Das leben ist ein fest bewertung

Schwungvolle Komödie um eine aus dem Ruder laufende Hochzeitsorganisation mit viel Gespür für die komischen Folgen von Fehltritten.

Hochzeiten, das hat schon Robert Altman in „Eine Hochzeit“ (fd 21 080) durchgespielt, sind ideale Feste, um eine Gruppe von Menschen an einem Ort zu versammeln und ihren gesellschaftlichen Mikrokosmos zu beobachten. Das betrifft nicht nur die Gäste, sondern wie in Jean Renoirs „Die Spielregel“ (fd 15 271) auch die Menschen hinter den Kulissen, die das Gelingen einer Feier erst garantieren. Oder dies zumindest versuchen. „Das Leben ist ein Fest“ von Olivier Nakache und Eric Toledano rückt einen Hochzeitsplaner in den Mittelpunkt, der kein Hochzeitsplaner mehr sein möchte. Max, wundervoll vielschichtig gespielt von Jean-Pierre Bacri, kann nicht mehr. 30 Jahre lang hat er für zahlungskräftige Kunden die schönsten Feiern ausgerichtet. Sparsamen jungen Paaren, die wenig Geld ausgeben wollen, lässt er seine ganze Verachtung spüren. Nun soll Schluss sein. Die Verhandlungen über den Verkauf seiner Firma stehen kurz vor dem Abschluss. Ein letzter Auftrag steht aber noch an: die feierliche Eheschließung von Pierre und Héléna, außerhalb von Paris, in einem barocken Schloss mit großem Garten. Alles ist akribisch vorbereitet. Doch man ahnt es: Was schiefgehen kann, geht schief, das Chaos nimmt seinen Lauf. Das beginnt mit den Angestellten, die für Max arbeiten. Adèle, seine eigentlich kompetente Assistentin, legt sich mit ihren Wutanfällen und der ausfallenden Wortwahl mit jedem an. Sänger James, als Ersatz für den ausgefallenen DJ engagiert, hat keine Lust auf Partyspäße und würde musikalisch am liebsten seinen eigenen Vorlieben frönen. Fotograf Guy, ein alter Freund von Max, interessiert sich mehr für das Buffet und die weiblichen Gäste als für die Arbeit. Julien, Max’ doofer Schwager, erkennt in der Braut seine verschollene Jugendliebe wieder. Und Josiane, Max’ Geliebte und eigentliche Organisatorin des Events, gibt ihm mitten in den Vorbereitungen den Laufpass, um mit einem jungen Kellner zu flirten. Dummerweise ist der Hauptgang, einer Unachtsamkeit wegen, verdorben. Ersatz muss her, und zwar schnell. Und damit ist dieser Abend noch lange nicht zu Ende. Ein Ort, viele Gäste. Elegant, fast schwebend wandert die Kamera von einem Grüppchen zum nächsten, von einer Person zur anderen, von einem Handlungselement zum folgenden, von der Küche ins Esszimmer bis in den Garten. Streitereien, Diskussionen, Eitelkeiten, Flirts, Spaß und Ärger; Nakache und Toledano, die auch das Drehbuch geschrieben haben, decken eine erstaunliche Bandbreite an menschlichen Gefühlen und Reaktionen ab. Sie schauen ihren Figuren genau zu und registrieren jeden Fehltritt, mit vorwiegend komischen Folgen. Dabei geht es auch um die Tücke des Objekts: ein versehentlich gezogener Kühlschrank-Stecker, ein Kurzschluss und ein zur Unzeit entfachtes Feuerwerk sorgen für Klamauk und Slapstick, mal albern, mal witzig. Höhepunkt ist die abschließende Performance des Bräutigams, die natürlich schiefgeht und gerade dadurch eine eigenwillige Schönheit entfaltet. In ihrem Bemühen, die Figuren griffig zu gestalten, schießen die Regisseure gelegentlich übers Ziel hinaus. So ist Adèle für ihren Job, der soziale Kompetenz verlangt, viel zu aggressiv und vulgär. Julien ist so trottelig, dass man sich fragen muss, warum Max ihn überhaupt beschäftigt. Das gilt auch für Guy, dessen unprofessionelles Verhalten jeder Beschreibung spottet. Jean-Pierre Bacri ist als Max hingegen der vielschichtigste Charakter. Ein erfahrener Profi, der gut vorbereitet ist und stets weiß, was zu tun ist, auch in Notsituationen. Er liebt seine Mitarbeiter und lässt ihnen darum so manches durchgehen. Er hat ein großes Herz, und dass er seine Firma verkauft, will man gar nicht glauben.

Fotonachweis ©: Universum

Das Leben ist ein Fest

Das erfolgreiche Regieduo Olivier Nakache und Eric Toledano ("Ziemlich beste Freunde") meldet sich mit der Komödie "Das Leben ist ein Fest" zurück.

Bewertung

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Originaltitel

Le sens de la fête

Cast & Crew

Max

James

Guy

Julien

Alban Ivanov

Samy

Pierre

Adèle

Redaktionskritik

Nach „Ziemlich beste Freunde“ ist dem französischen Regieduo Éric Toledano und Olivier Nakache erneut ein großer Wurf gelungen: Diese Hochzeitskomödie verbindet feinen Humor und zündende Situationskomik mit einem zu Herzen gehenden Finale.

So schnell lässt sich Max (Jean-Pierre Bacri) nicht aus der Ruhe bringen. Als Hochzeitsplaner hat er in dreißig Berufsjahren schon alles erlebt. Doch die Traumhochzeit von Pierre und He­lena, die in einem herrschaftlichen Schloss vor den Toren von Paris stattfindet, bringt auch ihn an den Rand eines Nervenzusammenbruchs. Nachdem der ursprünglich gebuchte DJ abgesagt hat, denkt der spontan ­eingesprungene Sänger James (Gilles Lellouche) gar nicht daran, die musi­kalischen Wünsche des Bräutigams zu akzeptieren; Max’ aufbrausende Assis­tentin Adèle hat einen ahnungslosen Aushilfskellner angeschleppt; das Servicepersonal weigert sich, zu den historischen Kostümen auch noch Perücken zu tragen; Max’ verpeilter Schwager Julien entpuppt sich als heimlicher Ver­ehrer der Braut; und dann gibt es auch noch Probleme mit dem Essen. „Das Leben ist ein Fest“ ist nach „Ziemlich beste Freunde“ und „Heute bin ich Samba“ der neue Film von Éric Toledano und Olivier Nakache. Dass die beiden ein sicheres Gespür für perfektes Timing und gut gesetzte Pointen haben, beweisen sie auch diesmal. Dabei gilt: Je weniger man über den Film weiß, desto besser. Wer den Trailer gesehen hat, kennt bereits die entscheidenden Szenen und wird die Geschichte nur noch halb so komisch finden. Alle anderen werden das Kino mit dem sicheren Gefühl ­verlassen: Auf dieser Hochzeit wäre ich auch gern gewesen.

Fazit

Sie werden Tränen lachen: In diesem Hochzeitschaos bleibt kein Auge trocken.

Film-Bewertung

Das Leben ist ein Fest (FR 2018)

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