Was tun wenn ein familienmitglied psychisch krank ist

Kommunikationstechniken im Umgang mit psychisch kranken Angehörigen

Die Kommunikation spielt im Leben eines jeden Menschen eine große Rolle. Diese gilt natürlich auch im Umgang mit psychisch erkrankten Menschen - auch und gerade, wenn die Kommunikation krankheitsbedingt zeitweise sehr schwierig werden kann.

Es werden einige Grundregeln für eine gelingende Kommunikation erläutert, ergänzt um Besonderheiten für den Umgang mit psychisch erkrankten Menschen.

Der Text wurde ursprünglich vorrangig für Angehörige konzipiert, deren Familienmitglied an einer Psychose erkrankt ist. Fast alle angesprochenen Punkte treffen aber gleichzeitig zu, wenn der Partner, das Kind oder andere Familienangehörige an anderen psychischen Erkrankungen leiden.

Neben den Informationen und psychologischen Sichtweisen finden Sie im Text einige Übungen und Fragen, die Sie für sich selbst bearbeiten können. Zusätzlich gibt es Anregungen für Rollenspiele und konkrete Beispiele zum "Trainieren". Wir hoffen, dass Ihnen der eine oder andere Hinweis bei der mitunter schwierigen Kommunikation mit Ihrem erkrankten Angehörigen ein wenig helfen kann.

Der nachfolgende Text ist unserem Ratgeber "Mit psychisch Kranken leben" entnommen.

Von vielen Angehörigen weiß ich, dass sie sich den Kopf zerbrechen, wie sie „besser“ mit dem Erkrankten umgehen könnten, was sie in der Vergangenheit „falsch“ gemacht haben oder vielleicht sogar, ob sie selbst eine Schuld an der Erkrankung des Familienmitgliedes tragen. Ich möchte Sie in der folgenden ersten Übung (in Anlehnung an Wilms u.a. 2005) dazu einladen, sich folgende Fragen zu beantworten: 

Übung

Angenommen ein Mitglied Ihrer Familie erkrankt an heftigen Zahnschmerzen: Würden Sie denken, dass Sie an den heftigen Zahnschmerzen schuld sind? Würden Sie selbst versuchen, Ihr Familienmitglied zu behandeln? Wie würden Sie versuchen, Ihrem Familienmitglied zu helfen? Welche Rolle würde Sie als Helfender einnehmen? Wie würden Sie sich fühlen, wenn Ihre Hilfeversuche nicht gleich die Schmerzen lindern?

 
Selbstverständlich sind heftige Zahnschmerzen nicht mit der Komplexität psychischer Erkrankungen zu vergleichen. Dennoch hilft dieses kleine Gedankenexperiment vielleicht ganz gut, einmal über Ihre Rolle im Umgang mit dem erkrankten Familienmitglied nachdenken. Meiner Erfahrung nach sind Angehörige nämlich irgendwann nicht mehr nur Angehörige, sondern rutschen manchmal zusätzlich in die Rolle einer Krankenschwester („Hast Du deine Medikamente heute schon genommen?“), in die Rolle eines Sozialarbeiters („Wir müssen unbedingt dieses Formular ausfüllen, sonst bekommst Du kein Geld!“), in die Rolle eines Psychologen („Wie geht es Dir denn heute, Du siehst gar nicht gut aus. Hast Du eine Erklärung dafür, warum es gerade wieder schlechter wird?“) oder in noch viele andere Rollen.

Damit will ich nicht sagen, dass dieses Verhalten „falsch“ ist. Ich möchte Sie vielmehr bitten, sich einmal zu fragen, ob Ihnen diese vielen verschieden und sehr anstrengenden Rollen nicht zuweilen über den Kopf wachsen. Und womöglich machen diese vielen Rollen die Kommunikation mit Ihrem Familienangehörigen auch nicht leichter, denn der weiß vielleicht manchmal nicht, ob jetzt gerade seine Mutter oder eine Sozialarbeiterin vor ihm sitzt.

Vergessen Sie nicht, psychische Erkrankungen sind komplexe Störungen, die sich

  • in der Biologie – und damit auch im körperlichen Erleben und Fühlen
  • im Denken und
  • im Verhalten niederschlagen und
  • in Wechselwirkungen mit dem sozialen und dem Arbeitsumfeld stehen.

Die Behandlung einer Schizophrenie kann zunächst in einem Bereich – etwa durch Medikamente im Bereich der Biologie – ansetzen. Meistens ist es aber sinnvoll, zeitlich aufeinander abgestimmt an allen vier Bereichen mit der Therapie anzusetzen. Für jeden Bereich gibt es unterschiedliche Experten, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten der Therapie den „Hut aufhaben“, sprich mit dem Patienten die Verantwortung übernehmen sollten. Diese Experten sind dafür ausgebildet und es liegt nicht in der Verantwortung der Angehörigen, deren Funktion zu übernehmen.

Die Hauptaufgabe der Angehörigen kann nur darin bestehen, die Erkrankung gemeinsam mit dem Erkrankten „auszuhalten“, sprich durchzustehen. Eine darüber hinausgehende Aufgabe, die Angehörige in Absprache mit der erkrankten Person übernehmen können, ist, diese in ihrem Krankheitsmanagement insofern zu unterstützen, dass deren „Navigation im Hilfesystem“ erleichtert wird. Die Verantwortung für das Krankheitsmanagement bleibt aber immer bei der erkrankten Person.  

Sie haben nicht Psychologie, Medizin oder Sozialarbeit studiert und auch keine Therapieausbildung absolviert. Folglich verhalten Sie sich „richtig“, wenn Sie sich so verhalten, wie Sie sich z.B. als Mutter oder Vater früher verhalten haben oder wie Sie sich als Partner kennengelernt haben - unter Einbeziehung der Kompromisse, die Sie gemeinsam ausgehandelt haben.

 
Selbst wenn Sie Psychologie, Medizin und Sozialarbeit studiert hätten, wenn Ihnen alles Wissen zur Verfügung stünde, würden Sie dann Psychologe, Arzt, Sozialarbeiter und Angehöriger in einer Personsein wollen oder können? Welche Belastung und welche Verantwortung wollen Sie da auf Ihre Schultern laden? So, wie Sie üblicherweise zusammenleben, so kennt Sie Ihr Familienmitglied und genau so ist es richtig.

Wenn Sie denken, Sie müssten Ihr Verhalten infolge der Erkrankung ändern, dann handeln Sie das gemeinsam aus. Der geeignete Zeitpunkt dafür ist jedoch nicht eine akute Erkrankungsphase, sondern eine Phase, in der es Ihrem Familienmitglied besser geht. Fragen Sie ihn dann, was er von Ihnen gerne möchte, wenn er das nächste Mal in eine Erkrankungsphase hineinzurutschen droht. Prüfen Sie, ob Sie diese Wünsche für nützlich halten, ob Sie sie erfüllen können oder wollen. Und finden Sie gemeinsam einen akzeptablen Kompromiss.

Wie Sie im Gespräch bleiben und klar miteinander kommunizieren können, dazu finden Sie in diesem Beitrag verschiedene Anregungen. Ich habe mich entschieden, diese Techniken „Basiswissen“ zu nennen – nicht aus dem Grund, weil man das unbedingt wissen sollte, sondern weil es sich hier um Techniken handelt, die in Gesprächen generell – also nicht nur mit dem erkrankten Familienmitglied – hilfreich sein können.

