Wie oft abpumpen wenn man nicht stillt

Von einer Mutter |
MutterMilchMotivation – Wieso sich mit dem Drittbesten zufrieden geben?

Während meiner Schwangerschaft haben mein Mann und ich beschlossen, dass ich unser Kind nach der Geburt stillen werde und zwar solange es geht.

Für mich war es eine Selbstverständlichkeit und ich wollte mich auch nicht von Elternzeit oder finanziellen Einschränkungen beirren lassen. Mindestens zwei Jahre Auszeit aus dem Beruf waren für mich akzeptabel, um mich adäquat um mein Kind kümmern zu können.

Unterstrichen habe ich diese Einstellung mit einem Säuglingspflegekurs, bei dem das Thema Stillen ein großer Teil des Kurses war. Die Hebamme erklärte die wichtigsten Stillpositionen, was man bei Problemen machen kann und welche tollen Auswirkungen das Stillen auf das Kind hat, wenn man es (lange) stillt.

Ich war noch motivierter und freute mich immer mehr darauf, mein Kind in den Arm zu nehmen und es mit dem Besten, was die Natur zu bieten hat, zu versorgen.

Ein wichtiger Punkt in dem Kurs war es, einen gemütlichen Platz für sich und das Kind zu finden, an dem man sich wohlfühlt, entspannen kann und sich selbst gut versorgen kann. Diesen Platz suchte ich mir sehr genau aus, legte mir alles zurecht, machte Probesitzen mit Getränken, Essen und Musik. Noch mehr freute ich mich auf die Zeit, die ich bald mit meinem Baby hier verbringen werde.

Ein wenig Lektüre übers Stillen und ein Stillfreundliches Krankenhaus für die Geburt machten dann alles komplett. Ich war bereit! Dachte ich.

Nach der Geburt hielt ich meinen Sohn im Arm. Er durfte selbst die Brust suchen und fing an zu saugen. Vorbildlich! Das tat er und zwar ziemlich stark. Aua! Aus dem Kreißsaal bin ich schon mit einer wunden Brustwarze herausgekommen.

Da mein Sohn es vorzog, danach lieber zu schlafen, als den Milchfluss anzuregen, empfahlen mir die Stillberaterinnen auf der Geburtsstation schon mal prophylaktisch mit dem Abpumpen der Muttermilch anzufangen.

Das tat ich dann, ca. alle 6 Stunden. Während sich meine eine Brustwarze nur schwer vom Wundsein erholte, wurde die andere plötzlich ganz stark von meinem Sohn beansprucht. Denn dieser wurde, sowie sein Hunger, wach und holte gierig den Hunger auf, den er verschlafen hatte.

Für den Kleinen wurde anscheinend nicht schnell genug Milch produziert und er saugte auch die zweite Brustwarze wund. Da er, nach Ansicht der Krankenschwestern, zu dem Zeitpunkt schon zu viel an Gewicht verlor, gab es Pre-Nahrung vom Löffelchen, als Zusatz zum abgepumpten Kolostrum.

Ich pumpte derweil alle 3 Stunden ab. Das mit dem Stillen wird schon klappen, nicht aufgeben!

Mit der Pre-Nahrung wurde mein Sohn vorerst satt. Das nahm mir ein wenig den Druck aus der Situation. Allerdings wollte ich nicht zulange Pre-Nahrung geben, er sollte Muttermilch bekommen, und zwar voll.

Am Tag der Entlassung aus dem Krankenhaus war es dann soweit, meine Brust lieferte eine ausreichende Menge an Milch. Mein Sohn wurde satt und die Pre-Nahrung wurde abgesetzt. Allerdings erholten sich meine Brustwarzen einfach nicht. Mit jedem Anlegeversuch biss ich meine Lippen zusammen und das sollte nicht der Sinn des Stillens sein. Beide sollten es doch genießen, beide sollten eine schöne Zeit haben.

Mein Ziel nicht aus den Augen verlierend, pumpte ich weiterhin alle 3 Stunden Muttermilch ab. Mein Sohn hatte 2-3stündlich Hunger und bekam die Muttermilch weiterhin mit dem Löffel von mir. Meine Hebamme sah sich mehrmals die Stillpositionen an, gab hier Tipps und dort Ratschläge, aber nichts half.

