Wann lässt der Sexualtrieb bei Männern nach?

Anders als bei der Frau sind bei Männern die Wechseljahre immer noch ein Tabuthema. Dabei leidet fast jeder dritte Mann nicht unerheblich unter den Symptomen. FOCUS Online sprach mit einem Experten über erste Anzeichen, was jeder Mann dagegen tun kann und wann eine Behandlung mit Testosteron sinnvoll ist.

Männer sehen das Thema Wechseljahre gerne als „Frauendomäne“. Dabei trifft auch sie das Schicksal, dass ihre Sexualhormone mit den Jahren abnehmen. Bei Männern heißt das dann neben männlichen Wechseljahren auch Andropause, als Pendant zur Menopause.

Gesprochen wird darüber kaum, vermutlich auch, weil die Andropause weniger deutlich einsetzt als bei der Frau. „Die männlichen Wechseljahre beginnen schleichend, die Menopause dagegen ist ein klar definierter Zeitraum, der plötzlich einsetzt“, erklärt Frank Sommer, Androloge, Urologe und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Mann und Gesundheit (DGMG).

Andropause beginnt ganz langsam – Menopause plötzlich

Denn die Produktion der Sexualhormone, vor allem Testosteron, nimmt in den Hoden langsam ab, bei Frauen stellen die Eierstöcke die Östrogenbildung schubweise und deutlich ein. Beim Mann beginnen die Wechseljahre mit 35 und ziehen sich über einen sehr langen Zeitraum hin, letztendlich bis zuletzt.

Viele Männer merken gar nicht, dass sie in den Wechseljahren sind, „weil sie einen gesunden Lebensstil haben und deshalb die leichte Abnahme von Testosteron ausgleichen können“, berichtet Frank Sommer. Rund ein Drittel der Männer registriert die Veränderungen jedoch mehr oder weniger stark. Allerdings müssen diese Zahlen vorsichtig bewertet werden, weil berücksichtigt werden sollte, wie der einzelne das individuell erlebt, ob es sich um einen normalen Alterungsprozess handelt oder es zu belastenden Symptomen kommt.

Symptome der männlichen Wechseljahre – Psyche, Körper, Sex

Dabei können die Anzeichen drei verschiedene Kategorien betreffen:

1. Die Psyche: allgemeine Beeinträchtigung des Wohlbefindens, Schlafstörungen, Ängstlichkeit, Reizbarkeit, Nervosität, depressive Verstimmungen

2. Der Körper: Leistungsminderung, Abnahme der Muskelkraft

3. Die Sexualität: Nachlassen der Erektionsfähigkeit, Abnahme der morgendlichen Erektion, weniger sexuelle Lust

Jedes dieser Anzeichen sollte der Mann von einem Arzt abklären lassen, wenn es mehr als sechs bis acht Wochen besteht, sinnvollerweise von einem Mediziner mit dem Tätigkeitsschwerpunkt „Männergesundheit“. Das können beispielsweise Hausärzte oder Internisten sein und natürlich Andrologen oder Urologen.

Warum Männer zum Arzt gehen sollten

Der Besuch beim Arzt ist wichtig, um die Ursache klar zu erkennen, ob etwa der Testosteronspiegel tatsächlich unter den normalen Werten liegt (Normbereich 12,4 und 30 Nanomol pro Liter Blutserum, die obere Grenze kann von Labor zu Labor mal etwas unterschiedlich sein, denn die Labore nutzen unterschiedliche Messverfahren) oder beispielsweise womöglich eine Schilddrüsenfunktionsstörung zugrunde liegt. Diese könne ganz ähnliche Symptome hervorrufen, warnt Frank Sommer. Der Arzt müsse also etwas detektivisch vorgehen.

Zur Untersuchung gehört mindestens eine sorgfältige Anamnese, körperliche Untersuchung und falls nötig Bluttests, etwa um den Hormonstatus festzustellen. Dabei sollte nicht nur das Gesamttestosteron festgestellt werden, sondern auch das biologisch aktive Testosteron. Das Gesamttestosteron zeigt, wie viel des Männerhormons im Blut kreist. Das biologisch aktive Testosteron jedoch ist die Hormonform, die direkt an den Zellen wirkt.

Testosteronersatztherapie – Ja oder Nein?

Je nach Diagnose lässt sich etwa das Schilddrüsenproblem mit entsprechenden Medikamenten behandeln. Der altersbedingte Mangel an Testosteron könnte durch eine Hormonersatztherapie ausgeglichen werden. Doch die Behandlung ist nicht unumstritten, vor allem die Langzeitbehandlung kann Nebenwirkungen auslösen, etwa starke Körperbehaarung und eine Zunahme der roten Blutkörperchen.