„Je besser ich mit mir im Kontakt bin und je klarer ich meine Botschaften sende, um so offener bin ich für mein Gegenüber und kann sicher sein, richtig verstanden zu werden. Kontakt aufnehmen heißt nämlich nicht, den eigenen Standpunkt möglichst überzeugend durchzusetzen, sondern einen Weg zu finden, der beiden Partnern die Möglichkeit gibt, sich ehrlich mitzuteilen.“ (Satir, 1989)

Kommunikation ist der komplexe Prozess der Informationsübertragung zwischen Menschen. Wir unterscheiden zwischen dem, der die Information aussendet (Sender) und dem, der die Information hört (Empfänger). Bei der Informationsübermittlung spielen die gesagten Worte eine Rolle (verbale Anteile), aber wir erhalten auch Informationen über Gestik, Mimik, Tonfall, Körperhaltung, Stimmlage, Betonung, usw. (nonverbale Anteile). Dabei übermitteln sich auch solche Dinge wie die Einstellung zueinander, man entwickelt Annahmen über die innere Haltung des Gesprächspartners. Kommunikation ist nie objektiv, sondern immer von den Personen abhängig, die miteinander im Kontakt sind.

Wenn eine Nachricht gesendet wird, werden diese vier verschiedenen Informationsaspekte transportiert:

  • Sachinformationen: Welche sachliche Information wird übermittelt? Worüber informiere ich?
  • Beziehungsinformationen: Welche Einstellung habe ich zum Gegenüber? Wie gut bin ich mit ihm im Kontakt?
  • Selbstoffenbarung: Welche Informationen über mich und meine Gefühle stecken in der Botschaft? Was offenbare ich über mich?
  • Appell: Was versuche ich durch meine Botschaft beim anderen zu bewirken? Wozu will ich den anderen bewegen?

Ebenso hängt es immer von der eigenen Befindlichkeit, der eigenen Interpretation des Gesagten und der Beziehung zwischen den Kommunikationspartnern ab, mit welchem Ohr (Sachohr, Beziehungsohr, Selbstoffenbarungsohr oder Appellohr) wir etwas hören.

Kommunikation mit einem erkrankten Familienmitglied ist manchmal sehr anstrengend, es kann zu Missverständnissen und Konflikten kommen. Oft würde man in solch einer Situation den anderen gerne ändern, an ihm rütteln. Aber einen anderen Menschen kann keiner ändern, daher ist es immer notwendig, nicht nur auf das zu gucken, was der andere anders machen könnte, sondern auch sich selbst zu hinterfragen. Ein „Fallstrick“ bei der Kommunikation sind unsere eigenen Bewertungen und Interpretationen.

Übung

Stellen Sie sich vor, das erkrankte Familienmitglied sagt zu Ihnen: „Ich gehe heute mit Tanja Eis essen!“ Wie Sie sehen, kann dieser schlichte Satz sehr viele verschiedene Gedanken, Gefühle und Reakionen auslösen:

Interpretation

Gefühle

Verhalten

Er ist dann von 16 bis 18 Uhr nicht da.

Enttäuschung 

Rückzug

Eis macht dick und ist ungesund.

Sorge

Vortrag über gesunde Ernährung

Er geht nie mit mir weg.

Ärger

Vorwurf

Ich brauche dann heute kein Abendessen zu machen, dann habe ich mal ein paar Stunden für mich.

Erleichterung

Freunde treffen

Auf welchem "Ohr" hören Sie gut?

 
Bestimmte Interpretationen und Gedanken beeinflussen unsere Gefühle, unseren Selbstwert, manchmal sogar unseren Körper. Beispielsweise verspürt man bei Ärger Magendrücken oder bekommt Herzklopfen. Unsere Gefühle sagen uns, wie wir uns gerne verhalten würden und bestimmen mit, für welches Verhalten wir uns dann entscheiden. Unsere Reaktion wiederum beeinflusst das Verhalten des anderen.

Da viele der Variablen, die die Kommunikation mitbestimmen, für den anderen unerkannt bleiben, ist dieses Kommunikationsmodell einem Eisberg vergleichbar. Von außen sind nur Aktion und Reaktion der beiden Kommunikationspartner zu sehen – was unter der Wasseroberfläche abläuft, bleibt meinst unsichtbar. Das heißt, wir sollten immer in Betracht ziehen, dass etwas anders ankommt, als wir es gemeint haben.    

Für hilfreiche Kommunikation gibt es selbstverständlich kein Patentrezept. Das starre Halten an Kommunikationsregeln und -techniken wird den Gesprächen die Spontaneität und persönliche Note nehmen. Konflikte gehören zur Auseinandersetzung und zum Aushandeln der jeweiligen Standorte dazu – die Frage ist nur, ob die Konflikte hilfreich sind, Lösungen zu finden.

Dennoch kann das Beachten einiger Tipps die Kommunikation verbessern.

Grundregeln der Kommunikation:

  • Wertschätzung statt Abwertung – sowohl gegenüber mir selbst als auch gegenüber dem Partner.
  • Selbst Verantwortung für die Befriedigung meiner Bedürfnisse übernehmen, d.h. ich sollte sagen, was ich mir wünsche, denn Gedankenlesen funktioniert nur im Märchen!
  • Balance halten zwischen dem Blick für mich selbst und meine Bedürfnisse und dem Blick und der Rücksichtnahme auf den anderen und seine Bedürfnisse.
  • Orientierung und Suche nach einer Lösung statt Suche nach einem Schuldigen.
 

Nach Hinsch und Pfingsten (1998) können fast alle sozialen Situationen drei verschieden Typen zugeordnet werden. Die Autoren vermitteln in ihrem Trainingsprogramm sozialer Kompetenzen Techniken und Verhaltensweisen, die in den jeweiligen Situationen angewendet werden können. Bei den drei verschiedenen Typen handelt es sich um:

  • Recht durchsetzen;
  • Beziehungen klären;
  • um Sympathie werben.

Die meisten Situationen, in denen Sie sich in Kommunikation mit Ihrem Familienmitglied befinden, gehören zum TypBeziehungen klären. Dennoch möchte ich zum besseren Verständnis alle drei Typen vorstellen.

