Wie jede Blüte welkt und jede Jugend?

Hesse schrieb das Gedicht im Mai 1941 nach langer Krankheit; es trug ursprünglich den Titel „Transzendieren!“. In Stufen beschreibt er das Leben als fortwährenden Prozess, bei dem auf jeden „durchschrittenen“ Lebensabschnitt (Raum, Stufe) ein neuer Lebensabschnitt folgt. Es handelt sich um eines meiner 10 Lieblingsgedichte!

In Hesses Roman "Das Glasperlenspiel" (1943) wird das Gedicht im zweiten Teil wiedergegeben. Besondere Bedeutung erhält es für den ganzen Roman, indem es den entscheidenden Wandel im Leben des „Magister Ludi“ Josef Knecht meditativ begleitet. Dabei werden die Zeilen

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben

ausdrücklich zitiert und als maßgeblich für Knechts Abschied von seinem Amt dargestellt. Im darauf folgenden Gespräch zwischen Knecht und seinem Freund Tegularius bringt Hesse dann eine ausführliche Interpretation des Gedichts und thematisiert dabei auch die Änderung des ursprünglichen Titels "Transzendieren" in "Stufen".

When I was an Erasmus student in Alicante, Spain, one of the dear friends I made shared the following poem with me when saying goodbye.

The poem really touches me, I love it, wise words and so beautifully written by this German author and poet. That's why I wanted to share it with the world! It's about life and the steps we take, the changes that occur and how to deal with them.

So here we go (see English translation below):

Hermann Hesse - Stufen (Steps)

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf’ um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden…
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

-------------------------------

As every blossom fades
and all youth sinks into old age,
so every life’s design, each flower of wisdom,
attains its prime and cannot last forever.
The heart must submit itself courageously
to life’s call without a hint of grief,
A magic dwells in each beginning,
protecting us, telling us how to live.

High purposed we shall traverse realm on realm,
cleaving to none as to a home,
the world of spirit wishes not to fetter us
but raise us higher, step by step.
Scarce in some safe accustomed sphere of life
have we establish a house, then we grow lax;
only he who is ready to journey forth
can throw old habits off.

Maybe death’s hour too will send us out new-born
towards undreamed-lands,
maybe life’s call to us will never find an end
Courage my heart, take leave and fare thee well.

     Aufnahme 2001

    Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
    Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
    Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
    Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.

    Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
    Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
    Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
    in andre, neue Bindungen zu geben.

    Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
    Der uns beschützt und der uns hilft zu leben.

    Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
    An keinem wie an einer Heimat hängen,
    Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
    Er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten.

    Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
    Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
    Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
    Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

    Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
    Uns neuen Räumen jung entgegensenden,
    Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden ...
    Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

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    Wie jede Blüte welkt und jede Jugend dem Alter weicht.... von Hermann Hesse
    • 3. September 2015, 18:09 Uhr
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    • 9

    • hochgeladen von Hildegard Stauder

    Wie jede Blüte welkt
    und jede Jugend dem Alter weicht,
    blüht jede Lebensstufe;
    blüht jede Weisheit auch
    und jede Tugend zu ihrer Zeit
    und darf nicht ewig dauern.

    Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
    bereit zum Abschied sein,
    und Neubeginn um sich in Tapferkeit
    und ohne Trauern in andre, neue Bindungen zu geben.

    Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne
    der uns beschützt
    und der uns hilft zu leben.

    Wir wollen heiter Raum um Raum durchschreiten;
    an keinem, wie an einer Heimat hängen,
    der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
    er will Stuf' um Stuf' uns heben, weiten.

    Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
    und traulich eingewohnt,
    so droht Erschlaffen.

    Nur wer bereit zu Aufbruch ist
    und Reise mag, lähmender Gewöhnung sich entraffen.

    Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
    uns neuen Räumen jung entgegensenden,
    des Lebens Ruf an uns, wird niemals enden.

    Wohlan denn Herz, nimm Abschied und gesunde!

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    Wie jede Blüte welkt Interpretation?

    In der ersten Strophe vom Gedicht Stufen wird einerseits die Vergänglichkeit des Lebens thematisiert ("Wie jede Blüte welkt und jede Jugend - Dem Alter weicht") und andererseits darauf hingewiesen, dass jede Altersstufe wertvoll ist ("blüht jede Lebensstufe").

    Wann hat Hesse das Gedicht Stufen geschrieben?

    Stufen ist der Titel eines der bekanntesten philosophischen Gedichte von Hermann Hesse. Er schrieb das Gedicht am 4. Mai 1941 nach langer Krankheit; es trug ursprünglich den Titel „Transzendieren!

    Was wohnt nach Hermann Hesses Gedicht Stufen jedem Anfang inne?

    Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, Der uns beschützt und der uns hilft zu leben. Wir wollen heiter Raum um Raum durchschreiten, An keinem wie an einer Heimat hängen, Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen, Er will uns Stuf´ um Stufe heben, weiten.

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