Woher kommt die Redewendung Zeit ist Geld?

Geld regiert die Welt – und unsere Sprache: Achten Sie mal darauf, wie viele Redewendungen sich um den schnöden Mammon drehen. Ohne Moos ist eben nix los. Doch wussten Sie, dass hinter vielen Sprichwörtern historische Geschichten und Anekdoten stecken? In unserer Mini-Serie lassen wir Erklärungen für die Herkunft verschiedener Geldsprüche springen. Dritter und letzter Teil: Religion und Kultur. Den ersten Teil („Bares wortwörtlich“) und zweiten Teil („Gesellschaft und Wirtschaft“) finden Sie hier.

1. Schnöder Mammon

„Ihr könnt nicht Gott dienen und zugleich dem Mammon“, sagt Jesus in der Bibel. Der Begriff „mamonas“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet Reichtum. Allerdings verzichteten die Bibelschreiber darauf, das Wort zu übersetzen – so hat es sich in den Köpfen der Menschen verankert. Eine Person, der vorgeworfen wird, es gehe ihr nur um den schnöden Mammon, gilt heutzutage als materialistisch eingestellt und besonders geizig. 

2. Taler, Taler, du musst wandern

Kennen Sie diesen Spruch noch aus Ihrer Kindheit? Er stammt aus einem Spiel: Die Kinder stehen im Kreis, eines hält zwischen seinen Handflächen ein Geldstück versteckt. Ein weiteres steht außerhalb des Kreises und muss erraten, an wen der Taler während des Singens heimlich weitergegeben wurde. Abseits des Kinderspiels kennen besonders Unternehmer den Ausspruch: Nur wenn Geld bewegt wird, kann der Unternehmer Umsatz machen. 

3. Zeit ist Geld

Diesen berühmten Satz hat Benjamin Franklin (1706-1790) geprägt. Franklin war nicht nur Verleger, Schriftsteller, Naturwissenschaftler und Erfinder (unter anderem des Blitzableiters), sondern auch einer der Gründerväter der USA. Das Zitat stammt aus seinem Buch „Ratgeber für junge Kaufleute“. Darin ermahnt der Staatsmann: “Remember, that time is money.”

4. Ohne Moos nix los

Der Begriff Moos stammt von dem hebräischen Wort für Münze: „moath“. Moos ist etwas Weiches und Bequemes – und wenn es in großer Menge vorhanden ist, kann daraus ein besonders angenehmes Polster entstehen. Aufs Geld übertragen also ein finanzielles Polster. Spätestens mit Gunter Gabriels Song „Ohne Moos nix los“ (hier bei YouTube reinhören) ist die Redewendung in der breiten Bevölkerung bekannt geworden. 

5. Es ist nicht alles Gold, was glänzt

William Shakespeare hat in seinem Stück „Der Kaufmann von Venedig“ Ende des 16. Jahrhunderts diese Redensart verwendet: „Nicht alles, was glänzt, ist Gold, / Oft hast du das sagen hören – / Manch einer hat sein Leben verkauft, / Nur mein Äußeres zu sehen. / Vergoldete Gräber umschließen Würmer. / Wärst du so weise wie kühn gewesen, / Jung in den Gliedern, alt im Urteil, / So wäre deine Antwort nicht aufgeschrieben gewesen – / Leb wohl, deine Werbung ist kalt.“

6. In den Sand setzen

Der Ausdruck bedeutet, etwas durch eigenes Verschulden zu verlieren oder keinen Erfolg zu haben. Das Sprichwort hat allerdings nichts mit Meer und Strand zu tun, sondern stammt aus dem Mittelalter: Bei großen Turnieren galt es, den Gegner vom Pferd zu stoßen – hinunter auf den Sandboden. Der Verlierer hat sich also in den Sand gesetzt. 

Inhaltsverzeichnis

Prolog

1. Einleitung

2. Methodische Vorgehensweise

3. Hartmut Rosa
3.1. Soziale Beschleunigung
3.2. Motoren der Sozialen Beschleunigung

4. Georg Simmel
4.1. Geldwirtschaft und Doppelrolle des Geldes
4.2. Soziale Differenzierung

5. Fazit

Prolog

Die vorliegende Arbeit „Zeit ist Geld – die Bedeutung des Geldes im Kontext aktueller Beschleunigungstheorien der Moderne”, welche im Rahmen des Seminars „Zeit der Moderne“ angefertigt wurde, ist als drittes Element der im Seminar zu erbringenden Prüfungsleistung anzusehen. Weitere Elemente der Prüfungsleistung waren ein im Seminar abgehaltenes Referat, sowie ein zu einer Sitzungsgestaltung verfasstes Protokoll.

