Darf man im Flugzeug Alkohol trinken

Im schlimmsten Fall sind Passagiere mit Platz am Notausgang mehr gefordert als andere. Problematisch kann es sein, wenn man in so einer Situation alkoholisiert ist.

04.01.20 - 9:43 | Felix Stoffels 0 Kommentare

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Notausgang eines Fliegers: Wer dort sitzen will, sollte nur in Maßen trinken.

Wer kurz nachdem Boarding von der Kabinenbesatzung gefragt wird, ob man Englisch oder die Landessprache der Airline spricht, hat wahrscheinlich Glück: In den Sitzreihen vor den Notausgängen fehlen noch Passagiere. Wer sich freiwillig umsetzt, wird mit mehr Beinfreiheit belohnt.

Ohne Belehrung der Besatzung geht der Platztausch jedoch nicht vonstatten. Im Fall der Fälle muss beim Öffnen der Nottüren jeder Handgriff sitzen – insbesondere bei schneller Rauchentwicklung können nur wenige Sekunden über eine erfolgreiche Evakuierung entscheiden. Eine volle Geistesgegenwart ist von daher für jeden an Bord wünschenswert – doch was ist, wenn ein Passagier am Notausgang während des Fluges Alkohol trinkt?

Kein konkretes Verbot

Ein striktes Alkoholverbot schreiben die meisten Behörden nicht vor. Fast alle Fluglinien, die alkoholische Getränke an Bord anbieten, können diese auch an Fluggäste vor den Notausgängen ausschenken. Eine Begrenzung bei der Ausgabe von Alkohol ist jedoch auf  indirektem Wege vorgegeben.

So dürfen Fluglinien die Sitzplätze an den Notausgängen nur mit Passagieren besetzen, die körperlich nicht beeinträchtigt sind und in guter Verfassung sind. Angetrunkene Personen gehören nicht dazu. Viele Kabinenbesatzungen schauen deshalb schon beim Boarding genau darauf, wer vor den «Exit»-Schildern Platz nimmt.

Ermessensfähigkeiten der Crews gefragt

«Die Crew achtet darauf, dass Gäste am Notausgang stets in der Lage sind, ihre mögliche Rolle dort ausüben zu können», erklärt beispielsweise ein Sprecher von Lufthansa gegenüber aeroTELEGRAPH. Sollten Passagiere bereits angetrunken an Bord kommen und in Richtung Notausgang torkeln, dürfen sie demnach von der Besatzung auf einen anderen Platz gesetzt werden. Ebenso ist es möglich, bei Passagieren, die nüchtern Platz nehmen und später in Richtung Rausch abdriften, die weitere Ausgabe von Alkohol zu verweigern.

Bei der Swiss vertraut man der Einschätzung der Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter. «Genaue Richtlinien, Maximalvolumen oder Vorgaben sind aus unserer Sicht nicht zielführend, da sich der Alkoholkonsum bei jedem Menschen anders auswirkt», sagt eine Sprecherin. Die Fluglinie thematisiert den Umgang mit alkoholisierten Fluggästen für ihre Crews regelmäßig in Trainings. Ohnehin achtet die Besatzung bei allen Passagieren darauf, dass deren Alkoholkonsum keine Gefahr für den Flug darstellt.

Aus gegebenem Anlass und nach ein paar Diskussionen bei unserem letzten Treffen, haben wir uns überlegt ein paar Dinge zu diesem Thema  niederzuschreiben. Selbstverständlich kann jeder für sich entscheiden, ob er/sie trinkt, oder nicht. Trotzdem sollten einige Faktoren bei der Entscheidung bedacht werden.

Wir hier bei Frankfurtflyer kommen aus verschiedenen Lagern. Christoph und Tim trinken ganz gerne mal ein Gläschen guten Wein oder gerne auch mal ein Longdrink. Betrunken sind sie auch ab und an mal ;D, aber sie behalten die Kontrolle über sich und können auch ohne Alkohol fliegen und leben. Ich, Nicole, trinke absolut keinen Alkohol. Nicht an Silvester, nicht bei Festen und nicht im Flugzeug. Trotzdem habe ich nichts gegen Menschen die gerne Alkohol trinken. Durch meinen Beruf im Gesundheitswesen interessieren mich gesundheitsrelevante Themen natürlich besonders. Mein Wissen über Alkohol und vor allem über das Thema Sucht habe ich von der Arbeit auf einer Station für Suchtkranke.

