Was bedeutet Gesundheit ist nicht alles aber ohne Gesundheit ist alles nichts?

Die Gesundheit wird bei den Wünschen fürs neue Jahr stets an erster Stelle genannt. Doch wann ist man denn eigentlich gesund? Dr. Hontschik gibt in seiner Kolumne die Antwort.

Um Weihnachten und Neujahr herum kann man sich vor den vielen guten Wünschen kaum retten: Gesundheit, Glück und Erfolg – die Formulierungen variieren, aber der Inhalt ist immer gleich. Die Gesundheit ist auf Rang eins bei den guten Wünschen fürs neue Jahr, gefolgt von Glück und Erfolg. Aber was ist das eigentlich, die Gesundheit?

Ist man gesund, wenn man nicht krank ist? Ist man gesund, wenn man nichts davon weiß, dass man krank ist? Es gibt Tausende von Krankheiten, aber gibt es nur eine Gesundheit? Bedeutet Gesundheit für jeden Menschen vielleicht etwas anders? Gesundheit ist körperliches, seelisches und soziales Wohlbefinden, das ist zumindest die Definition der Weltgesundheitsorganisation WHO.

Gesundheit sei uns verborgen, sie sei „das Schweigen der Organe“, sagte der Philosoph Hans-Georg Gadamer. Karl Kraus dagegen nimmt’s leicht: „Gesund ist man erst, wenn man wieder tun darf, was einem schadet“. Für Aldous Huxley war schon vor knapp hundert Jahren „die Medizin so weit fortgeschritten, dass man kaum noch Gesunde findet“ – was für eine Weitsicht! Ein ganz anderer Aspekt findet sich in den „Maximen und Reflexionen“ von Johann Wolfgang von Goethe: „Ein gesunder Mensch ohne Geld ist halb krank“.

Am häufigsten wird aber Arthur Schopenhauer zitiert. Nicht der Ausspruch: „Der einzige Mann, der nicht ohne Frauen leben kann, ist der Frauenarzt“ des notorischen Frauenhassers ist am bekanntesten geworden, sondern er hat angeblich auch das Wortspiel: „Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts“ in die Welt gesetzt. Hat er aber gar nicht! Das hat Schopenhauer nie gesagt, nirgends in seinen Schriften ist dieser bescheuerte Satz zu finden. Dennoch wird er immer wieder und überall mit diesem unmöglichen Spruch zitiert.

Stellen Sie sich vor, Sie wären krank und es käme jemand daher und sagt zu Ihnen: „Ohne Gesundheit ist alles nichts“. Was jetzt, wo doch alles nichts ist? Ein dummer, hirnlos dahingesagter Spruch und eine Ohrfeige für jeden, der krank ist. Nachdem Schopenhauer in Frankfurt am Main zehn Jahre lang zumeist zur Untermiete gewohnt hatte, bezog er im Jahr 1843 im Alter von 55 Jahren eine Wohnung an der Schönen Aussicht, wo selbst das nichtssagende Fischerplätzchen am Mainufer bis heute auf seine Umbenennung in Arthur-Schopenhauer-Platz wartet.

Dort hat Schopenhauer bis zu seinem Tod 1860 gewohnt, und dort hat er etwas ganz anderes gesagt, nämlich „dass wahrlich ein gesunder Bettler glücklicher ist als ein kranker König.“ Das leuchtet ein. Womit wir wieder auf Goethe, auf Arm und Reich und somit auf das Geld zurückkommen. Der verfälschte und vielfach missbrauchte Spruch von Schopenhauer, dass „ohne Gesundheit alles nichts“ sei, könnte – mit Goethes Hilfe – vielleicht lauten: „Geld ist nicht alles, aber ohne Geld ist alles nichts“.

Schon als Medizinstudent erkannte Arthur Schopenhauer, dass Gesundheit das höchste Gut des Lebens ist. Als Philosoph beschäftigte er sich mit dem Menschen als Subjekt. Vor 150 Jahren starb Schopenhauer in Frankfurt.

Von Pete Smith Veröffentlicht: 22.09.2010, 05:00 Uhr

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Das Grab Schopenhauers auf dem Frankfurter Hauptfriedhof.

© ill

"Die Gesundheit ist zwar nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts." Kaum ein anderer Aphorismus Arthur Schopenhauers wird so häufig zitiert wie dieser. "Neun Zehntel unseres Glücks beruhen allein auf der Gesundheit", schrieb der vor 150 Jahren gestorbene Philosoph an anderer Stelle. "Mit ihr wird alles eine Quelle des Genusses." Dass Gesundheit das höchste Gut sei - diese Einsicht ist bereits während seines Medizinstudiums gereift, das seinen philosophischen Studien vorausging.

Kaufmannslehre, dann das Medizinstudium

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Arthur Schopenhauer wurde am 22. Februar 1788 in der Freien Hansestadt Danzig geboren. Sein Vater Heinrich Floris Schopenhauer entstammte einer angesehenen Kaufmannsdynastie, seine Mutter Johanna reüssierte als Schriftstellerin und leitete nach dem Tod ihres Mannes einen literarischen Salon in Weimar, in dem sie auch Goethe empfing. 1793 verließ die Familie Danzig und siedelte nach Hamburg über. Im Alter von 16 Jahren begann Arthur entgegen seiner eigentlichen Neigungen eine Kaufmannslehre, die er jedoch schon bald, nach dem plötzlichen Tod seines Vaters 1805, wieder abbrach.

