Wer ist alles von wasserspiegel pegel erhöhung betroffen

Pegelstände richtig lesen und anwenden

Was besonders in den heißen Sommermonaten – der Hochsaison für Bootsfahrer*innen – ein großes Thema ist, beschäftigt manche Wassersportregion ganzjährig: niedrige Pegelstände und nur begrenzte Schiffbarkeit von Gewässern. Doch was genau gibt der Pegel an? Längst nicht jeder Skipper, ob Neuling oder alter Hase, kann dies auf Anhieb sicher beantworten. Deshalb soll dem Prinzip Pegelstand und seiner genauen Definition hier einmal auf den sprichwörtlichen Grund gegangen werden.    

Insbesondere Gewässerabschnitte wie die Oberelbe oder der frei fließende Rhein sind immer wieder von den niedrigen Pegelständen betroffen und machen es der Berufsschifffahrt aber auch der Sportschifffahrt schwer. Eine durchgängige und ausreichende Fahrrinnentiefe wird daher seit längerem von Vereinigungen wie der Elbe Allianz e.V. gefordert. Jeder Skipper weiß den Stand des Pegels an der Pegellatte am Uferrand abzulesen.

Wer ist alles von wasserspiegel pegel erhöhung betroffen

Doch was sagt der angegebene Pegelwert überhaupt aus? Die erste Annahme, die einem hier in den Sinn kommt, ist auch gleich die Falsche, denn es handelt sich nicht um die eigentliche Wassertiefe des Gewässers! Der Bezugspunkt des Pegels ist der Pegelnullpunkt (PNP), der sich auf Meeresniveau (NN) bezieht. Der Pegelnullpunkt wird immer etwas unter dem niedrigsten, über eine lange Zeit gemessenen Wasserstand eines Gewässers festgesetzt, damit auch bei niedrigem Wasserstand keine negativen Werte auftreten. Somit ist der Pegelnullpunkt von Gewässer zu Gewässer unterschiedlich. Die Flusssohle, also der Grund des Gewässers liegt noch weiter unterhalb des Nullpunktes.

Wer ist alles von wasserspiegel pegel erhöhung betroffen

Im abgebildeten Beispiel beträgt der Pegel aktuell 5,47 m und liegt damit bei 105,47 m über Normalnull (NN). Da die Flusssohle auf 97,88 NN liegt, beträgt die gesamte Wassertiefe beim aktuellen Wasserstand aber nicht 5,47 m sondern sie liegt tatsächlich bei 7,59 m. Denn der Pegelnullpunkt (Pegelstand 0,00) liegt in diesem Beispiel noch 1,11 Meter über der eigentlichen Flusssohle oder auch Grund des Gewässers mit 97,88 m ü NN.

Grundsätzlich gilt für Sportbootfahrer wie für die Berufsschifffahrt, die angezeigten Pegelstände stets im Auge zu behalten und besonders bei Niedrigwassergefahr sich auch schon vorab zu informieren, zum Beispiel beim Onlinedienst der WSV. Hier kann neben dem aktuellen Pegel auch die Höhe des Pegelnullpunktes für jeden Messpunkt entlang eines Gewässers auf einer Karte oder Tabelle abgelesen und damit der genaue Tiefgang des Wassers bestimmt werden.

Eine Besonderheit bei den Pegelständen gilt für den Rhein, da dieser aus gestauten und somit regulierten Abschnitten und frei fließenden Abschnitten besteht. Die Fahrrinnentiefe wird hier auf den Gleichwertigen Wasserstand (GIW) bezogen. Der Gleichwertige Wasserstand (GlW) ist ein Bezugswasserstand, von dem aus die vorhandenen oder angestrebten Wassertiefen des Rheins ermittelt werden können. Der Gleichwertige Wasserstand gibt die Mindestfahrrinnentiefe wieder, der bei gleichwertigem niedrigem Abfluss an den einzelnen Pegeln längs des Rheins garantiert wird. In Düsseldorf beträgt der GlW beispielsweise 97 cm und hat eine Fahrrinnentiefe von 250 cm. Sinkt der Pegel auf 88 cm, beträgt die garantierte Fahrrinnentiefe noch: 250 cm - (97 cm - 88 cm) = 241 cm.

