Was passiert wenn das erdöl ausgeht

Die weltweiten Erdölvorkommen reichen voraussichtlich länger als wir sie brauchen! Denn durch den immer sparsameren Einsatz von Erdölprodukten, etwa in moderner Heiztechnik, werden die Reserven effizienter genutzt. Auch der zunehmende Einsatz von erneuerbaren Energien wie Solarthermie und zunehmend treibhausgasreduzierten Brennstoffen auf Basis erneuerbarer Energien senken den Bedarf an fossiler Energie beispielsweise für die Wärmeversorgung.

Als Reserven gelten die mit heutiger Technologie wirtschaftlich gewinnbaren Erdölmengen. Ressourcen sind nachgewiesene oder geologisch mögliche Vorkommen, die zwar bekannt sind, aber mit heutiger Technik nicht wirtschaftlich gefördert werden können. Grafik: IWO

Erdölversorgung ist gesichert

Die Erdölversorgung ist auf Jahrzehnte hinaus gesichert. Das belegen aktuelle Daten der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR). Deren Auskünften zufolge liegen die sicheren Erdölreserven weltweit bei gut 244 Milliarden Tonnen und sind damit so hoch wie nie zuvor.

Bei dem heutigen Welterdölverbrauch würden die gesicherten Reserven mehr als 50 Jahre ausreichen.

Diese Hochrechnung stellt allerdings immer nur eine Momentaufnahme dar, da die Reichweite der Ölreserven dynamischen Einflüssen unterliegt. Dazu zählen insbesondere der technische Fortschritt, der Rohölpreis und die Erschließung neuer Ölvorkommen.

Bei der Suche nach Öl, Geld und Macht scheint für die edlen Prinzipien des Völkerrechts und für das feinziselierte Instrumentarium der internationalen Diplomatie kein Platz mehr zu sein. Der Kampf um die letzten Ressourcen wird mit harten Bandagen ausgetragen; die Sicherung der nationalen Energieversorgung ist für jedes Land knallharte Realpolitik. Bündnisse werden nicht mit denjenigen geschlossen, die man mag, sondern mit denen, die man braucht.

Ein Trend, der uns in eine unsichere, womöglich unheilvolle Zukunft führen könnte - meint Sascha Müller-Kraenner in seinem Buch "Energiesicherheit - Die neue Vermessung der Welt". Der Autor ist ein akademisches Multitalent: studierter Naturwissenschafter, Jurist und Philosoph und arbeitete mehrere Jahre für die Grünen-nahe Heinrich-Böll-Stiftung. Das lässt ahnen, welchen Energiequellen und welchen Energiekonzepten er den Vorzug gibt - und: Die Ahnung trügt auch nicht. Doch, um es vorwegzunehmen: Seine ernüchternden Analysen, sein mitleidsloser Blick auf die strukturellen Schwächen der Energiepolitik sind keineswegs von Vorurteilen getrübt, sie sind fachlich stichhaltig und beunruhigend. Binnen weniger Jahrzehnte hat der Mensch die planetaren Vorräte an Kohle, Öl und Erdgas so weit geplündert, dass die Nutzung dieser fossilen Energieträger zunehmend teurer wird - und für viele unerschwinglich. Das lernt heutzutage bereits jedes Kind in der Grundschule und jeder Autofahrer an der Zapfsäule. Und selbst die politische Elite, sonst nicht immer mit Weitblick gesegnet, scheint das begriffen zu haben. Weltweit beginnt das große Balgen um die Reste der Beute - ein aus der Geschichte des Kolonialismus vertrautes Bild:

Russland, China, die Europäische Union und natürlich die USA sind die vier Hauptakteure, die sich im Großen Spiel des 21. Jahrhunderts gegenüberstehen. Anders als beim "Great Game" des 19. Jahrhunderts handelt es sich heute nicht ausschließlich um ein Ringen um politische und wirtschaftliche Einflusszonen. Es geht auch darum, welche Spielregeln auf den Energiemärkten im Besonderen und in der Welt von morgen im Allgemeinen gelten sollen.

Doch nach welchen Regeln gespielt werden soll, ist noch keineswegs klar. Folgt man Müller-Kraenner, so stehen sich zwei grundverschiedene Regelwerke gegenüber: hier eine klassische Großmachtpolitik, wie sie beispielhaft die USA betreiben, wenn sie mit ihren Soldaten im arabischen Raum für das Völkerrecht streiten und einen niedrigen Ölpreis, und auf der anderen Seite stehen die Ansätze einer alternativen, zivilisierter wirkenden Politik, deren erste Triebe in Europa sprießen - noch zaghaft, aber vom Autor im Interview vehement unterstützt.

" Wofür ich plädiere, ist, dass man sich nicht in einen destruktiven Wettbewerb um die letzten Energieressourcen begibt, was letztendlich zu einer Verschärfung politischer Spannungen führt, unter Umständen dann auch zu Sicherheitskrisen, sondern dass man sich darum bemüht, die Verwaltung und den Verbrauch dieser gemeinsamen Ressourcen auch gemeinsam zu lösen. Dafür brauchen wir vor allem das Mittel der Diplomatie."

