Wer war bei Udo Jürgens als er starb?

Er war der grösste Sänger deutscher Zunge. Jetzt ist er nicht mehr. Udo Jürgens († 80) brach gestern bei einem Spaziergang im kleinen Dorf Gottlieben TG am Bodensee bewusstlos zusammen. Das Herz!

Sein langjähriger Assistent und Chauffeur Billy Todzo (63) war bei ihm. Jürgens wurde sofort ins Kantonsspital Münsterlingen TG überführt. Trotz mehrfacher Wiederbelebungsversuche wachte er nicht mehr auf. Um 16.25 Uhr konnte nur noch der Tod des Jahrhundert-Entertainers festgestellt werden. Er starb an akutem Herzversagen. Völlig überraschend.

Vor genau zwei Wochen, am Sonntag, 7. Dezember, stand Udo Jürgens noch auf der Bühne des ausverkauften Zürcher Hallenstadions. Er wirkte agil, sang seine grössten Hits. 10 000 Fans jubelten ihm zu, erlagen seinem Charme, beschenkten ihn mit Rosen. Niemand hätte gedacht, dass dies sein allerletztes Konzert sein sollte.

Udo war auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Unschlagbar! Er war tiefsinnig, auch witzig – immer elegant. Die Ernsthaftigkeit des Alters stand ihm prächtig, diesem Gentleman der alten Schule.

«Ich kenne keinen Unterschied zwischen Arbeit und Freizeit.» So erklärte Udo kürzlich im SonntagsBlick, weshalb er nach so vielen Jahren noch immer gerne auf der Bühne stehe. «Mein Beruf ist meine Passion und mein Lebensinhalt.» In seinem hohen Alter sei für ihn nichts mehr ein Müssen, sondern alles ein Dürfen. Diese Euphorie sah man ihm bis zum Schluss an.

Alle seien «erschüttert und fassungslos über den unerwarteten und plötzlichen Tod» ihres Freundes und grossartigen Künstlers, lassen Udo Jürgens’ Manager Freddy Burger (67) und sein Bandleader Pepe Lienhard (68) mitteilen. Sie seien geschockt und in grosser Trauer.

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Udo Jürgens begann seine Karriere in den 50er-Jahren. Am Eurovision Song Contest gelang ihm 1966 mit «Merci, Chérie» der grosse Durchbruch. Er komponierte mehr als 1000 Lieder, verkaufte über 100 Millionen Alben (siehe unten). In den 70er-Jahren zog Jürgens in die Schweiz. Er wohnte in einer der tollsten Wohnungen Zürichs, direkt am Bellevue. Später zog er in eine Villa in Zumikon ZH. 2007 wurde der gebürtige Österreicher eingebürgert.

Erst letztes Jahr kaufte er ein vierstöckiges Jugendstilhaus in Meilen ZH mit herrlicher Aussicht. «Nach dem Umbau wollte er hier seinen Lebensabend verbringen», sagt Pino Gasparini (68) zu BLICK. Gasparini hat Jürgens ein Vierteljahrhundert lang musikalisch begleitet. «Ende Jahr wäre das Haus bezugsbereit gewesen. Er war  schon fleissig dabei, es einzurichten. Er hat sich so darauf gefreut.»

Udo Jürgens war zweimal verheiratet, er hinterlässt Sohn John (50) und Tochter Jenny (47). Seine letzte Lebensgefährtin war Michaela Moritz (44), die Co-Autorin seiner 2004 erschienen Bestseller-Biografie «Der Mann mit dem Fagott». «Der Schmerz und die Traurigkeit sind gross», so Tochter Jenny. «Für mich zählt jetzt der Zusammenhalt der Familie, der ich in dieser schwierigen Zeit nahe sein will.»

Er wolle kein Leben führen, das ihn nicht mehr fordere, sagte Udo Jürgens einst. Ihn grauste es vor den körperlichen Beschwerden im hohen Alter. Und vor dem geistigen Zerfall. Er wollte in Würde abtreten. Voll da. Mit beiden Beinen auf dem Boden. Sein Wunsch ist gestern Nachmittag in Erfüllung gegangen.

