Eine Geschichte von Liebe und Finsternis Inhalt

Wenn es stimmt, daß Amos Oz' autobiographischer Roman „Eine Geschichte von Liebe und Finsternis“, vor zwei Jahren im hebräischen Original erschienen, eines der meistverkauften Bücher in der Geschichte des Staates Israel ist, so ist das die ermutigendste Nachricht, die wir seit langem von dort vernehmen durften. Die Schriftstellerin Batya Gur hat das Werk aufgrund der historischen, politischen und sozialen Ereignisse, die es schildert, sogar zu einer „nationalen Biographie“ ausgerufen.

Realistisch betrachtet, gibt es wenig Anlaß zu der Hoffnung, daß dem Roman bei uns ähnlicher Erfolg beschert sein wird: Zwar ist Amos Oz als einer der bedeutendsten Schriftsteller seines Landes international etabliert, doch durch sein pazifistisches Engagement - unermüdlich spricht sich der Mitbegründer der „Frieden jetzt“-Bewegung in Aufsätzen und Artikeln für einen Kompromiß zwischen Israelis und Palästinensern aus - ist er für viele im politischen Kontext präsenter als im literarischen.

Auch deshalb gilt es, radikal unbescheiden zu sein und der „Geschichte von Liebe und Finsternis“ eine Leserschaft zu wünschen, welche die von Oz' inzwischen fast zwanzig Romanen, darunter „Mein Michael“ (1968) und „Black Box“ (1987), noch übersteigt. Denn ein erhellenderes, klügeres, vielschichtigeres Buch über Israel, über Familien und das, was Menschen zusammenhält und was sie trennt, kann man niemandem empfehlen. Es ist ein Buch über die enttäuschte Liebe zwischen Kulturen, zwischen Männern und Frauen, Eltern und Kindern - und über den Versuch eines einzelnen, all diese Gräben zu überwinden, für sich und für andere.

Geschichten mit dem Leser machen

Oz zeichnet das Porträt eines Jungen, der die in ihn gesetzten Hoffnungen noch übertreffen möchte, und schildert die Kindheitserinnerung eines Mannes, der den Selbstmord seiner Mutter niemals verwinden kann. Und nicht zuletzt erzählt in diesem Roman die Entwicklungsgeschichte eines geförderten Einzelkinds, das Gesellschaft und Geborgenheit nur in Büchern findet und insgeheim davon träumt, dem Papierlabyrinth zu entfliehen und Feuerwehrmann zu werden, zum Schriftsteller, der zudem Einblick in seine Werkstatt gewährt.

Daß dennoch Vorsicht geboten ist, verrät nur ein einziges Wort: „Roman“. Zwar beschreibt Amos Oz scheinbar ganz ohne Filter die Geschichte seiner Familie, doch heißt das nicht, daß sich alles so zugetragen hat, wie es seine Schilderungen ausmalen. Der - ihm offenbar häufig gestellten - Frage, was autobiographisch sei an seinen Büchern, widmet er ein ganzes Kapitel. Der „gute Leser“, so Oz, versetze sich in die Lage des Erzählers, um das zu empfinden, was dieser empfindet. Dann stelle er Vergleiche an: nicht zwischen der Romanfigur und dem, was er über den Autor weiß, sondern zwischen der Figur und sich selbst. „Und du, frage bitte nicht: Was, sind das wirklich Tatsachen? Geht es bei diesem Autor so zu? Frage dich selbst. Über dich selbst. Und die Antwort kannst du für dich behalten.“ Es geht bei diesem Buch nicht darum, ob einzelne Geschichten sich tatsächlich so zugetragen haben. Es geht um das, was diese Geschichten mit dem Leser machen, selbst wenn das niemanden etwas angeht - und wie ihr Autor das anstellt.

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Sein Buch gebe ein altes Rätsel auf, hat der 65-jährige israelische Schriftsteller Amos Oz über den Inhalt seines stark autobiografisch gefärbten Roman Eine Geschichte von Liebe und Finsternis geschrieben: „Wie können zwei gute Menschen eine schreckliche Katastrophe herbeiführen? Wie kann es kommen, dass die Heirat zweier Menschen, die einander wollen und einander gutes Wünschen, in einer Tragödie endet?“

Die zwei Menschen, von denen Oz hier spricht, das ist zum einen sein Vater: „ein sentimentaler und enthusiastischer Mann“, der siebzehn Sprachen lesen und elf sprechen kann (alle mit russischem Akzent), ein Universalgelehrter voll mit Magie und Mystik, und doch nach Ansicht der Mutter „rational sogar noch im Schlaf“. Die andere Person ist die Mutter des Schriftstellers, Fania Klausner, die am Ende der Geschichte von Liebe und Finsternis verzweifelt den Freitod wählt -- und von der der Ich-Erzähler behauptet, „bis zum Schreiben dieser Seiten“ nie über sie gesprochen zu haben. Ihre tragische Geschichte erzählt das Buch -- und die Geschichte der Überlebenden ihrer Familien, die, dem Holocaust entronnen, in den vierziger Jahren ins gelobte Land nach Palästina ziehen, und die doch auch in der ersehnten Fremde nicht recht glücklich wurden.

