Welches Geräusch macht laut Volkslied die Mühle am rauschenden Bach?

300 Jahre alt ist die Wilhelm-Busch-Mühle, eine Fachwerkmühle mit Wasserrad, die heute Museum ist und in der ihr Namensgeber nicht nur während seiner Kindheit viele glückliche Tage verlebte.
Damals wurde Busch als 9jähriger Schüler von seinem etwa 150 Kilometer entfernten Elternhaus zu seinem Onkel, einem Pastor, nach Ebergötzen geschickt, um ihm dort eine bessere schulische Ausbildung zu ermöglichen.

"Ich glaube, er war nicht ganz so glücklich, als er hier ankam, er schrieb aber später und er schrieb es immer wieder, er habe hier seine schönste Zeit verbracht. Und er hatte von Anfang an einen Freund; er lernte den Müllersohn Erich Bachmann kennen. Und Pastor Kliene hat das auch beobachtet und hat Erich dann mit zum Unterricht beordert. Sie durften zusammen im Pfarrhaus lernen und hier in der Mühle ihre Freizeit verbringen."

Tausende Besucher sind es pro Jahr, die Museumsmitarbeiterin Marianne Tillmann durch die ehemalige Mühle mit ihren beengten, teilweise mit Originalmobiliar ausgestatteten Räume, über knarzende Dielen und enge Stufen führt.

Da gibt es eine gemütliche Wohnstube und das Schlafzimmer, in dem Wilhelm Busch auch später noch so gerne nächtigte und "das herabstürzende Wasser des Mühlrades durch seine Träume rauschte".

"Busch schrieb mal in einem Brief, da war er weit über 50: da schliefs sich's gut, das Bett wackelte wie früher beim Getriebe der Räder."

Das Mühlengetriebe kann auch heute noch in Gang gesetzt werden.
Kein Zweifel: hier haben Max und Moritz ihr Unwesen getrieben.

"Ricke racke, ricke racke, geht die Mühle mit Geknacke."

"Busch hat das immer abgestritten, es hätte mit ihm nix zu tun, alles reine Fantasie, das stimmt so aber nicht. Die Leute, die hier lebten; als die das Buch in Händen hielten, da war ganz klar, dass er an seine Kindheit zurück gedacht hat. Max und Moritz sehen Erich und Wilhelm auch ausgesprochen ähnlich. Max war der Erich Bachmann, bisschen kräftiger, rundgesichtig, schwarzhaarig und Moritz, man sieht es an dem Jugendbild wirklich deutlich: war Wilhelm Busch, der war schmal, blond, der hatte so ne Frisur mit ner aufregenden Tolle.
Man kann das ziemlich genau auch sagen, an wen Busch da gedacht hat; es is ja ne Mischung aus Dorfklatsch, Dorfpersönlichkeiten, Streichen und das Ganze endet ja auch in der Mühle, Max und Moritz werden gnadenlos geschrotet."

"Hei da sieht er voller Freude
Max und Moritz im Getreide.
Ratz in seinen großen Sack
schaufelt er das lumpe Pack."

Die Freundschaft zwischen Wilhelm Busch und dem Müllersohn Erich Bachmann sollte 66 Jahre halten. Dafür sorgten regelmäßige Briefkontakte und wiederholte Besuche des Künstlers in dem prägenden Ort seiner Kindheit, von dem er sagte: Kein Ort ist mir vertrauter, als Ebergötzen.
In dem Museum sind unter anderem, wunderbare Portrait-Zeichnungen ausgestellt, die der Künstler in seiner Jugend fertigte; erst später folgten seine bereits zu Lebzeiten so bekannt gewordenen Bildergeschichten.
Trotz seines großen Talentes, war Busch ein zurückhaltender und bescheidener Mensch.

"Er fühlte sich eher als gescheiterter Maler, aber diese Bildergeschichten haben ihm überhaupt ermöglicht, weiter zu arbeiten. das er damit immer bekannter wurde, war ihm eher peinlich. In einem Brief schreibt er mal: Ich schreibe diese Geschichten dem drängenden Ernährungstriebe folgend."