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«Nach dem Tod kommt der grosse Frieden. Doch der findet nicht mehr im Bewusstsein statt. Wir erleben ihn in einer Dunkelheit», glaubte Udo Jürgens. «Wenn ich vor etwas Angst habe, dann vor einer Wiedergeburt», sagte er 2012 zu BLICK.

Ein Wiedersehen mit dem grössten Sänger der deutschen Sprache wäre trotzdem wunderschön. Irgendwann, irgendwo.

Udo Jürgens (* 30. September 1934 als Jürgen Udo Bockelmann in Klagenfurt, Österreich; † 21. Dezember 2014 in Münsterlingen, Schweiz), ab 2010 bürgerlich Udo Jürgens Bockelmann, war ein Sänger, Komponist und Pianist. Er sang hauptsächlich auf Deutsch, aber auch auf Englisch, Französisch und Italienisch.[1][2] Er besaß neben der österreichischen seit 2007 auch die Schweizer Staatsbürgerschaft.[3]

Mit über 105 Millionen verkauften Tonträgern war er einer der erfolgreichsten Unterhaltungsmusiker im deutschen Sprachraum.[4] Seine Karriere erstreckte sich über nahezu 60 Jahre.[5][6] Er ist stilistisch zwischen Schlager, Chanson und Popmusik einzuordnen und gewann mit Merci, Chérie als erster Österreicher 1966 den Grand Prix Eurovision de la Chanson (heute Eurovision Song Contest).

Udo Jürgens wurde 1934 als Sohn deutscher Eltern im kärntnerischen Klagenfurt am Wörthersee geboren. Seine Mutter Käthe Arp (1908–1988) stammte aus Prasdorf in Schleswig-Holstein. Sein Vater Rudolf Bockelmann war am 14. Dezember 1904 in Moskau als Sohn des deutschen Bankdirektors Heinrich Bockelmann geboren worden und nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges mit seinen Eltern in das damals neutrale Schweden geflüchtet. Nach dem Krieg ließen sich seine Eltern auf Gut Schloss Ottmanach im österreichischen Kärnten nieder, das Jürgens’ Großvater seinen fünf Söhnen geschenkt hatte. Sein Vater war von 1938 bis 1945 sowie von 1954 bis 1958 Bürgermeister der Gemeinde Ottmanach.[7] Er starb am 2. April 1984.

Ein Verwandter mütterlicherseits war der Dadaist Hans Arp. Ein Onkel väterlicherseits, Werner Bockelmann (SPD), war von 1957 bis 1964 Oberbürgermeister von Frankfurt am Main. Ein weiterer Onkel, Gert Bockelmann, lebte auf Gut Barendorf bei Lüneburg, das heute eine Heimvolkshochschule beherbergt, und war dort zeitweise Bürgermeister.[8] Udo Jürgens’ Onkel Erwin Bockelmann und Jonny Bockelmann waren Mineralölindustrielle. Sein mit dem Lied Mein Bruder ist ein Maler bedachter jüngerer Bruder Manfred Bockelmann ist ein bekannter Maler und Fotograf.[9]

Jürgens wuchs im elterlichen Schloss Ottmanach auf dem Magdalensberg in Kärnten zusammen mit seinen beiden Brüdern John (1931–2006) und Manfred (* 1943) auf. Das Klavierspielen brachte er sich selbst bei; systematischen Unterricht erhielt er erst später, als sein Vater sein Talent erkannte und es fördern wollte. Bei der Hitlerjugend erhielt er laut Aussage in seiner Biografie Der Mann mit dem Fagott von einem Gruppenführer eine derartig heftige Ohrfeige, dass fortan die Hörfähigkeit eines Ohres eingeschränkt war.[10][11] Das Gymnasium verließ Jürgens ein Jahr vor der Matura. Später studierte er Musik am Kärntner Landeskonservatorium in Klagenfurt[12] sowie am Mozarteum in Salzburg.

