Bei meiner seele wer ist die frau

Bei meiner seele wer ist die frau

Signatur: 2021 C 3085   

Bei meiner seele wer ist die frau

Standort: Hauptbibliothek Altstadt / Tiefmagazin 2
Exemplare:

3-466-20400-3,978-3-466-20400-7

Meine Seele ist eine Frau / Schimmel, Annemarie; 1995

Exemplare:

SignaturQRStandortStatus2021 C 3085
Bei meiner seele wer ist die frau
Hauptbibliothek Altstadt / Tiefmagazin 2bestellbarMediennummer: 09518869
Bei meiner seele wer ist die frau
vor Ort ausleih- oder vormerkbarMediennummer: 58306029, Inventarnummer: 95/659



Er hat all seine Kraft und Gelenkigkeit aufgebracht, damit ich davonlaufen konnte und keinen Schaden nahm, als mir damals, nach der Schule, drei Mädchen mit einem Stein nachliefen. Er hat tapfer durchgehalten, ohne zu erkranken, wenn ich in meiner Zerstreutheit an kalten Wintertagen viel zu wenig Kleidung trug.

Mein Leib hat mir dabei geholfen, meine Liebe auszudrücken. Durch die Wärme, durch den guten Geruch, den er für mich machte in wichtigen Lebensmomenten, durch seine unwahrscheinlich hohe Sensibilität, durch die er mich zeigen ließ, was ich geben wollte und was der Geliebte brauchte. Stets war er Botschafter meines Wesens, Vermittler, Zuträger.

Dieser gute, starke Leib hat meine Kinder getragen und geboren für mich. Und all die Jahre meines Lebens war er für mich da, war er stark, gesund und ein gutes Zuhause für meinen Geist und meine Seele.

Jetzt ist er müde geworden, mein Leib, wir kommen beide in die Jahre. Er ist faltig, an manchen Stellen grobporig, Hornhaut ist auf seinen Füßen von den Tausenden Kilometern, die er in meinem Dienst zurückgelegt hat.

Der Bauch meines Körpers ist weich, die Haut geht wohl etwas aus dem Leim, und die Last der Jahre zeigt sich an Wellen, Dellen und am Überhang. Ich betrachte meinen guten alten Leib im Spiegel.

Und plötzlich überkommt mich so viel Liebe für diesen Leib, der alles gegeben hat in den vergangenen Jahrzehnten, damit ich erleben konnte, was mein heißes Herz und mein ruheloser Geist verlangten.

Alles hat er mitgemacht, dieser gute Leib, nie versagte er mir seinen Dienst. Wie könnte ich ihn da nicht lieben? Ich liebe das weiche Alter seiner Haut. Ich liebe das Gewicht, das dieser Leib braucht, um zu sein, was er ist.

Ich liebe das Bemühen, immer noch und immer wieder aufrecht zu gehen wie ein junges Mädchen, auch wenn es manchmal nicht mehr so einfach ist. Dieser alte Leib ist in seiner leichten Müdigkeit, die ihm das Älterwerden auferlegt hat, vieltausendmal schöner, als er es im ungelenken Selbstverständnis der Jugend war.

Mein Leben, mein innerstes Ich, hat ihn gefordert, hat ihn geformt. Längst kenne ich ihn durch und durch. Wir sind eins geworden im Laufe des Lebens.

Sich beklagen, weil dieser gute alte Leib nicht mehr glatt und jung ist? Wie verrückt wäre das denn?

Bei meiner seele wer ist die frau

Zu dick, zu dünn, zu groß, zu klein, zu unförmig. Irgendetwas ist immer falsch. Der perfekte Körper, so die gesellschaftliche Norm, ist dünn. Wer dick ist, spürt oft gnadenlos, was die anderen denken – und, nackt vor dem Spiegel, was der innere Kritiker sagt. Die Fotografin Michaela Kölle hat sich selbst fotografiert und ihre Gedanken – ähnlich wie Schriftstellerin Monika Krautgartner – dabei niedergeschrieben.

Als großer Fan von Isabel Allende möchte ich dir heute ihr neues Buch von Herzen empfehlen: „Mujeres del alma mía“ - "Frauen meiner Seele".