Eine Erleichterung gab es mit dem Fingerfeeder, den meine Hebamme dann nach ca. 2 Wochen mitbrachte. Nun bekam mein Sohn die Muttermilch aus einer speziellen, kleinen Spritze, aus der er diese heraussaugte. Parallel dazu versuchte ich immer wieder den kleinen Mann anzulegen.

Ich holte mir Unterstützung von der Stillberaterin aus der Geburtsstation, auf der ich meinen Sohn zur Welt brachte. Erstaunlicherweise funktionierte das “Vorführstillen” bei ihr problemlos und sie konnte mir kaum etwas Neues erzählen.

Zu Hause dann wieder das alte Problem. Das Stillen ging kaum oder gar nicht. Zu unruhig, falsche Position, starkes Saugen, immer wieder wunde Brustwarzen.

Nach 4 Wochen kam der erste Schub meines Sohnes und er trank im Stundentakt, die im Voraus abgepumpte Muttermilch aus. Ich kam nicht mehr hinterher. Mein Ziel, mein Kind nur mit Muttermilch zu versorgen, lag auf einmal so weit hinten. Ich weinte, ich war verzweifelt, ich war ratlos und ich entschied mich, nur für eine Nacht Pre-Nahrung zu geben, damit ich wieder Muttermilch aufbauen konnte. Ich pumpte alle 2 Stunden ab, in der Hoffnung, dass bald wieder genug Muttermilch auf Vorrat war. Am nächsten Morgen war der Vorrat wieder aufgebaut, mein Sohn bekam Muttermilch.

Eine Stillberaterin der La Leche Liga besuchte mich und auch sie versuchte uns bei unserem Stillproblem zu unterstützen. Leider auch ohne Erfolg, denn von Außen sah alles gut aus und auch die Positionen waren o.k. Nach einigen Besuchen und Versuchen mir zu helfen, kapitulierte auch sie. Zum Schluss gab sie mir noch den Tipp, die Stillberaterin Regine Gresens um Rat zu fragen.

Als ich den Termin bei Regine Gresens mit meinem Sohn zusammen wahrnahm, pumpte ich bereits 8 Wochen Muttermilch ab. Alle 3 Stunden produzierte mein Körper 150ml des besten Nahrungsmittels der Welt. Mein Sohn bekam diese weiterhin aus dem Fingerfeeder. Bloß keine Saugverwirrung provozieren.

Nach einigen Sitzungen bei Regine war mir klar, dass das Stillen nicht klappen würde. Warum, weiß niemand. Viel wichtiger war es nun für mich, dies zu akzeptieren und an meinem hohen Stresspotential zu arbeiten, damit ich weiterhin meinen Sohn mit Muttermilch versorgen kann.

Mit den Informationen von Regine über den Umgang mit abgepumpter Muttermilch, einigen Veränderungen, was meinen Tagesablauf betrifft und der mentalen Unterstützung, konnte ich mich vom Stillen verabschieden, schweren Herzens, aber es ging.

Eine große Erleichterung war der von ihr empfohlene Calma-Sauger von Medela. Dies erleichterte nicht nur die Gabe der nächtlichen Mahlzeiten, sondern auch die tagsüber. Paralleles Abpumpen und Versorgen des Sohnes war fast problemlos möglich. Und für mich blieb die Option, dass ich doch noch stillen könnte, im Hintergrund.

Nach 4 Monaten produzierte mein Körper so viel Muttermilch, dass ich das Abpumpen auf alle 4 Stunden reduzieren konnte. Ich richtete mir eine genauso gemütliche Ecke, abpumpfreundlich, im Haus ein, wie ich es mir für das Stillen dachte. Ein Sitzkissen auf dem warmen Fußboden im Badezimmer. Mein Sohn auf einer Krabbeldecke mit Spielzeug, gleich davor. Ein großer Vorrat an Getränken in Reichweite.

Für die nächtlichen Abpumpaktionen legte ich mir Bücher bereit. Zu Weihnachten gab es dann tatsächlich einen kleinen Fernseher für meine kleine “Muttermilch-Lounge” von meinem Mann.

Das Abpumpen wurde zur Routine.