Von 1964 bis 1989 war Udo Jürgens, der sich selbst in der Öffentlichkeit mehrfach als Atheist[13] bezeichnete, mit dem ehemaligen Fotomodell Erika Meier, genannt Panja, verheiratet.[14] Der Ehe entstammen zwei Kinder, John (* 20. Februar 1964) und Jenny (* 22. Januar 1967). Außerdem hat Jürgens zwei nicht eheliche Töchter, Sonja Jürgens (* 1966)[15] und Gloria Burda (* 1994).[16][17]

Am 4. Juli 1999 heiratete er in New York seine langjährige Lebensgefährtin, Corinna Reinhold aus Rheydt. Zusammen bezogen sie 1997[18] ein Haus in Zumikon in der Schweiz. 2006 ließen sie sich scheiden.[19] Danach war er bis zu seinem Tod 2014 mit der Journalistin Michaela Moritz liiert,[20] die 2004 die Geschichte seiner Familie und die Anfänge seiner Karriere in dem Roman Der Mann mit dem Fagott niederschrieb, der 2011 verfilmt wurde.

Im Juni 1977 bezog Jürgens eine Penthouse-Wohnung am Bellevue in Zürich.[18] Da er sowohl in Österreich als auch in Deutschland Steuerschulden hatte, wurde dieser Umzug von diversen Medien als Steuerflucht bezeichnet. Er sah die Schulden jedoch durch einen auf einem Münchener Sperrkonto deponierten „siebenstelligen Betrag“ abgedeckt.[21]

Mit der Umfirmierung wurde nicht nur seine Wohnsitzverlegung von Zumikon in die Gemeinde Meilen angezeigt, sondern zudem der Name Jürgens, der bereits 1978 bei der Firmengründung fälschlich mit Bockelmann, Udo Jürgen (Künstlername 'Udo Jürgens') eingetragen worden war,[22] in Bockelmann, Udo Jürgens (Künstlername 'Udo Jürgens') geändert.[23] Rechtlicher Hintergrund war die 2010 bewilligte Änderung seiner Vornamen von Jürgen Udo in Udo Jürgens.[24][25]

Im Februar 2007 erhielt er die schweizerische Staatsbürgerschaft.[3] Seine österreichische Staatsbürgerschaft durfte er behalten,[24] so dass er anschließend Doppelbürger war.[26] Im Juli 2012 erwarb er in der Gemeinde Meilen eine Villa[27], die Gottlieb Duttweiler 1930 hatte errichten lassen.[28] Die Villa wurde zwischen 2012 und 2016 totalsaniert.[29] 2015 wollte er in die Villa einziehen, wozu es jedoch durch seinen Tod nicht mehr kam.[30]

Am 21. Dezember 2014 brach Udo Jürgens während eines Spaziergangs in Gottlieben im Kanton Thurgau bewusstlos zusammen und starb trotz eines Wiederbelebungsversuches[31] im Spital von Münsterlingen an Herzversagen im Alter von 80 Jahren.[32] Zwei Wochen zuvor hatte er in Zürich den ersten Teil seiner 25. Konzerttournee beendet. Seinen letzten öffentlichen Auftritt absolvierte er am 12. Dezember 2014 im Berliner Velodrom in der Helene Fischer Show. Der Auftritt wurde am 25. Dezember 2014 im ZDF ausgestrahlt.[33]

Am 15. Jänner 2015 nahmen rund 200 Freunde und Weggefährten bei einer Gedenkfeier in Zürich Abschied von Udo Jürgens. Seine Urne wurde in der Volkshalle des Wiener Rathauses aufgestellt, wo die Öffentlichkeit dem Musiker die letzte Ehre erweisen konnte. Amtsträger wie der österreichische Bundespräsident Heinz Fischer und Bundeskanzler Werner Faymann trugen sich dort in die ausliegenden Kondolenzbücher ein. Jürgens wurde in einem Ehrengrab der Stadt Wien (Gruppe 33 G, Grab Nr. 85) auf dem Zentralfriedhof beigesetzt.[34][35]

