Körper ideal ist, welche Rolle Fleisch dabei spielt und was von den modischen Fastenkuren zu halten ist – das ist mittlerweile gut untersucht.

Stapeln wir einige Steaks auf einen Teller, 200 Stück, um genau zu sein. Ein solcher Berg an Steaks würde in manchem Restaurant bis an die Decke reichen. So viel Fleisch isst jeder Deutsche im Schnitt pro Jahr. Genau genommen rund 60 Kilogramm, darin sind natürlich nicht nur Steaks enthalten, sondern auch Wurst, Schinken, Fisch, Geschnetzeltes. Klingt viel, andererseits geht es ja um den Jahreskonsum. Bricht man die Zahl herunter auf eine Woche, kommt man auf knapp 1,2 Kilogramm Fleisch. Das sind in etwa: zwei Steaks, zwei große Packungen Wurst, zwei Portionen Fleischsalat, einmal Geschnetzeltes und ein Hähnchenbrustfilet. Ist das zu viel? Unproblematisch?

Wer Fleisch isst, sollte nicht mehr als 300 bis 600 Gramm wöchentlich verzehren.

Was genau macht das Fleisch in unserem Körper, welche Probleme kann es verursachen? Ist es womöglich der Gesundheit zuträglich, Fleisch zu essen? Oder sollte man bewusst darauf verzichten? Auf diese Fragen finden Forscher zunehmend verlässliche Antworten. So kommt es nicht nur darauf an, wie viel Fleisch man isst, sondern auch darauf, welches Fleisch. 

Aber bleiben wir zunächst beim Wieviel. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt: Wer Fleisch isst, sollte nicht mehr als 300 bis 600 Gramm wöchentlich verzehren. „Diese Empfehlungen sind letztlich das Konzentrat aus Tausenden Studien zum Thema und entsprechen damit dem aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand“, sagt Tilman Kühn, Leiter einer Arbeitsgruppe für Ernährungsepidemiologie am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg. Das ist gerade einmal die Hälfte der aktuell in Deutschland verzehrten Fleischmenge. Während dieser Wert hierzulande in den vergangenen Jahren konstant auf hohem Niveau geblieben ist, wächst die Nachfrage weltweit drastisch: zwischen den Jahren 1990 und 2013 um rund 30 Prozent. 

Der übermäßige Fleischkonsum ist wegen des Ressourcenverbrauchs nicht nur ökologisch problematisch. Kühn zufolge bringt er auch mehrere gesundheitliche Risiken mit sich: So werden bei der starken Erhitzung von Fleisch gleich mehrere potenziell schädliche Substanzen gebildet, darunter sogenannte heterozyklische Amine und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), durch Pökeln – also eine Behandlung, die das Fleisch haltbarer macht – entstehen auch Nitrosamine. All diese Substanzen können die Entstehung von Krebserkrankungen begünstigen, vor allem erhöhen sie das Darmkrebsrisiko. Methoden wie das Pökeln und das starke Erhitzen kommen besonders bei industriell verarbeitetem Fleisch zum Einsatz, dazu zählen etwa Wurst und Schinken. Entsprechend sind verarbeitete Fleischprodukte laut Kühn besonders ungesund. 

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Natürlich enthält Fleisch auch Substanzen, die für den Körper wichtig sind; darunter Vitamin B12, Eisen, Selen und Zink. Fisch ist zusätzlich noch reich an Omega-3-Fettsäuren und Jod. Doch Fleisch, selbst unbehandeltes weißes Fleisch, hat eben auch Bestandteile, die für die Gesundheit problematisch sein können. So ist beispielsweise in der Regel der Fett- und Cholesterinanteil in Fleisch recht hoch. "Übermäßiger Fleischkonsum kann nachweislich die Entstehung von Herz-Kreislauf-Krankheiten und Diabetes begünstigen", sagt Hans Hauner, Professor für Ernährungsmedizin und Leiter der klinischen Kooperationsgruppe „Nutrigenomics und Typ-2-Diabetes mellitus“ zwischen der Technischen Universität München und dem Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (HMGU). Darüber hinaus enthält Fleisch auch einiges von einer Substanz namens Arachidonsäure – einer Omega-6-Fettsäure – und ihrer Stoffwechselprodukte. "Sie provoziert das Immunsystem, es kann zu einer Entzündungsreaktion kommen, die wiederum für den Körper eine Belastung ist", sagt Hauner. Diese Entzündungsreaktionen hängen von der Menge an Fleisch und Fleischprodukten ab und werden meist gar nicht bemerkt. Doch sie setzen den Organismus unter Stress.

"Wer vollwertig vegetarisch isst, dessen Körper fehlt nichts. Im Gegenteil, wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge ist eine vegetarische Ernährung sogar sehr gesund."

Sollte man sich also vegetarisch ernähren? Laut Kühn lebt ein Vegetarier gesünder als jemand, der größere Mengen Fleisch isst: "Wer vollwertig vegetarisch isst, dessen Körper fehlt nichts. Im Gegenteil, wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge ist eine vegetarische Ernährung sogar sehr gesund." Lediglich bei einer veganen Lebensweise, bei der neben Fleisch auch alle anderen tierischen Produkte wie Eier und Milch auf der Verzichtsliste stehen, ist es nötig, einzelne Substanzen wie Vitamin B12 durch Nahrungsergänzungsmittel zu ersetzen. "Beachtet man das, kann auch eine vegane Ernährung gesund sein", sagt Kühn.