Als Arthur mit 21 Jahren volljährig wird, bekommt er seinen Anteil am Erbe ausgezahlt. Von nun an ist er vermögend und darf sich ganz seinen geistigen Neigungen hingeben, die sowohl in den Naturwissenschaften als auch in der Philosophie beheimatet sind. Er entschließt sich, nach Göttingen zu ziehen, wo er sich zunächst als Student der Medizin immatrikuliert. Bei dem bekannten Anatom und Anthropologen Johann Friedrich Blumenberg hört er Vorlesungen über Physiologie und verlagert seinen Schwerpunkt nach und nach auf die Philosophie. 1811 zieht er nach Berlin, wo er sich von seinem berühmten Kollegen Johann Gottlieb Fichte neue Anregungen erhofft; allerdings kehrt er, von Fichtes Lehre enttäuscht, der preußischen Hauptstadt bereits nach zwei Jahren wieder den Rücken. An der Universität Jena reicht er 1813 seine Dissertation "Über die vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden Grunde" ein und wird Doktor der Philosophie.

Der junge Arthur Schopenhauer studierte erst Medizin, dann Philosophie.

© dpa

Schopenhauers Hauptwerk - "Die Welt als Wille und Vorstellung" - erscheint nur sechs Jahre später bei F.A. Brockhaus in Leipzig. In vier Büchern stellt er die Frage nach dem Ding an sich, das er selbst - anders als sein Lehrmeister Kant - als Willen identifiziert. Indem er Vernunft und Intellekt degradiert und den Willen zum eigentlichen Antrieb des Menschen erklärt, bricht er radikal mit der geltenden philosophischen Tradition. "Die Haupt- und Grundtriebfeder im Menschen wie im Tiere ist der Egoismus, das heißt der Drang zum Dasein und Wohlsein." Der Intellekt als Vollzugsorgan triebbestimmten Handelns - mit seiner Philosophie bereitete Schopenhauer unter anderem auch der Psychoanalyse Sigmund Freuds den Weg.

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Schopenhauer indes muss noch zwei Jahrzehnte auf die ersehnte Anerkennung warten. 1820 habilitiert er sich an der Berliner Universität und beginnt dort eine Lehrtätigkeit. Hier kommt es zum inzwischen legendären Streit mit Friedrich Hegel: Schopenhauer will seinen Widersacher provozieren und setzt die eigenen Vorlesungen gleichzeitig mit denen Hegels an. Der Schuss geht jedoch nach hinten los: Statt in Scharen zu Schopenhauer überzuwechseln, halten die meisten Studenten Hegel die Treue. Entnervt gibt Schopenhauer seine Lehrtätigkeit auf und verlässt Berlin auf unbestimmte Zeit.

Der Weg in die geistige Elite des Landes ist weit

Nach längeren, krankheitsbedingten Aufenthalten in München, Bad Gastein und Dresden kehrt er erst im April 1825 in die preußische Hauptstadt zurück und unternimmt einen erneuten Versuch, in der Lehre Einfluss zu nehmen. Die erhoffte Achtung wird ihm allerdings noch immer nicht zuteil. Als 1831 in Berlin die Cholera ausbricht (an der unter anderen Hegel stirbt), flieht Schopenhauer nach Frankfurt am Main, wo er sich ab 1833 endgültig niederlässt.

1840 endlich beginnt das Blatt sich zu wenden. Immer mehr Menschen erkennen die wahre Bedeutung seines Werks und rühmen Schopenhauer als Denker von weltgeschichtlicher Bedeutung. Endlich ist er dort angekommen, wo er sich schon als junger Mann gewähnt hat - in der geistigen Elite seines Landes. 1851 veröffentlicht er die "Parerga und Paralipomena" mit den berühmten "Aphorismen zur Lebensweisheit", seinem vielleicht populärsten Werk. Geistesgrößen pilgern nach Frankfurt, um Schopenhauer ihre Aufwartung zu machen, Richard Wagner lässt ihm seine Dichtung "Der Ring des Nibelungen" überreichen. Allerdings bleiben Schopenhauer da nur noch wenige Jahre, um seinen Ruhm auszukosten. Am 9. September 1860 erkrankt er an einer Pneumonie. Monate vorher hatte er bereits über "Atmungsbeschwerden mit starkem Herzklopfen im Gehen" geklagt. Am 21. September erliegt er seiner Krankheit und wird fünf Tage später auf dem Frankfurter Hauptfriedhof beigesetzt.

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"Die größte Torheit ist, seine Gesundheit aufzuopfern", schrieb der Philosoph in seinen "Aphorismen zur Lebensweisheit", "für was es auch sei, für Erwerb, für Beförderung, für Gelehrsamkeit, für Ruhm, geschweige für Wollust und flüchtige Genüsse: vielmehr soll man ihr alles nachsetzen."

Wer sagte Gesundheit ist nicht alles aber ohne Gesundheit ist alles nichts?

„Die Gesundheit ist zwar nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts“ (Arthur Schopenhauer)

Was hat Schopenhauer gesagt?

„Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad von Bildung ersetzen, aber keine Bildung den natürlichen Verstand. “ „Ein Mann kann nur er selbst sein, solange er allein ist; und wenn er die Einsamkeit nicht liebt, wird er die Freiheit nicht lieben; denn nur wenn er allein ist, ist er wirklich frei.

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