Der Grabstein, der einen in ein weißes Trauertuch gehüllten Flügel darstellt, wurde von seinem Bruder Manfred entworfen und vom Bildhauer Hans Muhr in Laaser Marmor umgesetzt.[36][37] Auf der Gedenktafel steht – nach mehrfachen Korrekturen der zunächst falschen Schreibweise[38][39] – unter anderem eine seiner Textpassagen: „Ihr seid das Notenblatt, das alles für mich war. Ich lass’ Euch alles – ich lass’ Euch alles da!“.[40]

Seine ersten Auftritte noch während seiner Studienzeit am Konservatorium hatte er in diversen kleineren Lokalen. Ernst Lerch engagierte ihn in seinem damals angesagten Klagenfurter Tanzcafé Lerch für fünf Schilling pro Stunde. Er trat dort in Anspielung auf seinen zweiten Vor- und seinen Familiennamen unter dem Künstlernamen Udo Bolán auf und konnte so erste Bühnenerfahrung sammeln. Er sang und spielte unter Begleitung eines Schlagzeugers und eines Bassisten am Klavier vorwiegend Jazz und Swing sowie auf Wunsch des Publikums auch Volkstümliche Musik.[41] 1951 gewann Udo Jürgens als 17-Jähriger bei einem Komponisten-Wettbewerb des Österreichischen Rundfunks unter 300 Teilnehmern mit dem Lied Je t’aime als jüngster Teilnehmer den 1. Preis.

1959 erzielte er einen ersten Achtungserfolg mit dem Lied Jenny; der Titel wurde 1961 von Lale Andersen mit einem von Jürgens neu geschriebenen Text als Jonny interpretiert. 1960 komponierte er für Shirley Bassey den Hit Reach for the Stars. Im selben Jahr siegte er zusammen mit Hannelore Auer, Heinz Sagner, Inge Brandenburg und Frank Forster beim Songfestival von Knokke für Deutschland. Ab 1963 arbeitete er mit dem Münchener Medienmanager Hans R. Beierlein zusammen, der ihn besonders als Komponist förderte.

1964 startete Udo Jürgens in Kopenhagen beim Grand Prix Eurovision für Österreich. Er erreichte mit Warum nur, warum? den 6. Platz. Matt Monro verkaufte mit der englischen Version Walk Away 1,5 Millionen Schallplatten, kam auf Platz 23 in den USA, Platz 4 in Großbritannien und belegte weitere Plätze in den Hitparaden rund um die Welt. Das deutschsprachige Original wurde in Frankreich ein Nummer-1-Hit. Jürgens komponierte für Frank Sinatra If I Never Sing Another Song. Sinatra trat diesen Titel wegen einer Karrierepause an seinen Freund Sammy Davis junior ab. Die deutsche Version wurde von Alexandra unter dem Titel Illusionen interpretiert.

1965 nahm Udo Jürgens sowohl am Sanremo-Festival als auch erneut am Grand Prix Eurovision, diesmal in Neapel, teil. Bei letzterem erreichte er mit Sag ihr, ich laß sie grüßen Platz 4. Zudem war er mit dem Lied Siebzehn Jahr, blondes Haar erfolgreich, das in Deutschland Platz 4 und in Österreich Platz 6 erreichte. Im Folgejahr war er im gleichnamigen Kinofilm von Franco Montemurro zu sehen, in dem er auch Merci, Chérie sang. Es folgte seine dritte Teilnahme am Eurovision Song Contest, wo er am 5. März in Luxemburg mit diesem Stück den ersten Platz erreichte. Dies verschaffte ihm den internationalen Durchbruch. Es folgten ausgedehnte Tourneen in alle Welt.