Wer ist alles von wasserspiegel pegel erhöhung betroffen

Da aufgrund von Strömungen und dem mitgetragenen Schlamm und Geröll sich die Rheinsohle immer wieder ändert, wird der GlW alle zehn Jahre neu festgesetzt. Grundsätzlich kann der aktuell gültige GlW eines jeden Streckenabschnitts des Rheins auf der Webseite der WSV eingesehen werden. Dieser Wert ist insbesondere für die Berufsschifffahrt wichtig, da hierauf die Beladungsmengen der Frachtschiffe basieren.

Lieferketten Rhein: Wie der niedrige Wasserstand den Güterverkehr ausbremsen könnte

Wer ist alles von wasserspiegel pegel erhöhung betroffen

Nur wenige Zentimeter entscheiden darüber, ob der Rhein für große Transportschiffe weiter befahrbar bleibt

© IMAGO / NurPhoto

Der Wasserstand des Rheins ist gefährlich niedrig. Sinkt er in den kommenden Tagen weiter könnte er für große Schiffe, die unter anderem Benzin, Kohle und Heizöl transportieren, unbefahrbar sein. Das würde die ohnehin schon angespannte Wirtschaftslage zusätzlich unter Druck setzen

Der Wasserstand des Rheins steht kurz vor dem Punkt, an dem der Strom für den Transport großer Gütermengen praktisch ausfällt – während Europa mittendrin ist, eine massive Wirtschaftskrise abzuwenden.

Der Pegel des Flusses bei Kaub, einem wichtigen Standort für die Verschiffung von Gütern, soll bis zum Wochenende auf 47 Zentimeter sinken. Damit würde er bis auf sieben Zentimeter an die Grenze der Unbefahrbarkeit herankommen.

Europa sieht sich bereits mit der schlimmsten Energieversorgungskrise seit Jahrzehnten konfrontiert, seit Russland das die Erdgasmengen immer weiter runterfährt und die Inflation explodiert. Jetzt kommt der Klimawandel zu den Problemen des Kontinents hinzu. Ein unpassierbarer Fluss könnte den Transport wichtiger Güter zum Stillstand bringen, während Europas Regierungen gegen die drohende Rezession ankämpfen.

„Aktuell gibt es durch die niedrigen Wasserstände Einschränkungen für die Schifffahrt am Rhein. Für die Kohleanlieferung per Schiff bedeutet das, dass sich sowohl die Anzahl noch ‚einsatzfähiger Schiffe’ als auch die möglichen Lademengen in unterschiedlicher Größenordnung reduziert”, so der Energieversorger EnBW AG in einer Stellungnahme. „Mit dem Niedrigwasser steigen auch die Transportkosten pro Tonne, was wiederum die Einsatzkosten der Kohlekraftwerke erhöht.”

Wer ist alles von wasserspiegel pegel erhöhung betroffen

Weil sich die Nachfrage nach teurem Erdgas weltweit mit angezogener Handbremse entwickelt, wagen nur wenige Länder Investitionen für höhere Kapazitäten. Dennoch geben einige von ihnen Gas ab – und nicht alle eignen sich für Europas Shoppingtour

Nach dem Niedrigwasser 2018 schätzten Analysten von JPMorgan, dass die Beeinträchtigung das Wachstum in Deutschland im vierten Quartal um 0,4 Prozentpunkte gedämpft haben könnte. Dieses Mal könnte die Abhängigkeit von der Wasserstraße angesichts fehlender russischer Energielieferungen sogar noch größer sein.

Der Rhein, der sich etwa 1288 Kilometer von der Schweiz bis zur Nordsee schlängelt, ist für die Lieferung und den Export von Heizöl, Benzin, Kohle und anderen Rohstoffen unerlässlich.

„Da der Rheintransport unterbrochen ist und Alternativen wie Schiene und Straße immer teurer werden, wird es für Deutschland und die Schweiz schwierig werden, Gasöl-/Dieselvorräte anzulegen, bevor die Temperaturen abkühlen”, sagte Josh Folds, ein Ölanalyst beim Beratungsunternehmen Facts Global Energy. “Dies gilt insbesondere angesichts der Situation bei den russischen Gasöl-/Dieselimporten.”

Rohstoffkähne vor Problemen

Am Dienstag fiel der Wasserstand in Kaub auf den niedrigsten Stand seit 2018, einem Jahr, in dem es zu weitreichenden Beeinträchtigungen für wichtige industrielle Nutzer kam. Er liegt jetzt ein wenig über 60 Zentimeter und wird nach Angaben der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes am Samstag voraussichtlich auf 47 Zentimeter sinken.