  • Recht durchsetzen
    Bei diesen Situationen ist das Ich im Recht und versucht, berechtigte Forderungen beim Gegenüber zu stellen und diese auch durchzusetzen. Zu diesem Typ zählen beispielsweise Situationen, in denen Sie eine Ware aufgrund eines Fabrikationsfehlers reklamieren möchten. Das Abweisen eines Vertreters an der Wohnungstür oder das Umsehen in einem Geschäft mi der Bitte um Beratung, ohne etwas zu erwerben werden ebenfalls in diese Gruppe gerechnet. Im Kontakt mit Ihrem Angehörigen wäre das beispielsweise eine Situation, in der Sie am nächsten Morgen früh zu Ihrer Arbeit müssen, das Familienmitglied jedoch bis 2.00 Uhr morgens in übermäßiger Lautstärke Musik hört.
  • Beziehungen klären
    Zu diesem Typ werden alle Situationen gerechnet, in denen zwei gleichberechtigte Partner unterschiedliche Interessen miteinander aushandeln müssen. Das trifft auf Partnerschaften wie auf Eltern-erwachsenes Kind-Beziehungen zu, aber selbstverständlich auch auf Freundschaften und manchen Kontakt zu Kollegen und Vorgesetzten. Beispielweise muss ein Ehepaar verhandeln, wie die gemeinsame Abendgestaltung aussehen soll – trotz unterschiedlicher Interessen. Des Weiteren zählt zu diesem Typ das Mitteilen von unangenehmen Empfindungen, wenn Verhaltensweisen des anderen als störend erlebt werden. Auch das Ansprechen und Klären von Konflikten gehört in diese Kategorie. 
    Im Kontakt mit Ihrem Angehörigen wären das beispielsweise Situationen, in denen Sie Ihre Enttäuschung oder Ihren Ärger über nicht eingehaltene Absprachen zum Ausdruck bringen. Aber auch Situationen, in denen Sie möglicherweise andere Vorstellungen von der medikamentösen Behandlung haben als Ihr Familienmitglied und dies miteinander besprechen wollen, werden zu diesem Typ gezählt. Das gemeinsame Erstellen eines Krisenplans zum Umgang mit weiteren Rückfällen gehört ebenfalls in diese Kategorie.
  • Um Sympathie werben 
    Dieser Typ umfasst zwei Arten von Situationen. Zum einen handelt es sich hier um Kontaktaufnahmesituationen. Dazu gehört der Versuch, jemanden kennenzulernen, ein kleines unverbindliches Gespräch mit einer Verkäuferin oder auch die Bitte an einen Passanten, Geld zu wechseln. Zu diesem Typ gerechnet werden aber auch Situationen, in denen Sie einen Fehler begangen haben und dessen Folgen lindern möchten. Beispielsweise haben Sie Ihr Auto falsch geparkt und versuchen bei einer Politesse darum zu werben, dass Ihre Strafe etwas milder ausfällt.

Das Gemeinsame all dieser Situationen ist das Ziel, den anderen, der grundsätzlich erst mal im Recht ist, dazu zu bewegen, sein Recht aufzugeben und stattdessen die eigenen Wünsche und Bedürfnisse zu erfüllen. 

Im Kontakt mit Ihrem Angehörigen würde folgende beispielhafte Situationen zu diesem Typ gerechnet werden. Das erkrankte Familienmitglied hat sich zurückgezogen, sie möchten ihn jedoch um Unterstützung bei einer Ihrer Aufgaben überreden.

Die größte Schwierigkeit sowie daraus erwachsende Missverständnisse bestehen darin, zwischen Situationen zu unterscheiden, die zum Typ "Beziehung klären" oder zum Typ "Recht durchsetzen" gehören. In Beziehungen führt es immer wieder zu Konflikten, wenn einer der Meinung ist, sein Recht gegenüber einem anderen durchsetzen zu müssen, der sich jedoch ebenfalls im Recht wähnt und statt Lösungen zu erarbeiten sich beide darin verstricken, die eigene Position zu vertreten und nicht von dieser abzuweichen.

Verständnis für die Sichtweise und Haltung des anderen kann da manchmal wahre Wunder bewirken. 

Unabhängig von der Kommunikationssituation gibt es bestimmte Kommunikationstechniken, die Missverständnissen vorbeugen und zur Klärung von Positionen und Anliegen beitragen. Es empfiehlt sich, diese in Rollenspielen – möglicherweise im Rahmen einer Angehörigengruppe – ruhig einmal bewusst zu üben.

Aktives Zuhören

Ziel dieser Technik ist, dass der andere sich verstanden fühlt, Sie als Angehöriger aber auch Gelegenheit bekommen, nachzufragen. Diese Methode ist hilfreich, um für einen kurzen Moment „in die Haut des anderen zu schlüpfen“ und „die Welt mit seinen Augen zu sehen“. Gleichzeitig verringert aktives Zuhören das manchmal sehr hohe Tempo in Gesprächen. Sie müssen nicht unmittelbar auf etwas reagieren oder sich rechtfertigen, sondern können erst mal versuchen, die Position des anderen zu verstehen.

Zum aktiven Zuhören gehört Blickkontakt, so dass Ihr Gegenüber weiß, dass er Ihre volle Aufmerksamkeit hat. Signalisieren Sie über Nicken, Ein-Wort-Rückmeldungen ("Mhm", "Aha" ...), dass Sie ihm folgen. Bringen Sie keine neuen Themen in das Gespräch, sondern bleiben Sie durch leichtes Nachfragen bei dem, was Ihnen der andere mitteilen möchte. Versuchen Sie, den anderen nicht zu unterbrechen.

Wichtig ist auch, dass Ihre eigene Meinung für kurze Zeit hintanstellen und über die Äußerungen und Erzählungen des Gegenübers keine Werturteile („Das ist ja totaler Käse!“) oder offene Kritik äußern. Manchmal kann es hilfreich sein, das gerade Gesagte kurz zusammenzufassen („Habe ich es richtig verstanden, dass Du denkst, ich hätte unsere Verabredung absichtlich verpasst?“).  

Übung für die Selbsthilfegruppe:

Lassen Sie Ihr Gegenüber ca. 5 Minuten von seinem heutigen Tagesablauf berichten. Versuchen Sie die oben beschriebenen Techniken bewusst anzuwenden. Besprechen Sie anschließend, wie es Ihnen und wie es dem Gegenüber ergangen ist.

Ich-Botschaften

Häufig werden Sätze mit „Du musst heute unbedingt ...“ begonnen. Eine Folge kann sein, dass der andere sich unverstanden und bevormundet fühlt. Meist fordern solche Sätze zu Widerspruch heraus, da der andere erst mal die eigene Sichtweise darstellen möchte. Da es ja nicht möglich ist, einen anderen Menschen zu ändern, ist es in der Kommunikation wesentlich günstiger von sich selbst zu sprechen. Eigene Gefühle, Bedürfnisse und Wünsche sollten konkret und direkt angesprochen werden. Für Ich-Botschaften gibt es einige Faustregeln, wie diese formuliert werden sollten:

  • Der Satz sollte mit "Ich" beginnen. Beschreiben Sie das Gefühl, das bei Ihnen momentan vorherrscht, z.B.: "Ich bin enttäuscht / verärgert / traurig / erleichtert / besorgt / ..."
  • Beschreiben Sie konkret das Verhalten des anderen oder ein Ereignis, das dieses Gefühl bei Ihnen ausgelöst hat: "... weil du heute bei zu unserem gemeinsamen Termin bei deiner Nervenärztin nicht erschienen bist."
  • Vermeiden Sie Verallgemeinerungen wie "immer", "nie", ständig", "mal wieder" ...
  • Vermeiden Sie globale Beschuldigungen wie "Du hast mal wieder ...", "Auf dich ist kein Verlass!"
  • Beschreiben Sie den Wunsch, die Bitte oder einen Verbesserungsvorschlag für die Zukunft: ""Ruf mich das nächste Mal bitte an, wenn Du nicht kommst." Oder: "Informiere mich doch nächstes Mal bitte rechtzeitig, dann kann ich in der Zeit etwas anderes erledigen."

Sie müssen diese Formulierungen nicht unbedingt verwenden – auch wenn es so am Anfang zunächst leichter ist. Wenn sie geübter sind, ist es günstiger, Ihren eigenen Stil mit einfließen zu lassen, damit es nicht zu schematisch klingt.

Übung für die Selbsthilfegruppe:

Sammeln Sie Ereignisse oder Verhaltensweisen, über die Sie sich a) geärgert und b) gefreut haben. Versuchen Sie verschiedene Sätze zu formulieren, wie Sie dies dem anderen sagen könnten.