1967 erschienen mit Was ich dir sagen will – einer Zusammenarbeit mit Joachim Fuchsberger – und Immer wieder geht die Sonne auf weitere Verkaufserfolge. 1968 kehrte er zum Sanremo-Festival zurück. In dieser Zeit nahm er Platten seiner Kompositionen in unterschiedlichen Sprachen auf. Neben seiner musikalischen Karriere spielte er in den 1950er und 1960er Jahren auch in mehreren deutschen Unterhaltungsfilmen mit. 1971 sang er das Lied der ARD-Fernsehlotterie Zeig mir den Platz an der Sonne. Auch 1976 (Ein Lied für alle, die einsam sind) und 1980 (Ist das nichts?) sang er die Lieder der Fernsehlotterie.

Griechischer Wein aus dem Jahr 1974 wurde ein großer Hit. Zu seiner Ehrung und als Ausdruck des Dankes, das Leben der griechischen Gastarbeiter in Deutschland derart emotional ausgedrückt zu haben, wurden Udo Jürgens und der Textschreiber Michael Kunze vom griechischen Ministerpräsidenten Konstantinos Karamanlis in Athen empfangen. Das Lied wurde unter dem Titel Phile kerna krassi ins Griechische übertragen und zu einer Art Volkslied. Bing Crosby nahm es mit dem Titel Come Share the Wine auf; später sang es Al Martino, der damit ebenfalls großen Erfolg hatte.

Udo Jürgens bestritt Tourneen durch Deutschland, Österreich, die Schweiz, Griechenland, Polen, Japan und Australien. 1977 übernahm der Schweizer Freddy Burger sein Management. Die erfolgreiche Zusammenarbeit und Freundschaft hielt bis zu Jürgens’ Tod an. Erstmals 1982 ging Jürgens mit dem Orchester von Pepe Lienhard auf Tournee. Seinen größten kommerziellen Erfolg stellte Buenos días, Argentina mit der bundesdeutschen Fußballnationalelf dar. 1978 bekam er dafür nach fünf Wochen eine Goldene Schallplatte und nach zwei Monaten eine Platin-Schallplatte. Außerdem war dieser Schlager in einer Tex-Mex-Fassung in Nordamerika sehr erfolgreich; Marty Robbins erreichte damit Platz 25 in den Country-Charts. Im Oktober 1979 erschien die Single Ich weiß, was ich will, bei der er mit dem Liedtexter Fred Jay zusammenarbeitete.

Ab Anfang der 1980er hatte Udo Jürgens keine Top-10-Platzierungen in den deutschen Single-Charts mehr,[42] er veröffentlichte jedoch regelmäßig weiter Alben, die sich vor allem in Österreich und der Schweiz gut verkauften. In Deutschland war sein kommerzieller Erfolg zu dieser Zeit eher mäßig.[43] 1984 veröffentlichte er mit Liebe ohne Leiden ein Gesangs-Duett mit seiner 17-jährigen Tochter Jenny. Im Oktober 1984 traten sie erstmals gemeinsam mit dem Lied in der ZDF-Unterhaltungsshow Show & Co. mit Carlo auf. 1988 gelang ihm mit Das Blaue Album seine vorerst letzte Top-20-Platzierung.

1991 nahm Jürgens mit der österreichischen Band Erste Allgemeine Verunsicherung den Titel Na und ...?! auf, den sie gemeinsam im Oktober des Jahres in der ZDF-Rateshow Die bessere Hälfte vortrugen. Seine in den 1990er Jahren veröffentlichten Alben Geradeaus! (1991), Café Größenwahn (1993) und Zärtlicher Chaot (1995) waren in Deutschland wenig erfolgreich. Im März 1999 erschien sein Studioalbum Ich werde da sein, das sich in den deutschen Albencharts erstmals seit 1988 in den Top-20 platzieren konnte. Zudem war er als Nebendarsteller in den Fernsehserien Das Traumschiff und Ein Schloß am Wörthersee zu sehen. Im November 2003 erschien das Weihnachtsalbum Es werde Licht, das in Österreich Goldstatus und Platz 9 der Charts erreichte. 2010 erfolgte in Kooperation mit Hape Kerkeling eine Neuauflage des Albums.

