Staffel 01, Folge 02 Anna will ihre Mutterqualitäten testen und bietet an, auf Nesthäkchen Emma aufzupassen. Doch Emma ist beim Spielen irgendwie besonders ernst – sie hält Anna für ein Opfer häuslicher Gewalt. Videolänge:28 minDatum:30.09.2022:UT - ADVerfügbarkeit: Video verfügbar bis 07.11.2023
Das ist Emmas Schlussfolgerung, nachdem sie Anna und Erik morgens beim Sex beobachtet hat, dank fehlender Türen. Da sie nicht weiß, was Sex ist, hat sie die Leidenschaft der beiden falsch interpretiert. Eins weiß sie aber: Man soll niemanden an den Haaren ziehen! Auch Freddie ist derzeit durch sein aktuelles Date namens Tamara besonders aktiv im Bett. Um jedoch die nächste Beziehungsstufe mit Tamara zu erreichen, steht ihm der ständige Sex eher im Weg. Also fragt er seinen Freund Martin, den mit der
vermeintlich perfekten Beziehung, um Rat. Erst nachdem dessen Tipps – tiefsinnige Gespräche oder ein Spaziergang im Park – in der Praxis jedes Mal mit Sex enden, stellt sich heraus, dass Tamara gar keine weitere Beziehungsstufe will. Darsteller
Stab
Aggressionen in der Familie Von Claudia Schiely · 19.11.2018 Sie beschimpfen, sie drohen, sie schlagen. Gewalt in der Familie geht nicht nur von Erwachsenen, sondern nicht selten auch von Kindern aus. Oft wird es gar nicht bekannt – aus Scham und Ohnmacht. Wie kommt es dazu? Und was können Eltern dagegen tun? Sabine: "Unser Sohn war von Anbeginn an sehr willensstark und sehr energetisch und wild. Und man muss sagen, dass er von Anfang an Probleme hatte, Grenzen zu akzeptieren, die wir gesetzt haben und setzen. Das äußerte sich in ganz starken Wutanfällen. Die konnte man, als er kleiner war, auch eher weglächeln, weil man das ganze Kind durchaus nehmen konnte, irgendwo hinsetzen und
sich quasi unter den Arm klemmen. Umso größer und eigenständiger er wurde, umso mehr er sich auch verbalisieren konnte, umso mehr wurde eigentlich die Dimension dieser Wut und dieser Unverbrüchlichkeit klar." Wie umgehen mit der Gewalt der Kinder?Hilflose Eltern berichten von ihrem Alltag mit ihren heranwachsenden Kindern im Jahre 2018 in Deutschland. Anna, die uns gebeten hat, ihr Interview nachsprechen zu lassen, Sabine, Barbara und Frank. Alle Anfang Mitte 40, berufstätig, mit beiden Beinen voll im Leben, verantwortungsvolle Eltern, die ihre Rolle als Mutter und Vater ernst nehmen und die jedoch im Umgang mit ihren
Kindern an ihre Grenzen stoßen und sich fragen: Wie können wir mit der Wut und der Gewalt unserer Kinder umgehen? Sabine: "Es gab auch mehrmals Situationen, da war er im öffentlichen Raum, da war er ganz wütend auf uns und ist dann einfach mit dem Fahrrad gefahren, voller Wut. Und das ist in einer Stadt mit
dem Verkehr von Berlin nicht witzig. Und als wir uns das vorgestellt haben in größeren Dimensionen, mit einem Kind, das nicht sieben, sondern zehn, elf, zwölf, fünfzehn ist... war uns klar, dass wir Hilfe brauchen, und die haben wir uns dann gesucht und sind so bei einem Therapeuten gelandet. Unsere Hauptfrage war: Ist das therapiewürdig oder ist das normal?" Die Eltern gelten meist als die SchuldigenAnna: "Schon als er sehr klein war, fiel die Aggressivität von Paul auf, und ich habe schon sehr früh mit unserem Kinderarzt darüber gesprochen. Wir waren auch bei verschiedenen