Der gemessene Wasserstand entspricht nicht der tatsächlichen Tiefe des Flusses. Als beispielsweise in Kaub vor einigen Wochen ein Pegelstand von fast 90 Zentimetern gemessen wurde, betrug die tatsächliche Tiefe des Flusses etwa zwei Meter.

Ein Vertreter der Bundesanstalt für Gewässerkunde sagte im Juli, dass es für Lastkähne, die Rohstoffe transportieren, unwirtschaftlich wird, Kaub zu passieren, wenn der gemessene Pegel auf 40 Zentimeter oder darunter fällt.

Die niedrigen Pegelstände beeinträchtigen bereits die Handelsströme und begrenzen die Menge an Treibstoff, die Lastkähne ins europäische Binnenland transportieren können. Die Schweiz, die den Rhein für die Einfuhr von erdölbasiertem Kraftstoff nutzt, gibt Bestände aus ihren strategischen Reserven frei.

Teile der Kraftstoffversorgung im europäischen Binnenland werden auch durch Raffinerieausfälle in Deutschland, der Tschechischen Republik und Österreich beeinträchtigt. Die Alpenrepublik gibt ebenso wie Ungarn Kraftstoff aus ihren Vorräten frei.

Die Transportkosten sind bereits außer Kontrolle geraten. Der Transport von Treibstoff nach Basel in der Schweiz kostet jetzt mehr als 200 Euro pro Tonne. Das ist der höchste Preis seit mindestens drei Jahren, während er vor ein paar Monaten noch bei 25 Euro lag.

Wer ist alles von wasserspiegel pegel erhöhung betroffen

Von Chinas Manövern sind auch einige der weltweit wichtigsten Handelsrouten betroffen. Taiwans Behörden haben die Schiffskapitäne aufgerufen, die Gebiete zu umfahren. Laut Analysten drohen Auswirkungen auf die globalen Lieferketten jedoch nur, wenn die Militäraktionen ausgeweitet oder verlängert werden

Wenn Lastkähne nicht voll beladen werden können, werden mehr Schiffe benötigt, um die gleiche Menge an Fracht zu transportieren.

Laut Joseph McDonnell, einem Analysten für Ölprodukte bei Energy Aspects, wirkt sich das Niedrigwasser auf die Verschiffung einiger Komponenten aus, die zur Herstellung von Benzin für Mischungen verwendet werden. Der Transport von petrochemischen Rohstoffen wie Naphtha vom Drehkreuz Amsterdam-Rotterdam-Antwerpen zu den Anlagen im Landesinneren sei ebenfalls betroffen.

Weitere Artikel dieser Art finden Sie auf Bloomberg.com.

©2022 Bloomberg L.P.

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Wer ist vom Anstieg des Meeresspiegels betroffen?

Zu den Ländern, die durch einen Anstieg des Meeresspiegels am stärksten gefährdet sind, gehören Bangladesch, Ägypten, Pakistan, Malediven, Indonesien und Thailand, die alle eine große und relativ arme Bevölkerung aufweisen.

Welche Länder versinken wenn der Meeresspiegel steigt?

Orte wie die Malediven, Bangkok oder auch Venedig sind in den nächsten Jahrzehnten massiv vom menschengemachten Klimawandel bedroht. Der Meeresspiegel wird steigen, sie drohen, überschwemmt zu werden.

Wie viele Menschen sind etwa vom Meeresspiegelanstieg betroffen?

Neuere Studien projizieren eine Bevölkerungszunahme in niedrigen Küstenzonen um 85-239 Mio. bis 2100. Bis 2050 werden wahrscheinlich über eine Mrd. Menschen in solchen Küstengebieten leben; danach wird mit einem leichten Rückgang gerechnet.

Wann steigt der Wasserspiegel?

Verschiedene Studien der vergangenen Jahre prognostizieren einen Meeresspiegelanstieg zwischen 30 Zentimetern und mehr als anderthalb Metern bis zum Ende dieses Jahrhunderts. Der Weltklimarat IPCC warnte bereits 2014 davor, dass bis 2100 die Meerespegel um bis zu 82 Zentimeter steigen könnten.