Ab dem sechsten Monat wurde der Kleine zum Gourmet, wollte keine aufgewärmte Muttermilch aus dem Kühlschrank mehr. Zu dem Zeitpunkt gab es noch einmal einen großen Bonus für die Muttermilch. Denn die lange Haltbarkeit der schon abgepumpten Muttermilch, machte die kontinuierliche Versorgung meines Sohnes mit frischer Muttermilch möglich.

Mein Sohn lehnte die Breikost komplett ab. Weder selbstgemachter Brei, noch Brei aus dem Gläschen, konnten wir ihm näherbringen. Dafür aß er gerne bei uns am Tisch das ein oder andere Nahrungsmittel mit.

Neun Monate bekam mein Sohn VOLL Muttermilch von mir, wurde satt davon und war gesund. Ab diesem Zeitpunkt aß er immer mehr vom Tisch mit und Stück für Stück brauchte er weniger Muttermilch. Die Muttermilch half ihm, die neue Nahrung zu verdauen und sie gut zu verwerten. Der unterschiedliche Geschmack der Muttermilch machte es uns einfach ihm normale Lebensmittel anzubieten. Brei war nie ein Thema für den Kleinen.

Mit 12 Monaten bekam er nur noch nachts die Muttermilch und zu seinem 15. Monatsgeburtstag bekam er das letzte Mal Muttermilch. Ich weinte wie ein Schlosshund. Mein Sohn nahm es gelassen. Für ihn war es zu dem Zeitpunkt egal, ob ich ihm Wasser, Vollmilch oder Muttermilch anbiete.

“Mama, du hast für mich alles getan, mir eine gute Grundlage gegeben. Ich kann nun allein!” habe ich noch einige Tage vorher geträumt.

Mein Muttermilchfazit:

  • Knapp 6 kg Körpergewicht hat mein Sohn allein durch die Muttermilch nach der Geburt dazubekommen.
  • In Hochphasen habe ich 1,5 Liter pro Tag davon produziert.
  • Wir haben Hautprobleme damit behoben, die verschnupfte Nase frei bekommen.
  • In Krankenzeiten, gerade bei Magen-Darm-Infektionen, konnte er uneingeschränkt die gute Muttermilch bekommen.
  • Unterschiedliche Geschmacksarten der Muttermilch erleichterten ihm die Annahme von Beikost.

Nur weil das Stillen nicht funktionierte, war für mich damit nicht die Muttermilchlieferung abgeschlossen.

Wieso auch?
Mein Sohn wurde satt, groß und gesund davon.

Die Nähe, die durch das fehlende Anlegen entsteht, haben wir durch das “Attachment Parenting” ausgeglichen. Wir leben das Familienbett auch heute noch.

Mein Sohn ist heute 18 Monate alt, wiegt 13 kg, isst voll mit und ist kaum krank.

Warum sich also mit dem Drittbestem zufrieden geben?

Originalbericht einer Mutter, April 2012
Foto: Thomas Meier

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Kann man nur Abpumpen ohne zu stillen?

Die Antwort ist einfach: Ja, es ist möglich ein Kind auch ausschließlich mit abgepumpter Muttermilch zu füttern. Allerdings ist dabei der Einsatz der Mutter gefragt, denn neben 6 bis 8-maligem Abpumpen in 24 Stunden muss das Kind gefüttert und alle gebrauchten Utensilien gereinigt und desinfiziert werden.

Wie oft Abpumpen bei Stillpause?

Damit bei einer Stillpause die Milchbildung aufrechterhalten wird, sollte die Milch etwa so häufig entleert werden, wie das Baby getrunken hat und zwar mit einer elektrischen Doppel-Milchpumpe: In den ersten Wochen der Stillzeit mindestens 8-mal am Tag.

Was passiert wenn ich einen Tag nicht Abpumpe?

Solltest du dein Baby vollständig mit abgepumpter Milch füttern (also nicht zwischendurch anlegen), kann es phasenweise nötig sein, nachts eine kleine Menge abzupumpen, wenn die Brüste sehr voll werden – sonst kann ein Milchstau entstehen.

Wie oft Abpumpen damit kein Milchstau?

Die besten Hausmittel bei Milchstau Idealerweise sollte es alle zwei Stunden trinken. Die Brust vollständig entleeren: Babys sind normalerweise die besten „Pumpen“. Ist die Brust jedoch zu voll, kann es womöglich die Brustwarze nicht gut fassen, und nicht immer trinkt es die Brust ganz leer.

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