Welche Krankheit verursacht Schmerzen im ganzen Körper?

Weil die Beschwerden beim Fibromyalgiesyndrom sehr unterschiedlich sind, muss der Arzt die Therapie individuell auf die Betroffenen abstimmen. Das erfordert viel Geduld und gegenseitiges Vertrauen. Die Leitlinie zu „Definition, Ursachen, Diagnostik und Therapie des Fibromyalgie-Syndroms“ ist dabei für Arzt und Patient gleichermaßen Hilfestellung. Sie gibt Tipps zur Diagnose und Therapie. Neben der wissenschaftlichen Leitlinie gibt es eine laienverständliche Patientenleitlinie, die auf den Informationsbedarf von Betroffenen zugeschnitten ist.

Bei einem Fibromyalgiesyndrom führt oft nicht eine Behandlungsform allein zur entscheidenden Verbesserung, sondern die Kombination mehrerer Therapiearten. Oft ist es hilfreich, wenn Ärzte dabei mit Psychologen, Physiotherapeuten und Selbsthilfegruppen zusammenarbeiten.

1. Medikamentöse Therapie

Sogenannte nichtsteroidale Antirheumatika (Schmerzmittel, die bei der Rheumatherapie eingesetzt werden) haben sehr oft Nebenwirkungen. Daher sollten sie nur in Ausnahmefällen eingesetzt werden. Generell sind Schmerzmittel bei Fibromyalgie nur selten eine Hilfe. Ihr Effekt ist meistens recht gering. Betäubungsmittel sollten nicht angewendet werden, auch Cannabispräparate werden aktuell nicht empfohlen. Kortison-Präparaten sind ungeeignet.

Antidepressiva zeigen bei etwa der Hälfte der Betroffenen Wirkung, zumindest für eine gewisse Zeit. Sie können den Schlaf verbessern, Schmerzen mindern und Verspannungen lösen. Die Dosis in der Fibromyalgie-Therapie ist geringer als bei der Behandlung von Depressionen. Ein Gewöhnungseffekt ist nicht bekannt. An reine Schlaf- und Beruhigungsmittel gewöhnt sich der Körper. Daher sind diese nicht ratsam.

Weitere Informationen erhalten Sie auf unserer Seite "Was hilft bei Fibromyalgie?".

2. Nicht-medikamentöse Therapie

Bei einer so unterschiedlich verlaufenden Krankheit wie dem Fibromyalgiesyndrom ist es besonders wichtig, dass die Patienten gut informiert sind - über die Krankheit selbst, die Behandlungsmöglichkeiten wie auch über ihre Perspektive, die sich ihnen bietet. Dies alles erfahren Betroffene im Patienten-Schulungsprogramm „Fibromyalgie“, das die Rheuma-Liga, Rehakliniken und rheumatologische Arztpraxen anbieten.

Helfen können den Betroffenen zum Beispiel gymnastische Übungen. Sie lockern die Muskeln auf. Doch sie können auch anfangs die Schmerzen verstärken. Daher ist es wichtig, langsam zu beginnen und das Bewegungsprogramm in kleinen Schritten zu steigern. Bewegung in warmem Wasser vertragen Menschen mit einem Fibromyalgiesyndrom meistens gut. Sinnvoll können auch bestimmte Sportarten sein, zum Beispiel die folgenden:

  • Gehen
  • Nordic-Walking
  • Schwimmen
  • Fahrradfahren
  • Tanzen
  • Muskelaufbautraining.

In allen Fällen sollten die Betroffenen vorsichtig anfangen. Das bedeutet zum Beispiel: Vor Beginn des Trainings sollten sie sich dehnen. Auch warme Vollbäder, Wärmepackungen und sogar Kältebehandlungen können Schmerzen lindern.

Weil die Krankheit nicht nur körperliche Beschwerden mit sich bringt, sondern auch psychische, ist eine psychologische Behandlung für manche Betroffenen sinnvoll.

Auch Entspannungstechniken sind in jedem Fall zu empfehlen, etwa:

  • Muskelentspannung nach Jakobsen
  • Autogenes Training
  • Meditation
  • Biofeedback
  • Entspannung durch Fantasiebilder

Medizinische Prüfung

Stand: April 2022

Fachliche Beratung: Dr. Wolfgang Brückle ist Internistischer Rheumatologe und Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin mit der Zusatzqualifikation Psychotherapie und Ernährungsmedizin.

