Was tun bei Verschlucken von Gegenständen?

Was tun, wenn man einen Gegenstand verschluckt hat? Eine neue europäische Leitlinie für die Bergung von verschluckten Gegenständen bei Erwachsenen bietet Lösungen.

Was tun, wenn man einen Löffel, einen Käsepieker, eine Rasierklinge verschluckt hat? Auch so mancher Arzt stellt sich hier die Frage, was tun? Abwarten, den Gegenstand endoskopisch entfernen oder gar operieren? Bei einer verschluckten Knopfbatterie muss – wie kürzlich in MEDMIX berichtet – sofort gehandelt werden, bei einer kleinen Murmel nicht unbedingt.

Was tun bei einem ein Steakstück, entfernt man es wie eine Rasierklinge? Europäische Experten haben unter Federführung der Ulmer Universitätsklinik für Innere Medizin I für die Europäische Fachgesellschaft (European Society of Gatrointestinal Endoscopy, ESGE) nun eine Leitlinie mit Diagnose- und Therapieempfehlungen zu diesem Thema veröffentlicht.

 

Was tun, wenn Kinder, Erwachsene oder ältere Personen etwas irrtümlich verschluckt haben?

Kinder, Erwachsene und vor allem auch ältere Menschen verschlucken Gegenstände. „Häufig werden Gebissteile oder ungeeignete Bestandteile des Essens verschluckt, beispielsweise ein zu großes Stück Steak vom Grill oder Fischgräten. Wir haben aber auch Patienten, die eine Glasscherbe verschlucken oder mit Käse und Traube zusammen den spitzen Plastikpieker“, berichtet Prof. Dr. Alexander Meining, Leiter der Endoskopie an der Ulmer Universitätsklinik für Innere Medizin I, der die Leitlinie federführend im Team mit seinem Ulmer Kollegen Dr. Michael Birk und Wissenschaftlern aus ganz Europa erarbeitet hat. „Ein besonderer Fall sind Menschen mit psychischen Erkrankungen, die absichtlich Gegenstände verschlucken, vom langen Eislöffel bis hin zu Pflaster oder Rasierklingen“, so Meining. Die neue Leitlinie gibt Empfehlungen zum passenden Diagnoseverfahren, zur Dringlichkeit und zu den verschiedenen Bergungsmöglichkeiten.

„Wenn jemand eine Knopfbatterie verschluckt, muss der Arzt sofort handeln, denn durch elektrische oder chemische Reaktionen können die Magen- oder Darmschleimhäute geschädigt werden. Auch Magneten müssen sofort entfernt werden, da sie mit ihrer Anziehungskraft beispielsweise zwei Darmschlingen zusammenkleben und verletzen können“, so Meining. Auch scharfe und große Gegenstände müssen lokalisiert und je nach Lage entfernt werden. Dazu gibt es spezielle endoskopische Instrumente mit verschiedenen Greifarmen, mit Schlingen oder Körbchen zum Schutz des umgebenden Gewebes.

 

Was tun, wenn sich ein ungefährlicher Gegenstand noch vor dem Magen befindet?

Sitzt ein ungefährlicher Gegenstand noch vor dem Magen, lässt er sich mitunter in den Magen hineinschieben. Im Extremfall muss ein Gegenstand durch eine Operation entfernt werden. „Wichtig ist auch zu wissen, wann man nichts unternehmen, sondern nur beobachten muss, nämlich im Regelfall bei kleineren stumpfen Gegenständen“, erläutert Professor Meining. Für Betroffene gilt: Wer etwas Ungenießbares verschluckt, sollte wenn möglich einen identischen Gegenstand, also beispielsweise noch einen Käsepieker, mit zum Arzt bringen. Das erleichtert Diagnose und Therapie.

„Wir haben von Kollegen bereits viele positive Rückmeldungen zur Leitlinie erhalten, die jetzt in der Onlineausgabe der Fachzeitschrift Endoscopy publiziert wurde. Jeder Arzt kann plötzlich mit einem solchen Fall konfrontiert sein und muss dann schnell klug handeln, hier kann die Leitlinie helfen“, freut sich Professor Meining.

Jeder Mensch kann versehentlich etwas verschlucken: So gelangen Gegenstände, die nicht zum Verzehr geeignet sind, in die Speiseröhre und meistens sogleich in den Magen. Was dann zu tun ist, hängt von dem jeweiligen Gegenstand ab: Kann man ihm die weitere Passage durch den Darm zutrauen, ohne dass es zu Komplikationen kommt, oder muss man ihn durch die Speiseröhre zurückholen oder ­sogar durch eine Operation entfernen?

Am Anfang der Diagnose steht der Bericht des Patienten. Eine radiologische Untersuchung ist nur erforderlich, wenn die Angaben unklar sind, eine CT, wenn eine Perforation vermutet wird. Kontrastmittel sollten nicht gegeben werden, um die Lage nicht noch zu verschlimmern. Stumpfe Gegenstände und sogar zwecks Schmuggel verpacktes Rauschgift sollten den GI-Trakt passieren und auf natürlichem Wege verlassen. Eine Ausnahme stellen Batterien dar, weil auslaufende Chemikalien die Schleimhaut verätzen können. Die therapeutischen Maßnahmen in der Leitlinie beschränken sich naturgemäß auf die Endoskopie: Es gibt spezielle Instrumente mit Greif­armen, um Gegenstände aus dem Magen wieder herauszuziehen, ohne dass die Speiseröhre dabei verletzt wird. |

Beim Essen werden oft versehentlich Objekte verschluckt, die niemand im Bauch haben will: Knochen, Gräten, Zahnstocher, selbst Gabeln wurden schon im Körper gefunden.