“Dieses Buch handelt von der enttäuschten Liebe meiner Eltern und Großeltern zu Europa“, heißt es bei Oz. „Es spürt dem jüdischen Erbe in der europäischen Kultur nach und dem europäischen Erbe in unserer eigenen Kultur. Vor allem aber ist es ein Buch über eine einzelne kleine Familie“. Nein, möchte man, eher ergänzend als widersprechend, hinzufügen: Vor allem ist die Geschichte von Liebe und Finsternis ein Stück großer, packender, ehrlicher, grandios erzählter Literatur. --Stefan Kellerer

Pressestimmen

"Eine Geschichte von Liebe und Finsternis - so eindringlich aufgeschrieben, daß man sich ihr kaum entziehen kann ...
Ein großartiges, bewegendes Buch..." (Joschka Fischer
Laudatio / WELT-Literaturpreis )

"Das Buch ist eine Sensation." (Christina Weiss )

"... zweifellos ein Gipfelpunkt seines bisherigen Schaffens" (Tilman Krause

Die Welt )

»Wer einmal angefangen hat, wird diesen tief beeindruckenden jüdischen Familienroman nicht ungelesen aus der Hand legen.« (

Die Zeit )

»Amos Oz hat mit seinem großen Buch einen Roman des Lebens geschrieben, wie es ihn so noch nicht gab. Es ist eine einzigartige, durch die persönliche Erfahrung des Poeten und politischen Kopfes beglaubigte Geschichte Israels. Seiner Gründung und Begründung als Staat und als Gesellschaft jener Menschen, die als Minderheit so oft verfolgt waren, dass sie den schönen Traum hatten, auf dem einzigen Fleckchen Land, das ihnen durch Historie, Religion und Weltgemeinschaft zugewiesen wurde, mit einer anderen Minderheit friedlich und großherzig zusammenzuleben.« (

Der Tagesspiegel )

»Oz führt eindringlich vor Augen, wie sehr Israel durch die Lebenswege der Menschen, die es begründeten, untrennbar mit europäischer Geschichte verknüpft war und ist.« (

Berliner Morgenpost )

»...ein erhellenderes, klügeres vielschichtigeres Buch über Israel, über Familien und das, was Menschen zusammenhält und trennt, kann man niemandem empfehlen. (...) Amos Oz hat ein Buch geschrieben, das durchdrungen ist von Anstand, Milde und Liebenswürdigkeit, von Klugheit und Herzensbildung. Literatur in ihrer reinsten, strahlendsten, weil menschenfreundlichsten Form.« (Felicitas von Lovenberg

Frankfurter Allgemeine Zeitung / Literaturbeilage )

"…zauberhaft und erschütternd…" (Angela Wittmann

Brigitte )

"Amos Oz erzählt meisterlich die Geschichte seines Landes und seine Familie als

Eine Geschichte von Liebe und Finsternis. In diesem Sinn ist Eine Geschichte von Liebe und Finsternis ein universales und zeitloses Werk, bei dem die Stoffe, die von einer bestimmten Zeit berichten, in der Hand des Meistererzählers auch dazu dienen, um eine individuelle, menschliche Geschichte erzählen. Dieses schöne, vielschichtige und zarte Buch erzählt detailliert die jüdisch-israelische Version einer Familientragödie, ist aber auch eine tief bewegende nationale Biografie. Besonders ergreifend und unvergesslich sind die persönlichen Kapitel, in denen Amos Oz die Einsamkeit des kleinen Amos schildert." (Batya Gur Literarische Welt )

"

Eine Geschichte von Liebe und Finsternis ist ein großartiger und bei aller Trauer und Bedrückung auch heiterer Roman." (Karen Andresen Spiegel Special )

"Ein Buch, wie es jeder Autor nur einmal schreibt. Ein Opus magnum." (

Berliner Morgenpost )

"Amos Oz'

Geschichte von Liebe und Finsternis lässt ahnen, wie einer zum Schriftsteller wird. Und sie lehrt den, der Augen hat zu lesen, was Israel ist. " (Julia Schröder DeutschlandRadio )

"Mit jedem neuen Buch gewinnt er seiner Literatur eine staunenswerte Facette dazu. Hätte Amos Oz nicht seine aufregenden Geschichten aus dem Französischen von Kibbuz geschrieben, nicht den wunderbaren Roman Jerusalems (

Mein Michael, 1968), würde dieser einstige Soldat, erst jetzt mit seinem Roman Eine Geschichte von Liebe und Finsternis sichtbar werden, man müsste diesem Werk sogleich den Rang von Weltliteratur zusprechen. Dieser Roman ist so reich an Themen, Motiven, Stoffen, dass andere Autoren daraus eine ganze Reihe von Büchern gemacht hätten. Es ist das persönlichste Buch von Oz. Doch Eine Geschichte von Liebe und Finsternis ist noch viel mehr. Mit äußerster topographischer und sozialhistorischer Präzision vergegnwärtigt Amos Oz das Jerusalem der vierziger Jahre." (Karl-Markus Gauss Süddeutsche Zeitung / Literaturbeilage )

"Als Erzähler immer wunderbar geduldig, immer aufmerksam anderen zugewandt, voller, zärtlicher Menschenfreundlichkeit, witzig ohne Schielen auf Gags, spannend ohne künstlich gebaute dramatische Höhepunkte, aber auch vorbehaltlos offen für jede Form von Schmerz, Zorn und ausweglosem Leid, hat Oz ein Meisterwerk geschrieben. Der Sog seiner Geschichte [...] ist unwiderstehlich. [...]
Persönliches und die politische Geschichte Israels verwebt Oz völlig mühelos miteinander, erzählt präzise und detailliert, scheint schier unendlich angefüllt zu sein mit erhellenden Erinnerungen, Sinneseindrücken und Geschichten. Vor allem die wild bewegte Entstehungsgeschichte des Staates Israel wird mit der eigenen Familie im Zentrum mitreißend und spannend erzählt." (Thomas Borchert

Gießener Allgemeine )