Größere mediale Aufmerksamkeit erhielt Udo Jürgens wieder ab 2007, nachdem das Jukebox-Musical Ich war noch niemals in New York, basierend auf einem Potpourri seiner Lieder, Premiere gehabt hatte. 2009 nahmen die Sportfreunde Stiller eine Coverversion des Titelstückes auf ihrem Album MTV Unplugged in New York auf, bei dem auch Gesangsaufnahmen von Udo Jürgens verwendet wurden. Der Erfolg dieses Albums und der Single brachten dem Sänger nach 17 Jahren seine ersten Platzierungen in den deutschen Singlecharts ein.[44] Mit dem Erfolg des Musicals stiegen auch die Verkaufszahlen für Jürgens’ Albumveröffentlichungen wieder. Die nachfolgenden Alben Einfach ich (2008) und Der ganz normale Wahnsinn (2011) belegten Spitzenpositionen in den deutschen und österreichischen Charts.[43]

Im Februar 2014 erschien mit Mitten im Leben sein letztes Studioalbum. Ab Ende Oktober 2014 folgte die gleichnamige Tournee.[45] Sein letztes Konzert gab Udo Jürgens am 7. Dezember 2014 im ausverkauften Hallenstadion in Zürich.[46] Nach seinem Tod im Dezember 2014 stiegen die Verkaufszahlen signifikant an und blieben über Wochen auf einem hohen Niveau; dieser posthum-Effekt gipfelte Anfang April 2015 im erneuten Erreichen von Platz eins in den österreichischen Charts.[47]

1972 schrieb Udo Jürgens ein Musical mit dem Titel Helden, Helden, das auf George Bernard Shaws Theaterstück Helden basierte. Es wurde, mit Michael Heltau und Gabriele Jacoby in den Hauptrollen, am 28. Oktober 1972 im Theater an der Wien uraufgeführt.[48] 1974 fand am Hamburger Operettenhaus die deutsche Erstaufführung statt.

Im Dezember 2007 hatte das Musical Ich war noch niemals in New York im Operettenhaus Hamburg Weltpremiere. Alle Lieder stammen von Udo Jürgens und seinen Textautoren. Selbst trat er nicht auf, die Lieder wurden von den Darstellern gesungen. Das Dialogbuch schrieben Gabriel Barylli und Christian Struppeck, choreografiert wurde das Musical von Kim Duddy.[49]

Der ihm 1995 gewidmete Platz in Villach

Udo Jürgens gilt als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Entertainer des 20. und frühen 21. Jahrhunderts. Er schrieb mehr als 1000 Lieder, veröffentlichte über 50 Musikalben und verkaufte in seiner mehr als sechzig Jahre andauernden Karriere über 105 Millionen Tonträger.[4] Er zählt damit zu den erfolgreichsten Solokünstlern der Welt und hält mit 61 Platzierungen in den Albumcharts den Rekord als am häufigsten vertretener deutschsprachiger Sänger Bis Ende 2014 kann er insgesamt 616 Album- und 411 Single-Platzierungen vorweisen.[50] Seit 2015 hält er zudem den weltweiten Rekord als am längsten erfolgreicher Künstler in den Charts mit über 57 Jahren, vom Ersteinstieg 1958 bis 2015.[51]

In den Anfangsjahren wurde er meist als Schlagersänger gesehen, später sprengte er mit seinem umfangreichen Werk die Grenzen des Schlagers. Seine Liedtexte, die von verschiedenen Textern und von ihm selbst stammen, sprechen häufig gesellschaftliche Themen an, z. B. Dekadenz (Café Größenwahn, 1993). Mit Ein ehrenwertes Haus (1975) karikierte er die spießbürgerliche Bigotterie in Bezug auf die damals vielfach noch als problematisch empfundene wilde Ehe – die „Ehe ohne Trauschein“ und prangerte Rassismus und Gewalt gegen Kinder an. Auch zur Gastarbeiterproblematik (Griechischer Wein, 1974), zur Umweltproblematik (5 Minuten vor 12, 1982; Die Schwalben fliegen hoch, 1983), zum Wettrüsten (Traumtänzer, 1983) oder zur Drogenproblematik (Rot blüht der Mohn, 1984) nahm er Stellung.