Wann rät Frank Sommer zu einer Testosteronersatztherapie? „Manche Männer sind sehr erschöpft und schaffen es kaum noch, in der Arbeit den Nachmittag durchzustehen – Symptome wie Kräfteverlust sind also sehr ausgeprägt“, erklärt Frank Sommer. In diesem Fall schlägt er einen Deal vor: Für ein bis zwei Jahre eine Hormonersatztherapie mit Testosteron, damit der Mann wieder aus diesem Tief herauskommt. Gleichzeitig sollte er jedoch seinen Lebensstil ändern, um wieder fitter zu werden. Dann kann die Hormontherapie meist wieder abgesetzt werden. Das gilt für viele, allerdings nicht für alle. Manche brauchen eine lebenslange Hormontherapie.

Sport erhöht Testosteronspiegel

Der richtige Lebensstil wirkt also bei den meisten fast so gut wie eine Therapie mit Testosteron. Wichtigste Komponente: moderate Bewegung, wie etwa mit dem 3x3x3-Programm, das Frank Sommer gemeinsam mit Experten entwickelt hat. Das bedeutet, dreimal pro Woche für drei Minuten drei Übungen ausführen. Dazu gehören etwa modifizierte Liegestützen und andere Übungen, die den Muskelaufbau fördern. In Studien hat sich ähnliches Intervalltraining als besonders wirkungsvoll gezeigt und konnte den Testosteronspiegel anheben.

Zusätzlich sollten Männer Bewegung in ihren Alltag einbauen, also lieber laufen als Autofahren, Treppe statt Rolltreppe oder Lift benutzen, mittags eine Runde gehen…Denn körperliche Aktivität kann das Absinken des Hormonspiegels etwas hinauszögern sowie die Symptome lindern.

Die richtige Ernährung gegen Wechseljahrsbeschwerden beim Mann

Auch Vitamine und spezielle Pflanzenstoffe beeinflussen den Testosteronspiegel. So kann etwa das Sonnenvitamin D die Hormonsituation beim Mann etwas verbessern, wie Studien zeigen. Der Körper bildet Vitamin D unter dem Einfluss von UV-Licht.

Bestimmte natürliche Stoffe in Haferflocken, die Avenocaside, können den biologischen Testosteronspiegel zusätzlich leicht anheben. Männer in den besten Jahren profitieren also, wenn sie täglich etwas Haferflocken essen, etwa morgens als Müsli.

Nicht zuletzt sollten Männer, die einen ausgeprägten Bauch haben (Bauchumfang über 94 Zentimeter), abnehmen. Denn das Bauchfett bildet das Männerhormon Testosteron in das weibliche Pendant Östradiol um. Männer mit schlanker Mitte haben deshalb durchschnittlich höhere Testosteronwerte als solche mit ausgeprägtem Rettungsring.

Weniger Testosteron hat negative und positive Seiten

Manche Männer gewinnen dem Absinken des Testosteronspiegels aber auch etwas Positives ab, etwa eine leichte Abnahme der Libido und etwas weniger Aggressivität. Das empfinden nicht nur sie, sondern auch die Partnerin manchmal als angenehm. Der Mann kann sich dann vermehrt anderen Themen zuwenden, auch gemeinsam mit der Familie. „Das kommt auf den Mann an und jeder muss das für sich entscheiden“, sagt Frank Sommer. Man müsse dabei vorsichtig sein, denn der Hormonmangel kann auch körperliche negative Folgen haben, etwa Diabetes und Osteoporose begünstigen. Doch auch diesen Problemen lässt sich mit gesundem Lebensstil vorbeugen.

Fazit: Männer, die gesund und männlich fit bleiben wollen, kommen also spätestens ab 40 kaum an einem gesunden Lebensstil vorbei. Wenn sie die Ratschläge berücksichtigen, sich gesund ernähren und regelmäßig Sport treiben, können sie das Absinken des Testosteronspiegels hinauszögern oder zumindest abbremsen. Und ganz nebenbei senken sie auf diese Weise zusätzlich ihr Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko sowie erhalten ihre mentale Gesundheit. Denn Sport gilt auch als optimale Präventionsmaßnahme gegen Demenzerkrankungen wie Alzheimer.

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Warum lässt der Sexualtrieb bei Männern nach?

Was sind die Ursachen für die nachlassende Lust? JELLOUSCHEK: Potenzprobleme oder Testosteronmangel spielen eine Rolle. Aber auch Übergewicht oder Stress. Nicht selten wirkt sich eine Krankheit (Diabetes oder Depression) negativ auf die Libido aus und der Mann weiß das oft gar nicht.

Was hemmt den Sexualtrieb bei Männern?

Es gibt zwei Arten von Medikamenten. Die einen wirken, indem sie das Testosteron unterdrücken (z.B. Gestagene, Antiandrogene und Gonadotropin-Releasing-Hormon (GnRH)-Analoga), die anderen senken den Sexualtrieb durch andere Mechanismen (Neuroleptika und serotonerge Antidepressiva (SSRI).