Kann der Schiefe Turm von Pisa umfallen

News zu Destinationen

Der Schiefe Turm von Pisa ist gar nicht mehr so schief

Es sind nur wenige Zentimeter, aber: Pisas Wahrzeichen büßt langsam seine Schräglage ein. Grund dafür sind aufwendige Arbeiten, nach denen der Glockenturm auch in Zukunft standhaft bleiben soll.

Weiterlesen nach der Anzeige

Anzeige

In den vergangenen 17 Jahren hat sich der Schiefe Turm von Pisa wieder aufgerichtet – zumindest etwas. Denn im Zuge von komplexen Arbeiten wurde zwischen 1993 und 2001 Erde unterhalb der Nordseite des Turms abgetragen. Seitdem kippt der Turm langsam in die entgegengesetzte Richtung zur eigentlichen Neigung. 

Zu Beginn der Arbeiten wich die Schieflage des Turms fast vier Meter vom Lot ab. Jetzt sind es vier Zentimeter weniger, berichtet „CNN“. Einem Experten zufolge werde diese Minimierung der Schieflage nicht ewig halten.

Sie sei aber sehr wichtig und würde dafür sorgen, dass der Turm noch mindestens 200 weitere Jahre erhalten bleiben kann. 

Der Schiefe Turm stand schon während der Bauarbeiten schräg

Im zwölften Jahrhundert wurde mit dem Bau des Glockenturms begonnen, bereits nach zwölf Jahren – und drei Stockwerken – neigte sich das Gebäude gen Südosten. Darauf verstrichen 100 Jahre, bevor an dem Schiefen Turm von Pisa weitergebaut wurde. Die jetzige Neigung des Turms entspricht Experten zufolge ungefähr derjenigen nach der Fertigstellung des Turms.

Aufgrund der Bauarbeiten war der Schiefe Turm von Pisa rund zehn Jahre lang für Besucher gesperrt. Seit 2001 ist er wieder geöffnet. 

Pisa 28. November 2018, 19:23 Uhr

  • Italiens Wahrzeichen verliert immer mehr an Neigung
  • Das Bauwerk hat bereits 41 Zentimeter weniger Überhang
  • Die Aufrichtung ist eine bautechnische Meisterleistung

Außenansicht des Santa Maria Assunta Doms und seines Glockenturms – besser bekannt als der schiefe Turm von Pisa (Archivbild von 1999).

Außenansicht des Santa Maria Assunta Doms und seines Glockenturms – besser bekannt als der schiefe Turm von Pisa (Archivbild von 1999). | Bild: DB Udo Bernhart

Der schiefe Turm von Pisa ist eine beliebte Projektionsfläche. Zu verschiedenen Gelegenheiten wird er mit buntem Licht angestrahlt. An sich genommen ist dieses Wahrzeichen Italiens auch eine metaphorische Botschaft eines Landes, das in vielerlei Hinsicht in Schieflage darbt, und das schon länger. In diesem Zusammenhang lässt die Nachricht aufhorchen, dass der schiefe Turm sich langsam wieder aufrichtet. Vier Zentimeter in den letzten 17 Jahren! Das haben Wissenschaftler vor Kurzem berechnet.

Elf Jahre wurde der Turm gesperrt

Bereits zwölf Jahre nach Baubeginn begann das als Glockenturm für den Dom zu Pisa gedachte Monument sich wegen des weichen Untergrunds zu neigen. Man schrieb das Jahr 1185, die Baumeister sahen lieber ab von ihrem Ursprungsprojekt und bauten den Turm nur 55 Meter hoch, anstatt der geplanten 100 Meter. Die Schieflage wurde zur Attraktion. Mehr als 800 Jahre später, am 7. Januar 1990 sperrten die Verantwortlichen den schiefen Turm für Besucher wegen akuter Einsturzgefahr. Erst 2001 war er wieder zugänglich, nachdem Experten seine Statik überprüft und Maßnahmen für seine vorsichtige Aufrichtung ergriffen hatten.

Weil der Carrara-Marmor durch Neigung und Rotation brüchig geworden war, waren der Struktur, die zum Unesco-Weltkulturerbe zählt, Stahlreifen verpasst worden. Mit Gegengewichten aus Blei sowie vorsichtigen Bohrungen im nachgiebigen Lehm- und Sandboden unter dem Turm hatten die Statiker Erfolg. Bis 2001 richtete sich der schiefe Turm von Pisa um ganze 41 Zentimeter wieder auf. Nun bestätigten die Fachleute die Entwicklung in den letzten beiden Jahrzehnten. Der Turm richtet sich weiter auf. „Seit Beginn der Kur hat der Turm seine Neigung um zweitausend Bogensekunden verringert, mehr oder weniger ein halbes Grad, das entspricht 45 Zentimetern“, sagte vor einigen Tagen der Geotechniker Nunziante Squeglia von der Universität Pisa. Der Archäologe und Kunsthistoriker Salvatore Settis, der einem dreiköpfigen Sicherheitskomitee zur Beobachtung des Turmes angehört, behauptete: „Es ist, als ob der Glockenturm um fast zwei Jahrhunderte verjüngt worden wäre.“ Zweifellos ist die Aufrichtung auf dem unzuverlässigen Untergrund eine bautechnische Meisterleistung, die gerade angesichts der immer wieder aus Italien dringenden Schreckensnachrichten, nicht genug gewürdigt werden kann.