Im Titel Gehet hin und vermehret Euch aus Das Blaue Album von 1988 schafft er eine Verbindung zwischen dem Papst und einem Bibelzitat. Das Radioprogramm des Bayerischen Rundfunks nahm das Lied deshalb auf den Index. Ebenfalls auf diesem Album ist das Lied Moskau – New York zu hören, in dem Jürgens den Fall der Berliner Mauer besingt.

Sein breit gefächertes Schaffen umfasst auch symphonische Kompositionen, wie Wort und Die Krone der Schöpfung, die mit den Berliner Philharmonikern aufgenommen wurden. 1992 spielte Jürgens auf der Donauinsel in Wien vor rund 220.000 Zuschauern. Ein Markenzeichen seiner Live-Konzerte waren die Zugaben, die er stets in einem weißen Bademantel sang.

Deutschen Fernsehzuschauern sind seine Stücke Vielen Dank für die Blumen als Titellied von Tom und Jerry sowie der Anfang seines Liedes Tausend Jahre sind ein Tag als Titelthema der Serie Es war einmal … der Mensch bekannt. Jürgens komponierte 1990 den Soundtrack für zwei Folgen der Das-Traumschiff-Reihe sowie die offiziellen WM-Songs der deutschen Fußballnationalmannschaft zur WM 1978 (Buenos días, Argentinia) und zur WM 1990 (Sempre Roma). Für die österreichische Fußballnationalmannschaft schrieb er den Song Wunderknaben zur WM 1998.

Mit Alexandra und Reinhard Mey schrieb er Lieder, mit Rainhard Fendrich gab es gemeinsame Auftritte. Seine Lieder wurden von Howard Carpendale, den Sportfreunden Stiller, Roland Kaiser, Helene Fischer und anderen gecovert. Einige seiner bekannten Lieder wie Griechischer Wein, Aber bitte mit Sahne oder Es wird Nacht, Señorita wurden von Otto Waalkes parodiert.

1995 wurde in Villach ein Platz an der Kreuzung Widmanngasse/Lederergasse nach ihm benannt. Erst 2019 wurde allerdings die offizielle Benennung in Form des Gemeinderatsbeschlusses, der vergessen worden war, durchgeführt.[52]

Nach langjährigen gerichtlichen Auseinandersetzungen über die zukünftige Verwertung des musikalischen Erbes haben sich John und Jenny Jürgens und sein ehemaliger Manager Freddy Burger im Oktober 2021 gütlich geeinigt. Die beiden ehelichen Kinder werden sich zukünftig als alleinige Gesellschafter um die Geschicke des Tonträgerunternehmens Udo Jürgens Master AG kümmern. Damit liegt die Veröffentlichung des gesamten Udo-Jürgens-Musikproduktionskatalogs in deren Händen. Freddy Burger, der fast 40 Jahre der Geschäftspartner und Freund von Udo Jürgens war, konzentriert sich auf die Pflege des ihm gehörenden Musikverlags für die Werke von Udo Jürgens.[53]

Hatte Udo Jürgens Herzprobleme?

1966: Udo Jürgens trägt seine erste Frau Panja auf den Armen. Udo Jürgens wirkte jung und dynamisch – fast schon jugendlich für seine 80 Jahre. Doch er starb an Herzversagen. Sein Herz war schwach.

Wie ist Udo Juergens gestorben?

21. Dezember 2014Udo Jürgens / Sterbedatumnull

Wie alt verstarb Udo Jürgens?

80 Jahre (1934–2014)Udo Jürgens / Alter zum Todeszeitpunktnull

Warum hatte Udo Jürgens immer einen Bademantel an?

Angefangen habe alles spontan, nach einem Konzert, bei dem die Sprechchöre auch nach einer Viertelstunde noch nicht abebben wollten. "Ich habe mir in der Kabine den Bademantel übergeworfen und bin wieder auf die Bühne." Sein Manager fand die Aktion "toll" und riet ihm, diese Tradition beizubehalten.