Es ist immer empfehlenswert, neue Verhaltensweisen erst einmal mit jemandem zu üben, um selbst darin Sicherheit zu entwickeln. Vergessen Sie aber nicht, auch darauf zu blicken, wo Sie mit Ihren alten Verhaltensweisen und Kommunikationsmethoden zufrieden sind und was eigentlich gar nicht verändert werden sollte!

Ausdrücken von Gefühlen – positiven wie negativen

Im Miteinander von Menschen kommt dem Ausdruck von Gefühlen eine besondere Bedeutung zu. Die meisten Menschen orientieren sich an den Reaktionen ihrer Mitmenschen, um Hinweise oder Leitlinien für das eigene Verhalten daraus abzuleiten. Gleichzeitig werden Gefühle im alltäglichen Miteinander häufig „unter den Teppich gekehrt“. Bei positiven Gefühlen wird oft angenommen, der andere wüsste das ja alles, sodass die positiven Gefühle dem anderen gar nicht mitgeteilt werden. Bei negativen Gefühlen kommt es manchmal zu Scham und Angst. Manche Menschen schlucken negative Gefühle runter, um einen Konflikt zu vermeiden oder weil sie um die Beziehung zu den Mitmenschen fürchten. Das kann dazu führen, dass sich viele negative Gefühle ansammeln – irgendwann reicht dann ein kleiner Auslöser aus, der das Fass zum Überlaufen bringt. Die aufgestauten Gefühle brechen unkontrolliert heraus, manchmal eskaliert die Situation sogar. In diesen Situationen tendieren meist beide Seiten dazu, den anderen abzuwerten, ein konstruktiver Umgang ist aufgrund der gegenseitigen Anspannung fast unmöglich.

Häufig kommt es allerdings auch vor, dass Menschen sich nur noch die Dinge mitteilen, die sie momentan an dem anderen stören – der Blick für das, was gut läuft, geht verloren. Das Miteinander scheint nur noch aus Problemen und Schwierigkeiten zu bestehen. Damit dieser Eindruck nicht entsteht, sollte grob gesagt das Verhältnis zwischen Wertschätzung und Kritik 7 : 1 betragen! Sprechen Sie deutlich an, was Ihnen gefällt und was Sie am anderen mögen.

Wenn jemand sich sicher ist, dass Sie ihn als Menschen generell so annehmen, wie er ist, fällt es viel leichter, Kritik zu einzelnen Verhaltensweisen anzuhören, anzunehmen und das Verhalten dann vielleicht auch zu ändern.

Das Äußern negativer Gefühle kann wichtig sein, um Missstände zu besprechen und Veränderungen herbeizuführen. Aber auch beim Ausdruck negativer Gefühle ist auf die Formulierung von Ich-Botschaften zu achten:

  • Ihre Gefühle sollten direkt angesprochen werden und sich auf konkretes Verhalten des anderen, nicht auf die Person als Ganzes, beziehen.
  • Sprechen Sie auch Ihre negativen Gefühle, wie Wut, Ärger, Enttäuschung, Hilflosigkeit, direkt an. Vermeiden Sie Befehle, aggressive Äußerungen, Drohungen oder Vorwürfe.
  • Achten Sie auf Ihre Mimik, Gestik und Körperhaltung. Versuchen Sie, mit Worten das Gleiche zu sagen, wie durch Ihre Körperhaltung.

Kritik und Bevormundung bringen Ihr Gegenüber ebenfalls unter Druck und können das beiderseitige Stressniveau erhöhen. Versuchen Sie Kompromissbereitschaft zu signalisieren, wo es Ihnen möglich ist, aber auch auf klaren Absprachen zu bestehen, wo es Ihnen wichtig ist.

Vermeiden Sie es, in eine Problemtrance zu geraten. Versuchen Sie, im Laufe des Gespräches vor allem über verschiedene Lösungen ins Gespräch zu kommen. Es ist wenig hilfreich, den anderen zu schonen und zu unterfordern. Ebenso ist es wenig hilfreich am anderen zu „rütteln“ und ihn zu überfordern!     

Bei Diskussionen, Konflikten oder der Auseinandersetzung kommt es immer wieder vor, dass es „stundenlang“ darum geht, wer sich wie verhalten hat, etwas falsch gemacht hat, etwas missverstanden hat, usw. Das führt dazu, dass die Probleme zwar offen angesprochen werden, die Gesprächspartner aber anschließend nicht wissen, was jetzt anders werden sollte oder wie man einer solchen Auseinandersetzung in Zukunft vorbeugen könnte.

Manchmal bleibt man auch nicht nur bei einem Problem, sondern teilt dem anderen mit, was schon „die letzten 20 Jahre“ schief läuft. Nach solchen Gesprächen fühlt man sich schwer und entmutigt, ärgert sich über sich selbst und den anderen oder fühlt sich missverstanden – ein sicheres Anzeichen dafür, dass Sie und Ihr Gesprächspartner in eine „Problemtrance“ geraten sind, dass Sie nur noch über Probleme sprechen, aber nicht mehr über mögliche Lösungen.

In solchen Situationen empfiehlt sich das sogenannte Problemlösetraining. Ziel dieser Technik ist es, schwierige Themen strukturiert und vor allem lösungsorientiert zu besprechen. Am Ende des Gespräches sollte eine Lösung stehen, die für alle Beteiligten akzeptabel und umsetzbar ist.

Das Problemlösetraining umfasst sieben Schritte. Die oben genannten Gesprächstechniken werden dabei bereits vorausgesetzt. Kompromissbereitschaft ist dazu ebenso notwendig wie auch die Fähigkeit, sich von eigenen Ideallösungen zu verabschieden.

Schritt 1: Das Problem beschreiben

Sprechen Sie den Sachverhalt an, um den es aktuell gehen soll. Sprechen Sie nicht alle Anliegen auf einmal an, sondern legen Sie ein Thema für sich fest. Geben Sie auch Ihrem Gesprächspartner die Zeit und Gelegenheit, seine Sichtweise darzulegen. Hören Sie aufmerksam zu, unterbrechen Sie ihn nicht. Fragen Sie bei Unklarheiten nach. Zum Schluss sollte es möglich sein aufzuschreiben, um welches Problem es sich genau handelt.

Diese Gesprächsphase kann mitunter einige Zeit in Anspruch nehmen. Wichtig ist hier, dass alle verstanden haben, welches Problem besprochen werden soll. Ablenkungen vom Thema können unterbunden werden, indem man zum Beispiel sagt: „Das ist ein anderes Thema. Wir wollten heute über ... sprechen!“

Schritt 2: Die Lösungsmöglichkeiten aufschreiben

Hier ist das Ziel, für das Problem möglichst viele Lösungsvorschläge zu machen. Jeder sollte mindestens einen Vorschlag machen. Achten Sie darauf, dass Sie in dieser Gesprächsphase die Lösungen noch nicht be- oder gar abwerten. Lassen Sie alle Lösungen – auch ungewöhnliche oder verrückte – zu! Notieren Sie alle genannten Lösungen.

Schritt 3: Die Lösungsmöglichkeiten diskutieren

Diskutieren Sie nun der Reihe nach alle Lösungsvorschläge hinsichtlich ihrer Vor- und Nachteile. Nennen Sie nicht nur die Vorteile der eigenen Lösung, sondern beleuchten Sie auch einmal die andere Seite. Manchmal ist etwas für den einen von Vorteil, was sich für den anderen nachteilig auswirkt. Achten Sie darauf, dass Sie nur die Lösungen und nicht den Menschen oder dessen Eigenschaften bewerten!