Warum wird gerne Alkohol vor und bei dem Fliegen getrunken?

In unserer Gesellschaft gehört Alkohol irgendwie überall dazu. Zu jedem kleinen Anlass wird mit Sekt/Champagner angestoßen, es gehört schon fast zum guten Ton.

Verständlich ist auch, dass man nach einem anstregenden Tag, oder zum Einklang des Urlaubes ein, zwei oder drei Gläschen Wein o.ä. trinken möchte. Ebenso könnte ein Grund sein, dass man besser einschläft, was ja das Ziel von vielen Fluggästen ist.

Vor allem in der Business und First Class wird beim Einsteigen, nach dem Start und zu jedem Gang (und auch gerne unanhängig von Essen) Alkohol angeboten. Wenn man ganz gerne mal etwas trinkt, ist es natürlich schwer ständig abzulehnen, irgendwann wird man schwach. Man hat ja auch schließlich indirekt für den Service und die Annehmlichkeiten, wie auch den Alkohol, bezahlt.

Die exklusiven Wein- und Spirituosen Marken in den First Class Lounges oder den höheren Reiseklassen laden ja auch mehr der weniger dazu ein sich durchzuprobieren, oder einen erlesenen Tropfen, den man sich sonst nicht so gerne leisten möchte zu genießen.

Auch in den Lounges vor dem Fliegen steht meist eine gute (wenn auch nicht immer hochwertige) Auswahl verschiedener Spirituosen, Weine, Biere und Blubberwasser breit. Irgendwie muss man sich die Zeit ja schmackhaft machen ;).

Warum sollte man auf Alkohol beim Fliegen verzichten, bzw. den Genuss reduzieren?

Dass Alkohol auf Dauer und in hohen Mengen gesundheitsschädlich ist, müssen wir sicher niemandem erklären, deshalb wollen wir besonders auf die flugrelevanten Faktoren eingehen.

 

  • Die meisten Vielflieger absolvieren die Flüge aus geschäftlicher Natur. Die Flüge werden meist von der Firma bezahlt. Wenn Business/First Class Tickets bezahlt werden, dann aus dem Grund, dass man möglichst entspannt, erholt und arbeitsfähig am Zielort ankommen soll. Mit Alkoholkonsum ist das nur sehr bedingt möglich. Auch in der „Holzklasse“ ist es nicht des Arbeitgebers Ziel, dass der Angestellte sich betrinkt.

 

  • Die Erholung leidet. Studien haben belegt, dass der Schlaf unter Alkoholeinfluss deutlich unruhiger und weniger erholsam ist. Dazu kommt noch, dass man nach Alkoholkonsum eher zum Schnarchen neigt, was nicht so nett gegenüber Mitreisenden ist ;).

 

  • Die Sicherheit ist gefährdet. Nicht besonders oft, aber immer mal wieder entstehen auch im Flugzeug Notfallsituationen, bei denen die Fluggäste achtsam und reaktionsfähig sein müssen. Ab einem Wert von 0,2 Promille lässt die Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit nach. Einen Blutalkoholspiegel von 0,2 Promille hat man ziemlich schnell erreicht.

 

  • Die Gesundheit ist gefährdet. Alkohol entwässert, also dehydriert den Körper. Dadurch steigt das Thromboserisiko. Beim Fliegen herrscht auch ohne Alkohol, durch die meist beengten Sitzverhältnisse, ein erhöhtes Risiko eine Thrombose zu bekommen. Je mehr Faktoren zusammenkommen, desto höher ist das Risiko. Hier ein paar Risikofaktoren, die summiert mit dem Alkohol beachtet werden sollten: Übergewicht, Rauchen, Bewegungsmangel, Gerinnungsstörungen (meistens nicht bekannt), Krampfadern, Einnahme von bestimmten Medikamenten (Antibabypille), usw.