Eine optimistische Nachricht

Im August war bekanntlich eine Autobrücke in Genua eingestürzt. Überschwemmungen, Lawinen oder Erdbeben suchen Italien regelmäßig heim. Anschließend werden dann wie so oft versäumten Sicherheitsmaßnahmen aufgezählt. „Ein Land, das sich nicht um seine eigene Verletzlichkeit kümmert, ist dem Selbstmord anheim gestellt“, sagt Althistoriker Settis. Dass Italien eines seiner größten Wahrzeichen im Griff zu haben scheint, ist daher eine optimistisch stimmende Nachricht.

Italiens Wahrzeichen soll schief bleiben

Bleibt noch die Frage, wie wesentlich die Schieflage für die Identität des weltbekannten Monuments ist. Angesichts der Dynamik des Turms in den letzten Jahrzehnten könnte man auf die Idee kommen, der schiefe Turm habe die Kraft, sich nach und nach ganz aufzurichten. Doch zu gerade darf der schiefe Turm von Pisa auf keinen Fall stehen, er würde als hübscher, aber im internationalen Vergleich doch zu vernachlässigendes Bauwerk in Vergessenheit geraten. Die Experten geben in dieser Hinsicht allerdings Entwarnung: Der schiefe Turm von Pisa bleibt auch weiterhin schief. Eine drastische Aufrichtung sei nicht zu erwarten.

Nicht nur der Turm in Pisa ist schief

  • Der schiefe Turm von Suurhusen: Der Kirchturm der Suurhuser Kirche in Ostfriesland gilt als der schiefste Turm der Welt. Das Guinness Buch der Rekorde listet den Turm als Welt-Rekordhalter für nicht absichtlich schief gebaute Gebäude auf. Er hat einen Neigungswinkel von 5,19 Grad und am Dachfirst einen Überhang von 2,47 Meter. Damit übertrifft er den schiefen Turm von Pisa (Neigungswinkel etwa 4 Grad). Errichtet wurde das Gebäude 1450 auf moorigem Untergrund. 400 Jahre später bemerkte man erstmals, dass sich der Turm immer mehr neigt.

Der schiefe Kirchturm von Suurhusen in Nordfriesland. Der schiefe Kirchturm von Suurhusen in Nordfriesland. | Bild: dpa

  • Hotel schiefes Haus Ulm: Das spätgotische Fachwerkhaus wurde im 14. Jahrhundert direkt an denmFluß Blau im Fischerviertel von Ulm erbaut. Genutzt wurde es wohl vor allem von Fischermeistern. Seit dem 18. Jahrundert senkte sich die am Wasser liegende Seite immer mehr ab. Seit dem das Haus in den 90er-Jahren zum Hotel umgebaut wurde, sorgen Stahlbänder in den Decken und im Speicher für die Stabilisierung des Gebäudes. In den horizontal eingebauten Hotelbetten zeigen Wasserwagen den Gästen, dass sie gerade liegen – im Gegensatz zum schief liegenden Zimmer.

Das schiefe Haus in Ulm. Das schiefe Haus in Ulm. | Bild: dpa

  • Die schiefe Kirche von Bad Frankenhausen:Die evangelische Oberkirche im Norden von Thüringen gehört zu den schiefsten Türmen Deutschlands. Aufgrund von Gips- und Salzauslagungen ist die Spitze des Turms um 4,60 Meter geneigt. Durch eine geologische Störung kippte die Kirche bereits seit ihrer Errichtung im 14. Jahrhundert. Durch einen Erdbruch in der Nähe neigte sich der Kirchturm noch stärker. 1908 sperrte man die Kirche aus Sicherheitsgründen. Laut Experte könnte die Kirche bis ins Jahr 2092 komplett einstürzen. Ein Abriss wird diskutiert. (dba)

Der schiefe Kirchturm in Bad Frankenhausen in Thüringen. Der schiefe Kirchturm in Bad Frankenhausen in Thüringen. | Bild: dpa

Wann wird der Schiefe Turm von Pisa umkippen?

Seit 2003 strebt der seit jeher etwas schiefe Turm zunehmend nach Nordwesten. Ein drohender Einsturz liegt allerdings in weiter Ferne. Wenn Big Ben weiter in dieser Geschwindigkeit dem Erdboden "zueilt", wird es bis zu seinem Ende noch gut 4000 Jahre dauern.

Kann der Schiefe Turm von Pisa umkippen?

Schiefer Turm von Pisa wird nie umfallen Seit mehr als 800 Jahren verteidigt der Schiefe Turm von Pisa seine Stellung und lässt sich auch von keinem noch so starken Erdbeben aus dem Gleichgewicht bringen.

Wieso fällt der Schiefe Turm von Pisa nicht um?

Es bedeutet, dass der Boden unter dem Koloss sehr weich ist und der Turm so auf den Wellen von Erdbeben „reiten“ kann. Er selbst bewegt sich also nicht, sondern gleitet wie beim Surfen auf der lockeren Erde.

Ist der Schiefe Turm von Pisa noch begehbar?

Auch wenn der Turm so aussieht, als würde er gleich umfallen, ist er noch begehbar. Es lohnt sich auf jeden Fall, den Schiefen Turm von Pisa auch von innen zu besichtigen und die Tickets dafür im Vorfeld online zu buchen.