Ein äußerst erfolgreicher Ernährungstrieb: Seinen Erben vermachte er über 300.000 Goldmark, das entspricht etwa zwei Millionen Euro.

Nur wenige Minuten von der Wilhelm-Busch-Mühle entfernt, befindet sich das Europäische Brotmuseum. Deutschland ist Brotland Nummer eins: Weltweit gibt es kein anderes Land mit solch einer ausgeprägten Brotkultur.

Die Dauerausstellung, die in einem Spätbarockbau untergebracht ist, gibt anhand zahlreicher Objekte, Auskunft über die 8000-jährige kulturhistorische Geschichte des Brotes, Getreides, der Landwirtschaft und dem Bäcker- und Müllerhandwerk.

All das natürlich mit dem Blick über Deutschlands Grenzen hinaus.
Übrigens wurde Brot wahrscheinlich zufällig erfunden; so entstanden aus einem Getreidebrei, der aus Versehen auf einem heißen Stein landete und gebacken wurde; es duftete gut, war haltbar und schmeckte auch noch.
Das Museum zeigt sechs historische Brotöfen, alles originalgetreue Nachbauten. Darunter ein Steinzeitofen, dessen Fundament bei Ausgrabungen einer 7000 Jahre alten Steinzeitsiedlung bei Göttingen frei gelegt wurde.

"Den ham wir mit der Stadtarchäologie 1:1 nachgebaut und backen da jetzt regelmäßig steinzeitliches Brot mit den entsprechendem Getreide, also mit den ganz frühen Getreidesorten. Dann ham wir auch unseren Römerofen. Auch ein archäologischer Fund hier in der Nähe.
aus einem 2000 Jahre alten Römerlager und die Römer beherrschten also wirklich schon die Kunst des Brotbackens. Wir backen im Römerofen panis militaris, das Kommisbrot der alten Legionäre."

Diese speziellen Brote können nur an bestimmten Tagen verköstigt werden. Dafür ist leckeres Holzofenbrot während der Öffnungszeiten des Museumscafes immer zu haben. Auch die junge Generation kann sich im backen üben: Im Museum gibt es eine Backstube mit historischem Gerät, hier können sich Kinder in angebotenen Kursen als Brot- oder Brezelbäcker versuchen.

"Puff, sie fallen in die Kiste, wo das Mehl darinne ist.
Darum sind sie alle beide rundherum so weiß wie Kreide.
Knacks, da bricht der Stuhl entzwei, schwapp, da liegen sie im Brei."

Augenfällig in der Dauerausstellung ist ein hölzerner Käfig, der an einer Art Galgen hängt: Darin eingesperrt mussten die Bäcker des Mittelalters, die zu kleines Brot gebacken hatten, die sogenannte Bäckertaufe über sich ergehen lassen; das heißt sie wurden mehrfach in einen Fluss oder Bach getaucht, bis sie heftig nach Luft schnappten.

Diese etwas brachiale Art der Erfrischung möchte Museumsleiter Wilhelm Bruinjes in abgeschwächter Form wieder aufleben lassen: bei der diesjährigen Freisprechung des Bäckergesellen -Jahrganges.

"Der Jahrgangsbeste bekommt die Ehre nach 400 Jahren zum ersten Mal wieder mit der Bäckertaufe unter Wasser getaucht zu werden."

"Unser Bach, der hier über unser Gelände fließt, ist der Bach in den der Schneider Böck reingefallen ist, nachdem Max und Moritz ja frevelhafter Weise die Brücke angesägt hatten. Und es gibt hier im Ort drei Personen aus den Max und Moritz Geschichten, die hier historisch belegbar gelebt haben: die Witwe Bolte, Lehrer Lämpel und Schneider Böck."

"Und schon ist er auf der Brücke, krax die Brücke bricht in Stücke
Wieder tönt es Meck meck meck, plumps, da ist der Schneider weg."