Das am 05.11.2015 abgehaltene Referat, welches sowohl philosophische als auch kulturwissenschaftliche und soziologische Ansätze thematisierte, diente zunächst als interdisziplinäre Einführung in den Zeitdiskurs. Vorgestellt wurden die Dissertation „Zeit und Zeiterfahrung“ des schweizerischen Philosophen und Schriftstellers Peter Bieri, sowie das Buch „Was ist Zeit?“ des deutschen Literaturwissenschaftlers Peter Gendolla, sowie das von der birttischen Soziologin verfasste Buch „Das Diktat der Uhren“.

Die Grundlage für die vorliegende wissenschaftliche Ausarbeitung bildet vor allem das am 10.12.2015 angefertigte Protokoll zur Sitzungsgestaltung „Soziale Beschleunigung: b) Aktuelle Zeitdiagnose der Beschleunigung“, welches sich auf die gemeinsame Leselektüre „Beschleunigung und Entfremdung“ von Harmut Rosa bezog und dem Plenum schließlch am 17.12.2015 vorgestellt wurde.

1. Einleitung

Schon Benjamin Franklin erkannte mit seinem berühmten Zitat „Zeit ist Geld“[1] wie eng Zeit und Geld miteinander in Verbindung stehen. In unserer heutigen Zeit spiegelt sich dies vor allem in unserem Wirtschaftssystem wider. Da in der Regel keine leistungsorientierte Vergütung erfolgt, sondern nach Stunden abregerechnet wird, zeigt sich hier die Verzahnung von Zeit und Geld besonders offenkundig.

Folgt man Autoren wie Samuel Weber, lässt das Zitat von Franklin sogar umkehren. Demnach ist Zeit nicht nur Geld, sondern Geld auch Zeit, da der Kauf- oder Verkaufsprozess selbst auch Zeit erfordert. Selbst bei einem direkten Warentausch, wo Geld nicht einmal benötigt wird, brauht Geld dennoch Zeit, „da der Tausch von Waren gegen Geld Teil eines zirkulären Prozesses ist, der früher oder später zum Wiedereintausch des Geldes in Waren führt”[2]. Durch Geld würde die Zeitlichkeit dieses Tauschprozesses nur deutlicher offenbart werden.

Wie sehr das Zusammenspiel von Zeit und Geld nach wie vor die Gesellschaft tangiert, spiegelt sich auch in der Musikindustrie wider. Phrasen aus heutigen Songtexten wie „Zeit ist Bares […] jeder Augenblick ist Hartgeld“[3] deuten ontologisch betrachtet Geld gar als eine Form von erstarrter, verfestigter Zeit. Autoren wie Frank Engster weisen dahingehend darauf hin, dass Geld als Maßeinheit für „die eigene Produktivkraft ermittelnde Ökonomie”[4] anzusehen ist.

Gerade der Moderne wird nachgesagt, sich insbesondere durch Zeit und Geld zu charakterisieren.[5] Die zunehmende Bedeutung der modernen Geldwirtschaft hatte dabei nicht nur Folgen für die Wirtschaft selbst, sondern auch für die Gesellschaft.

Nach Georg Simmel kristallisierten sich die Grundstrukturen der modernen Gesellschaft sogar gänzlich im Geld heraus.[6] Simmel führt die Nervösität der Großstadt in seinem Aufsatz „Die Großstädte und das Geistesleben” auf die Moderne zurück, da diese für einen beschleunigten Lebensrhythmus gesorgt habe. An dieser Stelle bietet sich der Verweis auf die Beschleunigungstheorie von Hartmut Rosa an, der die Beschleunigung des Lebenstempos als eine von drei Beschleunigungsformen beschreibt. Nach Rosa herrscht gerade in modernen, westlichen Gesellschaften eine „spektakuläre und epidemische ‘Zeitknappheit’”[7].

Dementsprechend lautet die Forschungsfrage, welche Bedeutung Geld im Beschleunigungsdiskurs der Moderne - wie sie von Simmel und Rosa formuliert werden – einnimmt und welcher Zusammenhang sich zwischen Zeit und Geld in Bezug auf Beschleunigung dahingehend ausmachen lässt.