Schritt 4: Die beste(n) Lösungsmöglichkeit(en) auswählen

Versuchen Sie sich gemeinsam für die beste Lösungsmöglichkeit zu entscheiden. In dieser Phase kommt es häufig zu einer Art Machtkampf, da jeder an seiner Lösung festhalten will. Signalisieren Sie Kompromissbereitschaft und erinnern Sie notfalls auch Ihren Gesprächspartner daran, dass niemandem geholfen ist, wenn es keine gemeinsame Lösung gibt.

Sollte das Gespräch hier stagnieren, gehen Sie bitte noch mal zu Punkt 2 zurück und versuchen Sie andere Lösungen zu (er)finden.

Schritt 5: Wie kann die beste Lösungsmöglichkeit in die Tat umgesetzt werden?

Überlegen Sie nun gemeinsam, welche Schritte zur Umsetzung der Lösung notwendig sind. Versuchen Sie diese so konkret wie möglich zu machen. Legen Sie auch fest, wer was genau tun soll. Notieren Sie alle Schritte, das sorgt für mehr Verbindlichkeit.

Schritt 6: Die Umsetzung überprüfen

Achten Sie in den nächsten Tagen darauf, dass die vereinbarten Schritte eingehalten werden. Überprüfen Sie sowohl Ihre eigenen Aufgaben, wie auch die des Gesprächspartners. Drücken Sie Ihre Anerkennung aus, wenn Ihr Gesprächspartner sich an die Vereinbarung hält. Erinnern Sie ihn freundlich an die Abmachung, wenn die Umsetzung innerhalb der vereinbarten Zeit nicht statt gefunden hat.

Schritt 7: Die Rückmeldung

Setzen Sie sich noch einmal zusammen. Besprechen Sie rückblickend gemeinsam, ob das Problemlösetraining erfolgreich war. Lenken Sie Ihren Blick auf die Schritte, die funktioniert haben. Hier verbergen sich viele Hinweise, die auch in zukünftigen schwierigen Situationen hilfreich sein können.

Besprechen Sie auch, welche Hindernisse die Umsetzung erschwert haben und was das nächste Mal noch optimiert werden sollte. Steigen Sie aber nicht wieder in die Diskussion ein. Jeder Gesprächsteilnehmer sollte hier sagen dürfen, was weniger gut und was gut gelaufen ist und dafür sorgen, dass am Ende der Rückmelderunde auf jeden Fall eine positive Botschaft steht.

Im nun folgenden Kapitel steht im Mittelpunkt, wie sich die Kommunikation ändert, wenn ein Familienmitglied an einer Psychose erkrankt ist. Wir unterscheiden zwischen Kommunikation während einer psychotischen Krise und nach einer psychotischen Krise! Wenn Sie über die Kommunikation mit Ihrem erkrankten Familienmitglied nachdenken, werden Ihnen zuerst viele, viele Dinge einfallen, die schwierig sind oder die momentan gar nicht gelingen. Sie haben sich vielleicht über die Tipps gefreut, wie man es „richtig“ machen sollte. Dennoch bin ich überzeugt – egal wie schwer erkrankt derjenige ist und egal wie schwierig es gerade im Miteinander sein kann – dass es in der Kommunikation mit Ihrem Familienmitglied Momente gibt, in denen die Kommunikation funktioniert. Daher nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit, um auf das zu blicken, was schon da ist!

Übung

Notieren Sie, was Sie in der Kommunikation mit Ihrem erkrankten Familienmitglied während der Krise und danach als hilfreiche Kommunikation erlebt haben. Schreiben Sie auf, was für Sie selbst, wie auch was für den Betroffenen hilfreich war. Versuchen Sie so konkret wie möglich zu sein.

Zu den Schwierigkeiten zählt, dass es beiden Seiten sowohl in wie auch nach einer Krise schwerfällt, das auszusprechen, was einen bewegt. Vieles wird nur diffus, unkonkret oder gar nicht angesprochen. Wenn doch ein Gespräch zustande kommt, haben sich beim Angehörigen oder auch beim Betroffenen schon so viele Gedanken aufgestaut, dass man leicht in der „Problemtrance“ endet.

Durch die Erkrankung kommt es manchmal zu einem Rückzug des Betroffenen – er scheint jeder Art von Kommunikation aus dem Wege zu gehen. Besonders Nachfragen von Seiten der Angehörigen zum Gesundheitszustand („Wie geht es dir, wie fühlst du dich?“) werden nicht beantwortet oder ignoriert. In manchen Fällen ist es sogar schwierig, ein Gespräch zu beginnen, da sich der Erkrankte körperlich abwendet oder gar den Raum verlässt.

Alle Familienmitglieder sind unter Stress und reagieren anders als sonst. Nicht nur der Erkrankte selbst wird sich anders verhalten, auch Sie als Angehöriger werden unter Stress ganz anders sein als sonst.

Es ist nicht erwartbar, dass das erkrankte Familienmitglied in einer akuten Krisensituation in der Lage ist, sich den Wünschen und Erwartungen der Angehörigen zu öffnen. 

Eine psychotische Krise ist nicht die geeignete Zeit für Grundsatzdiskussionen und für große Veränderungen! Das überfordert alle Beteiligten!

 
Ziel sollte es vielmehr sein, das insgesamt erhöhte Stressniveau nicht noch weiter durch Auseinandersetzungen anzukurbeln. Versuchen Sie, klare, direkte und einfache Botschaften zu senden. Inhalt und Körperhaltung sollten übereinstimmen. Vermeiden Sie heftige Gefühlsausbrüche und Kritik am Erkrankten. Diese würden eher dazu führen, dass er sich unter Druck gesetzt fühlt, dass sein Anspannungsniveau steigt und die Situation eskalieren könnte. In einer akuten Phase geht es darum, dass Sie als Angehöriger – so schwer es ist – Ruhe bewahren.

Positive oder negative Gefühle sollten Sie in dieser Zeit eher nicht mit dem Betroffenen besprechen, er könnte sich überfordert fühlen. Damit Sie Ihre Gefühle aber nicht runterschlucken müssen, ist es in dieser Phase empfehlenswert, sich mit anderen Angehörigen auszutauschen, Hilfe und Entlastung bei Freunden oder anderen Familienmitgliedern zu suchen oder all das, was Sie beschäftigt, in einem Tagebuch festzuhalten.

Besonders schwer ist die Kommunikation mit jemandem, der sich in einer akuten psychotischen Phase befindet, weil die Gesprächspartner in sehr unterschiedlichen Wirklichkeiten leben. Stellen Sie sich eine Bien und einen Hund auf einer Blumenwiese vor. Die Biene registriert die verschiedenen Farbmuster und der Hund wird hauptsächlich etwas riechen. Kommunikation mit einem psychotischen Menschen können Sie sich so vorstellen, als ob eine Biene und ein Hund versuchen, miteinander über eine Blume zu reden. Der eine wird nicht verstehen, was der andere meint, da die Realitäten und Erfahrungen vollkommen verschieden sind.