Wenn der ganze Körper weh tut und man nicht weiß, woher die Schmerzen kommen oder wie sie zu vermeiden sind, kann die Ursache „FMS“ sein. Das „Fibromyalgie-Syndrom“ ist ein Muskel- und Bindegewebssyndrom, das mit Schmerzen und anderen Symptomen einhergeht.

Hauptsächliches Merkmal dieser Erkrankung sind vor allem großflächige schmerzende Areale am gesamten Körper mit wechselnder Ausdehnung und Verteilung. Zur Diagnosestellung werden unter anderem so genannte „Tender Points“ herangezogen, die bei Erkrankten eine heftige Schmerzreaktion auslösen. Begleiterscheinungen sind häufig: Schlafstörungen, Abgeschlagenheit, Depressionen, Verdauungsstörungen, Kältegefühl, Kopfschmerz oder Migräne. FMS-Kranke bekommen so gut wie nie Fieber.

Entstehung noch teilweise unklar

Obwohl die Betroffenen ständig Schmerzen haben, kommt es zu keinen sichtbaren Veränderung an Muskeln oder Sehnen. Die Erkrankung zeigt auch keine signifikanten Veränderungen von Laborwerten. Die Anamnese weist sehr oft vorangegangene, meist virale, Infekte auf.

„Fibromyalgie ist noch immer eine Ausschlussdiagnose und lässt sich  vor allem am klinischen Erscheinungsbild diagnostizieren. Auffallend sind neben den häufig vorangegangene Infekten, bestehende oder sich abzeichnende Überlastungssituationen oder psychische Erkrankungen“, stellt Primar Dr. Peter Pauly vom Institut für Physikalische Medizin und Rehabilitation am Landeskrankenhaus Vöcklabruck fest.

„Es ist heute klar belegbar, dass  Immunsystem und Schmerzgedächtnis eine Schlüsselrolle bei der Entstehung dieser Erkrankung zukommt. Die Auslöser sind multifaktoriell. Biogene Amine, Botenstoffe des Körpers, die bei Entzündungen auftreten, spielen dabei eine zentrale Rolle“, so Pauly weiter. Frauen sind neunmal mehr betroffenen als Männer.

Diagnose

Diagnostiziert wird die Fibromyalgie zuerst durch Ausschluss einer Reihe von Erkrankung, die gleiche Symptome verursachen können, wie etwa Schilddrüsenerkrankungen, Weichteilrheuma, Infektionserkrankungen, Tumoren, Autoimmunerkrankungen etc. Erst wenn es keine andere schlüssige Erklärung für die klinische Symptome gibt, darf von einer FMS gesprochen werden.

Verschiedene Ursachen können sich negativ auf die Erkrankung auswirken: Stress, Angst oder Ermüdung verstärken die Symptome. Auch auf Kälte, Feuchtigkeit oder Wetterumschwung sowie anhaltend schwere Arbeit reagieren die Patienten sensibel.

Oft ist der Nachtschlaf gestört und das wiederum verschlimmert die körperlichen Zustände.

Bei der Fibromyalgie finden sich keine krankhaften Laborwerte oder Veränderungen im Röntgenbild.

Auswirkung auf die Psyche

Obwohl sich keine entzündlichen Prozesse im Körper feststellen lassen, äußern sich die Schmerzen ähnlich wie Entzündungen. Gerade weil sich aber keine körperlichen Fehlfunktionen finden lassen, geraten die Betroffenen in einen Teufelskreis.

Bekannt ist, dass bei Fibromyalgie-Patienten eine Änderung im Regelsystem der cerebralen Schmerzempfindung festgestellt werden kann. So werden manche Hormone – zum Beispiel Serotonin – „zurückgefahren“, während andere – Schmerztransmittersubstanzen – vermehrt auftreten.

Betroffene haben oft damit zu kämpfen, als Hypochonder bezeichnet zu werden, eben weil keine körperlichen Ursachen festgestellt werden können. Auch dieser Umstand ist ein weiterer Grund zur Verschlechterung und zur psychischen Belastung.

Körperliche Zustände

Die Fibromyalgie manifestiert sich als starker Schmerz in allen Muskeln und Sehnenansätzen. Die Patienten beschreiben die Schmerzen als großflächig, oft werden die Bereiche als geschwollen empfunden. Bei manchen Patienten führen körperliche Betätigung, aber auch Krankengymnastik oder Massagen, zur Verschlechterung der Symptome.