(Foto: Illustration: Dalila Keller)

Der Körper ist ein Wunderwerk - und verwundert uns täglich aufs Neue. Er produziert seltsame Geräusche, Gerüche, Ticks, Besessenheiten und Beschwerden. Hält sich aber gerne bedeckt, wenn man fragt: Wo kommt das her? Und vor allem: Wie geht das wieder weg? Eine Serie über Alltags-Misslichkeiten. Teil 12: verschluckte Fremdkörper.

Von

Berit Uhlmann

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Baseler Ärzte mussten vor kurzem einer Siebenjährigen einen Frosch aus dem Hals operieren. Das ist wörtlich gemeint, denn was in der Speiseröhre des Kindes festhing, war ein Ketten-Anhänger in Form einer Kröte. In der Fachliteratur wird außerdem der Fall eines Kindes beschrieben, das aus Eifersucht auf den kleinen Bruder dessen kompletten Schnuller verschlang. So etwas bekommen auch Ärzte nicht oft zu sehen. Häufiger finden Sie im Verdauungstrakt von Kindern Spielzeugteile, am häufigsten jedoch Münzen.

Das Problem wächst sich nicht komplett aus. Auch bei Erwachsenen geraten noch unerwünschte Objekte in die Gedärme. Auf Platz 1 der verschluckten Gegenstände liegen Fischgräten, gefolgt von Hühnerknochen und Zahnprothesen. Ist das alles nun gefährlich?

Was tun bei Verschlucken von Gegenständen?
6 Bilder

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Verschluckte Fremdkörper

Frosch im Hals und andere Unfälle

Vorsicht ist unbedingt in folgenden Fällen geboten:

  • Sie verspüren Schmerzen, Würgereiz oder Atemnot. Diese Symptome können darauf hindeuten, dass der verschluckte Gegenstand feststeckt.
  • Das verschluckte Objekt misst mehr als 2,5 Zentimeter. In diesem Fall besteht die Gefahr, dass er im Verdauungstrakt hängen bleibt. Meist passiert das schon in der vergleichsweise engen Speiseröhre.
  • Das Objekt ist scharfkantig oder spitz. Beispiele sind Knochenfragmente oder Zahnstocher, die gar nicht so selten verschluckt werden. Sie können die Wände des Verdauungstrakts verletzen.
  • Es wurde eine Knopfzelle verschluckt. Die Batterien können in der Speiseröhre stecken bleiben und das Organ durch ihre Säure oder Spannung schädigen.
  • Mehrere Magnete wurden verschluckt. Wenn sich die Magnete anziehen, können sie dabei den Darm so einquetschen, dass Gewebe abstirbt.

In all diesen Fällen sollten sie einen Arzt aufsuchen. Er kann mit Hilfe von Metalldetektoren oder Röntgenaufnahmen den Weg des Fremdkörpers verfolgen. Magneten können Sie unter Umständen selbst auf die Spur kommen: Fahren Sie mit einem Kompass über den Oberkörper des Kindes; wenn sich die Nadel im Kreis dreht, hat es tatsächlich einen Magneten verschluckt.

In etwa 10 bis 20 Prozent aller Fälle hakt es bei der Tour des Fremdkörpers durch den Verdauungstrakt. Ärzte müssen den Gegentstand dann entfernen, fast immer schaffen sie es durch ein Endoskop.

In den anderen Fällen - etwa wenn Stiftkappen, kleine Murmeln oder Münzen durch Magen und Darm wandern - genügt in aller Regel, was Ärzte eine "beobachtende Therapie" nennen. Betroffene sollten ihren Stuhl inspizieren. In der Regel taucht der Fremdkörper darin innerhalb weniger Tage wieder auf.

Kabinett der Kalamitäten

Eine Serie über Alltagsbeschwerden: Ohrwurm | Probleme beim Tablettenschlucken | Schüchterne Blase | Ohrenschmerzen beim Fliegen | Wadenkrämpfe | Schluckauf | Festsitzender Fingerring | Blähungen | Gesundheitsrisiko Kleidung | Läuse | Erröten

Wie lange dauert es bis etwas Verschlucktes wieder raus kommt?

“ Die meisten der verschluckten Fremdkörper sind harmlos und werden nach unterschiedlich langer Passage-Dauer, die bis zu zehn Tagen dauern kann, auf natürliche Weise wieder ausgeschieden. Auch spitze Gegenstände können den Darmtrakt durchwandern ohne eine Verletzung zu verursachen.

Kann nach dem Verschlucken noch was passieren?

In einigen wenigen Fällen kann es allerdings passieren, dass ein verschluckter Fremdkörper die Wand der Speiseröhre durchstößt (perforiert) oder verätzt. Es handelt sich um einen lebensbedrohlichen Zustand. Im Magen-Darm-Trakt kann es ebenso zu Perforationen oder Verätzungen kommen.

Was tun wenn etwas in die Luftröhre kommt?

Was tun bei Fremdkörpern in der Luftröhre?.
Der Betroffene steht..
Den Oberkörper des Betroffenen so weit wie möglich vornüber beugen..
Der Helfer schlägt mit der flachen Hand dem Betroffene kräftig zwischen die Schulterblätter..
Notruf..
Bei Atemstillstand: Atemspende..

Wann zum Arzt nach Verschlucken?

Fremdkörper verschluckt: Wann zum Arzt? Wenn die Erste Hilfe beim Verschlucken wirkungslos bleibt, sollten Sie umgehend den Notarzt rufen. Vor allem, wenn der Betroffene kaum / keine Luft bekommt, darf man keine Zeit verlieren - es besteht akute Lebensgefahr!