Welche Folgen hat die Migration für das Herkunftsland?

Wolfgang Schäuble sagt, Muslime in Deutschland seien eine Bereicherung. Viel gefährlicher für Europa sei Abschottung. Zudem müsste Europa Afrika viel mehr unterstützen, so der Finanzminister.

Quelle: Die Welt

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Überall in Europa wachsen die Vorbehalte gegenüber Einwanderern und Flüchtlingen – auch aus Angst. Doch wer freien Handel und freie Märkte will, kann die Grenzen für Arbeitskräfte nicht schließen.

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  • Migration als Bedrohung gesehen
  • Zuwanderung wirkt sich positiv aus
  • Die logische Fortsetzung der Globalisierung

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Der Brexit hat viele Ursachen. Aber eine sticht heraus: die Zuwanderung. Die Entscheidung für den Brexit ist ein Protest gegen die massive Einwanderung der letzten Jahre, die viele Briten als uferlos einschätzten und für die andere die EU-Freizügigkeitsregeln verantwortlich machten. Vor allem für viele Ältere war die Zuwanderung der Sündenbock dafür, dass das Leben anders geworden ist als in jungen Jahren erhofft.

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An diesem subjektiven Urteil der Unzufriedenen ändert wenig bis nichts, dass andere Faktoren weit stärkeren Einfluss auf die Veränderung unseres Alltags haben, als es die Zuwanderung je könnte. Globalisierung und Digitalisierung haben beispielsweise einen Strukturwandel ausgelöst, der immer schneller vor sich geht, die Individualisierung der Gesellschaft verändert das Zusammenleben immer nachhaltiger.

Dennoch entstehen überall vor allem Abwehrreflexe gegen eine befürchtete Überfremdung, beispielsweise in Deutschland mit Pegida – den Patriotischen Europäern gegen die Islamisierung des Abendlandes – oder in der Schweiz mit der Zustimmung zur Masseneinwanderungsinitiative. Überall führen die stärksten Flüchtlingsbewegungen seit dem Zweiten Weltkrieg zu Widerstand gegen offene Grenzen und einer Stärkung national(istisch)er Protestparteien.

Migration als Bedrohung gesehen

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Viele Europäer bewerten Zuwanderung als weitere Bedrohung der politischen Stabilität, kulturellen Identität und ökonomischen Prosperität. Sie glauben, einen staatlichen Kontrollverlust zu erkennen. Er führe dazu, dass Einheimische im eigenen Land wirtschaftlich an den Rand gedrängt würden und sozial zu einer Minderheit würden, die ungewollt die ungeliebten Verhaltensspielregeln der Zugewanderten übernehmen müssten.

Welche Folgen hat die Migration für das Herkunftsland?

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Mehr noch als die Zahl der Zuwanderer lässt die geänderte Struktur der Zuwanderung vielerorts in Europa Ängste entstehen. Seit einigen Jahren suchen vermehrt Flüchtlinge aus weiter Ferne und fremden Kulturkreisen in Europa Zuflucht.

Welche Folgen hat die Migration für das Herkunftsland?

Unter Anleitung einer Mitarbeiterin arbeitet ein Nordafrikaner bei der Flüchtlings-Initiative "Arrivo" der Handwerkskammer Berlin in der Schreinerei

Quelle: pa/dpa

Sie verhalten sich anders als die Mehrheitsgesellschaft der Aufnahmeländer, haben ein unterschiedliches Wertesystem und kommen aus Staaten, die den Rechtsstaat westlicher Prägung mit gleichen Grundrechten für alle weder kennen noch respektieren. Vor allem aber sind die Asylsuchenden anderer Religion – die meisten sind Muslime.

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Ohne jeden Zweifel ist die Migration aus anderen Kulturkreisen eine gewaltige Herausforderung für europäische Gesellschaften, Politik und Wirtschaft. Die Integrationskosten sind auch für wohlhabende westliche Staaten keine Bagatelle. Selbst wenn bei Weitem nicht alle Asylsuchenden anerkannt werden und viele Flüchtlinge freiwillig weiterziehen oder nach Hause zurückkehren, ist und wird eine kostspielige Integrationsleistung zu erbringen sein.

Zuwanderung wirkt sich positiv aus

Aber bei allem Respekt vor den Herausforderungen der Migration ist Zuwanderung nicht die Schicksalsfrage, zu der viele sie machen. Weder ist Migration die Ursache vieler Zukunftsprobleme, noch ist sie deren Lösung. Zuwanderung ist keine ernsthafte Bedrohung für Europas Kultur. Sie ist aber auch nicht die eierlegende Wollmilchsau, die auf einfache Weise einen behaupteten Fachkräftemangel beseitigen oder eine demografische Alterung der Bevölkerung verhindern kann.

Die ökonomischen Wirkungen der Einwanderung sollten von beiden Seiten, weder von den Befürwortern im Guten noch von den Kritikern im Schlechten, überschätzt werden. Denn eines ist allen empirischen Untersuchungen gemeinsam, die abschätzen, welche makroökonomischen Effekte Zuwanderung verursacht: Sie zeigen, dass sich die Zuwanderung für die Aufnahmegesellschaft gesamtwirtschaftlich positiv auswirkt, wenn auch eher schwach als stark. Die Zuwanderung – auch von Flüchtlingen – hat den Einwanderungsländern nicht geschadet.