Wenn Ihr Familienmitglied psychotische Erlebnisse hat, die nicht mit Ihrer Realität übereinstimmen (z.B. alle Menschen beobachten mich, es gibt eine Verschwörung gegen mich, meine Eltern sind in Wirklichkeit gar nicht meine Eltern), versuchen Sie die Realität des Betroffenen erst einmal so zu lassen. So schmerzhaft das in dem Moment auch sein kann, es ist nicht möglich, dem Betroffenen seine Realität auszureden. Im Gegenteil, der Versuch den Erkrankten von der Wirklichkeit zu überzeugen verschlimmert meist die Situation in zweierlei Hinsicht:

Gedanklich sind Psychose-Erkrankte häufig damit beschäftigt, dass ihnen jemand schaden, sie verfolgen oder beobachten könnte. Wenn Angehörige nun die für den Betroffenen als absolute Tatsache erlebten Ereignisse "leugnen", sieht sich dieser in seinen psychotischen Annahmen bestätigt. Im schlimmsten Fall kann es dazu kommen, dass ein Betroffener das meist noch bestehende Vertrauen zu den Angehörigen verliert, da sich aus seiner Sicht nun auch diese noch gegen ihn verschworen haben.

Zum anderen kann das Dagegenreden die Not des Betroffenen "größer machen". Psychotische Erlebnisse sind für die meisten Betroffenen sehr beängstigend und belastend, da ihre Landkarte nicht mehr stimmt. Das Gefühl, von der nahen Umgebung nun auch nicht mehr verstanden zu werden, kann die Gefühle von Angst und Einsamkeit noch verstärken.

Versuchen Sie daher, Verständnis und Akzeptanz für die momentane Situation zu zeigen. Gehen Sie eher auf die Gefühle des Erkrankten ein und versuchen Sie, das Gespräch nicht ausschließlich auf die psychotisch veränderte Erlebnisweise zu fokussieren. Suchen Sie möglichst neutrale Gesprächsthemen oder versuchen Sie, den Betroffenen behutsam auf gesunde Anteile seiner Person zu lenken.

Da Menschen während der akuten Psychose sehr offen sind für jede Art von Reizen (Geräusche, Farben, usw.), diese jedoch nicht alle verarbeiten können, ist es wichtig, für Ruhe zu sorgen und störende Außenreize zu vermeiden (z.B. Radio ausschalten, selbst nicht währende des Gesprächs herumlaufen, Rückzug akzeptieren). Wenn der Betroffene das möchte, kann Körperkontakt (eine Umarmung, eine Hand auf der Schulter) und die klare Botschaft, dass Sie da sind, etwas Hilfreiches und Entlastendes für den Betroffenen sein. 

Wenn die Realitätsvorstellungen unterschiedlich sind:

  • Verständnis und Akzeptanz zeigen;
  • Nicht versuchen, psychotisches Erleben zu korrigieren;
  • Störreize vermeiden, Ruhe ausstrahlen;
  • Möglichst neutrale Themen suchen.

Krisenbegleitung heißt nicht, dass der Begleiter das Erleben teilt oder korrigiert, sondern dass er den Betroffenen in seinen Nöten sieht und versteht.    

Es kann vorkommen, dass Ihr Familienmitglied in akuten Phasen zu Aggressivität neigt. Vor solchen aggressiven Ausbrüchen gibt es manchmal Warnzeichen, die Sie nicht übergehen sollten. Eine innere Erregtheit erkennt man an körperlicher Gespanntheit, einer drohenden Gestik, geringerer Körperdistanz und verbaler Bedrohung oder Beschimpfung. Manche Betroffene sind so in ihrem Gedankensystem gefangen, dass sie ihr Gegenüber nicht mehr erkennen oder in vertrauten Personen plötzlich jemand anderen sehen, von dem sie sich bedroht fühlen.

Oberstes Prinzip in diesen Erregungszuständen ist, das Gefahrenpotential für Sie selbst und für den Betroffenen zu senken.Bei massiven Aggressionen oder tätlicher Gewalt sollten Sie unbedingt den Raum verlassen und sich selbst bzw. für den Betroffenen Hilfe holen. Das kann bedeuten, dass Sie den behandelnden Arzt, den Sozialpsychiatrischen Dienst oder den Notarzt anrufen. Es kann aber auch bedeuten, dass Sie die Polizei verständigen und den Betroffenen gegen seinen Willen in eine psychiatrische Klinik bringen lassen.

Wenn eine Fremd- oder Eigengefährdung besteht, ist eine psychiatrische Behandlung und professionelle Hilfe unbedingt notwendig!

Obwohl nicht jede aggressive Situation durch Deeskalationsstrategien bewältigt werden kann, können diese in bestimmten Situationen angewendet werden. Das bedeutet, dass Sie keinerlei Anlässe zur Provokation geben. Ja/Nein-Fragen sind zu vermeiden, da sich der Betroffene durch diese häufig in die Ecke gedrängt fühlt. Machen Sie notfalls Zugeständnisse. In Situationen, in denen das Erregungspotential schon sehr hoch ist, ist es absolut unwichtig, wer Recht hat und wer Unrecht hat. Machtkämpfe müssen unbedingt vermieden werden. Ihr Ziel sollte sein, die Situation und nicht den Erkrankten zu beherrschen. Wenn es Ihnen selbst möglich ist, bleiben Sie zugewandt und offen.

Versuchen Sie dem Betroffenen Entscheidungsmöglichkeiten zu lassen, manchmal kann das Anbieten diverser Lösungen die Situation entschärfen, da der Erkrankte das Gefühl hat, die Geschehnisse noch selbst beeinflussen zu können. Manchmal kann dies den Betroffenen überfordern.

Die Sprache sollte eher ruhig und nicht zu laut sein. Auch wenn der Erkrankte gerade in einer anderen Realität ist, sollte er immer das Gefühl haben, dass Sie ihn ernst nehmen. 

Wenn Sie sich bedroht fühlen:

  • keine Ja/Nein-Fragen stellen;
  • nicht provozieren;
  • notfalls Zugeständnisse machen;
  • bei massiven Ängsten des Gegenübers Rückzugsmöglichkeiten bieten;
  • bei großer eigener Angst den Raum verlassen und Hilfe holen.
 

 
Da feindseliges Verhalten beim Gegenüber feindseliges Verhalten mitbewirken kann, sollten Sie Ihre eigenen Verhaltensweisen und Grenzen kennen. Es ist ein Zeichen von Kompetenz, nicht alle Situationen alleine bewältigen zu wollen und sich in schwierigen Momenten Hilfe zu holen.    

Bei vielen psychischen Störungen treten Konzentrationsstörungen, Antriebslosigkeit, Interessenverarmung und erhöhtes Rückzugs- und Schlafbedürfnis auf.

Von vielen Angehörigen werden diese Symptome nicht als krankheitswertig (an)erkannt. Sie deuten diese Verhaltensweisen eher als Faulheit, Desinteresse oder Sich-gehen-Lassen und reagieren daher auch weniger verständnisvoll. Dabei sind diese Symptome ebenfalls als ein Teil der Erkrankung zu werten. Sie können ein Hinweis für Überforderung oder Vereinsamung sein oder auch eine Folge der Medikamentenbehandlung. Nach einer Akutphase benötigen manche Betroffene Ruhe und Rückzug, um das Erlebte verarbeiten zu können. Daher ist im Umgang Folgendes zu beachten:

Vergleichen Sie die Fähigkeiten Ihres Familienmitglieds nicht ständig und nicht nur mit dem früheren Leistungsniveau. Viele Angehörigen haben nach dem Abklingen der Akutphase sehr hohe Erwartungen, die enttäuscht werden und zu Frustration auf beiden Seiten führen! Passen Sie Ihre Anforderungen an den Erkrankten an dessen momentane Leistungsfähigkeit an.