Therapeuten, Ergotherapeuten, Psychologen. Als es später Situationen gab, wo er sein Leben in Gefahr brachte, wurde ich mit ihm in der Kinderpsychiatrie vorstellig. Dort wurde Paul ambulant behandelt. Später wurde ihm eine Verhaltenstherapie angeboten, die er auch zwei Jahre lang machte, die aber nur bedingt half. Es herrschte leider eine langanhaltende Konfliktsituation mit meinem Ex-Partner, und ich vermute, dass diese sich negativ auf alle Therapie-Versuche – und dementsprechend auch auf
Pauls Verhalten – ausgewirkt hat." Christoph
Klein: "Was eine wichtige Botschaft ist im Rahmen der Neuen Autorität für die Arbeit mit Eltern, liegt vor allem darin, dass man mit ihnen den Rücken stärkt und deutlich macht, dass sie wichtig sind für ihre Kinder und dass es niemanden gibt, der wichtiger ist und dass selbst, wenn sie der Meinung sind, vieles noch nicht so gelungen ist, wie sie sich das gewünscht haben oder dass sie sich Vorwürfe machen, Dinge, nicht so umsetzen zu können, wie sie sich das wünschen, dass sie ab sofort damit
beginnen können dazu beizutragen und Neues zu versuchen." Idan Amiel (l.) mit seinem Team (Nitsan Lipshitz, Dana Bloomberg Sadé, Galit Siegmann) vom New Authority Center in Tel Aviv© Claudia Schiely Idan Amiel erklärt, welches die Grundüberlegungen für das Konzept der Neuen Autorität waren:
Gewaltloser Widerstand als Therapie-MethodeIdan Amiel: "Es fing damit an, dass wir auf der Suche nach Eltern waren, die Angst vor den eigenen Kindern haben. Als wir mit dem Programm begannen, waren die Kinder nicht bereit, mitzumachen. Die Kinder waren zu Hause die Chefs, richtige Könige und Königinnen. Und für sie kam es überhaupt nicht in Frage zur Therapie-Sitzung zu gehen. Und so waren wir alleine mit den Eltern: Und wir hatten Fälle, wo die Kinder sehr brutal waren und das Familienleben kontrollierten. Im Laufe der Jahre kamen dann auch andere Eltern zu uns, aus Familien, wo die Beziehungen komplexer waren, Familien, in denen die Eltern die Kinder schlugen oder umgekehrt. Und da haben wir angefangen, darüber nachzudenken, wie wir
eine Art Widerstand gegen die Gewalt aufbauen könnten. Das ist der Grund, weshalb wir uns dem gewaltlosen Widerstand widmen und darüber nachdenken, was es bedeutet." Mütter werden an den Haaren gezogen, bespuckt, gekratztArist von Schlippe: "Es kommen Eltern in die Beratung und sagen: 'Wir wissen nicht mehr weiter, wir haben vielleicht sogar Angst vor unserem Kind, weil es uns – in Anführungszeichen – tyrannisiert', bis hin dazu, dass Eltern erleben, dass Kinder körperlich gewalttätig werden, Mütter, die an den Haaren gezogen werden, die von den Kindern bespuckt und gekratzt werden. Die Eltern tendieren dann natürlich dazu, ihr Kind ein Stück anzuklagen. Und dann suchen wir als erstes danach, wie können wir eine Beschreibung geben, die es ermöglicht, weder dem Kind den schwarzen Peter zuzuschieben noch den Eltern. Das ist ein ganz interessanter Begriff, den der Haim Omer eingeführt hat und das ist der der Dominanzorientierung? Wir sagen dann zu den Eltern: ‚Oh, Sie haben offensichtlich ein sehr
dominanzorientiertes Kind. Dominanzorientierung ist erstmal nichts Schlechtes. Wahrscheinlich ist jede Führungskraft auf der Welt – man muss ja nicht gerade an Donald Trump denken – ein dominanzorientiertes Kind gewesen. Aber ein dominanzorientiertes Kind stellt besondere Herausforderungen an die Eltern, überfordert die Eltern auch." Das Konzept der Neuen AutoritätSabine: "Also ich glaube, wir sind dabei wesentlich entspannter geworden, und dabei hilft uns die Therapie. Ich glaube, sofern wir zum Beispiel nicht das Gefühl haben, er will nicht zum Zahnarzt und es ist dringend... im Prinzip hält er die Schmerzen ja aus… Wenn er nicht bereit ist zu gehen, dann leben wir alle damit, und dann müssen wir im Zweifelsfall in die Notaufnahme, wenn es ganz schlimm wird mit den Schmerzen." Das Prinzip, auf dem das Konzept der Neuen Autorität beruht, ist der gewaltlose Widerstand, wie ihn Gandhi und später Martin Luther King geprägt haben. Konfrontiert mit Verhältnissen, die sie erniedrigen, ihrer Freiheit berauben oder in denen sie gar körperlich angegriffen werden, reagieren die