 

  • Achtung Suchtgefahr! Natürlich wird man von einem Glas Wein nicht direkt abhängig. Aber wann ist der Punkt erreicht, an dem man abhängig wird? Dieser Teil richtet sich vor allem an sehr regelmäßige Vielflieger. Wenn vor jedem Flug in der Lounge, bei jedem Flug in der Luft, in den Hotels bei der Happy Hour und beim Essen getrunken wird, bzw. Alkohol aktiv angeboten wird, sollte man die Suchtgefahr im Hinterkopf behalten. Wichtig hierbei ist, dass man nicht vom Gelegenheitstrinker zum Pegeltrinker wird, der einen gewissen Alkoholspiegel für den Alltag braucht. Eine gerade Grenze, bzw. einen klaren Übergang vom einen zum anderen Typ gibt es nicht, deshalb achtsam bleiben und es nicht übertreiben!

 

Zum Abschluss möchten wir gerne noch ein Gerücht aus der Welt schaffen

Sehr hartnäckig hält sich das Gerücht, dass man beim Fliegen aufgrund der wechselnden Druckverhältnisse schneller betrunken wird. Das stimmt nicht! Die US Flugbehörde Federal Aviation Administration hat schon im Jahr 1970 eine Studie zum Thema „Blutalkohol-Konzentrationen und ihre Beeinflussung durch eine Kombination von alkoholischen Getränken und Höhenmetern“ durchgeführt, mit dem Ergebnis, dass Höhenmeter keinen Einfluss auf den Blutalkoholspiegel nehmen. Die Probandengruppen am Boden und in der Luft waren im gleichen Maße betrunken. Die Studie zeigte auch, dass der Aufenthalt in großen Höhen ermüdent wirkt, was die Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit auch einschränken und das Gefühl betrunken zu sein natürlich verstärken kann.

Alkoholkonsum vor und bei dem Fliegen | Frankfurtflyer Kommentar

Letztendlich muss es jeder für sich entscheiden, ob Alkohol zu einem Flug gehört oder nicht und vor allem in welcher Menge. Allerdings sollten einige Faktoren, besonders zur Gesundheit und zur Sicherheit beachtet werden. Alkohol schränkt schon in kleinen Mengen ein.

Dieser Beitrag soll nicht davon abhalten Alkohol zu trinken, sondern eher dazu anregen die Menge zu überdenken. Wie bei allen Dingen ist es wichtig, dass jeder seine eigene Grenze kennt und mit den Risiken umgehen kann, sofern diese bekannt sind.

Ist Alkohol im Flugzeug erlaubt?

Bis zu 800 Zigaretten, 10 Liter Spirituosen, 60 Liter Schaumwein und 110 Liter Bier dürfen für den persönlichen Bedarf mitgebracht werden, ohne verzollt werden zu müssen. Bei Kaffee sind es 10 Kilo. Für Wein gibt es keine Höchstmenge.

Was passiert wenn man im Flugzeug Alkohol trinkt?

Wer im Flugzeug also Alkohol trinkt, nimmt dem Körper wichtige Wasservorräte, die er während des Fluges braucht. Denn auch die Klimaanlage im Flugzeug trocknet den Körper und die Schleimhäute aus, weshalb man oft unter Kopfschmerzen, Übelkeit, juckenden Augen oder trockenen Nasenhöhlen leidet.

Ist Alkohol im Handgepäck erlaubt?

Im Handgepäck ist durch Flüssigkeitsregelung praktisch nur Alkohol aus Duty-free-Einkäufen erlaubt. Verboten ist das Trinken von mitgebrachten Alkohol über den Wolken ohnehin. Reist man innerhalb der EU, gilt die 110-90-10 Regel als Freimenge: 110 Liter Bier, 90 Liter Wein und 10 Liter Spirituosen.

Wie viel Promille darf man beim Fliegen haben?

So ist absolute Fluguntauglichkeit bereits ab 0,3 - 0,5 Promille anzunehmen, waehrend mess- und merkbare Beeintraechtigungen bereits um 0,2 Promille zu beobachten sind. Diese Grenzwerte werden schon lange und nicht einmal kontrovers diskutiert.

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