2. Methodische Vorgehensweise

Um die Forschungsfrage zu klären, wird zum einen Harmut Rosas 2005 erschienende Studie „Soziale Beschleunigung. Die Veränderung der Zeitstrukturen in der Moderne”[8] und sein Entwurf einer kritischen Theorie spätmoderner Zeitlichkeit aus seinem 2013 publizierten Buch „Beschleunigung und Entfremdung“[9] herangezogen. Hierbei soll insbesondere Rosas Kernkonzept der „Sozialen Beschleunigung” näher vorgestellt werden.

Ergänzt wird dies zum einen mit Georg Simmels Arbeit zu „Philosophie des Geldes”[10] aus dem Jahr 1900, die wichtige kulturgeschichtliche Hauptgedanken Simmels in Bezug auf Geldwirtschaft und Moderne beinhaltet und zum anderen mit seinem Essay „Die Großstädte und das Geistesleben”[11] von 1903.

Obwohl sich zwischen den beiden Autoren Parallelen nicht nur hinsichtlich der Moderne in Bezug auf die Bedeutung des Geldes, sondern auch in Bezug auf den Aspekt der Entfremdung ziehen lassen, wird sowohl bei Rosa als auch bei Simmel die Entfremdungstheorie nicht näher behandelt, da dies den Rahmen der Arbeit übersteigen würde.

3. Hartmut Rosa

Hartmut Rosa wurde 1965 in Lörrach geboren und ist ein deutscher Soziologe und Politikwissenschaftler an der Universität Jena. Sein Forschungsschwerpunkt liegt schon seit einigen Jahren in der Frage nach den Gründen einer in der Moderne zunehmenden sozialen Beschleunigung, die er in verschiedenen kulturelle Bereichen der westlichen Gesellschaft ausgemacht hat.

2004 habilitierte Rosa mit der Studie „Soziale Beschleunigung. Die Veränderung der Zeitstrukturen in der Moderne“, in der er die Ursachen der stetigen und unaufhaltsamen Beschleunigung in der Dominanz des kapitalistischen Systems ausmacht. Burnouts und Stress im Beruf wie im Privaten hätten eine Entfremdung des Menschen zur Folge. 2013 folgte die zusammenfassende Schrift „Beschleunigung und Entfremdung - Entwurf einer kritischen Theorie spätmoderner Zeitlichkeit“.

3.1. Soziale Beschleunigung

Hartmut Rosa kam in seinem 2005 erschienenen Werk „Beschleunigung: Die Veränderung der Zeitstrukturen in der Moderne“, zu der Feststellung, dass die „Erfahrung von Modernisierung [...] eine Erfahrung der Beschleunigung“[12] ist. Dabei seien sich sowohl die „Verfechter wie die Verächter der Moderne von Anfang an [...] einig: ihre konstitutive Grunderfahrung ist diejenige einer ungeheuren Beschleunigung der Welt und des Lebens und des je individuellen Erfahrungsstromes“[13]. Seine Beschleunigungstheorie und die beschriebene Erhöhung des Lebenstempos gekennzeichnete Moderne, greift er in seinem 2013 erschienen Werk „Beschleunigung und Entfremdung“ erneut auf.

Rosa macht hierbei zunächst drei Beschleunigungsformen aus, bestehend aus der technischen Beschleunigung, sowie die Beschleunigung des sozialen Wandels und die des allgemeinen Lebenstempos. Die durch die technische Beschleunigung freigesetzte Zeit führt nach Rosa entgegen den vermeintlichen Erwartungen jedoch nicht zu einem Zeitgewinn oder zu mehr Freizeit. Obwohl dank neuer technischer Innovationen Prozesse schneller ausgeführt werden können, stelle sich dennoch insbesondere im Zusammenhang mit der Beschleunigung des Lebenstempos ein paradoxer Effekt ein: Trotz des technologischen Fortschritts bestünde weiterhin eine Zeitknappheit. So herrsche das Bedürfnis, in kürzerer Zeit auch immer mehr Aufgaben erledigen zu wollen, was Rosa auf die Steigerungslogik der Spät- oder auch Postmoderne zurückführt.