Schwein gehabt? Schweinefleisch ist in Deutschland die am meisten verzehrte Fleischart. Seit 2011 geht der Fleischkonsum leicht zurück. Quelle. Fleischatlas 2018, AMI

In diese Richtung weist ein dem steigenden Fleischkonsum gegenläufiger Trend: hin zur vegetarischen und veganen Lebensweise. Vor allem in Großstädten entstehen vegane Restaurants, in vielen Supermärkten gibt es längst gekennzeichnete Regale mit veganen Waren. Die meisten Menschen bewegen sich wohl irgendwo in der Mitte zwischen einer sehr fleischhaltigen und einer streng veganen Ernährung. Doch es kommt nicht nur beim Fleisch auf die Menge an. Wissenschaftler konnten wiederholt zeigen, dass eine sogenannte niedrigkalorische Diät – das bedeutet letztlich nichts anderes, als weniger zu essen – der Gesundheit zuträglich ist und sogar das Leben verlängert. Beim Fasten wird dieses Konzept auf die Spitze getrieben. Der Körper und sein Stoffwechsel leiten eine Art Selbstreinigung in die Wege, man entgiftet sich ein Stück weit, Stichwort „Detox“ – so zumindest eine weit verbreitete Meinung (Was bringt Intervallfasten?).

Inwiefern das zutrifft, hat Tilman Kühn vom DKFZ in einer Studie untersucht, die vor wenigen Wochen im Fachmagazin „The American Journal of Clinical Nutrition“ erschienen ist. Dabei hat man 150 Probanden in drei Gruppen unterteilt: Ein Drittel ernährte sich zwölf Wochen nach einer herkömmlichen Reduktionsdiät, bei der die Kalorienaufnahme um 20 Prozent gesenkt wurde. Eine zweite Gruppe verschrieb sich dem sogenannten Intervallfasten, besser bekannt als 5:2-Diät. Bei der 5:2-Diät fastet man zwei Tage in der Woche. Beide Diäten sind in Deutschland derzeit äußerst populär. Die dritte Gruppe verfolgte als Kontrollgruppe keinen kalorienreduzierten Ernährungsplan.

Das Ergebnis der Studie: Fasten bringt in Bezug auf Körpergewicht und Stoffwechselgesundheit Vorteile gegenüber einer normalen Ernährung – nicht aber gegenüber einer niedrigkalorischen Diät. „Das Entscheidende scheint für die Gesundheit zu sein, dass man insgesamt weniger isst. Ob man nun in einem bestimmten Zeitraum gar nichts isst oder einfach insgesamt weniger, spielt dabei offenbar keine wesentliche Rolle“, sagt Kühn. Womöglich falle es den Menschen aber leichter, weniger zu essen, wenn sie durch das Fasten eine Art Rahmen mit klaren Regeln haben. Betrachtet man es so, ist das Fasten also eine Art Selbsterziehung. 

"Das Entscheidende scheint für die Gesundheit zu sein, dass man insgesamt weniger isst."

Einige andere Faktoren sind der Gesundheit ebenfalls zuträglich: mehrere Portionen Obst und Gemüse am Tag. Bei Brot, Nudeln, Reis und Mehl eher für Vollkorn entscheiden. So wenige industriell verarbeitete Produkte wie möglich. Salz und Zucker sparsam einsetzen. Langsam und bewusst essen. Mindestens 1,5 Liter Wasser täglich trinken, möglichst keine gesüßten Getränke. Und eben idealerweise auch höchstens zwei Mal die Woche Fleisch essen, insgesamt nicht mehr als 600 Gramm. Dann schmeckt es an den jeweiligen Mahlzeiten auch besonders gut. 

Wie viele Tiere isst ein Mensch in seinem Leben?

Nach aktuellen Berechnungen der Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt werden in Deutschland zwölf Milliarden Tiere pro Jahr gegessen. Das entspricht jährlich etwa 150 Tieren pro Bundesbürger.

Wie viel Fleisch braucht der Mensch?

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt: Wer Fleisch isst, sollte nicht mehr als 300 bis 600 Gramm wöchentlich verzehren.

Welches Volk isst am meisten Fleisch?

Das gilt auch für China, den Staat mit dem größten Fleischkonsum weltweit. Zusammen mit dem Ausbruch eines anderen Virus, der Afrikanischen Schweinepest, ist Covid-19 der maßgebliche Grund für den schwächeren Konsum von Schweinefleisch im Jahr 2020.

Wie viel Prozent der Menschen isst kein Fleisch?

Ernährung. 85 Prozent der für den Statista Global Consumer Survey in Deutschland befragten Menschen essen Fleisch. Der Anteil von Veganer:innen (3 Prozent) und Vegetarier:innen (6 Prozent) ist dagegen eher klein. Aber immerhin sagen 42 Prozent der Befragten, dass sie versuchen wollen, weniger Fleisch zu essen.

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