 

Die deutsche Titelübersetzung "Was wir Frauen wollen" klingt leider sehr banal ... 

Das Buch aber ist großartig!


Isabel Allende hat so viele bedeutende und wundervolle Bücher geschrieben, z.B. Das Geisterhaus, Paula, Die Insel unter dem Meer oder Dieser weite Weg. Sie versteht es großartig, politische und historische Ereignisse in spannende Geschichten zu weben.

 

„Mujeres del alma mía!" ist ein persönliches Buch. Als gereifte Frau (Jahrgang 1942) schaut sie mit dem Blick einer „Ältesten“ auf ihr Leben und auf die Frauen, die sich gegenseitig prägten. Ein Leben voller starker Momente und auch sehr trauriger Ereignisse. Auch sind es Einblicke in die südamerikanische (Chile/Peru) Geschichte mit ihren patriarchalische Ausprägungen älteren und aktuellen Datums. Sie erzählt klar, prägnant ernst und humorvoll.

 

Drei Stellen im Buch haben mit mir geflirtet:

 

„In meiner Jugend kämpfte ich für Gleichberechtigung, ich wollte das Spiel der Männer spielen, aber als ich erwachsen wurde, erkannte ich, dass dieses Spiel Wahnsinn ist, es zerstört den Planeten und das moralische Gefüge der Menschheit.“ 

 

„Wer hat denn, ehe die Frauenbewegung das tat, die Postulate des Machismo je in Zweifel gezogen? Rassismus, Kolonialismus, Ausbeutung, Privateigentum, die Verteilung der Produktionsmittel und andere Ausprägungen wurden hinterfragt, aber die Frauen spielten in diesen Analysen nie eine Rolle.“

 

Und, Mona Eltahawy, eine Aktivistin, zitierend: „Die Ordnung herausfordern, sich widersetzen und die Regeln brechen ist Sache der jungen Frauen, die noch keine Verantwortung als Mütter haben, und der Alten, deren Kinder aus dem Haus sind.“ … und Isabel Allende weiter „ … aber wenn wir erst eine kritische Masse in Macht- und Führungspositionen erreicht haben, dann können wir das Gewicht hin zu mehr Gerechtigkeit und Gleichheit verschieben.“

 

Es ist kämpferisches Plädoyer für einen neuen Feminismus, der die unheilvollen globalen Auswirkungen des Patriarchats überwinden möchte.

Und es ist auch ein Plädoyer für die Liebe – dennoch - trotzdem! Isabel Allende ist mir als starke Frau ein gutes Vorbild.

Isabel Allende im Interview

 

Feminismus ist die wichtigste Revolution der Menschheit: Das neue Buch von Isabel Allende ist gleichermaßen ein feministisches Plädoyer wie auch ein Nachdenken über das Alter. Im rbb-Interview spricht die 79-Jährige über den Tod, den sie sich als elegante, mitfühlende Frau vorstellt, und über den Zorn, der alles antreibt. 

zum Interview

 

In einem kürzlich im Guardian erschienenen Interview spricht sie über die Frauenschicksale in ihrer Familie, wie es ist, sich im Alter von über 70 scheiden zu lassen, und über ihre Hoffnung auf eine baldige Beendigung der patriarchalischen Menschheitsepoche. Sie ist optimistisch …

zum Interview

Bei meiner seele wer ist die frau

Buchbeschreibung des Verlags

 

Was wollen Frauen heute? Liebe und Respekt und vor allem auch Kontrolle über Leben und Körper und Unabhängigkeit. In diesen Hinsichten aber gibt es noch sehr viel zu tun, sagt Isabel Allende. Und dieses Buch, so ihre Hoffnung, soll dazu beitragen, »unsere Töchter und Enkeltöchter zu inspirieren. Sie müssen für uns leben, so wie wir für unsere Mütter gelebt haben, und mit der Arbeit weitermachen, die wir begonnen haben.«

 

Was bedeutet es, eine Frau zu sein? Isabel Allende ist eine Ikone, eine weltweit geliebte Schriftstellerin und das Vorbild vieler Menschen. In diesem leidenschaftlichen, provokanten und inspirierenden Memoir hält sie Rückschau auf ihr Leben und schreibt über ihr wichtigstes Thema – es ist der bewegende Appell einer großen Feministin.