Es ist hilfreich, gemeinsam mit dem Betroffenen kleine Tages- oder Wochenziele festzulegen und ihm konkrete, bewältigbare Aufgaben zu übergeben. Aufgrund der Konzentrationsstörungen vergessen manche Betroffenen die Absprachen wieder. Spielen Sie nicht indirekt darauf an und kritisieren Sie den Betroffenen nicht. Manchmal ist es sinnvoll abzuwarten, ob er die Aufgaben erledigt. Der Betroffene braucht hier viel Lob und Zuwendung. Auch das erkrankte Familienmitglied hat mit dem Verlust der früheren Leistungsfähigkeit sehr zu kämpfen. Eine Rückmeldung über kleine Erfolge kann Mut machen und Hoffnung vermitteln. Das Leistungsniveau sollte langsam und schrittweise gesteigert werden. Möglicherweise kann an frühere Hobbys und vertraute Aufgaben angeknüpft werden. 

Wenn Sie die Passivität Ihres Familienmitglieds ärgert:

  • hören Sie auf, die früheren Fähigkeiten mit den aktuellen zu vergleichen;
  • passen Sie die Anforderungen an;
  • treffen Sie konkrete und kurzfristige Absprachen;
  • schauen Sie auf die kleinen Schritte und erkennen Sie Erfolge an;
  • signalisieren Sie eigene Grenzen.
 

 
Die Phase nach einer schweren psychischen Krise gleicht einem Seiltanz zwischen Überforderung und Unterforderung. Stress kann den Betroffenen überfordern, eine Schonhaltung und Abnahme aller Pflichten kann den Betroffenen unterfordern und ihm indirekt das Gefühl vermitteln, er schaffe nichts mehr und sei nichts mehr wert. Es ist schwierig, fast unmöglich, den Grad der Belastung von den Augen des Erkrankten abzulesen. Daher ist es wichtig und notwendig, dass Sie mit Ihrem Familienmitglied im Gespräch bleiben und ihn auch danach fragen, was er sich selbst zutraut, vielleicht sogar gerne übernehmen möchte und an welchen Stellen es ihm zuviel war und wo er Zeiten für Rückzug und Pausen benötigt. Auch wenn das hier sehr leicht klingt, ist es oft ein jahrelanger Prozess, dass Betroffene selbst oder Sie als Angehörige einem Umgang mit diesem Seiltanz finden!     

Selbstmordgedanken oder -absichten sind häufig ein Tabuthema. Vielleicht haben Sie große Angst um das Leben und die Sicherheit des Betroffenen, es kann aber auch sein, dass Sie sich erpresst, bedroht oder unter Druck gesetzt fühlen. Nehmen Sie Ihre eigenen Grenzen wahr. Holen Sie sich möglicherweise auch für sich selbst Hilfe, wenn Sie sich überfordert fühlen! Bestehende Suizidalität kann nicht im Alltag abgefangen werden und schon gar nicht durch einen Angehörigen! Die wichtigsten Regeln im Umgang mit Suizidalität lauten:

  • Das Suizidthema ist immer ernst zu nehmen – auch wenn es in der Vergangenheit dutzende Male gut gegangen ist!
  • Ob Suizidaltität besteht, kann nur der Fachmann entscheiden.

Es kursieren immer noch viele Mythen über Suizidalität, die nichts mit der Realität oder den tatsächlichen Erfahrungen zu tun haben:

Wer handelt, spricht nicht darüber!

Es gibt zahlreiche Betroffene, die die Idee einer Selbsttötung mit anderen Menschen besprechen. Suizidankündigungen sind ernst zu nehmen. Viele andere Erkrankte wollen niemanden mit diesen quälenden Gedanken belasten, sind aber erleichtert, wenn sie diese Not mit jemandem besprechen können. Sprechen Sie das Thema also ruhig an, auch wenn es Ihnen schwerfällt. Sagen Sie dem Betroffenen auch, dass Sie es für wichtig halten, einen Fachmann mit zu Rate zu ziehen.

Suizid kommt ohne Vorwarnung!

Es gibt Betroffene, die nehmen sich das Leben, ohne dass jemand im Umfeld das geahnt hat. Besonders in akuten psychotischen Phasen ist das Erleben und Denken der Betroffenen häufig nicht nachvollziehbar und daher auch Selbstmordgedanken nicht immer abschätzbar. In der Regel jedoch finden sich im Verhalten und in den Gesprächen mit dem Familienmitglied Hinweise darauf. Für Angehörige ist es sehr schwer zu unterscheiden, ob es sich um eine Androhung oder eine tatsächlich Absicht handelt. Wenn Sie sich Sorgen machen oder das Gefühl haben, Ihr Familienmitglied beschäftigt sich mit Selbstmordgedanken, sprechen Sie dies an und holen Sie sich Unterstützung von Experten!

Das Reden darüber bringt jemand erst auf solche Gedanken!

Scheuen Sie sich nicht, mit dem Betroffenen in offenen, behutsamen Fragen über seine Selbstmordgedanken zu sprechen. Hilfreiche Fragen sind: "Hast Du in letzter Zeit darüber nachgedacht, Dir das Leben zu nehmen?", "Wie oft quälen dich solche Gedanken?", "Hast Du konkrete Ideen, wie Du Dir das Leben nehmen willst?" usw. Spielen Sie die Suizidgedanken niemals herunter. Wenn Sie selbst an Ihre Grenzen gekommen sind, sagen Sie dem Betroffenen, dass Sie zu Ihrer Entlastung und zu seiner Sicherheit professionelle Helfer einschalten werden.

Bei akuter Suizidalität ist das oberste Ziel die Verhinderung der angekündigten Tat. Die freie Willensentscheidung kann in einer akuten Krankheitsphase beim Betroffenen beeinträchtigt sein. Auch wenn viele Betroffene sich in akuten Phasen nicht gerne helfen lassen wollen, sind sie nach Abklingen der Symptome froh, am Suizid gehindert worden zu sein. Ziehen Sie daher immer einen Arzt hinzu, lassen Sie den Betroffenen möglichst nicht unbeaufsichtigt.

Nach einer Krise ist die Gefahr vorbei!

Nach einer akuten Phase kommt es manchmal zu einer depressiven Nachschwankung. In dieser Zeit können vermehrt Selbstmordgedanken auftreten. Hilfreich kann hier sein, den Betroffenen behutsam zu fragen, was ihn am Leben hält. Auch eine etwas ungewöhnliche Frage wie wen oder was er vermissen würde, wenn er sich tatsächlich das Leben nehmen würde, helfen mitunter, die Gedanken auf etwas anderes zu richten. Doch auch hier noch mal der Hinweis: Sie sind kein Arzt oder Therapeut! Es liegt nicht in Ihrer Verantwortung einzuschätzen, wie gefährlich die Situation ist! Lieber einmal zu viel professionelle Hilfe geholt!

Wenn Sie Suidzidalität vermuten:

  • stellen Sie offene Fragen;
  • spielen Sie Suizidgedanken nicht herunter;
  • fragen Sie nach, was den Betroffenen am Leben hält;
  • sprechen Sie Ihre eigenen Gefühle an;
  • holen Sie sich Hilfe und besprechen das mit dem Betroffenen.
 