Die Illusion von der schnellen Hilfe durch Flüchtlinge

Immer mehr Flüchtlinge versuchen, auf dem deutschen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Die Zahl der Beschäftigten aus den Hauptherkunftsländern steigt zwar, doch geht die Kurve bei den Erwerbslosen noch steiler in die Höhe.

Quelle: Die Welt

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Aber richtig ist auch: Zuwanderung übt ökonomisch in der langen Frist kaum einen starken Effekt auf die Pro-Kopf-Größen der Aufnahmegesellschaft aus. Viele Wirkungen neutralisieren sich, andere ließen sich auch auf anderem Wege realisieren.

Die Wirtschaft schmiegt sich flexibel dem Bevölkerungsstand an. Werden – in Zeiten schrumpfender Bevölkerungen – Arbeitskräfte knapp, erledigen Roboter den Job. Sind – als Folge stärkerer Zuwanderung – viele Hände verfügbar, werden eher Menschen als Maschinen für einfache Arbeiten eingesetzt. Im ersten Fall wird der Strukturwandel eher beschleunigt, im zweiten Fall eher gebremst.

Die logische Fortsetzung der Globalisierung

Nüchtern betrachtet ist die transkontinentale Migration der Gegenwart die logische Fortsetzung der Globalisierung. In der Nachkriegszeit wurden viele Hemmnisse für internationale Austauschbeziehungen beseitigt. Nationale Wirtschaftsräume wurden für den globalen Handel, Kapital- und Finanzverkehr geöffnet. Arbeitsmärkte hingegen blieben weiterhin entsprechend den Interessen der Aufnahmegesellschaften national reguliert.

Die Migrationsbewegungen nach Europa zerstören die Illusion, dass alle Märkte global offen sein, Arbeitsmärkte aber national geschlossen bleiben können. Es gibt keine Globalisierung, die auf halbem Wege stehen bleibt. Wer freien Handel mit Gütern und Dienstleistungen einfordert und Kapital- und Finanztransaktionen ohne Grenzen will, erhält zwangsläufig auch mehr Migration.

Deutschland ist beliebtestes Ziel für EU-Einwanderer

Deutschland ist das beliebteste Einwanderungsland von EU-Bürgern. Allein 2015 wanderten rund 680.000 Europäer ein, gut 300.000 wanderten aus. Dabei kommen die meisten Unionsmigranten aus Ost-Europa.

Quelle: Die Welt

Wer das nicht will, weil freie Zuwanderung für alle aus verschiedenen Gründen weder ökonomisch sinnvoll noch gesellschaftlich erwünscht und deshalb politisch keine realistische Option ist, muss präventiv dafür sorgen, dass sich viele Menschen gar nicht erst auf den Marsch nach Europa machen.

Nicht die Symptome einer von allen Seiten ungeliebten und ungewollten Massenmigration, sondern die Ursachen von Auswanderung, Flucht und Vertreibung gilt es zu bekämpfen. Flüchtlingsströme müssen verhindert werden, bevor sie entstehen. Das zu erkennen und durch entwicklungs- und außenpolitische Gegenmaßnahmen die Lebensbedingungen der Massen zu verbessern gehört mit zum richtigen Verständnis der Globalisierung und ihrer Folgen.

Was sind die Folgen der Migration?

Als Folge der Migration leben heute in Deutschland Menschen mit vielen unterschiedlichen Nationalitäten. Im Jahr 2021 hatten 10,9 Millionen Menschen oder 13 % der Bevölkerung eine ausländische Staatsangehörigkeit. Die meisten Ausländerinnen und Ausländer kamen aus Europa (68 %) und Asien (22 %).

Welche Probleme haben Menschen mit Migrationshintergrund?

Kinder mit Migrationshintergrund sind immer noch deutlich häufiger von Armut betroffen: Mehr als die Hälfte (58 Prozent) der unter sechsjährigen Kinder der ersten Migrationsgeneration war im Jahr 2017 von Armut gefährdet im Vergleich zu 15 Prozent der unter Sechsjährigen ohne Migrationshintergrund.

Was sind die Ursachen von Migration?

Es gibt viele Gründe, sein Geburtsland zu verlassen: Dazu gehören fehlende Bildungschancen, hohe Arbeitslosigkeit, politische und soziale Konflikte und schlechte Regierungsführung. Hinzu kommen die Auswirkungen des Klimawandels, die immer mehr Menschen zwingen, in Gebiete mit besseren Lebensbedingungen auszuwandern.

Was beeinflusst Migration?

Oft sind es nicht allein Umweltveränderungen, die Menschen veranlassen, sich an einem anderen Ort eine Existenz aufzubauen. Auch Faktoren wie Bevölkerungswachstum, Armut, Staatsführung, Sicherheit und Konflikte spielen eine Rolle.