Auf dem Außengelände des Museums, auf dem sich einmal eine Wasserburg befand und von der noch ein 800jähriger restaurierter Sandstein-Turm übrig geblieben ist, trifft man immer wieder auf alte Brotkutschen, wie die eines Bäckers, der über Land fuhr und seine Backwaren noch bis in die 1960-er Jahre in den Dörfern der Region verkaufte.

"Das machte er tagein, tagaus. Eines heißen Sommertages war er am Ende seiner Tour und kehrte in die Gaststätte ein, weil er durstig war und trank dann ein Bierchen, aber bei dem einen Bierchen blieb es nicht.
Spät abends kam er aus der Kneipe raus getorkelt, wollte in seine Kutsche klettern, die war aber nicht da, weil das Pferdchen die Nase voll hatte, den Weg genau wusste nach Hause, die Bäckerin stand sicherlich dann schon mit dem Nudelholz hinter der Tür."

Weiter geht es zu einer kleinen historische Wasser-Mühle, die ihren Platz an dem berühmt-berüchtigten Auebach gefunden hat.

"Aus diesem Geräusch ist das Lied entstanden, es klappert die Mühle am rauschenden Bach."

Im Inneren der Mühle ist eine Maske mit dämonisch fratzenhaftem Ausdruck angebracht. Der "Kleiekotzer" sollte die bösen Flussgeister fernhalten. Gegenüber steht eine Bockwindmühle in dunklem Holz aus dem 19. Jahrhundert. Die muss noch immer gen Wind gedreht werden. Normalerweise macht man das per Traktor, aber wenn der ausfällt, so wie an diesem Tag, muss die Mühle – wie in früheren Zeiten- durch menschlichen Körpereinsatz bewegt werden: da ächzt nicht nur das Gebälk.

"Die steht ja nur auf einem Bein und wenn der Wind zu stark wird, würde sie umfallen."

Dirk Ganz ist ehrenamtlicher Mitarbeiter im Brotmuseum:
mit Leib und Seele erklärt er Interessierten das Müllerhandwerk und dabei hat er wohl nicht nur einen Schalk im Nacken; ganz im Sinne von Max und Moritz.

"Das macht richtig Spaß, weil, na ja gut, ich verscheißer die Leute ein bisschen."

So haben Besucher die Möglichkeit die steilen Stufen der Mühle zu erklimmen; manche sind ängstlich; umso besser:

"Ich unterstütze diese Ängste dann immer: na ja, sie wird "wahrscheinlich" halten. Dieses "Wahrscheinlich", da sterben sie schon von halb. Ich hab auch hier oben eine sogenannte Popoklatschmaschine. Ich zeig euch die mal. Das Ganze geht relativ einfach. Klappe auf, Kind rein. Dann erzähl ich denen, das war alles Blödsinn, was ich euch erzählt habe ich wollt euch mal ein bisschen Hopp nehmen, in Wirklichkeit ist das eine Sackausklopfmaschine."

"Max und Moritz wird es schwüle, denn nun geht es in die Mühle.
Meister Müller heh heran, mahlt er das, so schnell er kann.
Her damit und in den Trichter, schüttelt er die Bösewichter.
Ricke racke, ricke racke, geht die Mühle mit Geknacke."

Was klappert denn da am rauschenden Bach?

Es klappert die Mühle am rauschenden Bach, klipp klapp. Bei Tag und bei Nacht ist der Müller stets wach, klipp klapp. Er mahlet uns Korn zu dem kräftigen Brot, und haben wir solches, so hat's keine Not.

Was klappert die Mühle am rauschenden Bach Text?

Es klappert die Mühle am rauschenden Bach, klipp, klapp! Bei Tag und bei Nacht ist der Müller stets wach, klipp, klapp! Er mahlet das Korn zu dem kräftigen Brot, und haben wir dieses, so hat's keine Not.

Wer schrieb Es klappert die Mühle am rauschenden Bach?

Ernst AnschützEs klappert die Mühle am rauschenden Bach / Texternull