Diese Steigerungslogik der modernen Gesellschaft spiegelt sich auch in der Beschleunigung des allgemeinen Lebenstempos selbst wider. So bestünde heutzutage auch das Bedürfnis, immer mehr Erlebnismöglichkeiten pro Zeiteinheit wahrzunehmen zu wollen. Subjektiv würde Zeit damit immer mehr als knappe Ressource wahrgenommen, wodurch sich ein ständiges Gefühl der Zeitknappheit einstelle, welches die Menschen in der Moderne begleite. Rosa beurteilt diese Zeitknappheit als “die vielleicht dringlichste und erstaunlichste Facette der sozialen Beschleunigung”[14] moderner westlicher Gesellschaften. Mit dem Verweis auf Georg Simmel betont Rosa, dass die Tempobeschleunigung des sozialen Lebens auch „immer wieder als Merkmal des Prozesses der Modernisierung diagnostiziert“[15] werden würde. Rosa wies bereits in seinem 2005 erschienen Werk in Bezug auf die Beschleunigung des Lebenstempos explizit auf die Rolle des Geldes hin. Nicht nur die Distanz der Menschen zueinander, sondern auch das Tempo des Lebens würden sich demnach durch die Geldwirtschaft ändern. Die Geldmehrung und der wachsende Konsum beschleunigen folglich auch das Tempo des Lebens.

·

[...]

[1] Das Sprichwort „Zeit ist Geld“ stammt von Benjamin Franklin und ist 1748 in seinem Buch „Ratschläge für junge Kaufleute“ erstmals erschienen.

[2] Weber, Samuel (2009): Geld ist Zeit, S. 10.

[3] Songtextstelle des Liedes „Kopf oder Zahl“ von Jennifer Rostock (2008), nachzulesen unter: //www.songtexte.com/songtext/jennifer-rostock/kopf-oder-zahl-23c3c03b.html

[4] Vgl. Engster, Frank (2014): Das Geld als Maß, S. 16.

[5] Vgl. Mau, Steffen; Schöneck, Nadine (2013): Handwörterbuch zur Gesellschaft Deutschlands, S. 1012.

[6] Vgl. Girschik, Katja (2000): Geld als Determinante der Moderne, nachzulesen unter: //socio.ch/sim/t_girschik.htm

[7] Vgl. Rosa, Harmut (2013): Beschleunigung und Entfremdung, S. 26.

[8] Rosa, Harmut (2005): Soziale Beschleunigung.

[9] Rosa, Harmut (2013): Beschleunigung und Entfremdung.

[10] Simmel, Georg (1900): Philosophie des Geldes.

[11] Simmel, Georg (1903): Die Großstädte und das Geistesleben.

[12] Rosa, Harmut (2005): Soziale Beschleunigung, S. 51.

[13] Vgl. ebd., S. 71.

[14] Ebd., S. 26.

[15] Ebd., S. 27.

Woher kommt der Sprichwort?

Sprichwörter sprechen, im Gegensatz zur Redewendung, ein gemeinschaftliches bildhaftes Vorstellungsvermögen der Zuhörer an, das heißt auch, dass sie auf dem kollektiven Erfahrungsschatz der jeweiligen Kultur beruhen. Die Lehre von den Sprichwörtern wird innerhalb der Sprachforschung Parömiologie genannt.

Warum sagt man Ohne Moos nichts los?

»Moos« ist ein umgangssprachlicher Ausdruck für „Geld“, der aus dem Jiddischen stammt; Näheres siehe »Moos« Beispiele: [1] Pech gehabt, Leute. Wenn ihr die Karten nicht bezahlen könnt, müsst ihr draußen bleiben – ohne Moos nix los!

Woher kommt die Redewendung Das Geld aus dem Fenster werfen?

Geld zum Fenster hinauswerfen Zu diesem Anlass stellten sich die Kaiser jener Zeit regelmäßig an ein bestimmtes Fenster und warfen dem armen Volk Münzen zu. Da dieses Geld jedoch aus den Steuerzahlungen der Bürger stammte, ging der Spruch um: „Er wirft unser Geld zum Fenster hinaus.

Woher kommt der Begriff eine Stange Geld?

Die Geschäfte bekommen die verpackten Münzen von der Bank. Eine schöne Stange Geld ist sprichwörtlich eine besonders lange und wertvolle Papierrolle mit Münzen. Verdient man eine Stange Geld, ist das Gehalt besonders hoch.

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