meisten Menschen mit Gewalt. Das ist der Beginn einer Eskalation. Auch Geschwister leiden unter dem aggressiven, teils gehässigen Verhalten ihnen gegenüber.© picture alliance/chromorange/Iris Kaczmarczyk Das Mantra ist: Deeskaliere! Deeskaliere! Deeskaliere!Der israelische Kinder- und Jugendpsychologe Idan Amiel schildert, wie ein häuslicher Streit eskaliert. Die Mutter
kocht in der Küche, der eine Junge macht seine Hausaufgaben, die Tochter schaut fern, der jüngste Sohn spielt Computer. Und plötzlich kommt im Fernsehen ein Song, den die Tochter sehr mag. Sie dreht den Pegel hoch. Die Mutter schreit, sie möge den Ton leiser machen. Währenddessen geht der ältere Junge zu seinem Bruder und fängt an, sich mit ihm anzulegen und ihn zu hauen, weil er jetzt Computer spielen möchte. Das Kind soll die Präsenz der Eltern spürenZuerst sprechen sie mit einem Therapeuten und spielen alle möglichen Reaktionen ihres Kindes durch. Das Wichtigste dabei: Die Eltern wollen ihrem Kind in Ruhe mitteilen, dass sie mit einigen seiner Verhaltensweisen Probleme haben und nicht mehr bereit sind, diese zu akzeptieren. Aber auch, dass sie ihr Kind damit nicht alleine lassen. Es kommt nicht darauf an, ein schnelles Ergebnis zu erzielen. Wichtig ist, dass das Kind die Präsenz seiner Eltern spürt. Dana Bloomberg-Sadé vom Tel Aviver Center for New Authority: "Wie macht man das? Man sucht sich eine Verhaltensweise aus, die man als inakzeptabel in den ‚Roten Korb‘ reingetan hatte. Man wartet auf einen ruhigen Moment, geht in das Zimmer des Kindes, setzt sich auf den Boden und sagt: ‚Wir akzeptieren die Gewalt, mit der Du gestern Deine Mutter angeschrien hast, nicht mehr. Wir wollen, dass Du eine Lösung vorschlägst und werden hier ganz ruhig für eine Stunde bleiben und danach dein Zimmer verlassen‘. Es ist keine Strafe, sondern Widerstand. Es ist nicht gewalttätig, denn, wenn man auf dem Boden
sitzt, ist man nicht gewalttätig. Lasst uns probieren..." In der Konfliktsituation selbst ist es schwierig, die Wogen zu glätten.© imago/photothek Die Teilnehmerin, die Jenny spielt, lässt sich alles Mögliche einfallen, versucht mit den Eltern zu verhandeln, sie zu erpressen, beschimpft sie immer wieder. Denjenigen, die die Eltern spielen, fällt es sichtlich schwer, beharrlich und ruhig zu bleiben, sich nicht in eine Diskussion reinziehen zu lassen. "Man ist hilflos"Barbara: "Man ist hilflos, weil man möchte ja gar nicht, dass er so austickt, dass er sich so reinsteigert, weil er ja dadurch für sich auch, sag ich mal, schlechte Energie aufbaut und die nicht so schnell los wird. Wenn man merkt, er blockt gleich wieder ab, sollte man das lassen. Also wir haben gelernt, das zu lassen. Und vielleicht nächsten Tag dann in Ruhe darüber sprechen, weil er es dann noch weiß. Und das ist einfach so, dass man meinetwegen bis 10 zählt oder bis 100, um sich selber runterzubringen, damit man ruhig bleibt." Arist von Schlippe: "Bei der Ankündigung, da kann es auch sein, dass die Eltern auch Bedauern über eigenes Fehlverhalten