Nach einer überstandenen Krise haben möglicherweise alle Beteiligten das Bedürfnis, das, was passiert ist, möglichst schnell zu vergessen. Vielleicht haben Sie oder Ihr Familienmitglied in der zurückliegenden Episode viel Chaos erlebt, vielleicht gab es auf einer oder beiden Seiten Verletzungen und Kränkungen, die man am liebsten wegschieben möchte. Möglicherweise belasten nicht nur Sie selbst Dinge oder Verhaltensweisen aus der akuten Phase (z.B. der Betroffene wollte sich vom Partner trennen, hat die Eltern verkannt). Auch der Betroffene kann in der akuten Phase Kränkungen oder Enttäuschungen erlebt haben (z. B. wenn es zu einer Zwangseinweisung kam, wenn der Arzt gegen seinen Willen eingeschaltet wurde). Es ist verständlich, dass alle Beteiligten dazu tendieren, möglichst schnell zum Alltag überzugehen, allerdings kann das Unausgesprochene zu Brüchen in der Beziehung führen!

Es ist wichtig, dass Sie die Erlebnisse aus der akuten Phase nicht unter den Teppich kehren! Nehmen Sie sich Zeit, mit dem Betroffenen über die Erlebnisse zu sprechen.

 
Dabei ist es wichtig, dass die Ereignisse aus den unterschiedlichen Perspektiven geschildert werden. Beide Sichtweisen dürfen sein und sollten gehört werden.

Teilen Sie sich auch mit, was am Verhalten des anderen schwierig war. Auch hier ist es notwendig, dass beide Seiten behutsam Kritik üben dürfen. Fragen Sie bei Ihrem Familienmitglied nach, was an Ihrem Verhalten für ihn in der Krise möglicherweise schwierig war. Vergessen Sie nicht, auf die Lösungsseite zu gucken und klären Sie gemeinsam, was Sie in einer eventuellen neuen Krisensituation besser machen wollen. Beachten Sie hierbei die Tipps zum aktiven Zuhören und zur Formulierung von Kritik. Richten Sie Ihren Blick aber nicht nur auf die Defizite! Besprechen Sie auch, was gut geklappt hat und für wen welches Verhalten hilfreich war.

Eine Krise können Sie – so schwierig sie auch gewesen sein mag – im Rückblick immer dafür nutzen, zu lernen, was in der nächsten Krise anders laufen sollte, weil es nicht so gut war und was genauso laufen sollte, weil es hilfreich war!

Treffen Sie klare Absprachen, möglichst schriftlich, wie bei einem erneuten Rückfall miteinander umgegangen werden soll. Günstig ist es, wenn Sie nach der Krise einen Krisenplan erstellen – gemeinsam mit dem Betroffenen für den Betroffenen, aber auch für sich selbst! Möglicherweise sind Sie selbst in der vergangenen Krise an Ihre Grenzen gestoßen und fühlten sich häufig überfordert. Dann sollten Sie nun nach Alternativen suchen.

Vor dem Erstellen eines Krisenplans sollten Sie folgende Punkte diskutieren:

  • Welche Frühwarnzeichen gibt es bei Ihrem Familienmitglied?
  • Was ist bei Frühwarnzeichen zu tun? Wer tut dann was?
  • Welche Ärzte sind wann hilfreich (z.B. der Hausarzt für die Krankschreibung, der Facharzt für die medikamentöse Behandlung, der Psychologe für stützende Gespräche)?
  • Wann geht der Betroffene in die Klinik? In welche Klinik möchte er gehen und in welche Klinik nicht? Wann ist eine Tagesklinik gut, wann die stationäre Aufnahme?
  • Wer soll den Betroffenen begleiten?
  • Wie häufig sollen Besuche stattfinden? Wer soll kommen?
  • Wie möchte der Betroffene behandelt werden
    - wenn er psychotisch wird;
    - wenn er aggressiv wird;
    - wenn er von Suizid spricht?
  • Was ist in Krisenzeiten zu tun, wenn vertraute wegen Urlaub oder Wochenende nicht erreichbar sind?

Am günstigsten ist, einen Plan anzufertigen, auf dem alle wichtigen Telefonnummern (Ärzte, Kliniken, alternative Einrichtungen, Notfallnummern) verzeichnet sind. Absprachen können keine Krise verhindern, aber sie können die unangenehmen Folgen einer Krise abmildern!

Wenn Ihr Familienmitglied nicht über die überstandene Krise sprechen will und klare Absprachen oder eine Krisenplanung für einen erneuten Rückfall ablehnt, ist es gut, einige Male nachzufragen, aber bei Beharrlichkeit des Betroffenen seine Meinung zu respektieren. Die Behandlung bleibt in der Verantwortung des Betroffenen.

Das sollte Sie nicht davon abhalten, sich mit der Erkrankung auseinander zu setzen und selbst einen Krisenplan zu erstellen. Ihr eigener Krisenplan sollte folgende Punkte umfassen:

  • Wie können Sie Ihre eigene Überforderung erkennen (weniger Lust, weniger Schlaf, Gefühl von Schlappheit, weniger Aktivitäten, Rückzug aus dem sozialen Umfeld)?
  • Wie können Sie Ihre Belastungen reduzieren? Welche Arbeiten müssen erledigt werden, welche können liegen bleiben? Wer könnte Ihnen helfen? Wer kann Ihnen kleinere und alltägliche Aufgaben abnehmen? Wen könnten Sie auch in absoluten Notfällen um Hilfe bitten?
  • Wie können Sie sich entspannen? Wo können Sie Kraft tanken? Was ist für Sie wirklich erholsam?

Hilfreich könnte sein, sich einer Angehörigengruppe anzuschließen. Hier finden Sie einen Ort, wo Platz für Ihre Sorgen und Ängste ist. Darüber hinaus sind Angehörige häufig Experten in eigener Sache und können Ihnen Adressen guter Ärzte und Therapeuten sowie Tipps im Umgang mit Ihrem Betroffenen oder Hilfen bei eigener Überforderung geben. Nicht zuletzt können Sie dort in einem Schutzraum hilfreiche Kommunikationstechniken üben.    

Die Autorin Claudia Dahm-Mory ist Diplom-Psychologin, Psychotherapeutische Ausbildung in systemischer Einzel-, Paar- und Familientherapie (SG), Stationspsychologin der psychiatrischen Tagesklinik am Universitätsklinikum Leipzig; selbstständig tätig in der psychotherapeutischen Praxis Mehrblick; psychologische Leitung des familienorientierten Wohnprojekts Haus Chiron (beides Leipzig)    

Wie gehe ich mit Menschen um die psychisch krank sind?

In den Infokorb legen. Wenn es um die Gesundheit gehtund auch um die Psyche – ist er eine der wichtigsten Anlaufstellen: der Hausarzt. Er kennt im Idealfall die Krankengeschichte und kann körperlich bedingte Erkrankungen ausschließen.

Was kann ich tun wenn jemand durchdreht?

Rasch Hilfe holen: Rufen Sie die Rettung unter 144 oder die Polizei unter 133 bei Risiko einer Selbst- oder Fremdgefährdung. In Kontakt bleiben bis die Rettung kommt: Versuchen Sie die Betroffene/den Betroffenen nicht alleine zu lassen!

Welche psychischen Krankheiten sind am schwierigsten zu behandeln?

Schizophrenie ist eine Erkrankung von der weltweit circa ein Prozent der Menschen betroffen sind. Sie stellt eine der schwersten psychischen Erkrankungen dar und wird zu den Psychosen gezählt.