Nicht gegen-, sondern miteinander sei die Leitfrage seines Buches am klügsten zu beantworten, meint Müller-Kraenner: Wie sollen die westlichen Länder ihre Energieimporte sichern? Mit Gewalt und jedem anderen erdenklichen Mittel der Machtpolitik? Oder in Kooperation, mit Grips statt mit Muskeln? Sein Plädoyer für die zweite Variante weiß Müller-Kraenner sachkundig zu begründen, in acht übersichtlich und logisch gegliederten Kapiteln und mit sorgsam recherchierten Informationen, insbesondere aus internationalen Studien. Seine Argumentation ist nicht nur nachvollziehbar und gut belegt, sondern auch in einer verständlichen Sprache formuliert. Essayistische Eleganz lässt sich dem Buch zwar nicht nachsagen, wohl aber eine wohltuende Präzision und Klarheit, sowohl im Stil als auch in der Gedankenführung. Die Energieressourcen können für alle reichen, so die Überzeugung von Müller-Kraenner, für die alten Industrieländer wie auch für die neuen, die in Asien entstehen - vorausgesetzt, die Gesellschaften sind bereit, der Verschwendung von Energie Einhalt zu gebieten und bei den erneuerbaren Energien neue Potentiale zu erschließen. Europa bliebe dann zwar auf mittlere Sicht weiterhin von Energieimporten abhängig, doch in geringerem Maße. Wichtig sei, gegenüber den Energielieferanten geschlossen aufzutreten:

Die verbleibenden Öl- und Gasvorräte konzentrieren sich am Persischen Golf, in Zentralasien und Russland. Für Europa besteht daher die Gefahr, in die Abhängigkeit politisch instabiler und undemokratisch verfasster Länder, der neuen Energiegroßmächte der Zukunft, zu geraten. Wenn es Europa und anderen Ländern aber gelingt, auf erneuerbare Energien zu setzen, können sich die Machtverhältnisse im geopolitischen Kräftespiel wieder zu ihren Gunsten ändern.

Bereits jetzt setzt die Europäische Union auf eine bessere Zusammenarbeit mit den so genannten Transitländern. Das sind die Staaten an der Nahtstelle zwischen Europa und Asien, durch deren Territorium die Gasröhren, Erdgaspipelines und Hochspannungsmasten führen, durch die die lebensspendende Energie aus dem Osten in die Länder des Westens geleitet wird. Wenn die Transitländer - das Baltikum, die Türkei, der Balkan - einerseits und das "Alte Europa" andererseits zusammenstehen, dann könnte man gegenüber Energieriesen wie Russland selbstbewusster auftreten. Doch Müller-Kraenner geht das noch nicht weit genug: Er möchte die Macht der Energieverbraucher so straff organisieren wie es beispielsweise die ölproduzierenden Länder in der OPEC tun:

" Was wir brauchen, ist eine Art Verbraucherkartell. Dass wir Europäer uns zusammensetzen, damit nicht diejenigen, die fossile Energieträger - Öl, Gas - exportieren, nicht nur uns die Preise diktieren, sondern auch die politischen Handlungsbedingungen. Damit wir also politisch nicht erpressbar werden."

"Energiesicherheit" heißt das Buch von Sascha Müller-Kraenner. Eine durchdachte Analyse, kompakt und schlüssig vorgetragen. Ein Buch, das zwar auch akademischen, beispielsweise politikwissenschaftlichen Kriterien Genüge tut, weil der Autor sein Wissen in sachlichem Ton vorträgt und seine Quellen sauber dokumentiert. Doch eigentlich wendet sich der Titel an ein größeres Publikum: an alle, die sorgenvoll an die möglichen Energiekrisen und Energiekriege der Zukunft denken und einen alternativen Weg, einen Ausweg gerne beschreiten würden.

Sascha Müller-Kraenner: Energiesicherheit. Die neue Vermessung der Welt
Verlag Antje Kunstmann. München 2007
238 Seiten. 19,90 Euro.

Können wir ohne Öl leben?

Josef Malzer, Landwirt: Natürlich kann der Mensch auch ohne Erdöl leben. Das haben ja die Jahrtausende gezeigt, bevor das Erdöl entdeckt und nutzbar gemacht wurde. Wir werden auch wieder eine Zeit ohne Erdöl erleben, aber bis dahin haben wir halt viele wichtige Dinge in der Umwelt zerstört.

Wann geht uns das Öl aus?

Deren Auskünften zufolge liegen die sicheren Erdölreserven weltweit bei gut 244 Milliarden Tonnen und sind damit so hoch wie nie zuvor. Bei dem heutigen Welterdölverbrauch würden die gesicherten Reserven mehr als 50 Jahre ausreichen.

Wie lange gibt es noch Öl auf der Welt?

Auch heute liegt die geschätzte Reichweite von Erdöl bei rund 40 Jahren. Dies würde bedeuten, dass die weltweiten Vorkommen noch etwa bis in das Jahr 2060 reichen.

Kann man auf Erdöl verzichten?

Benutzen Sie Jutebeutel und Co: Führen Sie eigene Taschen, Flaschen, Brotboxen oder Kaffeebecher mit sich, um keine Einmal-Behältnisse kaufen zu müssen, die nach kurzem Gebrauch im Müll landen – dies ist eine besonders einfache Möglichkeit zum Verzicht auf Erdölprodukte.