Herkömmliche Schmerzmittel wirken nicht

Die Einnahme von Schmerzmitteln oder Antirheumatika führen nicht zum Ziel. Antidepressiva können bei vielen Patienten eine Erleichterung schaffen, weil sie den Serotoninspiegel anheben und den Schlaf verbessern. Auch Medikamente, die eigentlich gegen das Erbrechen bei Chemotherapien eingesetzt werden, helfen etwa einem Drittel der Patienten. Einige neue Substanzen sind derzeit  Ziel intensiver Forschung.

Nicht allen hilft alles

Ausdauertraining in frischer Luft, Krankengymnastik und Massagen können manchen Patienten entscheidend helfen, zu intensiv oder falsch angewendet können sie die Symptome der Betroffenen auch verschlimmern, warnt Pauly.

Eine Kombination von psychologischer Therapie, physikalischen Anwendungen und intensiver Patientenschulung hilft ebenso vielen.

Die Ganzkörper-Fiebertherapie (künstlich hervorgerufenes, kontrolliertes Fieber), aber auch Kältetherapie ist sinnvoll.

Eine besondere Bedeutung kommt der individuellen Schmerzbewältigung zu.

Spezialisierte Einrichtungen, mit erfahrenen Behandlerteams und die ausschließliche Verwendung anerkannter Methoden ersparen den Betroffenen viel Leid und Geld. Ausdrücklich warnen Selbsthilfegruppen vor Geschäftemacherei und unlauteren Versprechungen verschiedener Anbieter im Internet. Es bestünde wenig Möglichkeit die Wirksamkeit der entsprechenden Mittel vor der Anwendung zu überprüfen.

Chronifizierung vermeiden

Obwohl die Fibromyalgie nie zu einer funktionellen oder strukturellen Zerstörungen führt, erzeugt sie großen Leidensdruck.

Ist die Erkrankung erst einmal chronisch geworden, haben zwei Drittel der Erkrankten nach zehn bis 15 Jahren die gleichen Beschwerden wie zuvor. Deshalb sollte man rechtzeitig versuchen, die Beschwerden optimal zu behandeln, was durch konsequente Therapie in qualifizierten Zentren bei vier Fünftel der Patienten auch gelingt.

FMS ist noch nicht heilbar, aber es gibt echte Hilfe

Ein gestuftes aerobes (in frischer Luft) Ausdauertraining, medikamentöse Konzepte, psychologische Führung, physikalische Therapiemaßnahmen, Fiebertherapien oder Kältekammern helfen sehr gut, betont Pauly. Vor unkontrollierter sportlicher Aktivität und Überlastung warnt Pauly allerdings, weil sie zu einer Verschlechterung der Symptome führen können.

Der Verzicht auf Diskriminierung, soziale Anerkennung der Erkrankung und weitere Forschung sind dabei ein wesentlicher Faktor. Nur so wird das Ziel der Heilbarkeit einst erreichen können.

Mag. Christian Boukal

März 2017

Foto: shutterstock

‌ Zuletzt aktualisiert am 13. November 2020

Wie heißt die Krankheit wenn man am ganzen Körper Schmerzen hat?

Die Erkrankung Das Fibromyalgie-Syndrom (kurz: FMS) ist eine dauerhafte Erkrankung. Wörtlich übersetzt bedeutet Fibromyalgie "Faser-Muskel-Schmerz". Da hier unterschiedliche Beschwerden zusammentreffen, spricht man von einem Syndrom. Etwa 2 von 100 Menschen sind vom FMS betroffen, Frauen häufiger als Männer.

Was kann man machen wenn man überall am Körper Schmerzen hat?

Hier greift die Physiotherapie, die die Patienten wieder an die Bewegung heranführt. In der Therapie sind leichtes Ausdauertraining wie Schwimmen oder Nordic Walking und Wassergymnastik empfohlen. Wichtig ist es, die Muskeln und Bänder regelmäßig zu bewegen, ohne sie zu belasten.

Wie fühlen sich die Schmerzen bei Fibromyalgie an?

Symptome bei Fibromyalgie – welche Warnsignale gibt es? Das Fibromyalgiesyndrom entwickelt sich über einen langen Zeitraum. Betroffene berichten meist über chronische Schmerzen, die oft monatelang anhalten. Oft treten die Schmerzen am Rücken auf und breiten sich dann auf Beine und Arme aus.

Wie fängt Fibromyalgie an?

Das beschreibt bereits das zentrale Symptom der Fibromyalgie: tiefe Muskelschmerzen. Diese halten länger als drei Monate an und werden von weiteren Beschwerden begleitet, vor allem Schlafstörungen und Erschöpfung. Viele Betroffene leiden auch unter psychischen Symptomen wie Depressionen oder Angst.