ausdrücken. Bedauernde Eltern über eigenes Fehlverhalten ist auch ein ganz wichtiger Aspekt, der für das Kind ganz hilfreich sein kann, weil dann vielleicht das Kind das Gefühl hat, ihr seid doch genauso doof zu mir, und ihr behandelt mich auch schlecht. Das ist eine Geste, eine Geste der Wertschätzung, eigenes Fehlverhalten zuzugeben und zu sagen, da bin ich auch nicht mit einverstanden." Wenn Sie mehr zum Thema wissen wollen – hier eine Auswahl an Büchern: Bücher von Haim Omer Bücher von Arist von Schlippe Buch von Barbara Ollefs Bei der Methode der Neuen Autorität geht es für die Eltern aber auch darum, sich Unterstützung durch ein eigenes Netzwerk zu holen. Das können Familienmitglieder sein oder Lehrer, Freunde oder Nachbarn. Diese werden in die Familiensituation eingeweiht, sollen sich einmischen und ebenfalls Präsenz beim Kind zeigen. Die kann ganz unterschiedliche Formen haben: Personen können gebeten werden, physisch zu intervenieren. Das wird
zum Beispiel empfohlen, wenn die Situation schon vor einer Ankündigung droht zu eskalieren. Auch kann die reine Präsenz eines Dritten im Hause schon dazu beitragen, dass das familiäre Klima ruhig bleibt. Oder aber ein Verwandter meldet sich ab und an beim Kind und unternimmt etwas mit ihm. Große Hürde: Die Eltern müssen sich öffnenArist
von Schlippe: "Alles ganz offen, dem Kind sagen: ‚Ich habe gar keine Lust, es ist eher anstrengend, wenn ich mit den Eltern von deinen Freunden rede. Das ist nur, weil ich nicht weiß, wo du bist.‘ Klar sagen: ‚Ich bin als Elternteil entschieden, wieder eine Rolle in Deinem Leben zu spielen, und das werde ich auch tun. Aber ich habe kein Interesse, Dich zu besiegen. Ich habe kein Interesse, dich irgendwie zu demütigen, auch nicht vor Deinen Freunden Dich bloßzustellen‘." Melanie
Hubermann: "Ich glaube, das ist das Thema, dass Eltern der Meinung sind, also das Gefühl bekommen haben, wenn sie es nicht alleine schaffen, dann kriegen sie es nicht hin. Und deswegen ist es so schambesetzt dieses Thema. Und es ist ein großes Thema in unseren Sitzungen zu sagen: ‚Sie sind großartig, das zeigt Stärke, dass Sie sich Hilfe suchen, bei uns aber auch in Ihrem Umfeld.‘ Das ist – gebe ich auch ehrlich zu –, das ist auch immer wieder ein Grund, warum Familien auch abbrechen und lieber
in die Elternberatung gehen bei uns und sagen: ‚Ich gehe den leichteren Weg und arbeite an mir.‘ Ich sage mal an der Stelle ist das der leichtere Weg, denn es bleibt trotzdem bei uns, in der Privatsphäre." "Einige Verwandte sind auch eine große Stütze"Anna: "Ich habe die Gewaltexplosionen von meinem Sohn immer wieder als eine absolute Niederlage von mir erlebt. Ich war nicht nur körperlich angegriffen worden, sondern auch seelisch. Weil das Gefühl in mir aufkam, komplett versagt zu haben. Erschwerend hinzu kam für mich, dass mein Ex-Partner sich über mich lustig machte und mich mit dieser Problematik völlig alleine ließ. Ich habe zum Glück einen sehr guten Therapeuten
gefunden, der mich in dieser schwierigen Situation sehr gestärkt hat. Ich habe viel gelernt. Einige Verwandte sind auch eine große Stütze – auch wenn ich ihnen nicht immer alles erzählt habe, was bei uns passierte. Ich habe – auch in den dunkelsten Zeiten – nie den Kontakt zu meinem Kind abgebrochen. Wir haben uns nach der Krise mehrere Monate nicht gesehen, aber ich habe ihm regelmäßig Nachrichten geschickt. Mittlerweile sehen wir uns ab und zu, und ich habe den Eindruck, das Schlimmste ist
hinter uns." |